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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

368 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kinderheim ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

06.04.2018 um 07:57
Die Tatwaffe wurde ja bis heute nicht gefunden. Durch einen blutigen Abdruck auf dem Bettlaken konnte jedoch festgestellt werden, dass es sich hierbei um einen Dolch mit einer beidseitig geschliffenen und 15 Zentimeter langen Klinge gehandelt hatte.

1968 war lange vor meiner Zeit, aber ich nehme nicht an, dass es so etwas an jeder Ecke zu kaufen gab? Wer trägt so etwas mit sich herum? War er erfahren in der Handhabung dieses Dolches?
Zitat von Photographer73Photographer73 schrieb:Nach der Tat stieg er eine Etage höher und stieß dort auf den Jungen. Wie hier auch schon vermutet wurde, könnte es gut sein, daß er den Kleinen zuerst für ein Mädchen hielt
Stutzig machte mich die Info, der Junge hätte nackt im Bett gelegen. In einer Nacht, die so kalt sein musste, dass es sogar zu schneien anfing.
Außerdem auffällig: es war das Bett direkt an der Tür. Der Täter nahm sich also das erstbeste Opfer, ohne großartig den Raum durchqueren zu müssen.

Dass niemand wach wurde, war ein glücklicher Zufall - wieso nahm er das Kind nicht in das "ungefährliche" Erdgeschoss mit?
Für mich spricht das nicht für einen Täter, der genau geplant und abgewogen hat, sondern der situativ und impulsiv handelte. Vielleicht unter starkem Alkoholeinfluss?

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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

06.04.2018 um 08:01
Bescheidenes Kurzprofil des Täters nach den zahlreichen und aufschlussreichen Infos :

- selbst ehemaliges Heimkind
- traumatisiert /schwere sexuelle Misshandlung
- keine Therapie oder Aufarbeitung
- einfache Verhältnisse
- zwangshandlungen ( rauchen , aufräumen )
- tatwunsch/wut über längere zeit aufgestaut
- Gelegenheit des Umzugs des Heimes wahrgenommen ( neue Umgebung / weniger Entdeckungschancen)
- er beobachtete das heim länger , nur so konnte er von dem Umzug wissen
- Einbruch in das andre Haus diente lediglich der "Übung" , als Vorspiel seiner machtdemonstration
- das erste Opfer war evtl das Stellvertreteropfer für seine wut/rache an der Missbrauch verübenden Täterin ( ob tatsächlich die Person gemeint war müsste stärker ermittelt werden , hier wurden zig Fehler begangen. Der Fall könnte längst geklärt sein mit sovielen vorhandenen Beweisen )
- der Junge diente als Stellvertreteropfer seiner eigenen Persönlichkeit. Statt sich selbst tötet er ihn. Er will ihm weiteres Leid ersparen.
- ein Adrenalin und blutrausch macht ihn unvorsichtig und sich übermächtig fühlend, ähnlich Alkohol. Angriff /Zugriff auf die Zeuginnen.


natürlich alles nur Spekulationen ohne Gewähr , aber bei so einer überwältigenden Menge an offensichtlichen Fakten, Beweisen , nachvollziehbaren tathergängen ist das mal wieder ein Beweis für schlampigste und desinteressierteste Ermittlungsarbeit. Ich frage mich warum sonst auf der Welt in jeglichen Bereichen immer darauf geachtet wird dass gute Arbeit geleistet wird , sei es von Chef, Kollegen , Kunden etc. Nur in diesem besonders wichtigen , einem der wichtigsten Bereiche hapert es eigentlich immer. Wo sind die guten Ermittler ???


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

06.04.2018 um 09:04
Ein wirklich interessanter Fall. Vielen Dank, dass Du ihn mit uns geteilt hast, @Kältezeit !


Ich würde mich zunächst @Masine in Bezug auf das Rauchen und die Zigarettenschachtel anschließen. Die Überlegung, dass er die ganze Schachtel zwischen beiden Häusern aufgeraucht hatte, ist natürlich zulässig, aber trotzdem leider auch rein spekulativ. Die Banderole hätte auch zufällig abgehen können, unabhängig vom Inhalt der Schachtel.

Die Fülle an Spekulationen, die sich aus den uns bekannten Fakten ergibt, ist insgesamt recht groß. Gerade in diesem Fall, der ja wirklich viele verschiedene Anhaltspunkte liefert, wären ein paar zusätzliche Informationen sehr interessant. Wie etwa, ob es davor oder danach weitere Einbrüche in der Umgebung gab. Ob die Bewohner der anderen Villa während des Einbruchs im Haus waren oder nicht (und somit die Taten eventuell schon dort geplant waren, jedoch nicht durchgeführt werden konnten). Wer wohnte in dem Haus? Könnte es hier vielleicht eine Beziehung gegeben haben?
Außerdem wäre es interessant zu wissen, ob die Erzieherin Abwehrverletzungen aufwies. (Weiß zufällig jemand, ob es damals üblich war, dass nachts nur eine Betreuerin für 40 Kinder, unter anderem Kleinkinder, zuständig war?). War das Heim von außen als solches erkennbar (z.B. durch ein Schild)?


Meines Erachtens liegt der Schlüssel zur Lösung eher in der ersten Villa, als im Kinderheim. Es gibt für mich auch momentan keinen Grund anzunehmen, dass er selbst eine Heimvergangenheit hat - klar ist das möglich, aber woran könnte man es fest machen? Die Anrede “Tante“ für Erzieherinnen war üblich, selbst in Kindergärten.

Wir wissen über den Täter, dass er wohl ca. 20 Jahre alt war, die Nacht über ausbleiben konnte, ohne von jemandem vermisst zu werden und wahrscheinlich auch niemandem seine blutige Kleidung erklären musste. Er hatte keinerlei Druck und führte auch seine Einbrüche und Taten vollkommen selbstverständlich durch, ohne auf eine mögliche Entdeckung bedacht zu sein. Sein Gesicht war nicht getarnt oder anderweitig verdeckt. Aber er trug Handschuhe, um Fingerabdrücke zu vermeiden. Fingerabdrücke hätten ihm aber damals nur zum Verhängnis werden können, wenn er bereits anderweitig, etwa bei früheren Taten, Fingerabdrücke hinterlassen hätte oder er speziell bei dieser Tat die Vermutung hatte, dass es Rückschlüsse auf ihn geben könnte und er im Nachhinein gebeten werden würde, seine Fingerabdrücke abzugeben.

Zur Tatwaffe “Dolch“ sei noch gesagt, dass dieser während des Ersten Weltkrieges und zu Zeiten der Weimarer Republik noch recht verbreitet war. Es könnte ein Erbstück gewesen sein und damit eine Waffe, die er sich nicht speziell für die Tat angeeignet hatte, sondern bereits besaß und eventuell sogar gewohnheitsmäßig mitführte.

Interessant finde ich auch die Überlegung von @Kältezeit, dass die vorangegangene Stundentendemo eventuell Auslöser für seine späteren Taten war. Hier jedoch eher den ersten Einbruch betreffend, da ich nicht glaube, dass dieser Täter bei der dargelegten Vorgehensweise einen “Versuchseinbruch“ gebraucht hätte, um sich an das Kinderheim heranzutrauen. Eher denke ich, dass er in der ersten Villa erhofft hatte, jemanden vorzufinden (da Wertgegenstände nicht entwendet wurden und auch im Kinderheim nur in der Tasche der Erzieherin nach Geld gesucht wurde, gehe ich davon aus, dass sein eigentliches Ziel eine Person war), dies aber nicht tat. Da der Tatentschluss jedoch bereits gefasst war und die Motivation entsprechend hoch, suchte er sich ein anderes Ziel.


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06.04.2018 um 09:10
Hier noch etwas zu der Villa, in der sich das Kinderheim befand:

Als die Gegend zwischen dem S-Bahnhof Mexikoplatz und dem U-Bahnhof Krumme Lanke um die 1910ner Jahren als attraktive Villengegend entdeckt und erschlossen wurde, ließ sich der Architekt und Baumeister der Zehlendorf-West Terrain AG Franz Fiedler eine repräsentative Villa im Landhausstil errichten. Das Haus verfügt über einen direkten Zugang zum sogenannten Waldsee. Die Fundamente eines Bootshauses und eines Pavillons sind heute noch zu bestaunen. Nach einer sehr bewegten Geschichte und einigen Besitzerwechsel bezogen 1945 das Jugend -und Kulturamt das Gebäude. Ab dem Jahre 1949 wurde das Haus als Jugendeinrichtung genutzt und auch offiziell als „Haus der Jugend“ bezeichnet.
Von nun an folgten unzählige Veranstaltungen, u.a. nutzen die Pfadfinder das Haus für diverse Veranstaltungen. Ebenso diente das Haus als Kulisse für unterschiedliche Filme.

https://hdjzehlendorf.de/arg-28-geschichte-des-hauses (Archiv-Version vom 28.08.2018)

Der Täter könnte die Villa - auch ohne zu wissen, dass sich mittlerweile ein Kinderheim darin befand - ausgewählt haben, weil er sie aus seiner eigenen Jugend kannte und er mit den Gegebenheiten vertraut war.


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

06.04.2018 um 10:00
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb: aber trotzdem leider auch rein spekulativ. Die Banderole hätte auch zufällig abgehen können, unabhängig vom Inhalt der Schachtel.
Absolut, alles hier ist vollkommen spekulativ. Zu Raucherzeiten habe ich z.B. gerne an den Schachteln gefummelt und Banderolen abgerissen. Könnte sogar sein, dass die Banderole absichtlich abgelegt wurde, um eine kleine Spur zu legen und damit noch mehr Macht zu demonstieren.
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:Zur Tatwaffe “Dolch“ sei noch gesagt, dass dieser während des Ersten Weltkrieges und zu Zeiten der Weimarer Republik noch recht verbreitet war. Es könnte ein Erbstück gewesen sein und damit eine Waffe, die er sich nicht speziell für die Tat angeeignet hatte, sondern bereits besaß und eventuell sogar gewohnheitsmäßig mitführte.
Ja, auch später war/ist ein Dolch nun keine vollkommen ungewöhnliche Waffe. An jeder Ecke bekommt man einen Dolch zwar nicht @Kältezeit, aber in jedem gut sortiertem Waffen- und Messergeschäft schon. Auf Flohmärkten werden historische Waffen aus den Weltkriegen oder Nachbauten auch oft verkauft.
Selbst nach der Verschärfung des Waffengesetzes 2008 darf man zweischneidige Messer (Dolche) noch erwerben und sogar in geschlossenen Behältnissen transportieren. Nur tragen darf man die Messer nicht in der Öffentlichkeit.

Die Handhabung ist wohl nicht so kompliziert, das macht Messer und Stichwaffen ja so gefährlich.
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:Stutzig machte mich die Info, der Junge hätte nackt im Bett gelegen.
Wäre es möglich, dass der Junge noch ins Bett machte? Kinderheime waren und sind ja nicht gerade für besonders fürsorglichen Umgang mit den Kindern bekannt.


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

06.04.2018 um 10:21
Zu der Frage der Zigaretten:
Nach meiner Erinnerung gab es die Roth Händle damals nur in Weichpackungen, die oben durch das gefaltete silberne Papier verschlossen waren. Darüber war die Steuerbanderole.
Wenn man eine neue Packung anbrach, entfernte man nur einen Teil des Papiers und ließ die Banderole unversehrt. Aus diesem "Loch" klopfte man bei Bedarf eine Zigarette heraus. Erst wenn die Packung so weit geleert war, dass nur noch im entferntesten Winkel ein paar Zigaretten steckten, die sich oft durch Klopfen nicht herausholen ließen, riss man die Banderole ab, um das Papier komplett aufmachen zu können.
Der Sinn dieses Verfahrens war, die Öffnung der Packung möglichst klein zu halten, so dass nicht so leicht ungewollt Zigaretten herausfallen konnten.
Mit dem Aufkommen der Pappschachteln mit aufklappbarem Deckel als Zigarettenverpackung ist das etwas in Vergessenheit geraten.
Ich vermute, dass der Mörder in der 1. Villa nur noch 2 Zigaretten in der Packung hatte, die Banderole abgerissen und so an die vorletzte Zigarette gekommen ist. Im Kinderheim hat er dann die letzte Zigarette geraucht.


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06.04.2018 um 10:47
Zitat von BigMäcBigMäc schrieb:Zu der Thematik Übertöten schreibe ich Dir die Tage etwas. Sollte ich es vergessen, erinnere ich bitte daran.
Werde ich tun; danke!
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:Zur Tatwaffe “Dolch“ sei noch gesagt, dass dieser während des Ersten Weltkrieges und zu Zeiten der Weimarer Republik noch recht verbreitet war. Es könnte ein Erbstück gewesen sein und damit eine Waffe, die er sich nicht speziell für die Tat angeeignet hatte, sondern bereits besaß und eventuell sogar gewohnheitsmäßig mitführte.
Das ist absolut möglich.
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:Es war / ist ein Villenviertel.
Dann ist die Vermutung definitiv legitim, dass es sich bei dem Einbruch in das Kinderheim um eine Verwechslungstat handelte, weil der Täter im Glauben war, es handele sich ebenfalls um eine Villa wie bei Einbruch 1. Das würde des Weiteren die Vermutung stützen, dass alle im Kinderheim vollzogenen Handlungen situationsgeneriert und nicht geplant waren.
Zitat von Nev82Nev82 schrieb:Wenn ich nicht ganz falsch liege, war Zehlendorf doch schon immer Westberlin?
Eine wichtige Information, wenn es darum geht, seinen Weg nachvollziehen zu wollen; vielen Dank.
Zitat von stanmarshstanmarsh schrieb:Ich meinte damit alltägliche Rituale, der der Täter gewohnheitsmäßig vollführt, wie z.B. den Deckel wieder auf die Flasche zu schrauben. Machte er zu Hause bestimmt auch so.
Das wäre möglich; in erster Linie zeigt es jedoch eine kleinliche Ordnungsliebe auf.
Zitat von tobaktobak schrieb:Vielleicht kannten sich die beiden, er wollte mehr, sie hat ihn abgewiesen (aufgrund des Altersunterschiedes?) und er kam damit nicht klar.
Er nahm Rache und dehnte diese auf ihr Umfeld aus, auf das er eifersüchtig war, eine Art erweiterter Mord.
Der Täter hat während des Übergriffs mit dem Mann gesprochen, im späteren Verhör erwähnte sie nicht, dass sie den Mann kannte; eine gegenseitige Bekanntschaft kann an diesem Punkt also ausgeschlossen werden.
Zitat von BigMäcBigMäc schrieb:Roth Händle war schon immer eine besonders starke Zigarettenmarke und gehörte nie zu den " In Marken", - eher die !" Arbeitermarke" von starken Rauchern.
In diesem Punkt bin ich vollkommen bei dir, Roth Händle war noch nie eine bürgerliche Marke, sondern eine Arbeitermarke; wir nannten die Marke immer "Pennerglück".
Zitat von SparkleCatSparkleCat schrieb:Aufgrund des Verhaltens des Einbrechers, könnte man mutmaßen, dass der Täter um die Tatzeit herum länger kein festes Obdach hatte.
Der Täter muss nach dem Tathergang über und über mit Blut verschmiert gewesen sein; dies erfordert eine schnellstmögliche, heimliche Reinigung der Kleidung, weil der Mann ansonsten in einem Obdachlosenwohnheim usw. aufgefallen wäre. Auch eine Reinigung in einem Gewässer kann für den Monat Februar ausgeschlossen werden, weil der Mann ansonsten mit nasser Kleidung während des Schneefalls umhergewandert wäre, was unrealistisch ist.
Dieser Mann musste also die Möglichkeit zu einer heimlichen Reinigung der Kleidung besitzen, was ein Zusammenwohnen mit mehreren Personen oder den Aufenthalt in einem Obdachlosenheim ausschließt. Es ist von daher naheliegender, einen festen Wohnsitz des Mannes zu vermuten, in dem er entweder alleine oder nur mit engsten Angehörigen zusammengelebt hat.


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06.04.2018 um 10:54
Zitat von stanmarshstanmarsh schrieb:Wäre es möglich, dass der Junge noch ins Bett machte?
Möglich, dass gerade Heimkinder eine verzögerte Entwicklung erleben. Unter normalen Umständen eher unwahrscheinlich. Frühere Generationen wurden schneller trocken, als die Pampersgeneration heute.

Und dann lässt man das Kind doch nachts eher eine Stoff-Windel tragen, als es in der kalten Nacht nackt schlafen zu lassen.

Aber prinzipiell auch möglich, dass das der Grund war. Nur fand diese Information eben Erwähnung in den Artikeln, was - in meinen Augen - darauf schließen lässt, dass es eben "besonders" war.


@Schneewi77chen
Danke für die Recherche bezüglich der Villa. Sehr interessant!
Deinen langen Beitrag muss ich später noch in Ruhe lesen.


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06.04.2018 um 11:01
Zitat von eldeceldec schrieb:Erst wenn die Packung so weit geleert war, dass nur noch im entferntesten Winkel ein paar Zigaretten steckten, die sich oft durch Klopfen nicht herausholen ließen, riss man die Banderole ab, um das Papier komplett aufmachen zu können.
Wie gut, dass sich hier jemand auskennt! :D
Das würde sogar mehr Sinn machen, denn es ist bekannt, dass an einer Zigarettenschachtel eines Mitarbeiters des Kinderheimes Blutspuren gefunden wurden.

Der nun gänzlich Zigarettenlose Täter hat sich hier nach der Tat womöglich bedienen wollen oder es sogar getan, weil er selbst keine Zigaretten mehr zur Hand hatte.


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06.04.2018 um 11:09
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:Bigmäc schrieb:
es wurde EINE Kippe und die leere Schachtel gefunden , was mich darauf schliessen lässt, dass er auf seinem Weg von der Villa zum Kinderheim sehr viele Zigaretten geraucht haben muss - wohl ( fast ? ) ein Kettenraucher war.
Eventuell war es einfach ein Junkie auf der Suche nach Bargeld, welches er in der ersten Villa nicht fand.
Die weiteren Taten erfolgten situationsbedingt.


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

06.04.2018 um 11:58
Ich könnte mir vorstellen, dass der Täter in der Nähe des Tatorts gewohnt hat und einfach zu Fuß (vielleicht über ein paar Umwege) nach Hause gegangen ist.

Dort in relativer Nähe ist der Standort der Freien Universität Berlin (im Ortsteil Dahlem). Es könnte ein Student sein, der in einem Studentenwohnheim wohnte, wo man eventuell auch damals schon kommen und gehen konnte, wie und wann man wollte.
Bildungsbürgerliche Hochsprache ohne Dialekt wäre damit auch wahrscheinlich.


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

06.04.2018 um 12:28
Nochmal der - eventuell nicht ganz unwichtige - Verweis, dass Mitte / Ende Februar in Westberlin ein Ausnahmezustand herrschte:
Erboste Bürger
"Wir sind eine kleine radikale Minderheit! Wir sind eine kleine radikale …"

Die Demonstration verlief weitgehend friedlich - nur von der Gegenseite kam es zu Übergriffen: Erboste Bürger entrissen Demonstranten ihre Transparente, andere rollten mit ihrem PKW in die Menge. Glücklicherweise kam es nur zu leichten Verletzungen. Doch diese Reaktionen waren schärfer als die Studenten es bis dahin gewohnt waren. Für den 21. Februar, drei Tage nach der großen Kundgebung, rief der Berliner Senat zu einer Gegendemonstration am Westberliner Rathaus auf. Fast 80.000 Menschen kamen, um für die USA und gegen die revoltierenden Studenten zu demonstrieren.
Quelle: http://www.deutschlandfunk.de/vor-50-jahren-in-west-berlin-studenten-demonstrierten-gegen.871.de.html?dram:article_id=411018

Die Gegendemo (versus Studenten), wenige Stunden vor der Tat, fand in Schöneberg statt.

Ich fress einen Besen, wenn das nicht irgendwie zusammenhängt.


Hier noch ein etwas längerer Artikel von 1968 zu den Hintergründen, falls es interessiert:

http://m.spiegel.de/spiegel/print/d-46135697.html

Ich vermute also weiterhin: Bildungsbürgertum, vermutlich Student. Hier würde auch das Alter passen. Die Demo. Und:

@eldec
Dort in relativer Nähe ist der Standort der Freien Universität Berlin (im Ortsteil Dahlem). Es könnte ein Student sein, der in einem Studentenwohnheim wohnte, wo man eventuell auch damals schon kommen und gehen konnte, wie und wann man wollte.
Bildungsbürgerliche Hochsprache ohne Dialekt wäre damit auch wahrscheinlich



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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

06.04.2018 um 12:34
Hier findet sich noch ein kurzes Video zur vorangegangenen Studenten-Demo:

http://mediathek.rbb-online.de/tv/Abendschau/Die-Vietnam-Demonstration-von-1968/rbb-Fernsehen/Video?bcastId=3822076&documentId=50121158


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06.04.2018 um 12:39
@Kältezeit

Ich kann da keinen gedanklichen Zusammenhang herstellen. Eine politische Demonstration und ein Einbruch und Mord in einem Kinderheim? Der Täter kann natürlich trotzdem aus einem studentischen Umfeld stammen.


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

06.04.2018 um 12:52
mal was zu den Zigaretten:
Den Erfolg der Zigarette hielt das nicht auf. In ihrem Kielwasser nahmen auch die schwärzesten der ungefilterten Sorten Fahrt auf. Roth-Händle von Reemtsma, "die lange nicht vom Fleck gekommen war, erreichte einen Umsatz von 200 Millionen Stück im Monat; die Gauloises von BAT erzielten im letzten Jahr Zuwachsraten von fast 40 Prozent und liegen bei elf Millionen Stück monatlich.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46094000.html


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06.04.2018 um 12:53
@stanmarsh
Der Einbruch in Villen und die Selbstbedienung dort, macht eventuell Sinn, wenn er zu der Studenten-Azubi-Bewegung gehörte, die gegen die Amerikaner und gegen den Vietnamkrieg waren und Tage zuvor demonstriert hatte. Am Abend der Tat dann die Gegendemo, die auch nicht gewaltlos vonstatten ging.

Wer baute denn im Westteil der Stadt, nach dem Krieg, eventuell zerstörte Gebäude wieder auf?
Wer besaß das Geld, um sich in eine Villengegend einzukaufen? Genau die Menschen, gegen die die jungen Berliner demonstriert hatten.

Ich sehe hier durchaus ein Motiv für die Einbrüche, die ja scheinbar nicht dazu dienten, Wertgegenstände zu stehlen und daher eher einen symbolischen Charakter besitzen könnten. Zu den Morden ließ er sich leiten, weil die Situation es zugelassen hat. Leider.

In ganz Westberlin war diese Tage die Stimmung sehr angeheizt.


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06.04.2018 um 12:54
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:Ich fress einen Besen, wenn das nicht irgendwie zusammenhängt.
häh? Wieso? Höchstens, dass die Polizei anderweitig beschäftigt war, nämlich mit der Demo, aber sonst? Ich verstehe nicht, welchen Zusammenhang es da geben soll?
Das ist mir zu konstruiert.


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06.04.2018 um 12:58
Zitat von eldeceldec schrieb:Ich könnte mir vorstellen, dass der Täter in der Nähe des Tatorts gewohnt hat und einfach zu Fuß (vielleicht über ein paar Umwege) nach Hause gegangen ist.
Ich finde diesen Punkt interessant. In einer Stadt wie Berlin, die immer belebt ist, wäre ein blutüberströmter Mann auch des Nachts vermutlich irgendjemandem aufgefallen, wenn er die Stadt hätte großwegig durchqueren müssen, um zu seinem Unterschlupf gelangen zu können.

Es könnte ein Indiz dafür sein, dass er keine größere Strecke zurücklegen musste, um nach Hause zu gelangen, und somit ortsansässig war.


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06.04.2018 um 13:09
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:Der Einbruch in Villen und die Selbstbedienung dort, macht eventuell Sinn, wenn er zu der Studenten-Azubi-Bewegung gehörte, die gegen die Amerikaner und gegen den Vietnamkrieg waren und Tage zuvor demonstriert hatte. Am Abend der Tat dann die Gegendemo, die auch nicht gewaltlos vonstatten ging.

Wer baute denn im Westteil der Stadt, nach dem Krieg, eventuell zerstörte Gebäude wieder auf?
Wer besaß das Geld, um sich in eine Villengegend einzukaufen? Genau die Menschen, gegen die die jungen Berliner demonstriert hatten.
Diese Überlegung macht auf jeden Fall Sinn. Ein Angehöriger der Studenten-Bewegung setzt ein symbolisches Zeichen gegen das Besitzbürgertum, indem er in den Nahbereich eines Besitzenden eindringt, um Macht und Kontrolle zu demonstrieren.

Das Essen und Trinken in den Räumlichkeiten hätte eher den Stellenwert eines Streichs statt eines Raubes.

Die Teilnahe an der vorhergehenden Demonstration könnte diesen Gedanken geschürt haben, weil die Stimmung aufgeladen war.

Das wäre eine sehr gute Erklärung dafür, dass wir nichts über Raubgüter erfahren haben, weil es ihm nicht um die Entwendung von Besitz, sondern um das Eindringen in die Villa um der Villa wegen ging.

Es bleibt jedoch der Dolch, den der Täter mit mit sich geführt hat. Ein solches Instrument impliziert die durchdachte Möglichkeit einer Verwendung, die mit großer Gewalt einhergeht.

Zu welchem Zeitpunkt auch immer er den Abend begonnen hat, er hat die Veranlassung gesehen, eine solche Stichwaffe mit sich zu führen.

Hätte jedoch ein Student, der sich vielleicht auf einer Demo emotional aufgeladen hat und danach den Besitzenden einen Streich spielen wollte, eine solche Waffe dabei?


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06.04.2018 um 13:10
@Tussinelda
Möglicherweise ist es wirklich nur konstruiert, denke ich mich aber in die damalige sehr aggressive und aufgebrachte Stimmung hinein, macht es für mich Sinn, dass gerade solch Einbrüche und Morde (die Polizei und auch das Bundeskriminalamt meinten damals, es wäre ihnen nichts Vergleichbares bekannt) zu dieser Zeit passierten. Und Schöneberg und Zehlendorf liegen auch nicht sehr weit auseinander. Der Täter könnte sogar zu Fuß nach Zehlendorf gegangen sein - darum womöglich auch sein Nachtschmaus in der Villa.


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