Sechs Tote in Rot am See – Tatverdächtiger rief selbst die Polizei

Im 5000-Einwohner-Ort Rot am See in Baden-Württemberg, 120 km nordöstlich der Landeshauptstadt Baden -Württemberg, sind am Freitag sechs Menschen erschossen worden. Die Polizei nahm einen 26-jährigen Deutschen fest. Er besaß offenbar einen Waffenschein.


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Quelle: Infografik WELT



Quelle: pa/dpa/Sebastian Gollnow

Die Tat ereignete sich in der Bahnhofsstraße des Orts, in einem ruhig wirkenden Wohnviertel. Um 15.17 Uhr herrschte dort eine gespenstische Stille in der Bahnhofsstraße. Die Polizei hat den Tatort mit rot-weißem Flatterband abgesperrt, rund ein Dutzend Beamte warteten in der sonnigen Kälte auf der Straße. Mitarbeiter der Spurensicherung in weißen Anzügen gingen in das Gebäude, das sich in einer Straße mit mehreren Wohnhäusern befindet. Vor dem Haus sprühten Beamte mit Dosen gelbe Streifen auf die Straße.

welt.de/vermischtes/article205314173/Familiendrama-in-Rot-am-See-Sechs-Tote-Tatverdaechtiger-gefasst.html

https://www.n-tv.de/panorama/Blutbad-erschuettert-Rot-am-See-article21532826.html

Bestürzung nach Bluttat in alteingesessener Familie:

https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.schuesse-in-rot-am-see-beziehungstat-in-alteingesessener-familie-fordert-sechs-tote.bb6c5ce3-0c3e-4334-9377-986af103acda.html
(Foto: SDMG)

Rot am See: +++ Gemeinsame Pressemeldung der Staatsanwaltschaft Ellwangen und des Polizeipräsidiums Aalen: Familiendrama – 26-Jähriger erschießt sechs Personen +++



https://fraenkischer.de/rot-am-see-gemeinsame-pressemeldung-der-staatsanwaltschaft-ellwangen-und-des-polizeipraesidiums-aalen-familiendrama-26-jaehriger-erschiesst-sechs-personen/

Superorb schrieb:besaß offenbar einen Waffenschein

Bitte! Es heißt Waffenbesitzkarte. Auch wenn es so immer in den Medien heißt (Waffenschein ist schlicht falsch) wird es ja nicht wahrer wenn es hier auch noch falsch kolportiert wird. Aber dazu noch eine Anmerkung: die Voraussetzungen für die Waffenbesitzkarte sind sehr hoch. Man wird da schon durchgecheckt auf Integrität. Mich würde sehr interessieren, was da die Ursache war. Also die Ursache für diese unglaubliche Tat.

@lightbride
Ist das deine einzige Sorge vor dem Hintergrund dieses schrecklichen Verbrechens?
Mein Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Angehörigen. Zum Glück ist der Täter hinter Schloss und Riegel.

@Jamegumb
Nein natürlich nicht. Es ist einfach nur furchtbar. Da brauchen wir doch nicht drüber reden oder? Das dies eine furchtbare Tragödie ist. Warum bist du so bissig? Hier im Forum geht es doch eigentlich nur um Aufklärung- und Ursachen- Spekulations- Diskussion. Versteh deinen Anwurf jetzt nicht.

https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-651317.html (Archiv-Version vom 29.11.2020)

Polizeipräsident R. Möller wörtlich:

Der 26-jährige Deutsche ist im Besitz einer Waffenerlaubnis als Sportschütze.
Auf ihn ist eingetragen eine halbautomatische Kurzwaffe

Was eine Waffenerlaubnis beinhaltet, mag bitte jemand erklären, der was davon versteht.
Ich habe jedenfalls auf die Schnelle nichts gefunden.

lightbride schrieb:Bitte! Es heißt Waffenbesitzkarte. Auch wenn es so immer in den Medien heißt (Waffenschein ist schlicht falsch)

@lightbride
Ist das wirklich so? Ich kenne es so:

Der Waffenschein ist nicht zu verwechseln mit der Waffenbesitzkarte, die zum Besitz, Erwerb und dem nicht zugriffsbereiten Transport einer erlaubnispflichtigen Schusswaffe berechtigt. Der Waffenschein berechtigt nur zum Führen der Waffe, nicht aber zum Besitz. Wer Waffen in der Öffentlichkeit außerhalb des befriedeten Besitztums führen will, benötigt daher beides: Waffenbesitzkarte und Waffenschein.

Wikipedia: Waffenschein

Auch wenn ich immer noch nicht genau weiß, was eine Waffenerlaubnis ist, so würde ich doch auch eher dazu tendieren, dass es sich hierbei, so wie von @lightbride angeführt, um eine Waffenbesitzkarte handelt und nicht um einen Waffenschein.

Der Polizeipräsident nimmt Bezug darauf, dass der Tatverdächtige Sportschütze ist. Da braucht er schließlich keinen Waffenschein. Eine Waffenbesitzkarte macht da schon eher Sinn.

Äh... Asche auf mein Haupt, reicht wohl wirklich für heute. Ich hab den Beitrag von @lightbride ganz falsch gelesen.

Pardon!

Guten Morgen, ich habe beruflich sehr viel mit Waffen und seinen jeweiligen Erlaubnisstufen zu tun. Insbesondere aber mit Sportschützen und mir war der Täter dadurch auch namentlich bekannt, da ich auch das Baden-Württemberg komme.

Ich versuche gern euch etwas Licht ins dunkle zu bringen und erkläre die Begrifflichkeiten.

Fakt ist eine waffenrechtliche Erlaubnis kann einiges sein: ein Jagdschein, eine Waffenbesitzkarte, eine Sammler WBK, europäischer Feuerwaffenpass, Waffenschein, etc.

Als Sportschütze bekommt man in Deutschland niemals einen Waffenschein. Waffenschein bekommen bzw. sollen Menschen bekommen die eine besondere Gefährdungslage erleben und deswegen eine Waffe zum Selbstschutz führen dürfen. Das heißt Waffenschein bedeutet man darf seine Schusswaffe verdeckt oder offen geladen fuhren, also mit sich rumtragen.

Als Sportschütze kann man, wenn man alle im Waffengesetz erforderlichen Bedingungen erfüllt eine Waffenbesitzkarte beantragen. Die gesetzlichen Vorgaben sind aber nicht gerade wenig und auch nicht ohne Aufwand zu bewältigen. Mit einer Waffenbesitzkarte darf man dann eine Sportwaffen besitzen, verschlossen transportieren und damit an Training und Wettkampf teilnehmen. Darf aber z. B. Nicht mal seine Fahrt zum Wettkampf noch für einen kurzen Einkauf oder so nutzen. Man sagt auch, man darf dir Waffe nur für den Bedürfniszweck nutzen, Bedürfniszweck Sportschütze ist das sportliche schiessen und sonst nix.

Genau eine solche Waffenbesitzkarte hatte der mutmaßliche Täter in Rot am See.

Sollte noch was unklar sein, bitte einfach fragen.

@schachse

So wie ich dich jetzt verstanden habe, spezifiziert der vom Polizeipräsidenten verwendete Begriff Waffenerlaubnis erst mal nichts, sondern ist ein Überbegriff.

Wie sich die Situation bei Sportschützen im Allgemeinen darstellt, kann auch hier davon ausgegangen werden, dass der mutmaßliche Täter über eine Waffenbesitzkarte verfügte.


Wenn wir die letzten Tage die Klage des Bürgermeisters von Kamp-Lintfort verfolgt haben, sollte eigentlich klar geworden sein, wie hoch die Hürden gesetzt sind, einen Waffenschein zu erhalten. Insofern können wir getrost davon ausgehen, dass der mutmaßliche Täter als Sportschütze, ohne einer Bedrohung ausgesetzt zu sein, niemals einen solchen besessen haben kann.
https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/rechtsextremismus-kamp-lintforts-buergermeister-klagt-waffenschein-nicht-mehr-ein-a-587e3553-a02f-4f7e-902c-56000d64731c

@emz
Genau so ist es.

Es ist eigentlich nebensächlich ob der Täter einen Waffenschein oder lediglich eine Waffenbesitzkarte hat. Entscheidend ist er hatte auf die verwendete Waffe vermutlich legal Zugriff. Die Tat zeigt eben mal wieder wie es für Sportschützen (Waffenbesitzkarteninhaber) ein leichtes ist, mit einer scharfen Schusswaffe solch eine Tat zu vollziehen.

Es ist aber definitiv einfacher und günstiger sich eine illegale Waffe zu besorgen als eine als Sportschütze.
Das heißt wirklich kriminelle Menschen und vor allem Terroristen würden sich niemals Waffen als Sportschütze besorgen.

Beider Tat gestern muss es sich um eine massive Eskalation gehandelt haben, sicher nicht um einen geplanten Amoklauf oder dergleichen.

Hätte der Täter keinen Zugriff auf seine Sportwaffe gehabt, hätte er sicher etwas anderes benutzt deine Familie in dem Moment auszulöschen.

Eine Verschärfung im Waffengesetz bringt keine Verhinderung solcher Taten.

@schachse

schachse schrieb:Eine Verschärfung im Waffengesetz bringt keine Verhinderung solcher Taten.

Das würde ich so nicht unterschreiben. Siehe auch
https://www.zeit.de/2014/04/waffen-deutschland

Bei den meisten Amokläufen in Deutschland der letzten Jahrzehnte wurden Waffen von Sportschützen benutzt. Bei den meisten Familiendramen sieht es ähnlich aus.

Was meinst du warum die Mordrate in den USA so hoch ist? Nicht aufgrund von illegalen Waffen.

@schachse

Weißt Du, ob der Täter seine WBK bereits im Alter von weniger als 25 Jahren erhielt? Denn dann wäre ein psychologisches Gutachten zwingend erforderlich gewesen:

Personen zwischen dem 21. bis 25. Lebensjahr müssen bei dem ersten Antrag auf eine Waffenbesitzkarte in der Regel ein amts- oder fachärztliches oder fachpsychologisches Zeugnis über ihre geistige Eignung vorlegen (§ 6 Abs. 3 WaffG; § 4 AWaffV). Diese Regelung ist eine Folge des Amoklaufs von Erfurt am 26. April 2002, als ein 19-jähriger Schüler 16 Menschen und sich selbst erschoss. Die Neuregelung verlangt bei jungen Waffenaspiranten einen Nachweis ihrer geistigen Eignung. Die näheren Einzelheiten bestimmt das Gesetz nicht. Gemeint ist die Aufhellung von Charaktereigenschaften des Betroffenen, wie allgemeine sittliche und moralische Reife, Besonnenheit, Selbstbeherrschung, soziale, mitmenschliche Denkweise, Verantwortungsgefühl, Rücksichtnahme auf die Interessen anderer und ähnliches.

Quelle: Wikipedia: Waffenbesitzkarte (Deutschland)#Persönliche Eignung

Hier würde ich mich wundern, wenn er nicht auffällig gewesen wäre. Könnte natürlich sein, dass er entweder:
- die WBK erst mit 26 Jahren (also ohne psychologische Prüfung) erhielt, oder
- den Test erfolgreich bestand und jetzt durch ein nicht vorhersehbares Ereignis wie z.B. psychotischer Schub "den Verstand verlor"

@Winchester83 (müsste das nicht 73 heißen?)
In den USA resultiert - außer Selbstmorden - ein großer Teil der Schusswaffentoten aus Gang-Kriminalität. Dabei kommen tatsächlich auch viele illegale Waffen zum Einsatz.

Winchester83 schrieb:Bei den meisten Amokläufen in Deutschland der letzten Jahrzehnte wurden Waffen von Sportschützen benutzt. Bei den meisten Familiendramen sieht es ähnlich aus.

Wenn ich eine Waffe will, dann besorge ich mir halt eine. Bequemer ist es natürlich, wenn ich auf die Waffe eines Sportschützen zurückgreifen kann. Aber wenn ich eine Tat plane, wird die Durchführung nicht daran scheitern, dass ich mir erst noch eine Pistole besorgen muss.

Mir fallen da ganz spontan zwei Fälle hierzu ein. Da ist einmal der Mord an dem Politiker Walter Lübcke und ganz aktuell die Tötung der Familie in Starnberg durch einen Waffennarr.

@Lars01

Wie der aktuelle Fall aus Starnberg leider belegt, ist es sogar für Teenager (einen 18- und einen 19-Jährigen) offenbar kein Problem gewesen, illegal an erlaubnispflichtige halbautomatische Kurzwaffen und verbotene vollautomatische Kriegswaffen nebst Munition sowie an Sprengstoffkomponenten zu gelangen. Es brächte doch wenig, den Zugang zu legalen Waffen immer weiter zu erschweren, solange illegales Schießgerät deutlich einfacher beschafft werden kann.

https://www.stern.de/panorama/stern-crime/news-im-video--dreifachmord-in-starnberg--polizei-findet-waffenarsenal-9105544.html

Ups, emz war schneller.

Es wurde durch das SEK heute ein weiterer Mann festgenommen in Rot am See.... Ob da ein Zusammenhang besteht ist noch unklar.

Polizeieinsatz in Rot am See
13.36 Uhr: Derzeit findet ein Polizeieinsatz in Rot am See statt. Das teilte die Polizei Aalen über Twitter mit. Zuvor hatte die Polizei berichtet, dass Schüsse gemeldet worden seien. Ein Tatverdächtiger sei inzwischen unverletzt von den Einsatzkräften des SEK festgenommen worden. Erkenntnisse über weitere Verletzte habe man derzeit nicht. Ob und wenn ja, inwiefern der Einsatz im Zusammenhang zur Tat, ist bislang unklar.

https://amp.focus.de/panorama/welt/keinerlei-hinweise-auf-ein-motiv-sohn-erschiesst-eltern-und-andere-familienangehoerige-6-tote_id_11589440.html

https://www.swp.de/suedwesten/landkreise/lk-schwaebisch-hall/einsatz-in-rot-am-see-sek-ist-im-bebenburger-weg-im-einsatz-42959914.html

Das SEK ist aktuell im Bebenburger Weg in Rot am See im Einsatz und hat dabei einen Mann festgenommen. Er wurde im Polizeiwagen und scheinbar unverletzt abtransportiert.
...
Vertreter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Aalen wollen in Kürze am Tatort weitere Details bekannt geben.

Hier ist also erst mal Abwarten angesagt.

https://www.swp.de/blaulicht/crailsheim/schuesse-in-rot-am-see-verletzte-und-tote-nach-schiesserei-in-der-bahnhofstrasse-42926880.html

Angeblich sei die Wirtsfamilie zusammengekommen, um am Samstag einer Beerdigung beizuwohnen. Einige der Opfer lebten laut Polizei in dem Gasthaus, so auch der Tatverdächtige.

Einfach mal spekuliert, bei solchen Familienfeiern treffen auch gern Personen zwangsweise aufeinander, die sich ansonsten aus dem Weg gehen würden. Da kann es schon mal eskalieren.

Bei der heutigen Festnahme scheint kein Zusammenhang zu bestehen. Es ist von einem Trittbrettfahrer die Rede
https://www.n-tv.de/panorama/Erneut-fallen-Schuesse-in-Rot-am-See-article21533768.html