Tätverdächtiger ist Soldat und auf der Flucht
Bad Reichenhall (ze) - Im Spind des 20-jährigen Christoph Rilke fand sich die mutmaßliche Tatkleidung.
Christoph Rilke ist dringend der Gewaltverbrechen von Bad Reichenhall am 14. Juli verdächtig. Die Polizei bittet um Hinweise, warnt aber vor einer Kontaktaufnahme. Die Polizei soll über die Notrufnummer 110 alarmiert werden.
Der erst 20-jährige Christoph Rilke aus Rheinland-Pfalz ist dringend verdächtig, in der Nacht zum 14. Juli den 72-jährigen Alfons St. umgebracht und die 17-jährige Sarah brutal verletzt zu haben.
Indizien und Beweise rechtfertigen laut richterlichem Beschluss eine Öffentlichkeitsfahndung mit Foto und Personalien, die die Polizei am Dienstag einleitete.
Der Tatverdächtige leistet in der Hochstaufen-Kaserne freiwillig Wehrdienst, hält sich aber bereits seit 16. Juli nicht mehr in Bad Reichenhall auf. Seit Dienstag, 22. Juli, befindet er sich offenbar auf der Flucht. Seine Spur verliert sich in Norwegen.
Bei den Gebirgsjägern herrscht Betroffenheit. „Wir stehen vor einem Rätsel“, erklärte Presseoffizier Torsten Stephan gegenüber dem Reichenhaller Tagblatt über ein mögliches Motiv. Der junge Mann, der noch nie im Auslandseinsatz war, sei „sehr unauffällig“ gewesen. Der Hinweis auf Rilke, für den bis zu einer Verurteilung die Unschuldsvermutung gilt, kam aus der Bundeswehr, bestätigte Stephan.
Den ersten Hinweis auf Christoph Rilke erhielt die Sonderkommission „14. Juli“ erst am vergangenen Freitagabend. Die Bundeswehr steht seit Beginn der Ermittlungen mit der Polizei in Kontakt, bestätigt Oberstleutnant Torsten Stephan bislang nicht publizierte Informationen der Heimatzeitung. „Aber das Phantombild war nicht so, dass man sofort auf den jungen Mann kommen konnte.“
Wie der 20-Jährige jetzt am Wochenende ins Visier der Ermittler geraten ist, darüber hält sich der Presseoffizier bedeckt. „Die Informationshoheit liegt bei der Kriminalpolizei Traunstein.“ Nur indirekt gewährt Stephan Einblick: „Die Kaserne ist ja kein homogener Haufen. Da sind die einen bei einer Übung, kommen die anderen aus dem Urlaub zurück.“
Der 20-jährige Christoph Rilke gehört dem Gebirgsjägerbataillon 231 als freiwillig Wehrdienstleistender an. Auf seinem Facebookprofil sind Bilder aus dem vergangenen Jahr in den Berchtesgadener Alpen zu sehen, teilweise gemeinsam mit Kameraden aus der Truppe. Nichts deutet jedoch auf einen jungen Mann mit solch einem Gewaltpotenzial hin. Der junge Mann stammt aus dem 11.000-Seelenort Morbach in Rheinland-Pfalz.
Auch in der Hochstaufen-Kaserne steht man vor einem Rätsel. „Damit hat keiner gerechnet. Er hat sich immer sehr unauffällig verhalten“, berichtet Oberstleutnant Stephan. Die Stimmung bei den Gebirgsjägern ist entsprechend am Boden. „Noch ist es ja der mutmaßliche Täter, aber die Betroffenheit ist spürbar.“
Die Indizien sind erdrückend,sind zum Teil bereits handfeste Beweise: Nachdem sich die Hinweise auf den 20-Jährigen verdichtet haben, durchsuchte die Soko am Sonntagabend Stube und Schrank von Rilke. Dabei stieß sie auf die mutmaßliche Tatkleidung.
An der Rechtsmedizin in München kam es noch in der Nacht zu ersten kriminaltechnischen Untersuchungen. Sie ergaben, dass sich an Bekleidungsstücken Blut beider Opfer befand. „Die relevanten Gegenstände sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Rilke zuzuordnen“, so Polizeisprecher Franz Sommerauer gestern.
Nach bisherigen Erkenntnissen befindet sich der Tatverdächtige auf der Flucht. Aufenthalt unbekannt. Von Mittwoch, 16., bis Freitag, 18. Juli, befand er sich mit seiner Mannschaft dienstlich in Hammelburg/Unterfranken. Danach reiste er vermutlich mit der Bahn zu seinem Heimatort Morbach im Landkreis Bernkastel-Wittlich in Rheinland-Pfalz. Dort verliert sich seine Spur am Dienstag, 22. Juli. Die Polizei hat Hinweise darauf, dass er an diesem Tag von Frankfurt nach Norwegen geflogen ist. Über mögliche weitere Reisebewegungen ist nichts bekannt.
Am Montagabend flogen vier Sonderermittler mit dem Hubschrauber nach Morbach. Nach Informationen der dortigen Lokalzeitung „Trierischer Volksfreund“ durchsuchte ein Sondereinsatzkommando eine Wohnung in Morbach. Über Ergebnisse ist nichts bekannt.
Die Polizei bittet die Bevölkerung weiterhin um Mithilfe:
Rilke ist 20 Jahre alt, 173 Zentimeter groß und von sportlich schlanker Statur. Er hat blau-grau-grüne Augen, dunkelblonde, zuletzt kurze Haare, die jedoch auch abrasiert sein könnten. Möglicherweise führt er einen Bundeswehrrucksack mit sich. Über Bekleidung ist nichts bekannt.
Vor allem folgende Fragen hat die Polizei: Wer hat den Gesuchten seit Dienstag, 22. Juli, gesehen? Wer kann Hinweise auf mögliche Aufenthaltsorte geben?
Wer glaubt, den Mann zu erkennen, wird um sofortige Verständigung der Polizei über Notruf 110 gebeten. Von einer Kontaktaufnahme mit einem Verdächtigen rät die Polizei aus Sicherheitsgründen dringend ab. Hinweise nimmt die Soko „14. Juli“ bei der Kriminalpolizei Traunstein unter Telefon 0861/9873-411 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Angesichts der neuen Erkenntnisse bittet die Polizei auch noch einmal ausdrücklich, mögliche Bilder und Videos von der Gewalt- beziehungsweise WM-Nacht über ihre Homepage hochzuladen: https://www.polizei.bayern.de/oberbayern/ beziehungsweisehttps://sokoreichenhall.m-ccp.de/user/index.php.
Quelle: Reichenhaller Tagblatt / Freilassinger Anzeiger
