Timo Kraus (HSV Mitarbeiter) tot aufgefunden

Bezüglich des Taxifahrers: Schon dass die Kollegen in die Buchung des Taxis involviert waren, verheißt ja nichts Gutes - nach ein oder zwei Bier bekommt man das ja selbst hin. Also schon ein Indikator (finde ich), dass hier ordentlich Alkohol im Spiel war.

Aus Sicht des Taxifahrers ist durchaus folgendes Szenario denkbar: Das Taxi macht nur Geld, wenn es fährt. Daher nimmt er die Fahrt an - seinem Chef wird es egal sein, ob er in vier Fahrten im Stadtgebiet zusammen 80€ macht (also 4x20€) oder in einer. Für den Fahrer aber nicht, weil er dreimal die Option Trinkgeld verliert, die mit Sicherheit ein "Zubrot" ist, auf das er eventuell angewiesen ist. Er nimmt also an - ein sicheres Einkommen für die nächste Stunde.

Er fährt los und hört vielleicht im Funk der anderen Fahrer, dass die Autobahn noch nicht gestreut ist. Sagt das seinem Fahrgast, der dann sagt "bring mich wieder zu den anderen, ich schlafe dann bei einem von denen!". Fahrer ist froh, fährt eine Wende. Oder der Fahrgast überlegt es sich selbst. Oder ... Taxler lässt ihn raus, kassiert, fährt davon. Überlegt vielleicht noch einen kurzen Moment "war das okay?" und beruhigt sich "wird schon alles gut gehen!". So wie es eben ab und an im Leben ist. Ich denke, als Taxler bist du da auch einiges gewohnt.

Am nächsten Tag findest du raus - Mist. Der Typ ist verschwunden. Du zählst 2 und 2 zusammen und stellst fest, dass es für dich ganz schön brenzlig werden kann. Zudem ist die BILD involviert, die, wenn es Auflage bringt, sogar deine tote Großmutter ausgräbt und befragt. Die ist ziemlich an dem Fall interessiert und du siehst schon die Schlagzeile "Taxifahrt in den Tod". Wenn du das deinem Chef sagst, bist du eventuell den Job, auf den du angewiesen bist, los. Und eigentlich warst du gar nicht verantwortlich. Aber irgendwie doch. Du bist halt die berühmte letzte Person ...

Klar ist es moralisch falsch, nun zu schweigen. Aber der Taxifahrer weiß, dass er kein Bundesverdienstkreuz dafür bekommen wird, einen stark angetrunkenen Typen in Wassernähe herausgelassen zu haben und das sein Ermessen und seine Einschätzung an dem Abend das falsche war. Da ist dann auch die Hautfarbe egal. Es ist eine Scheißsituation. Da besoffene Leute am Wochenende kutschieren mit Sicherheit kein Traumjob ist, kann man auch davon ausgehen, dass er nicht so viele Optionen auf dem Arbeitsmarkt hat.

@Enterprise1701

Enterprise1701 schrieb:Gibt es eine Aussage darüber, wann die Kollegen das Brauhaus verlassen haben und ob diese auch später ein Taxi benutzten ?

Das ist wohl anzunehmen, dass die Polizei gefragt hat, wann die Kollegen die Veranstaltung aufgelöst haben.

Ob sie auch gefragt hat, wie die einzelnen Leute heimgekommen sind, weiß man natürlich nicht. Aber wozu sollte sie? Dürfte sie auch eher nichts angehen. Womöglich ist der ein oder andere trotz Alkoholgenusses mit dem eigenen Auto noch heimgefahren, also dürften entsprechende Angaben, so es sie gegeben hätte, mit Vorsicht zu genießen sein.

@MissMary

Ich bin da vollkommen Deiner Meinung.

Auch wenn es moralisch fragwürdig ist, sich nicht als Zeuge zu melden, ist Dein Gedankengang sehr nachvollziehbar.

Danke für die rein subjektive Erklärung aus Taxifahrersicht.

Die Extremen Strömungsverhältnisse im Hamburger Hafen können durchaus wenn Timo Kraus
dort hineingestürzt ist dazu führen das man ihn niemals findet in diesem Fall würde es nie
Klarheit geben ob ein reiner Unfall vorliegt oder nicht doch das ganze eine Kriminelle
Komponente hat.
@emz
Es wird doch wohl für den Taxifahrer eine Möglichkeit geben das die Polizei seine Identität
geheim hält wenn er sich meldet damit eben keiner die Möglichkeit hat gegen ihn eine
Hetzjagd zu starten.
Ich bin skeptisch gestimmt das der Unbekannte Taxifahrer sich nicht zu erkennen gibt,
nicht auszuschließen das Timo Kraus seine Jacke noch im Fahrzeug verblieben ist und
überhaupt er weiß wo und unter welchen Umständen er aus dem Taxi raus ist seine
Aussage ist wichtig um den Unfallhergang zu verstehen.

@Cosmo69 Du kannst als Taxifahrer leichter in brenzlige Situationen kommen als du gemeinhin annimmst.

Ähnlicher (realer) Fall aus unserer Gegend. Stammgast einer Kneipe hat Eheprobleme. Kommt regelmäßig Samstagabend und trinkt zu viel. Beim Personal dennoch beliebt, weil er (1) ein netter Kerl ist (2) keine Probleme macht (3) ordentlich Trinkgeld gibt. Hat an dem Abend ordentlich getankt und schäft an der Bar ein. Kneipe schließt. Typ schläft noch immer. Man beschließt, ein Taxi zu rufen - Unternehmen, mit dem man immer zusammenarbeitet.

Taxler kommt - ist wenig begeistert. Man setzt den Gast auf eine Malerfolie (für den Fall ..) und Taxler fährt ihn heim. Bekommt ihn kaum wach. Bringt ihn zur Haustür, schließt für ihn auf, schiebt ihn rein. Denkt, die Frau wird es schon mitbekommen, dass er nun dan ist.

NUR: Die Frau ist nicht da. Knapp drei Stunden später - Nachtschwärmer finden den Typen, total unterkühlt in einem Vorgarten (es ist Winter) knapp einen Kilometer vom Wohnhaus entfernt. Warum auch immer er sein Haus nochmal verlassen hat - wollte er einen Absacker? Fühlte er sich einsam? Wusste er selbst nicht mehr (Filmriss). Glücklicherweise ist das Dorf, d.h. sie erkennen ihn und laufen nicht einfach vorbei. Rufen den Notruf - kommt ins KH, schläft dort seinen Rausch aus. Wären die an dem Abend einen anderen Weg gegangen - er wäre am nächsten Morgen tiefgefroren wie ein Fischstäbchen im Garten gelegen und hätte wem dem Taxifahrer geglaubt? Nö. Die in der Kneipe hätten noch ausgesagt, dass der Taxifahrer nun nicht so begeistert war und eigentlich nur fuhr, weil noch weitere Jobs "Kneipe - Heimat" anstanden.

Zurück zu unserem Fall: Warum hat nieman TK angesprochen, als er ohne Jacke rumlief? Ein kurzes "eh, hast du Hitze?" und man hätte an der Antwort vielleicht schon gemerkt - oh, da muss man was machen. Vermutlich sind auch viel mehr Leute an ihm vorbeigelaufen. Nur - wenn du selbst angeheitert bist, mit Freunden unterwegs, dann hast du ja selbst einen Tunnelblick. Bist vielleicht warm eingehüllt und läufst noch schneller als sonst, nimmst nur selektiv war. Den Mann siehst du nicht, denn er sieht ja auch seriös aus. Und unauffällig.

Die Frage ist natürlich auch - in dem Alter kennst du eigentlich dein Limit. Warum wurde so viel getrunken? Welchen ursprüngliche Plan gab es, wie er heimkommt?

Auch wenn er gut verdiente (und ich bin nicht das Maß der Dinge) - wenn mein Mann im Januar (Weihnachten war teuer, die ganzen Versicherungen etc. sind fällig) fast 100€ für eine Taxifahrt ausgibt, dazu noch total betrunken heimkommt ... ich wäre "not too amused". Das sehen vermutlich viele so.

@MissMary

Da ich selber aus Hamburg komme, kann ich dir versichern, dass es dort keinen interessiert, ob du ohne Jacke rumläufst. Selbst ohne Hose wäre nicht besonders freaky. Das würde man vielleicht untereinander kommentieren, mehr aber auch nicht.

Was die Taxifahrt angeht: 100 Euronen sind jetzt nicht so viel. Er wahr im mittleren Management und hat's halt mal krachen lassen. Vermutlich hättet er das von der Steuer absetzen können.

Warum die so viel gesoffen haben? War doch sowas wie eine Weihnachtsfeier, oder? Das hat ja auch nur bedingt was mit dem Alter zu tun. Man tankt halt deutlich weniger, schon weil einen die lieben Kleinen so oder so pünktlich um 6.30 Uhr wecken 😈.

@MissMary
Taxi Fahrer(in) zu sein ist in vielfältiger Hinsicht schon ein Job der nicht ohne ist (Gefahr überfallen zu werden) oder mit Betrunkenen Fahrgästen in solche Situationen zu geraten
wie Du geschildert hast, eigentlich wäre jeder Taxifahrer gut beraten hauptsächlich Fahrten
mit Betrunkenen aufzuzeichnen was natürlich auch nicht erlaubt ist , ja ist schon blöd das
ganze .
Ich schätze mal das die Polizei noch nach dem Kraus Taxifahrer sucht , ist für ihn bestimmt
nicht so doll wenn man ihn findet, das er jetzt in Deckung entspannter sein kann als wenn
er sich meldet kann ich mir nicht so recht vorstellen.

ElvisP schrieb:Da ich selber aus Hamburg komme, kann ich dir versichern, dass es dort keinen interessiert, ob du ohne Jacke rumläufst. Selbst ohne Hose wäre nicht besonders freaky. Das würde man vielleicht untereinander kommentieren, mehr aber auch nicht.

Vor allem gehört das da unten an den Landungsbrücken ja schon noch eindeutig zu St. Pauli und zum weiteren Umfeld der Reeperbahn. Da gibt es nahezu an jeder Ecke spektakulärere Gestalten zu sehen, als einen, der im Winter im Suff ohne Jacke rumläuft.

Ich finde es eher mutig, dass er da offen (und alleine) mit einem HSV-Pullover rumläuft. Auch eine Methode, um in St. Pauli schnell Bekanntschaften zu machen.

@Cosmo69

Cosmo69 schrieb:Es wird doch wohl für den Taxifahrer eine Möglichkeit geben das die Polizei seine Identität
geheim hält wenn er sich meldet damit eben keiner die Möglichkeit hat gegen ihn eine
Hetzjagd zu starten.

Dein Optimismus in Ehren :D Aber wie soll das gehen?
Denk nur daran, wie im Fall Peggy Knoblach irgend so ein A.... aus dem Ermittlerkreis meinte, eine noch nicht geprüfte Information über eine vermeintlich gefundene DNA von Böhnhardt durchstechen zu müssen.

Cosmo69 schrieb:Ich schätze mal das die Polizei noch nach dem Kraus Taxifahrer sucht , ist für ihn bestimmt
nicht so doll wenn man ihn findet, das er jetzt in Deckung entspannter sein kann als wenn
er sich meldet kann ich mir nicht so recht vorstellen.

Und wenn sie ihn finden? Was soll denn dann für ihn "nicht so doll" sein?


Was die Taxikosten anbelangt:
da lässt man sich einen Beleg ohne Datum geben und rechnet die dann als Spesen ab, wenn es mal so passt.

@emz
Ich könnte mir schon vorstellen das sollte der Taxifahrer ermittelt werden man ihm vorhält
warum haben sie sich nicht gemeldet ach erzählen sie doch nicht das sie nicht
mitbekommen haben das Herr Kraus vermisst wird.
Je nachdem wie der Fall sich entwickelt besteht die Gefahr das das sich nicht melden für den
Taxifahrer nicht gut rüber kommt .

@Cosmo69

Es ist niemand verpflichtet sich als Zeuge zu melden. Und dementsprechend kann einem Zeugen daraus dann später auch kein Strick gedreht werden, wenn er ansonsten nichts mit einer Tat zu tun hat.

@Cosmo69

Ich könnte mir schon vorstellen das sollte der Taxifahrer ermittelt werden man ihm vorhält
warum haben sie sich nicht gemeldet ...
das das sich nicht melden für den Taxifahrer nicht gut rüber kommt .

Und wenn der Taxifahrer erst gar nicht mit der Polizei redet?
Du weiß schon, das muss der nämlich nicht.
Was soll da nicht gut rüberkommen.

@Photographer73
Das ist klar das man nicht verpflichtet ist sich als Zeuge zu melden und wahrscheinlich denke
ich hier @emz auch um 10. Ecken wo man nur um Eine denken brauch nur das ist so
eine Sache wenn man bei der Polizei mit Moral kommt heißt es Moral hat hier nichts zu
suchen aber umgekehrt ist das hier so eine Situation wo man vielleicht
ein Paar passende Worte mitbekommen würde , sie sind zwar nicht verpflichtet sich zu melden
aber sie hätten uns viel Mühe ersparen können wenn sie es getan hätten vielen Dank noch
oder so .

@Cosmo69

aber umgekehrt ist das hier so eine Situation wo man umgekehrt vielleicht
ein Paar passende Worte mitbekommen würde ,

Wie soll denn das gehen?
Wenn ich schön warm zuhause bleibe, nicht mit der Polizei rede, wie umhimmelswillen soll ich denn da ein paar passende Worte mitbekommen?

@emz
Natürlich nur wenn Du mit der Polizei redest :)..... aber egal der Taxifahrer meldet sich nicht,
als Zeuge is er dazu auch nicht verpflichtet und jetzt will ich mich da auch nicht weiter
rein steigern .

Der Taxifahrer wird vermutlich gar nichts so Spektakuläres zu berichten haben. Die Fahrt dauerte wenige Minuten. TK wurde danach noch lebend gesehen.

Er wird sagen können, dass TK wieder zu den Landungsbrücken zurückgewollt hat, sowie ob er dafür einen Grund angegeben hat oder nicht. Außerdem, wo genau TK das Taxi verlassen hat.

Liegen irgendwelche Umstände vor, bei denen der Taxifahrer nicht gut wegkäme (z.B. aktive Weigerung, den Fahrgast gegen dessen Wunsch wegen der Witterungsbedingung oder seinem Zustand nach Buchholz zu fahren) wird die Versuchung groß sein, eine andere Version der Geschichte erzählen, bei der er besser dasteht. Niemand könnte ihm das Gegenteil beweisen.

@Mauro

Mauro schrieb:Das ist meine persönliche Einschätzung, damit stehe ich nicht allein da.

Ob du damit alleine dastehst oder nicht...es ist und bleibt eine haltlose Verdächtigung.

Hast du dir mal die Frage gestellt, welchen Nutzen der Mann vom Verschwinden des Timo Kraus haben sollte? Und berücksichtigt, dass TK noch gesehen wurde, als der Taxifahrer ihn bereits rausgelassen hatte?

Ich denke, damit sollte sich deine diesbezügliche persönliche Einschätzung erübrigt haben.

Cassandra71 schrieb:Hast du dir mal die Frage gestellt, welchen Nutzen der Mann vom Verschwinden des Timo Kraus haben sollte?

Eben. So wichtig und bekannt war TK auch wieder nicht, daß er auf der Straße erkannt wurde und sich als Verbrechensopfer eignete (bei geplantem Verbrechen).

Bei einer Person vom Kaliber eines Uli Hoeneß sähe das wieder ganz anders aus (wobei der vermutlich einen Dienstwagen samt Fahrer zur Verfügung hätte).

Cassandra71 schrieb:Ob du damit alleine dastehst oder nicht...es ist und bleibt eine haltlose Verdächtigung.

völlig haltlos ist diese Verdächtigung natürlich nicht. Wenn ein Mensch, der kurz vor seinem Verschwinden mit ihm gesehen wurde und dann trotz massiver Öffentlichkeitsfahndung verschwunden bleibt, NICHT als verdächtig angesehen wird, stimmt etwas nicht mit dem gesunden Menschenverstand. Dieser Mann war wichtiger Zeuge, jetzt hat er sich selber zu einer ominösen Person gemacht.