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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

1.432 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Messer, Sachsen-anhalt ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 16:57
Zitat von johanneskayserjohanneskayser schrieb:Möglich wäre, dass der mögliche Kreditnehmer in einer finanziell äußerst schwierigen Lage war und ihn mit Nachdruck als Kreditgeber zu animieren. Weil er es erneut ablehnte, stach dieser mit stumpfer Gewalt zu?
Naja, aber wenn ich den potentiellen Kreditgeber umbringe, dann bekomme ich mit Sicherheit nichts mehr von ihm. Wäre doch dumm, oder?

Ich verstehe schon, wie Du das meinst, aber so jemand schlägt vielleicht einmal wütend zu und haut dann ab. Aber hier wurde das Opfer ja wohl erst noch ins Schlafzimmer dirigiert (denn man wird ja, wenn man Deiner Theorie folgt, über Geld wohl nicht im Schlafzimmer verhandelt haben). Und da Bargeld in der Wohnung vorhanden war, hätte das Opfer doch in dem Augenblick noch die Chance gehabt, dem Täter zu geben, was der will und sich beruhigt. Bevor ich mich erstechen lassen, gebe ich doch lieber meine Goldmünzen oder kanadischen Dollars raus.....

Und: Jemand, der in finanzieller Bedrängnis ist, der hätte doch sicher, trotz allem, nach Geld oder Wertgegenständen gesucht und sich nicht mit der EC-Karte zufriedengegeben.

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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 16:57
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:In der AZ XY Sendung wurde es so dargestellt, dass zwar mehrere Nachbarn die Schreie vernommen haben, anscheinend sogar auf der Straße nachgeschaut wurde
Ah, richtig. Das hatte ich eben nicht mehr auf dem Schirm.
Habe so viel gesehen und gelesen seit gestern. Da ist mir das wohl entgangen. Danke sehr.
Okay, dann konnte man nicht identifizieren, woher genau das kam.
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Aber bei Schreien, zumal, wenn man nicht weiß, woher sie kommen, was hätte die Polizei überhaupt unternehmen können?
Gut, dass wiederum würde halt Sinn machen, wenn man genau wüsste woher die schreie kamen, die Polizei zu rufen.
Die hätte dann sicherlich mal nachgesehen.
Zitat von Kuno426Kuno426 schrieb:Ja, und dass noch ZWEImal Geld abgehoben wurde. Mit zeitlichem Abstand. Nicht jeden Tag. Nicht noch öfter, noch länger.
Das ist allerdings wirklich seltsam.
Wie ich schon im ersten Beitrag schrieb, für das herankommen der PIN-Nummer, gibt es mehr Möglichkeiten.
Aber das das nicht nochmal versucht wurde, finde ich komisch.
Es sei denn, der/ die Täter hätte gesehen, dass das Konto leer ist.
Da wurde sicher nicht nochmal nachgeschaut, ob vlt. nochmal Geld zur Verfügung steht, vermute ich mal.
Könnte mir auch deshalb vorstellen, dass die Karte deshalb möglicherweise entsorgt wurde.
Zitat von johanneskayserjohanneskayser schrieb:Da der Erstochene ja erst exakt zwei Tage später aufgefunden wurde, hätte man doch eher einen süßlichen Leichengeruch feststellen müssen?
Das ist eine gute Frage. Es war Februar, also vermutlich recht kalt. Nehmen wir mal an, er hat im Schlafzimmer keine Heizung angestellt. Dann könnte es Vlt. sein, dass der Verwesungsgeruch noch nicht so stark war.
Daran gedacht hatte ich auch schon.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 18:02
Zitat von Kuno426Kuno426 schrieb:Ja, und dass noch ZWEImal Geld abgehoben wurde. Mit zeitlichem Abstand. Nicht jeden Tag. Nicht noch öfter, noch länger.
Mir kommt da eine ganz verrückte Idee. Gesetzt der Fall, es war kein Raubmord, der Täter wollte aber eine falsche Spur legen. Der Täter findet die ec-Karte und zufällig das PIN-Schreiben der Bank offen in MHs Wohnung herumliegen. Jedenfalls war ja die PIN bekannt.

Könnte der Täter die ec-Karte samt PIN irgendwo deponiert bzw. "verloren" haben, wo er davon ausgehen konnte, dass der Finder die Karte ausprobieren und versuchen würde, damit Geld zu ziehen? Je nachdem, wo das geschah, war ja das Risiko vielleicht gering, dass der Finder ehrlich sein und die Karte abgeben würde. Ich denke z.B. an einen Spielplatz, auf dem sich nachts die Drogenszene trifft.

Der Finder konnte sein "Glück" kaum fassen, strich € 1000,- ein und gab Karte und PIN anschließend weiter, weil er Magdeburg nach der Abhebung für zu heiß befand. Der zweite Besitzer hat die Karte dann nochmals in Halle eingesetzt und dann weggeworfen/entsorgt.

Vielleicht hat ja der Täter geglaubt/gehofft, dass ein übel belumundeter Finder beim Einsatz der Karte erwischt würde und als Verdächtiger des Mordes festgehalten würde? Dass der Finder beim Abheben gerade doch fotografiert würde?


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 18:10
@sallomaeander
Eine sehr interessante Vermutung.
Ganz abwegig ist das eigentlich gar nicht. Wie ich hier schon ein paar Mal gelesen habe, war es in den neuen Bundesländern nicht unüblich, dass es dort keine Kameras gab. Deswegen kann das ja Zufall sein.
Da ist der Plan des/ der Täter/s natürlich nicht aufgegangen, da niemand erwischt wurde.

Ein recht interessanter Gedanke, wirklich.
Möglicherweise bestand das Konto noch nicht lange und der Brief mit der PIN-Nummer war noch nicht abgeheftet, weggeräumt o.ä.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 18:14
Zitat von Kuno426Kuno426 schrieb:Das mit dem gefundenen Schlüssel habe ich noch immer nicht verstanden.
Das mit dem Schlüssel ist eine seltsame Sache, die bei Aktenzeichen kurz vorkam. Als MH. am Mordabend nach Hause kam, traf er die Nachbarn (die auch seinen Wohnungsschlüssel hatten und ihn an eine Einladung in zwei Tagen erinnerten). MH. fragte sie, ob sie ihren Wohnungsschlüssel verloren hätten, denn er hätte im Hof einen gefunden. Die Nachbarn sagten, der Schlüssel gehöre einem anderen Nachbarn ( nannten Namen), aber der sei noch nicht zu Hause.

Dann wurde nicht mehr erwähnt, was mit dem Schlüssel passiert ist. Man weiß nicht, ob MH. noch versucht hat ihn zurückzubringen oder einen Zettel an die Tür hing. Oder ob der Schlüssel noch in seiner Wohnung lag, als er tot gefunden wurde.

Das wäre natürlich ein Grund die Tür zu öffnen, wenn der Nachbar seinen Schlüssel abholen kommt.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 18:35
Das mit dem Schlüssel wäre aber mal interessant zu wissen.
Wer verzichtet zwei Tage auf seinen Schlüssel? Man hätte sich doch bestimmt durchs Haus gefragt, ob jemand der Nachbarn einen gefunden hat.
Das ist schon alles ein bisschen seltsam.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 18:40
Zitat von johanneskayserjohanneskayser schrieb:Könnte das Opfer aufgrund des Alters noch als IM tätig gewesen sein?
Wenn er Jahrgang 1970 war, dann war er ja beim Fall der Mauer "erst" 19 Jahre alt.
Es gab ja die unglaublichsten Verbindungen und Zusammenhänge, wer wen und warum denunziert hatte?
Möglich wäre es da schon, dass jemand sich bei seinem IM rächen wollte? Aber dass er erst 2006 Rachegelüste bekam...?
Letzteres könnte einer zufälligen Wiederbegegnung geschuldet sein (wobei ich ein solches Motiv nicht priorisiere).
Ich weiss, dass bei uns in der Lehre ein ca. 16jähriges Mädchen angesprochen wurde, ob sie nach der Ausbildung nicht eine Stelle bei der Stasi antreten wolle, also offiziell. Dazwischen gab es ja eine Grauzone, nicht "nur" IM. Üble Denunzianten, gelegentliche Zuträger. Schüler, die schon an der EOS (14-18) über ihre Mitschüler Auffälligkeiten sammeln sollten. Und natürlich solche, die besonders systemtreu und überzeugt waren, dass sie guten Gewissens jeden politischen Witz weitergemeldet haben. Über die Konsequenzen für den Betroffenen waren sie sich nicht immer klar! Sie haben nur ihre Pflicht erfüllt und waren an den folgenden Massnahmen nicht beteiligt, wussten vllt gar nichts darüber. Das konnte von einer Aussprache bis hin zum Karriereaus reichen! Ein blöder Spruch und die Abiturausbildung war beendet. Oder Akademiker wurden zum Hilfsarbeiter degradiert. Ausreisepläne kundgetan? Ab ins Gefängnis!
Auch als Offiziersschüler musstest du die richtige Gesinnung nach aussen tragen!

Also auch Anfang 89 hätte das Weitermelden eines politischen Witzes ausgereicht, dass derjenige nicht zum Studium zugelassen wurde und vllt gleich nach der Wende, als einfacher Arbeiter, arbeitslos wurde und sozial abstieg. Während der Denunziant seine Ausbildung beenden und Karriere machen konnte.
Wie gesagt, das wäre Zufall, dass sich die Beteiligten wiedertreffen. Aber falls doch, wäre es "nach der langen Zeit des Vergessens" bestimmt denkbar, dass ich einen ehemaligen Schulkameraden oder (NVA)Bekannten nicht vor der Tür stehen lasse.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 18:52
Zitat von Kuno426Kuno426 schrieb:Wie gesagt, das wäre Zufall, dass sich die Beteiligten wiedertreffen. Aber falls doch, wäre es "nach der langen Zeit des Vergessens" bestimmt denkbar, dass ich einen ehemaligen Schulkameraden oder (NVA)Bekannten nicht vor der Tür stehen lasse.
Ein solcher Zusammenhang hat Charme. Aber wäre mit Täter und Opfer nicht eine doppelte Chance vorhanden, dass eine hier vermutete Denunziation, IM-Tätigkeit oder was auch immer noch in den Stasi-Akten zu finden wäre? Sicher, es ist einiges vernichtet worden, aber in diese Richtung haben die EB doch sicher ermittelt?

Die Beteiligten an diesem System haben doch ständig über alles mögliche berichtet und viele Aufzeichnungen, selbst banalster Art, hinterlassen. Ob eine Anschuldigung wahr war oder nicht, geschrieben und gemeldet wurde doch immer?

Oft wurden ja "nur" Stimmungsbilder, Lageberichte usw. gemeldet. Aber da müsste MH doch in irgendeiner Form auftauchen.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 19:04
Zitat von Kuno426Kuno426 schrieb:Also auch Anfang 89 hätte das Weitermelden eines politischen Witzes ausgereicht, dass derjenige nicht zum Studium zugelassen wurde und vllt gleich nach der Wende, als einfacher Arbeiter, arbeitslos wurde und sozial abstieg. Während der Denunziant seine Ausbildung beenden und Karriere machen konnte.
Das ist natürlich richtig. Aber ich halte insofern mal dagegen, dass derjenige nach der Wende, also nicht mal ein Jahr später, sehr wohl noch die Möglichkeit gehabt hätte, ein Studium aufzunehmen. Selbst ein Gefängnisaufenthalt aus politischen Gründen wäre überschaubar gewesen.

Wir reden hier immerhin von einer Zeit, in der sich praktisch jeden Monat etwas änderte, die DDR zunehmend zerfiel bzw. aufgelöst wurde, und nicht von, sagen wir mal, 1980, wo dann jemand bis zum Ende der DDR im Gefängnis saß und/ oder seine Karriere nicht mehr ins Lot bringen konnte.

Wenn also MH wirklich jemandem, bewusst oder unbewusst, geschadet hat, dann kann das nichts mehr gewesen sein, was der betreffenden Person das ganze Leben versaut hätte. Weil die Repressionen, die gegen jemanden deshalb ergingen, dann mitsamt der DDR zu Ende waren. Mal ganz abgesehen davon, dass es bei jemandem im Alter von MH ja wirklich nur um einen Witz oder Ähnliches gegangen sein kann. Dass ein Kamerad von ihm Zugang zu geheimen Militärunterlagen hatte und die an den Westen verkauft hat, ist ja wohl sehr unwahrscheinlich.

Und selbst wenn jemand nur glaubt, an seinem Elend sei MH schuld, dann wird die betreffende Person sicher nicht von 1990 bis 2006 gewartet haben, bis sie dann Rache genommen hat.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 19:18
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Und selbst wenn jemand nur glaubt, an seinem Elend sei MH schuld, dann wird die betreffende Person sicher nicht von 1990 bis 2006 gewartet haben, bis sie dann Rache genommen hat.
So recht glaube kann ich das auch nicht.
Es sei denn, dass derjenige ihn erst durch Zufall zu dieser Zeit ausfindig machen konnte.
Aber kann ich mir auch nicht vorstellen, da hätte es dich sicher schon vorher mal Möglichkeiten gegeben.
Allerdings kennen wir das Motiv ja nun nicht und bei manchen Menschen kann auch noch nach Jahrzehnten die Sicherung durchbrennen.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 19:19
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Und selbst wenn jemand nur glaubt, an seinem Elend sei MH schuld, dann wird die betreffende Person sicher nicht von 1990 bis 2006 gewartet haben, bis sie dann Rache genommen hat.
Genau so sehe ich das im Grunde auch und vermute deshalb sehr stark ein persönliches Motiv, das keinen politischen Hintergrund hat.

Man muss allerdings bedenken, dass bis heute Menschen aus den verschiedensten Anlässen (Tod eines Angehörigen, Entdeckung alter Briefe...) Persönliche Akteneinsicht in die Stasi-Unterlagen beantragen und dort mitunter Dinge erfahren, die ihnen den Boden unter den Füßen wegziehen.

Der liebe Onkel sowieso hat in Wirklichkeit ... und deshalb durfte ich nicht ... wie kann ein Mensch nur... ich habe ihm vertraut...

Insofern kann man einen solchen Zusammenhang auch lange Zeit nach der Wende nicht völlig ausschließen. Aber wie ich hier schon schrieb, die EB werden in dieser Richtung auch nicht untätig gewesen sein. Und die Beteiligten hinterließen ja viel Papier.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 19:52
Zitat von GSMHSGSMHS schrieb:Das mit dem Schlüssel wäre aber mal interessant zu wissen.
Wer verzichtet zwei Tage auf seinen Schlüssel? Man hätte sich doch bestimmt durchs Haus gefragt, ob jemand der Nachbarn einen gefunden hat.
Ja, das meine ich auch. Na ja, vielleicht hatte er einen Zweitschlüssel und er dachte, er hätte in in der Arbeit vergessen oder so. Da der Schlüssel aber in Aktenzeichen erwähnt wurde, hat es sicher irgendwas damit auf sich. Ich denke aber, dass die Polizei den auf dem Schirm hatte. Trotzdem ärgerlich, wenn Aktenzeichen etwas andeutet und dann nicht mehr darauf eingeht.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 20:04
Woher hätte der betreffende Nachbar nun wissen können, wo der verlorene Schlüssel abzuholen sei?
Zettel an der Tür?
Hat am Ende das den Täter überhaupt erst zu MH geführt?

Vielleicht war derjenige noch länger verreist, sodas das Fehlen des Schlüssels gar nicht auffiel.
Warum es dann überhaupt erwähnt wurde ist mir nicht ganz klar.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 20:17
Sind denn überhaupt Fälle bekannt geworden, bei denen eine entdeckte Stasibespitzelung zu einem Rache-Mord geführt hätte? Bespirzelung passierte in der DDR hunderttausendfach, aber wieviele Morde passierten deswegen? Mir ist da nichts präsent.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 20:22
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Man muss allerdings bedenken, dass bis heute Menschen aus den verschiedensten Anlässen (Tod eines Angehörigen, Entdeckung alter Briefe...) Persönliche Akteneinsicht in die Stasi-Unterlagen beantragen und dort mitunter Dinge erfahren, die ihnen den Boden unter den Füßen wegziehen.
Ja, das ist sicher richtig, aber wie gesagt: Wir reden hier von 1989 und von sehr jungen Leuten. Selbst wenn z. B. ein Kamerad von MH aus der Offiziersausbildung herausgeflogen wäre, weil MH ihn denunziert hat - ja, gut, paar Monate später wäre die NVA sowieso aufgelöst worden und die meisten hätten sowieso gehen müssen. Oder wenn ein Mitschüler keinen Studienplatz bekommen hat wegen einer Denunziation- ja, gut, paar Monate später war alles frei und man konnte ungehindert studieren.

Das ist etwas anderes, als wenn jemand mitten aus seinem Leben und aus einer gewissen gesellschaftlichen und beruflichen Position herausgerissen wird, womöglich seine Familie verliert und 20 Jahre in Bautzen sitzen muss. DANN könnte ich mir eine Rache vorstellen, wenn man in der Stasiakte feststellt, wem man das zu verdanken hat.

Aber auch da habe ich, wie @MrKanister meine Zweifel, ob das wirklich in so großem Umfang passiert ist, wie man annehmen müsste, vor allem noch fast 20 Jahre später.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 21:39
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Aber auch da habe ich, wie @MrKanister meine Zweifel, ob das wirklich in so großem Umfang passiert ist, wie man annehmen müsste, vor allem noch fast 20 Jahre später.
Und u.a. deshalb habe ich ja meine Theorie der unbekannten Vaterschaft hier vorgetragen. Das passt vom zeitlichen Rahmen eben sehr viel besser, weil viele Dinge innerhalb der hier diskutierten Zeitspanne schlicht an Wichtigkeit verlieren - ein Kind in der Pubertät stellt aber Fragen nach der Herkunft, beantragt seinen ersten Personalausweis, will mehr über seine Herkunft erfahren.

Das passt genau in die zeitliche Distanz Wendezeit - Tatzeit, und könnte doch zugleich etwas mit den damals stattfindenden Umwälzungen zu tun haben. Gerade das Verhältnis Polen - Deutschland könnte in sozialistischer Nachbarschaft zunächst problemloser gewesen sein als danach. Die ehemalige DDR wurde durch den Beitritt zur Bundesrepublik sofort EU-Mitglied, in Polen dauerte das noch bis 2004. Und bis heute sind die beiden Länder wirtschaftlich noch nicht auf einer Höhe.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 22:09
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Und u.a. deshalb habe ich ja meine Theorie der unbekannten Vaterschaft hier vorgetragen.
Wie gesagt, ich finde Diene Idee gar nicht schlecht (auch wenn es bislang keine Belege dafür gibt, aber denken wir mal einfach trotzdem weiter...), aber mir fehlt noch die Verbindung, wie es von einem verheimlichten oder verlassenen Kind zu einem Mord kommen kann. Da sollte man mal weiterdenken:

Alimentenforderung? Dann macht es mal so gerade gar keinen Sinn, den Kindsvater umzubringen. Dann zahlt er nämlich sicher nicht.

Der Wunsch, er solle sich jetzt endlich mal um das Kind kümmern? Siehe oben, das kann ein Toter nämlich genausowenig.

Das Kind möchte seinen Vater kennenlernen? Dann könnte es Sinn machen, ihn umzubringen, damit er nicht in die vielleicht bestehende, anderweitige Familie "eindringt". Aber dann wird das Kind irgendwann damit konfrontiert, dass sein biologischer Vater umgebracht wurde, gerade zu der Zeit, als es nach ihm gefragt hat - auch sehr unklug, denn wenn das Kind nicht völlig blöd ist, kann es ja denken, dass das vielleicht kein Zufall war.

Wut eines Vaters, dem das Kind untergeschoben wurde? Auch möglich, aber dann wäre die Kindsmutter ja genauso an "dran", denn sie hat das Kind ebenso untergeschoben. Viel mehr sogar, weil MH im Zweifelsfalle vielleicht noch behaupten kann, er habe nie etwas von dem Kind gewusst.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 22:18
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Und selbst wenn jemand nur glaubt, an seinem Elend sei MH schuld, dann wird die betreffende Person sicher nicht von 1990 bis 2006 gewartet haben, bis sie dann Rache genommen hat.
Ich finde das eine wichtige Überlegung.
Selbst wenn das Motiv keine Rache war, sondern ein anderes Tatmotiv, spricht vieles, was über den Tatablauf und das Vorgehen des Täters bekannt ist, dafür, dass die Beweggründe des Täters aktuell oder zumindest "noch sehr frisch" waren.

@johanneskayser
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:johanneskayser schrieb:
Möglich wäre, dass der mögliche Kreditnehmer in einer finanziell äußerst schwierigen Lage war und ihn mit Nachdruck als Kreditgeber zu animieren. Weil er es erneut ablehnte, stach dieser mit stumpfer Gewalt zu?
Naja, aber wenn ich den potentiellen Kreditgeber umbringe, dann bekomme ich mit Sicherheit nichts mehr von ihm. Wäre doch dumm, oder?
Ich finde den Ansatz, dass der Täter Geld von MH gepumpt haben wollte, nicht schlecht.
Der Täter könnte in Bezug auf sein Anliegen an jenem Abend eine deutliche Absage von MH bekommen haben. Vor allem wenn es eine persönliche Beziehung zwischen Täter und Opfer gab, dann könnte der Täter das auch als massive Zurückweisung und Misstrauensbekundung empfunden haben und eben nicht rational, sondern stark emotional reagiert haben. Nach dem Motto "Du lässt mich hängen, obwohl du genügend Kohle hast um mir zu helfen" oder "Du traust mir also nicht zu, dass ich das Geld wieder zurückzahlen kann". Falls vorher schon Geld geflossen war, könnte MH dieses an jenem Abend auch zurückgefordert haben, woraufhin sich der Täter zusätzlich unter Druck gesetzt fühlte.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 22:26
Zitat von KieliusKielius schrieb:Ich finde den Ansatz, dass der Täter Geld von MH gepumpt haben wollte, nicht schlecht
Aber wenn derjenige so arm war, warum hat er dann nicht nach den Goldmünzen und dem Bargeld in der Wohnung gesucht? Selbst wenn er nicht davon wusste, wäre es doch aus seiner Sicht naheliegend, dass ein "reicher Mann" auch Geld zu Hause hat.
Zitat von KieliusKielius schrieb:Falls vorher schon Geld geflossen war, könnte MH dieses an jenem Abend auch zurückgefordert haben, woraufhin sich der Täter zusätzlich unter Druck gesetzt fühlte.
Vielleicht ging es ja sogar "nur" um eine Rückforderung? Da wäre ein Mord sogar logischer.

Allerdings geht der Täter in dem Fall das Risiko ein, dass es irgendwo Unterlagen darüber gibt. Und wenn die Polizei die findet....Na, einen besseren Verdächtigen gibt es dann kaum.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

01.09.2021 um 22:33
@brigittsche vielen Dank für Deine ausführliche Auseinandersetzung mit meiner Hypothese. Ich muss zugeben, dass es da irgendwo hakt- und doch könnte an meiner Vermutung etwas dran sein.

Man kann nämlich auch nicht ausschließen, dass die Initiative von MH ausging - vielleicht hat er sich einer alten Verbindung erinnert und dadurch seinerseits anderswo ein lange und mühdam gehütetes Familiengeheimnis ins Wanken oder in Gefahr gebracht.

Wenn MH nach 13, 14 Jahren auf einmal bei Madame X anruft und einen Besuch ankündigt. Dort womöglich auf ein Kind treffen würde, das ihm ähnlicher sieht als dem vermeintlichen Vater - und dieser vielleicht ahnungslos ist? Und dann doch anfängt, zu rechnen?

Nicht umsonst hat der Gesetzgeber mittlerweile Gentests aus solchen Gründen verboten. Wenn so etwas auffliegt, sind die Folgen regelmäßig dramatisch. Da zerbrechen Familien, da werden Kinder traumatisiert. Der vermeintliche Vater ist sofort weg. Scheidung. Ganz schlimm.

Ob sich daraus ein Mordmotiv ableiten lässt? Ich weiß es nicht.


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