Zwei Polizeibeamte in Rheinland-Pfalz erschossen

sallomaeander schrieb:Aber, gänzlich ungeachtet des gesetzlichen Rahmens, stünde dem Angeklagten ein Rest von Anstand gegenüber den Opfern besser zu Gesicht als der unverschämte Versuch, den Opfern die Schuld an seiner Tat zuschieben zu wollen. Das ist es wohl, was viele hier empört - zu Recht.

Was erwartest du denn von einem, der ein sterbendes Opfer auf den Rücken dreht, um ihm ins Gesicht zu schießen? Einen Rest von Anstand? Der hat bereits sämtliche Grenzen von Menschlichkeit weit hinter sich gelassen.

Meine Empörung könnte der Angeklagten nur steigern, indem er umschwenkt und Reue zeigt. Ich hoffe nicht, denn mehr könnte er die Opfer dann wirklich nicht mehr verhöhnen.

emz schrieb:Was erwartest du denn von einem, der ein sterbendes Opfer auf den Rücken dreht, um ihm ins Gesicht zu schießen?

Vielleicht, dass er schweigt? Krokodilstränen bringen in der Tat niemandem etwas, aber wenn er schon nicht willens oder in der Lage ist, seine Tat zu bereuen, könnte er wenigstens dasitzen, zuhören und dem Anwalt das Reden überlassen - zumal er ja mit seinen Einlassungen gerade nicht zur Erklärung oder Aufhellung der Tat beiträgt. Im Gegenteil.

Falsche Reue erwarte ich nicht.

sallomaeander schrieb:... wenn er schon nicht willens oder in der Lage ist, seine Tat zu bereuen, könnte er wenigstens dasitzen, zuhören und dem Anwalt das Reden überlassen - zumal er ja mit seinen Einlassungen gerade nicht zur Erklärung oder Aufhellung der Tat beiträgt. Im Gegenteil.

Nun ist aber so ein Strafprozess kein Wunschkonzert.

emz schrieb:Erst mal muss überhaupt die rechtliche Voraussetzung für eine Sicherungsverwahrung gegeben sein.

Der Leitende Oberstaatsanwalt wird überprüft haben, ob die juristischen Voraussetzungen für eine Sicherungsverwahrung gegeben sind bzw. je nach Verlauf des Prozesses gegeben sein könnten, bevor er das Gutachten in Auftrag gegeben hat.

Kreuzbergerin schrieb:Nach Informationen des Südwestdeutschen Rundfunks (SWR) wird die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern nun wohl ein psychiatrisches Gutachten für Andreas S. in Auftrag geben. Das bestätigte der Leitende Oberstaatsanwalt Udo Gehring dem SWR. Mit dem Gutachten will die Staatsanwaltschaft auch überprüfen, ob bei einer Verurteilung eine Sicherungsverwahrung verhängt werden könne.

Kreuzbergerin schrieb:Der Leitende Oberstaatsanwalt wird überprüft haben, ob die juristischen Voraussetzungen für eine Sicherungsverwahrung gegeben sind bzw. je nach Verlauf des Prozesses gegeben sein könnten, bevor er das Gutachten in Auftrag gegeben hat.

Bei solchen Prozessen wird sowieso immer ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben. Es geht darum auszuschließen, dass der Angeklagte vermindert schuldfähig bzw. schuldunfähig sein könnte. Ist also nicht abhängig von einer infragekommenden Sicherungsverwahrung. In dem Text heißt es deshalb: "Mit dem Gutachten will die Staatsanwaltschaft auch überprüfen, ...

emz schrieb:"Mit dem Gutachten will die Staatsanwaltschaft auch überprüfen, ...

Auch das bedeutet, dass die Staatsanwaltschaft zu dem Schluss gekommen sein muss, dass mit dem Urteil gegebenenfalls die juristischen Voraussetzungen erfüllt sein können, um eine Sicherungsverwahrung erwirken zu können.

https://www.rheinpfalz.de/lokal/pfalz-ticker_artikel,-hauptangeklagter-wilderte-regelm%C3%A4%C3%9Fig-nachts-_arid,5370222.html?strytlpage=35

Das Landgericht Kaiserslautern hat acht weitere Termine für den Prozess reserviert. Ursprünglich hatte die Kammer gehofft, mit 14 Verhandlungstagen auszukommen und am 9. September zu einem Urteil zu kommen. Das aber lässt sich nicht mehr schaffen.

Damit wir nicht lang suchen müssen, die derzeit bekannten Termine stehen im Wiki.

Die Lokalpresse veröffentlicht heute eine Rekonstruktion des Geschehnisablaufs. Natürlich beinhaltet die Meldung den Hinweis, dass es sich hierbei um die Version der StA handelt.

1.) AS nimmt unbemerkt seine Schrotflinte und "feuert innerhalb von zwei Sekunden zweimal unvermittelt", zuerst auf YB und dann auf AK. Erstere bricht bewusstlos zusammen, letzteren trifft er von hinten "ins Gesäß".

2.) AK "geht rückwärts und schießt" auf AS, trifft aber nicht.

3.) AS nimmt sein Jagdgewehr samt Wärmebildkamera und schießt AK gezielt "unterhalb dessen Schutzweste in den Bauch".

4.) Nun geht AS zu AK hin und schießt ihm "aus kurzer Distanz" in den Rücken.

5.) AS dreht den Sterbenden herum und schießt ihm aus kürzester Entfernung "von unten in den Hals". Die Kugel tritt am Hinterkopf aus.

6.) Erst nach fünf Minuten, als AS seinen Ausweis sucht, bemerkt er, dass YB noch lebt und schießt ihr mit der Schrotflinte ins Gesicht.

Sein dummer und feiger Knecht FV kauert derweil zitternd in einem Graben. Es erscheint geradezu unvorstellbar, dass sich dieser Tatablauf nicht durch Indizien belegen lassen sollte. Seit diesem Fall, nein, genauer: seit den Erkenntnissen über die Handlungsweise und den Charakter von AS, bin ich wieder für die Einführung der Todesstrafe. Dieser Unmensch darf nie wieder freigelassen werden, sonst schweben alle Zeugen, Ermittlungsbeamten und Angehörigen des Gerichts in neuerlicher Lebensgefahr.

ErnstHellfritz schrieb:Sein dummer und feiger Knecht FV kauert derweil zitternd in einem Graben

Das kann ich noch fast verstehen bzw. menschlich nachvollziehen - er wäre sicher Toter Nr. 3 gewesen, wenn er irgendwas anderes gemacht hätte. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn er gleich zur Polizei wäre. Vor Ort glaube ich aber, hat er wenig verrichten können, ohne Waffe und gegen einen sehr guten Schützen mit Wärmebildkamera.

ErnstHellfritz schrieb:Es erscheint geradezu unvorstellbar, dass sich dieser Tatablauf nicht durch Indizien belegen lassen sollte.

Er hat mit Schrot und Gewehr geschossen - ich denke wirkliche dass er deswegen das Schiessen zugegeben hat, weil er als Einziger Schmauch von beiden Waffen hatte.

ErnstHellfritz schrieb:Dieser Unmensch darf nie wieder freigelassen werden, sonst schweben alle Zeugen, Ermittlungsbeamten und Angehörigen des Gerichts in neuerlicher Lebensgefahr.

word!

Kreuzbergerin schrieb am 25.07.2022:Der Leitende Oberstaatsanwalt

Der "Leitende Oberstaatsanwalt" ist der Behördenleiter.
Die Anklage vertritt und im Gerichtssaal sitzt ein Staatsanwalt oder ein Oberstaatsanwalt.

hallo @all,


der anwalt des mitangeklagten florian v. zieht im interview auf der nachfolgenden seite der "rheinpfalz" eine art halbzeitbilanz:

https://www.rheinpfalz.de/lokal/pfalz-ticker_artikel,-hauptangeklagter-wilderte-regelm%C3%A4%C3%9Fig-nachts-_arid,5370222.html


herr christian k., der anwalt, geht von einem schuldspruch im sinne der anklage für den hauptangeklagten aus- inklusive sicherungsverwahrung.


beachtenswert finde ich auch, daß die akten von 50 (!) weiteren verfahren, die mittelbar oder unmittelbar mit der tat bei kusel in

zusammenhang stehen, hinzugezogen werden sollen (was den prozeß naturgemäß weiter in die länge ziehen wird).


mfg: domlau

ErnstHellfritz schrieb:Sein dummer und feiger Knecht FV kauert derweil zitternd in einem Graben.

Ich will diesen Herrn jetzt nicht übermäßig in Schutz nehmen zumal wir nicht wissen, ob sich die beiden auf eine solche Situation eingestellt haben. Aber wenn unvermittelt neben mir eine Schießerei ausbräche, würde ich vermutlich auch erst einmal in Deckung gehen. Die Morde waren auch ziemlich schnell vorrüber, viel Zeit zum reagieren hatte er danach auch nicht.

ErnstHellfritz schrieb am 29.07.2022:Die Lokalpresse veröffentlicht heute eine Rekonstruktion des Geschehnisablaufs. Natürlich beinhaltet die Meldung den Hinweis, dass es sich hierbei um die Version der StA handelt.

1.) AS nimmt unbemerkt seine Schrotflinte und "feuert innerhalb von zwei Sekunden zweimal unvermittelt", zuerst auf YB und dann auf AK. Erstere bricht bewusstlos zusammen, letzteren trifft er von hinten "ins Gesäß".

Ich gehe doch stark davon aus, dass sich dieser angenommene Tatablauf durch Indizien untermauern lässt. Der Überraschungseffekt beim ersten Schuss auf Yasmin B.; Schmauchspuren bei Schüssen aus der Nahdistanz; der Schußwinkel, wenn das Opfer schon auf dem Boden lag. Zumindest ein Teil des Feuergefechts scheint ja auch über den Notruf aufgezeichnet worden zu sein.

Ziemlich klar ist, dass die beiden ersten Schüsse aus der (vermutlich doppelläufigen) Schrotflinte innerhalb weniger Sekunden und von derselben Person abgegeben worden sind. Muss A.S. zugeben, mit der Schrotflinte geschossen zu haben, dann hätte er ein riesiges Problem. Dann wäre er überführt als derjenige, der in Tötungsabsicht den ersten Schuss abgegeben hat. Hier im Thread wurde ja schon vermutet, dass er nur zugibt, "in Notwehr" geschossen zu haben, weil bei ihm entsprechender Schmauch nachgewiesen worden wäre. So allmählich wird mir klar, warum die StA A.S. als alleinigen Schützen sieht, und bin sehr auf die Berichte der Forensik gespannt.

Mr.Stielz schrieb:Ich gehe doch stark davon aus, dass sich dieser angenommene Tatablauf durch Indizien untermauern lässt. Der Überraschungseffekt beim ersten Schuss auf Yasmin B.; Schmauchspuren bei Schüssen aus der Nahdistanz; der Schußwinkel, wenn das Opfer schon auf dem Boden lag. Zumindest ein Teil des Feuergefechts scheint ja auch über den Notruf aufgezeichnet worden zu sein.

Ziemlich klar ist, dass die beiden ersten Schüsse aus der (vermutlich doppelläufigen) Schrotflinte innerhalb weniger Sekunden und von derselben Person abgegeben worden sind. Muss A.S. zugeben, mit der Schrotflinte geschossen zu haben, dann hätte er ein riesiges Problem.

Da Aufnahmen aus einer in der Nähe des Tatorts angebrachten Überwachungskamera vorliegen, konnte der zeitliche Ablauf der Schüsse sehr gut nachvollzogen werden.
Zeugenaussagen von Anwohnern, die in der Nähe wohnten, bestätigten den Ablauf der Schüsse zusätzlich.

Update vom 28. Juni, 12.13 Uhr: Am Dienstag wurden im Prozess um die beiden ermordeten Polizisten in Kusel Tonaufnahmen einer Überwachungskamera aus der Nähe des Tatorts abgespielt. Deutlich darauf zu hören: Schüsse. Einen dramatischen Schusswechsel schilderten auch Zeugen vor Gericht, darunter ein 47-jähriger Anwohner. Er habe zum Tatzeitpunkt Schüsse aus Gewehr und Pistole gehört: „Das war Bumm Bumm.“

Ein weiterer Zeuge sagte am Dienstag aus, dass er neben den Schüssen auch jemanden „Bleib stehen“ schreien gehört habe. „Das waren mehrere Schussfolgen. Fast wie eine Feuerwerksbatterie“, sagte der Mann mit ebenfalls 47 Jahren vor Gericht. Dazu klopfte er mit geballter Hand viermal rhythmisch auf den Tisch.

Eine besonders dramatische Aussage kam an diesem Prozesstag von einem 65-Jährigen. Mehrere Zeugen berichteten demnach von einem deutlichen, harten letzten Knall. Der Mann beschrieb diesen dabei „wie bei einem finalen Fangschuss bei Tieren“. Weitere Zeugenanhörungen wären für den Dienstagmittag angedacht.

Merkur

Danke, @Kreuzbergerin, dieser Bericht war mir bisher entgangen. Dann ist die Spurenlage um ein Vielfaches besser als ich ganz zu Anfang vermutet hatte bei einem Mord im Nirgendwo. Mit der Tonbandaufnahme dürfte sich auch der Rest der alternativen Erklärungen widerlegen lassen, dass A.S. sein Auto gewendet hätte, während der Komplize die Polizisten erschossen hätte.

@Mr.Stielz
Es ist tatsächlich ein glücklicher Umstand, dass die Aufnahme der Überwachungskamera vorliegt.
Zeugen können sich bekanntermaßen irren, diese Tonaufnahme ist daher ein wichtiges Dokument um das Geschehen zu rekonstruieren.

Kreuzbergerin schrieb:Es ist tatsächlich ein glücklicher Umstand, dass die Aufnahme der Überwachungskamera vorliegt.

Ja, aber noch besser ist die Kennzeichenabfrage und als absolutes Highlight die verlorenen Papiere. Als am Morgen nach det Tat erstmals im Radio berichtet wurde, dachte ich (wie seinerzeit auch beim Mord an Regierungsrat Lübcke) "kaum eine Chance. Das wird eine harte Nuss". Oft genug überrascht die Polizei mit hervorragender Ermittlungsarbeit bei anfangs marginaler Spurenlage (Darsow). Aber so ein Glück wie hier habe ich noch nie erlebt.

Heute geht es weiter.

Nach gut drei Wochen Sommerpause wird der Prozess um den mutmaßlichen Polizistenmord von Kusel fortgesetzt. Vor dem Landgericht Kaiserslautern geht es dabei vor allem um die Frage, ob der Hauptangeklagte die junge Polizeianwärterin erschossen hat.

Quelle: SWR

Möglicherweise wird heute auch der Mitangeklagte aussagen, ansonsten kommen die Vernehmungsbeamten zu Wort.. Auch morgen ist eine Verhandlung angesetzt, man scheint umfangreiche Informationen zuerwarten.

Heute haben zwei Polizeibeamte vor Gericht ausgesagt. Es ging um deren Vernehmung von Florian V.:

https://www.spiegel.de/panorama/justiz/kusel-vernehmungsbeamte-sagen-in-prozess-wegen-polizistenmords-aus-a-f13bf98d-3fe6-4b42-8cce-c2521a65ce9b

Andreas S. zeigt auch in U-Haft noch seine Gewaltbereitschaft.
unglaublich.

Andreas S.: "Der letzte, der mich herausgefordert hat, der hat's nicht überlebt."
Andreas S. sagte, dass er sich wegen der Provokationen seiner Mitgefangenen beschwert habe. Er habe dem Zuständigen gesagt: "Mir reicht's jetzt. Unterbindet das bitte! Irgendwann reicht's auch mir, dann eskaliert's. Der letzte, der mich herausgefordert hat, der hat's nicht überlebt."

Andreas S.: Ich werde provoziert
12:23
12.08.2022 Andreas S. beklagt sich am heutigen Prozesstag, dass er im Gefängnis gezielt provoziert werde, vor allem beim Hofgang. Die Justizvollzugsanstalt habe nach seiner Beschwerde angeordnet, dass er nun alleine Hofgang habe. Dies habe den Nebeneffekt gehabt, dass alle 160 übrigen Gefangenen eine Stunde weniger Hofgang hätten. Dies habe den Unmut der übrigen Gefangenen ihm gegenüber noch verstärkt.

Quelle: https://www.rheinpfalz.de/lokal/pfalz-ticker_artikel,-polizistenmordflorian-v-sagte-noch-am-tattag-stundenlang-aus-_arid,5370222.html