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Der Mensch Jens Söring

40.127 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kino, Gefängnis ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Mensch Jens Söring

Der Mensch Jens Söring

23.07.2017 um 15:24
@Mr.Mystery1990
Ich hab das Buch immer so verstanden, das es seine Position, die er während des Prozesses vertrat, nochmals ausführlicher wiedergibt. Und meines Erachtens behauptet er da nicht, dass es Elizabeth mit ihrem Dealer gewesen sein könnte. Er deutet es bestenfalls an.

Aber die Frage war ja: warum ist niemand auf diese Theorie eingegangen? Ich glaube, er hat das selber im Prozess nicht weiter vertieft, weil das - wie weiter oben erläutert - für ihn kontraproduktiv gewesen wäre bzw weil er meines Erachtens eine andere Geschichte erzählen wollte. Und die Anklage und die Ermittler haben das nicht weiter vertieft, weil er das nicht als konkrete Theorie dargestellt hat.

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23.07.2017 um 15:34
@yasumi
Er erwähnt diesen Dealer, dem er in seinem Buch das Alias Jeff Ranchero gibt, an verschiedenen Stellen.
Was die Tatnacht/ den Tatabend betrifft, ist das in der Tat alles was er dazu schreibt.
Aber folgen wir zunächst mal seiner Argumentation, so kam ihm der Gedanke, dass sie Tat nicht allein begangen habe, ja auch erst viel später.
Zitat von Mr.Mystery1990Mr.Mystery1990 schrieb:Soering sagt, das sie nicht darüber geredet haben.
Er schreibt dazu auf S. 88 der Buchausgabe:
In den frühen Morgenstunden... arbeiteten wir unsere Version ... aus. Ich erzählte Liz, was ich den ganzen Tag über getan hatte, so dass sie ihre Alibi- Geschichte überzeugend überzeugend erzählen konnte. Und dann beschrieb Elizabeth mir das Verbrechen und ich versuchte mir vorzustellen, wie man mich dazu gebracht haben könnte, ihre Eltern umzubringen. Sie erzählte mir nicht, warum sie nach Lynchburg gefahren war und was tatsächlich in Loose Chippings passiert war....Der Horror war so riesengroß, dass es einfacher war, ihn zu ignorieren.Also konzentrierte ich mich auf etwas, womit ich umgehen konnte, nämlich auf die Konstruktion meiner Geschichte."
Man beschäftigte sich also damit, sich möglichst genau zu erklären, wie die jeweiligen Szenerien waren, um jeweils schlüssig erklären zu können, dass er den Mord begangen habe und sie in Washinton geblieben war.
So verstehe ich das, was er sagt.

Weiter unten schreibt er noch:
Hätte ich, als Elizabeth...mir die Tat gestand, nur den leisesten Verdacht gehabt, dass dieser Mann ( der Komplize) existierte, dann wre ich niemals auf die Idee gekommen, die Schuld auf mich zu nehmen..."



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23.07.2017 um 15:56
Zitat von Mr.Mystery1990Mr.Mystery1990 schrieb:Jeder wahre Experte hätte der Jury sagen können, dass
der Abdruck zu klein war um von Jens zu stammen, aber die Verteidigung rief keinen solchen
Experten in den Zeugenstand. In einem Revisionsverfahren kam selbst der Generalstaatsanwalt zu
dem Schluss, dass der Sockenabdruck keine Beweiskraft hatte.
Wobei mir gerade in den Sinn kommt, möglicherweise hat der Anwalt selbst JS für Schuldig gehalten in dem Moment.
Und wollte auch nach Hause, jedenfalls besser als zu sagen, die Situation ist aussichtslos, bekennen sie sich lieber als Schuldig !
Moralisch wäre das Super.


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23.07.2017 um 15:57
@ligala
Wenn er die Theorie hatte, dass Elizabeth und der Dealer zusammen im Drogenrausch die Morde begingen, warum erzählt er dann nicht, dass Elizabeth an diesem Samstag zurück nach Charlottesville fuhr, weil sie Drogen von Washington zu ihrem Dealer bringen wollte?

Nur damit er dann erklären kann, warum er die Morde auf sich nahm, was er nicht getan hätte, wenn er von dem Komplizen gewusst hätte?

Er tut so, als ob ihm selber der Gedanke nicht kam, dass vielleicht zwischen dem Transport der Drogen und dem Satz "it was the drugs that made me do it" ein Zusammenhang bestehen könnten (ansonsten hätte er die Morde ja nicht auf sich genommen). Er will aber, dass alle anderen diesen Bezug herstellen, um dann zu der Theorie zu gelangen: Sie hat es im Drogenrausch mit ihrem Dealer getan.

Ich weiß nicht.


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Der Mensch Jens Söring

23.07.2017 um 16:27
@yasumi
Wenn man seiner Logik folgt, so ist er ja 1985 nach ihrem Geständnis fest davon ausgegangen, sie habe die Tat allein begangen.
Dazu ein Zitat:
S. 89: "Es 'gelang' mir bis zum Herbst 1986, der Wahrheit nicht ins Auge zu sehen. Und selbst dann brauchte ich noch Monate, um mich aus dem Berg von Lügen herauszuschaufeln und mich zu befreien"
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Er tut so, als ob ihm selber der Gedanke nicht kam, dass vielleicht zwischen dem Transport der Drogen und dem Satz "it was the drugs that made me do it" ein Zusammenhang bestehen könnte
Ich habe das nicht so verstanden, als ging es ihm darum dass sie ihm die Tat, die sie unter dem Einfluss von Drogen begangen habe, gestand, sondern darum, dass die die Tat nicht allein, sondern evtl.mit ihrem Dealer ausgeführt hätte. Dies war für ihn das Unannehmbare.
Ich habe das so verstanden, als sei ihm der Gedanke, dass es noch einen Tatbeteiligten gab, erst gekommen sei, nachdem Elizabeth mit ihm gebrochen hatte.


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Der Mensch Jens Söring

23.07.2017 um 16:50
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Wenn er die Theorie hatte, dass Elizabeth und der Dealer zusammen im Drogenrausch die Morde begingen
Später hatte er die Theorie. Ob er sie auch im Prozess hatte, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen.
Weder die Anklage noch die Polizei stellte Untersuchungen zu Sörings
Theorie an, dass Elizabeth Haysoms Drogendealer– dessen Mutter eine
Richterin am General District Court (Bezirksgericht) von Lynchburg war – ihr
Komplize in einem (leider nicht unüblichen) „Junkie“-Mord gewesen sein
könnte. Siehe IV.C.
j) Quellen
i. Für alle außer (g): Habeas-Petition und Joint Appendix
http://q.b5z.net/i/u/7000525/f/DNS/German_translation_of_Why_the_Haysom_Case_-_12-11-10.pdf
Zitat von yasumiyasumi schrieb:warum erzählt er dann nicht, dass Elizabeth an diesem Samstag zurück nach Charlottesville fuhr, weil sie Drogen von Washington zu ihrem Dealer bringen wollte?
Das verstehe ich auch nicht, selbst wenn es die Wahrheit wäre mit Washington.
Wäre es dumm, das mit Charlottesville nicht zu schreiben.


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23.07.2017 um 17:06
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb am 01.07.2017:Im Grund genommen sitzen doch die beiden Richtigen ein. Verstehe daher nicht, warum es so wichtig ist, ob EH die Tat mit begangen hat oder nicht. Bestraft dafür wurde sie auf jeden Fall recht hart.
@Venice2009
Das war Deine Kernaussage auf die ich mich beziehe (plus weitere Posts ergänzend die darauf folgten). Damit lasse ich Dich jetzt alleine und Du kannst für Dich selber beurteilen, ob dies eine qualitative Aussage ist (was Du von anderen Usern ja auch verlangst), damit Du Dich hier im Thread nicht irgendwie schlecht fühlen musst. Als ein Beispiel.


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23.07.2017 um 17:15
@plumbum
es war doch auch auf die Bestrafung gemünzt. Sie steht ja damit nicht viel besser da, als er, als verurteilter Doppelmörder.

Die ganzen Indizien wurden hier doch schon zig mal durchgekaut, es gibt aber nichts, was darauf schließen lassen würde, dass sie tatsächlich am Tatort gewesen ist. Es gibt sogar Indizien die eher dagegen sprechen, wie eben das Außenlicht.

Von daher war meine Aussage darauf bezogen, weil ich den Eindruck hatte, dass einige der Meinung sind, dass sie irgendwie besser dastehen würde. Was meiner Meinung nach eben so nicht ist.


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23.07.2017 um 17:20
@Venice2009
Lass uns das besser abschliessen.....


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Onida ehemaliges Mitglied

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Der Mensch Jens Söring

23.07.2017 um 17:30
Ich habe mir nun das zweite mal schon die ZDF Kerner Doku angeschaut.
Übrigens : Sehr interessant, dass man die Beweisstücke wie blutige Kleidung, Schuhe, Teppich, Geschirr, usw. für immer aufbewahrt (auch nach dem Tod der Angeklagten), die Mitarbeiter diese 'Beweisstücke' jedoch mit bloßen Händen anfassen.
Ich kann dies nur aus Medi - Sicht betrachten - ein absolutes No Go, aber: andere Länder, andere Sitten.

1. Habe ich es richtig verstanden, dass die (weitere) Blutgruppe, die am Tatort gefunden worden ist, J.S. Blutgruppe war?

2. Minute 13:35: E-H's DNA wurde am Tatort nicht gefunden? Wie geht das? Ich dachte man fand es in unmittelbarer Nähe der Leichen?

3. Wie kann es sein, dass der Drogendealer (auch wenn nur indirekt) 'dabei' war, bzw. sich mit E.H. treffen sollte, mit ihr regelmäßig zu tun hatte und keiner hat ihn eingeladen, geprüft ?

4. Ca. 18. Minute : Das finde ich von dem Sheriff schon sehr frech mit der Aussage : 'Sie hat Recht. Aber haben sie mich gehört, dass ich jemals gesagt habe, dass es J.S. Fußabdruck ist? Das hat nie jemand gesagt. Lediglich dass der ähnlich ist.
Da gehen bei mir, und ich sehe es bisher neutral, alle Alarmglocken auf. Der Typ wurde aufgrund dessen doch verurteilt !? Der Sheriff sagt selbst, für ihn ist J.S. schuldig. Auf die Nachfrage ob es fair ist, sagt er noch frecher 'Ja, natürlich ist es fair, das ist das Ergebnis unserer Arbeit, unfair wäre es, wenn wir es gefälscht hätten.' *facepalm*


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Der Mensch Jens Söring

23.07.2017 um 18:03
Ja nun, wenn man unbedingt eine Straftat begeht muss, sollte man sich überlegen in welchem Land. das liegt in der Verantwortung des potentiellen Täters.
Es weiß nun wirklich, im wahrsten Sinne des Wortes, jedes Kind, was passiert, wenn man ein Kapitalverbrechen begeht. In den USA bekommt man dann halt nicht pädagogisch den Kopf gestreichelt, sondern landet als Kind/Jugendlicher halt auch durchaus für 35 Jahre bis lebenslänglich in Haft.

Also das weiß man. Es wird dort mit härteren Bandagen gekämpft, dennoch gibt es genauso juristische Optionen wie im römischen Recht, was ja gerne als fairer eingestuft wird. Das anglikanische Recht, insbesondere USA, wird ja immer zerrissen.

Es ist ja nun nicht so, dass die Justizbehörden mit einem Bus über das Land fahren und irgendwelche arg konservativen "Landeier" einsammeln und auf den Jurysitzen platzieren. Es finden Auswahlverfahren statt und "Einweisungen" usw. usf.
Im übrigen ist das Juryprinzip toll, "wir alle" wollen doch als Volk mehr Mitbestimmung. Jetzt dürfen wir richten und bei Schadensersatzklagen (ggü. Industrie und Handel z. B.) freut man sich doch umso mehr, wenn das Volk über die Schuld und die Entschädigungssumme entscheidet, oder?

Also, dem System nicht immer die Schuld geben. es ist durchaus hart, aber es ist meines Erachtens nicht schlechter als vermeintlich bessere Systeme.

Ich muss den Bericht nochmal sehen, aber soweit ich es erinnere, heißt es doch nur "das ist der Fußabdruck der gefunden wurde, und das ist der von Söring" und Updike blättert den dauernd auf und ab.
Ich meine, die sind nun wirklich ähnlich, das kann man als Indiz einbringen. Finde die Unterschiede marginal und daher ein Baustein in der Frage der Schuld.


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Der Mensch Jens Söring

23.07.2017 um 18:58
Zitat von OnidaOnida schrieb:4. Ca. 18. Minute : Das finde ich von dem Sheriff schon sehr frech mit der Aussage : 'Sie hat Recht. Aber haben sie mich gehört, dass ich jemals gesagt habe, dass es J.S. Fußabdruck ist? Das hat nie jemand gesagt. Lediglich dass der ähnlich ist.
Da gehen bei mir, und ich sehe es bisher neutral, alle Alarmglocken auf. Der Typ wurde aufgrund dessen doch verurteilt !? Der Sheriff sagt selbst, für ihn ist J.S. schuldig. Auf die Nachfrage ob es fair ist, sagt er noch frecher 'Ja, natürlich ist es fair, das ist das Ergebnis unserer Arbeit, unfair wäre es, wenn wir es gefälscht hätten.' *facepalm*
Habe mir die Sequenz angeguckt. Also ich erkenne da nichts verwerfliches oder verfahrenstechnisch falsches. Die Anklage bringt ein Indiz ein, welches als "nur ähnlich" betitelt wird. Die Abdrücke sind sehr ähnlich. Die Aussage stimmt von Gardner. Updike sagt im Video nichts, rollt die Folie auf und ab. Frage wäre, ob er so noch etwas gesagt hat. Die Jury kann sich in Kombination mit den anderen Indizien ein Urteil bilden.
Bitte korrigieren, falls ich das falsch einschätze.


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Der Mensch Jens Söring

23.07.2017 um 19:02
@ligala
@yasumi

Aber warum erzählt er nicht, dass sie nach Charlottesville gefahren ist ? Das würde mehr Sinn ergeben. (siehe Fettschrift)
She dropped me off around 4:30 p.m., and I watched the 5:05 p.m. showing of the film "Witness" with two ticket stubs in my pocket.

I went to our room and waited. Liz had told me that picking up the drugs would take at least two hours

When I arrived by taxi back at the hotel at about 7:30 p.m. I cashed a personal check at the front desk.

The nonsense with the two tickets was unnecessary and unworkable, of course, but I had given my word! Perhaps it would all work out.

But Liz did not arrive. So around 9:30 p.m. I gave up waiting and proceeded to the final stage of the so-called alibi. I took a taxi to a small movie theater and bought two tickets for the 10:15 p.m. showing of the film "Stranger Than Paradise."

Angrily I stomped onto Wisconsin Avenue and waved down a taxi. I was going to see the special midnight showing of the "Rocky Horror Picture Show" at a small theater in the heart of Georgetown -- and with only one ticket, too! Whenever Elizabeth deigned to carry her precious behind back to the hotel, she could wait for me for once!
I arrived at the Marriott around 2:00 p.m. in a huff
https://web.archive.org/web/20160509011319/http://lucy.ukc.ac.uk:80/Soering/chapter04.html

Weil es evtl. wahr ist ?


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Der Mensch Jens Söring

23.07.2017 um 19:31
Zitat von ligalaligala schrieb:Weiter unten schreibt er noch:
Hätte ich, als Elizabeth...mir die Tat gestand, nur den leisesten Verdacht gehabt, dass dieser Mann ( der Komplize) existierte, dann wre ich niemals auf die Idee gekommen, die Schuld auf mich zu nehmen..."
Ich seh grade, die von dir zitierte Stelle steht nur in der deutschen Version, nicht in der ursprünglichen, online veröffentlichten englischen Version. Und wurde offensichtlich erst nach der Buchanan-Zeugenaussage eingefügt:
[...] fast sechsundzwanzig Jahre nach jener Nacht, ist ein neuer Zeuge aufgetaucht und hat vor laufender Videokamera meinen Anwälten den Mann beschrieben, der aller Wahrscheinlichkeit nach Elizabeths Komplize bei den Morden war. Hätte ich, als Liz mir die Tat am 31. März 1985 gestand, auch nur den leisesten Verdacht gehabt, dass dieser Mann existierte, dann wäre ich niemals auf die Idee gekommen, ihre Schuld auf mich zu nehmen. Ich war verliebt in Liz und bereit, mich für sie zu opfern – aber ganz sicher nicht für sie und meinen Nebenbuhler.
Ich versteh das dann mal so, dass er 1990 bei seinem Prozess noch gar nicht konkret an einen Komplizen gedacht hat.
Zitat von ligalaligala schrieb:Wenn man seiner Logik folgt, so ist er ja 1985 nach ihrem Geständnis fest davon ausgegangen, sie habe die Tat allein begangen.
Zitat von ligalaligala schrieb:Ich habe das so verstanden, als sei ihm der Gedanke, dass es noch einen Tatbeteiligten gab, erst gekommen sei, nachdem Elizabeth mit ihm gebrochen hatte.
Naja. Es gibt drei Elemente in der Geschichte: Drogen - Dealer - Mord unter Drogeneinfluss. Was hat er denn geglaubt, was passiert ist? Klar kann man - wenn man seiner Logik folgen mag - irgenwie nachvollziehen, dass ihm das erst später mit dem Komplizen dämmerte. Er wollte zwar die Tat auf sich nehmen, aber auch nicht geschnappt werden. Die ein oder andere Frage, ob sie auf dem Weg zu ihren Eltern gesehen wurde, ob sie davor irgendwo war, und ob es möglicherweise Zeugen dafür gibt, wären schon naheliegend gewesen. Aber nun gut.

Und er hat ja das Fass aufgemacht: er hätte - wie Elizabeth es im umgekehrten Fall machte - einfach sagen können: Sie hat mich gebeten, doppelte Kinokarten zu kaufen. Ich hab zwar nicht verstanden, warum. Aber - verliebt wie ich war - hab ich es eben gemacht.

Wenn man sich den Ausschnitt aus der Doku anschaut, wo er das mit den Kinokarten erklärt, spürt man geradezu, wie wenig ihm da geglaubt wird. Als er das mit den zwei Tickets erwähnt, dann wirkt sein kurzes Lachen so, als ob er selbst nicht dran glauben mag.

(Das wäre vielleicht ein Punkt, dem man seinem Anwalt vorwerfen könnte, dass er Söring nicht an die kurze Antwort-Leine nahm. Aber hätte es sich Söring nehmen lassen, sich so darzustellen, wie er es nun mal tat?)

Es mag ja sein, dass Elizabeth es ihm so erzählte, wie er es im Buch darstellt und vor Gericht wiedergibt. Dass es sich alles genau so zutrug - aber am Ende des Tages stand für ihn doch auch fest, dass das, was sie ihm erzählt hatte, irgendwie nicht stimmen konnte.

Warum schreibt er in seinem Buch seitenlang über etwas, was eigentlich irrelevant ist? Oder erzählt davon ausführlich vor Gericht? Wie es dazu kam, dass er Alibis herstellte, obwohl er fand: "das Alibi war idiotisch", "unnötig", und obwohl er glaubte, die Sache mit den Eintrittskarten "würde nicht funktionieren". Aber dennoch kann er sich Jahre später noch bis ins kleinste Detail daran erinnern?

Die Geschichte, wie es dazu kam, dass er Alibis herstellte, hat ja doch beachtlich viele Elemente:
Sie gesteht, noch Heroin zu nehmen - sie bittet ihn um Vergebung - er vergibt ihr - er entschuldigt sich bei ihr, dass er die erneute Sucht nicht bemerkt habe - sie sagt, sie wolle aufhören - sie gesteht, bei ihrem Dealer Schulden zu haben - er bietet ihr an, die Schulden zu begleichen - sie sagt, nicht nötig, sie habe schon ein Arrangement: Kurierfahrt zum Ausgleich der Schulden - Dealer will sie bei Eltern verpfeifen (dass sie Drogen nehme, mit Söring ein Wochenende verbringe), falls sie es nicht mache - er bietet an mitzukommen - sie lehnt ab, da er zu auffällig sei - Das mit der Kurierfahrt muss sofort passieren - Problem: würde das reichen, den Dealer vor weiteren Erpressungen abzuhalten? - Lösung: Kinokarten als Alibi, als "Beweis", dass sie mit Söring in Washington war - da Söring keine Drogen nehme, könnte der Dealer sie nicht mehr mit ihrer Drogensucht erpressen - dass er sie damit erst recht erpresst könnte, dass sie Zeit mit Söring verbringt, scheint das kleinere Übel zu sein - sie setzt ihm am Kino ab, fährt weg.

Und das ist ihm noch alles präsent, obwohl er davon ausgehen muss, dass nichts von dem vermutlich stimmte?

Irgendwie mag ich ihm da nicht mehr folgen.


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Der Mensch Jens Söring

23.07.2017 um 19:36
wie kann er aber erst so spät darauf gekommen sein, dass es noch einen weiteren Täter gibt, wenn seine Blutgruppe am Tatort gefunden wurde. EH hat die Blutgruppe B, das wird ihm ja bekannt gewesen sein.


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Der Mensch Jens Söring

23.07.2017 um 19:42
Ich meine damit, dass er 1990 bei seinem Prozess vermutlich noch gar nicht konkret an einen bestimmten Komplizen gedacht hat. Wie zum Beispiel dem Dealer. Es ging ja um die Frage, warum denn niemand dieser "Dealer-Spur" nachgegangen sei. Ich hatte gesagt: Bei seinem Prozess hatte Söring noch gar keine entsprechende Theorie dazu.
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Das ist Sörings Version. Und damit schließt er eigentlich auch die Variante aus, dass diese Drogenfahrt aus dem Ruder lief, und in den Morden mündete. Zumal niemand behauptet, dass sich an diesem Samstag Elizabeth mit ihrem Dealer treffen wollte.



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Der Mensch Jens Söring

23.07.2017 um 20:39
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Ich seh grade, die von dir zitierte Stelle steht nur in der deutschen Version, nicht in der ursprünglichen, online veröffentlichten englischen Version. Und wurde offensichtlich erst nach der Buchanan-Zeugenaussage eingefügt:
Stimmt, die deutsche Version, aus der ich zitiert habe, ist von 2012. Und ja, er bezieht sich hier auf Buchanan. Ich wollte hier nur keine 100ste Diskussion über diesen Zeugen vom Zaun brechen, ich habe selbst so meine Zweifel an seiner Aussage, und es ging ja mir ja nur darum, deutlich zu machen, dass er evtl. damals noch nicht an einen Mittäter glaubte.
Zitat von yasumiyasumi schrieb: Es gibt drei Elemente in der Geschichte: Drogen - Dealer - Mord unter Drogeneinfluss. Was hat er denn geglaubt, was passiert ist?
Dass sie unter Drogen ihre Eltern umgebracht hat, und zwar allein?
Zitat von yasumiyasumi schrieb: Er wollte zwar die Tat auf sich nehmen, aber auch nicht geschnappt werden. Die ein oder andere Frage, ob sie auf dem Weg zu ihren Eltern gesehen wurde, ob sie davor irgendwo war, und ob es möglicherweise Zeugen dafür gibt, wären schon naheliegend gewesen.
Möglicherweise hat er sie ja gefragt. Und sie hat geantwortet, ob mit der Wahrheit oder mit Lügen. Das wisssen wir ja nicht. Sollte es so gewesen sein, dass sie die Tat mit einem Komplizen begangen hat, während er in Washington das Alibi besorgt hat ( Ja, ich halte seine Erklärungen, was er in Washington getan hat, für sehr viel stringenter als ihre!), hatte sie ein vitales Interesse daran, ihm das zu verschweigen, denn das hätte m.E. das sofortige Ende der Beziehung zur Folge gehabt, weil er sich mit Sicherheit "verarscht" gefühlt hätte, wenn ich das mal so sagen darf.
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Wie es dazu kam, dass er Alibis herstellte, obwohl er fand: "das Alibi war idiotisch", "unnötig", und obwohl er glaubte, die Sache mit den Eintrittskarten "würde nicht funktionieren". Aber dennoch kann er sich Jahre später noch bis ins kleinste Detail daran erinnern?
Dass er sich genau daran erinnern kann, finde ich angesichts dessen was passiert war, nämlich der Doppelmord, sehr nachvollziehbar. Wenn etwas Außerordentliches passiert, etwas Schreckliches oder etwas völlig überraschend Positives, können sich die meisten Leute genau erinnern- auch Jahre später.
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Es mag ja sein, dass Elizabeth es ihm so erzählte, wie er es im Buch darstellt und vor Gericht wiedergibt. Dass es sich alles genau so zutrug - aber am Ende des Tages stand für ihn doch auch fest, dass das, was sie ihm erzählt hatte, irgendwie nicht stimmen konnte.
Was genau meinst du damit, was stand für ihn fest? Ich habe es echt nicht genau verstanden.


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Der Mensch Jens Söring

23.07.2017 um 20:50
Erstmal, danke für die Antworten.
@ligala @yasumi
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Ich meine damit, dass er 1990 bei seinem Prozess vermutlich noch gar nicht konkret an einen bestimmten Komplizen gedacht hat. Wie zum Beispiel dem Dealer.
Aber warum, erwähnte er ihn dann bei seinem Prozess ?


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Der Mensch Jens Söring

23.07.2017 um 20:54
@ligala
Keine Ahnung, ich weiß gar nicht, ob Soering in seinem Prozess de Dealer explizit erwähnt hat, also dass das von ihm ausging. Ich werde mir die Ausschnitte aus dem Prozess morgen noch mal ansehen.
Aber vielleicht weiß @yasumi mehr darüber.


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Der Mensch Jens Söring

23.07.2017 um 21:14
Zitat von ligalaligala schrieb:Keine Ahnung, ich weiß gar nicht, ob Soering in seinem Prozess de Dealer explizit erwähnt hat,
Doch, in der Geschichte, warum Elizabeth wegfuhr und ihn bat, doppelte Kinokarten zu kaufen. Updike fragt ihn glaub ich noch, warum er denn ständig den Namen erwähnt.
Zitat von ligalaligala schrieb:Was genau meinst du damit, was stand für ihn fest?
Was ich meine ist: Sie wollte nach zwei Stunden wieder da sein. Kam aber erst viele, viele Stunden später wieder. Die Erklärung, warum sie für zwei Stunden weg war, wird dann wohl nicht stimmen. Das dürfte Söring, nachdem sie wieder da war, klar gewesen sein.

Ich sehe das so: Wenn mir die Person, mit der ich zusammenlebe, sagt, sie müsse für zwei Stunden weg, da ihre Eltern Hilfe benötigen. Aber ich solle nicht mitkommen - obwohl ich das anbiete -, da die Eltern mich nicht mögen. Und wenn die Person mich bittet, in der Nähe des Festnetzanschlusses zu bleiben, weil sie einen wichtigen Anruf erwarten würde, dann werde ich vielleicht die Wohnung nicht verlassen. Auch wenn es sehr sehr spät wird.

Aber wenn ich dann feststelle, dass die Person, mit der ich eine Beziehung habe, an diesem besagten Tag einer Affäre nachging, dann würde ich die Geschichte mit den Eltern und der benötigten Hilfe und dem wichtigen Anruf nicht mehr glauben. Und ich weiß auch nicht, ob ich mir Details dieser Lügengeschichte merken wollte.

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Zitat von Mr.Mystery1990Mr.Mystery1990 schrieb:Aber warum, erwähnte er ihn dann bei seinem Prozess ?
Meine Theorie ist, dass er eine Geschichte erzählen wollte, die nicht nachprüfbar ist und dennoch die Möglichkeit eröffnet, es gäbe einen Komplizen.

Deswegen sagt er nicht, dass Elizabeth ihren Dealer an diesen Samstag treffen wollte - das hätte die Staatsanwaltschaft überprüfen können, und seine Verteidigung hat dementsprechend den Dealer auch nicht als Zeugen aufgerufen. Vermutlich hat dieser Dealer mit der Tat gar nichts zu tun.

Und deswegen belässt er es auch nicht bei einem: 'Sie bat mich um die Kinokarten, deswegen hab ich doppelte Kinokarten gekauft.'
Er wollte natürlich das "Blutgruppe 0"-Blut, das nicht von Elizabeth sein kann, irgendwie erklären. Er musste also noch eine weitere, unbekannte Person ins Spiel bringen. Das versuchte er - so interpretier ich das - durch diese Dealer-Drogen-Kurierfahrt-Assoziation. Die sagt zwar nichts über konkrete Personen aus, aber sie bietet eine Erklärung für diese grausame Tat: Nach dem Motto, bei Junkies und durch Drogen ist doch alles denkbar. Und da er selber keine Drogen nimmt, käme er als Täter erst gar nicht in Frage.


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