Der mysteriöse Fall Delphine Jubillar

Das Urteil steht kurz bevor. Die Anwälte und das Publikum nehmen ihre Plätze ein.

Das Urteil ist Schuldig mit 30 Jahren Haft.

Viereinhalb Jahre nach Beginn des Verfahrens ist das Urteil für Cédric Jubillar gefallen: Die Geschworenen haben ihn am Freitag, den 17. Oktober, zu einer Haftstrafe von 30 Jahren verurteilt.

Auf die Frage, ob sie den Maler und Stuckateur des Mordes an seiner Frau Delphine Jubillar in der Nacht vom 15. auf den 16. Dezember 2020 in Cagnac-les-Mines für schuldig befunden haben, antworteten die Geschworenen mit "Ja".

Erfährt man noch ob einstimmig etc..?

Ich bin ehrlicherweise überrascht, obwohl ich (mit dem mir zur Verfügung stehenden Informationen) auch so abgestimmt hätte. Aber irgendwie hätte es auch ein können, dass zwei, drei Geschworene zweifeln, oder?

ringelnatz schrieb:Erfährt man noch ob einstimmig etc..?

Ich habe bislang nichts darüber gefunden. Vielleicht wird das aber auch gar nicht publik gemacht.

ringelnatz schrieb:Ich bin ehrlicherweise überrascht, obwohl ich (mit dem mir zur Verfügung stehenden Informationen) auch so abgestimmt hätte. Aber irgendwie hätte es auch ein können, dass zwei, drei Geschworene zweifeln, oder?

Ich hätte auch so abgestimmt. Die Plädoyers der Verteidigung waren nicht mehr als heiße Luft. Mit dem Schwere-Kindheits-Gedöns kann man auch nicht unbedingt punkten im Angesicht dessen, wie er seine Kinder behandelt hat, und dass diese die Mutter verloren haben und sie nun oder irgendwann die Gewissheit haben, dass das auf die Kappe des Vaters geht.

Die Strategie ist nicht aufgegangen. Vielleicht wäre es besser für Cédric gewesen, wenn sie auf Blackout infolge von Drogenkonsum plädiert hätten. Das wäre aber auch unanständig, ich weiß.

ringelnatz schrieb:Erfährt man noch ob einstimmig etc..?

Auf BFMTV wird von 7 gegen 2 Stimmen gesprochen ...

ringelnatz schrieb:Aber irgendwie hätte es auch ein können, dass zwei, drei Geschworene zweifeln, oder?

Auf jeden Fall. Das es knapp werden würde, war eigentlich schon klar. Für mich sind 7 zu 9 Stimmen schon sehr viel, aber es geht hier ja auch nicht um 2-3 Jahre Gefängnis. Die Verteidigung hat bereits Berufung angekündigt.

Das Zivilurteil wird in wenigen Minuten bekannt gegeben.
Das Gericht wird über die zivilrechtliche Verurteilung von Cédric Jubillar entscheiden.

https://www.ouest-france.fr/faits-divers/affaire-jubillar/direct-proces-de-cedric-jubillar-ultime-journee-a-albi-le-verdict-attendu-avant-ce-soir-430345c6-7d39-4b59-bd1c-cce632aada1f

jeandArc schrieb:Auf jeden Fall. Das es knapp werden würde, war eigentlich schon klar. Für mich sind 7 zu 9 Stimmen schon sehr viel, aber es geht hier ja auch nicht um 2-3 Jahre Gefängnis. Die Verteidigung hat bereits Berufung angekündigt.

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La déclaration, lorsqu'elle est affirmative, constate que la majorité de voix exigée par l'article 359 au moins a été acquise sans que le nombre de voix puisse être autrement exprimé.

https://www.legifrance.gouv.fr/codes/section_lc/LEGITEXT000006071154/LEGISCTA000006167469


Die Erklärung stellt, wenn sie bejahend ist, fest, dass die in Artikel 359 geforderte Stimmenmehrheit erreicht wurde, ohne dass die genaue Anzahl der Stimmen genannt werden muss.

Das Abstimmungsergebnis muss also nicht im Detail veröffentlicht werden. Es ist klar, dass mindestens 7 der Geschworenen mit Ja gestimmt haben.

Während die Präsidentin Hélène Ratinaud das Urteil verlas, das ihn zu 30 Jahren Haft verurteilte, blieb Cédric Jubillar in der Kabine unbewegt. Auf Seiten der Zivilparteien waren die Emotionen immens. Ein Mann musste medizinisch versorgt werden.

Quelle: siehe oben

JamesRockford schrieb:Während die Präsidentin Hélène Ratinaud das Urteil verlas, das ihn zu 30 Jahren Haft verurteilte, blieb Cédric Jubillar in der Kabine unbewegt.

Dieser Mensch hatte und hat sich so unter Kontrolle. Er wird nie zugeben und er wird nie sagen wo er Delphine vergraben hat. Aber diese 30 Jahre sind sehr gewaltig. Mal sehen, ob das Urteil bestehen bleibt.

jeandArc schrieb:Dieser Mensch hatte und hat sich so unter Kontrolle. Er wird nie zugeben und er wird nie sagen wo er Delphine vergraben hat. Aber diese 30 Jahre sind sehr gewaltig. Mal sehen, ob das Urteil bestehen bleibt.

Im Revisionsprozess benötigt er mindestens fünf von zwölf Stimmenthaltungen oder Nein Stimmen, das wird nicht einfacher.

Die Entscheidungen über das Sorgerecht und die zivilen Interessen werden am 1. Dezember ergehen
Dieses Urteil wird nur von den Richtern ohne die Geschworenen gefällt.

"Cédric Jubillar hat die Mutter von Louis und Elyah ermordet, sie werden ihr Leben ohne sie leben müssen", bemerkte RA Chmani, Anwalt des Vormunds, der den vollständigen Entzug der elterlichen Sorge forderte.

Anne, Delphines Freundin, bittet über ihren RA Akorri um einen symbolischen Euro.

RA Vallat, die Anwältin von Nadine Jubillar, gibt bekannt, dass ihre Mandantin keine Entschädigung verlangt, sondern nur die Zulässigkeit ihres Antrags auf Beitritt zum Verfahren als Nebenklägerin.

RA Battikh bittet das Gleiche für Delphines Familie mütterlicherseits sowie für den Geliebten Donat-Jean Macquet.

"Delphine ist tot, ihr Mann hat sie getötet, die Brüder und Schwestern müssen natürlich zugelassen werden", sagte RA de Caunes.

Die Entscheidung über die elterliche Sorge und die zivilen Interessen wird beraten. Die Entscheidung wird am 1. Dezember getroffen.

GrafOskar schrieb:Im Revisionsprozess benötigt er mindestens fünf von zwölf Stimmenthaltungen oder Nein Stimmen, das wird nicht einfacher.

zumal ja vermutlich auch keine weiteren Argumente vorgebracht werden.

GrafOskar schrieb:Im Revisionsprozess benötigt er mindestens fünf von zwölf Stimmenthaltungen oder Nein Stimmen, das wird nicht einfacher.

Zumal 92 % der erstinstanzlichen Schuldentscheidungen bestätigt werden: 95 % der Verurteilungen und 43 % der Freisprüche.[/quote]
Es wird tatsächlich nicht einfacher.
Mir tut aber die Familie und Freunde sehr leid, dass sie einen solchen Prozess nochmals durchleben müssen.

https://de.frwiki.wiki/wiki/Cour_d%27assises_d%27appel_(France)

Ich hätte als Geschworenen auch für schuldig gestimmt, aber wenn man bedenkt, dass drei Stimmen den Unterschied machen hätten können, ist sowas wohl selten völlig absehbar. Alle Angehörigen und Freunde von Delphine tun mir leid, aber ganz besonders die Kinder.

Falls es wirklich zwei Enthaltungen gab gehen diese vermutlich auf CJ Anwältin Emmanuelle Franck zurück. Sie hat nach Meinung vieler Experten ein außerordentlich gutes Plädoyer gehalten. Sie wird wegen ihrer Haarpracht auch gelegentlich als Goldlöckchen (boucle d'or) bezeichnet mit einem durchaus respektvollen Unterton.

GrafOskar schrieb:Falls es wirklich zwei Enthaltungen gab gehen diese vermutlich auf CJ Anwältin Emmanuelle Franck zurück. Sie hat nach Meinung vieler Experten ein außerordentlich gutes Plädoyer gehalten.

Also ich fand das Plädoyer von Frank auch gut im Sinne der Verteidigung. Sie hat mit harten Bandagen gekämpft. Sie hat auch einige Versäumnisse der Ermittlungen aufgezeigt, dabei aber nicht erwähnt, dass dies in den ersten 4 Monaten war und dass dieser Ermittler vom Fall abgezogen worden ist.

Sie hat einiges Aufgezählt, was m. M. nach Richtig war, aber hat auch Diskrepanzen aufgeführt, die eigentlich schon lange richtig gestellt und auch Belegt wurden. Aber mit dem was sie sagte, konnte sie Zweifel säen.

Und was ihr bei der Revision auf die Füße fallen könnte, ist, dass sie einen Reihumschlag auf die Zivilparteien vollführte. Angefangen bei der Familie über die Mutter des Angeklagten und Delphins bester Freundin. Und weiter ging es mit den Gendarmen und Sachverständigen.

In Frankreich wird sehr viel auf Diskretion und Würde bei einem Schwurgericht geachtet. Und dies wurde auch von den Zivilparteien sehr beachtet. Aber im 2. Prozess haben sie Erfahrung. Sie wissen jetzt, dass sie hier massiv angegriffen werden. Die Anwälte werden sie gut schulen.

CJ wurde nicht nur zu 30 Jahren Haft verurteilt sondern verliert außerdem noch für 10 Jahre das passive Wahlrecht und darf 15 Jahre lang weder eine Waffe besitzen noch tragen. Über Schadensansprüche der Nebenkläger und über das Sorgerecht seiner Kinder wird am 1. Dezember 2025 entschieden.



https://www.ouest-france.fr/faits-divers/affaire-jubillar/direct-proces-de-cedric-jubillar-ultime-journee-a-albi-le-verdict-attendu-avant-ce-soir-430345c6-7d39-4b59-bd1c-cce632aada1f

GrafOskar schrieb:darf 15 Jahre lang weder eine Waffe besitzen noch tragen

Das ist sehr bedauerlich, dass er 15 Jahre unbewaffnet im Knast sitzen muss. 😂

Ich finde es gut, dass vieles direkt geregelt wird, wie das Sorgerecht, aber auch die Hinterbliebenenrente. Ich weiß nicht, ob das in anderen Ländern auch so ist, oder ob man automatisch den Anspruch auf eine Hinterbliebenenrente verliert, wenn man den Partner ermordet hat.

jeandArc schrieb:In Frankreich wird sehr viel auf Diskretion und Würde bei einem Schwurgericht geachtet. Und dies wurde auch von den Zivilparteien sehr beachtet.

Das ist mir bereits beim Übersetzen aufgefallen, dass die Kleidung von jedem Zeugen oder Sachverständigen erwähnt wurde. Cédrics Kumpel kamen in T-Shirts, andere kamen angemessen gekleidet.

jeandArc schrieb:Sie hat einiges Aufgezählt, was m. M. nach Richtig war, aber hat auch Diskrepanzen aufgeführt, die eigentlich schon lange richtig gestellt und auch Belegt wurden. Aber mit dem was sie sagte, konnte sie Zweifel säen.

Und was ihr bei der Revision auf die Füße fallen könnte, ist, dass sie einen Reihumschlag auf die Zivilparteien vollführte. Angefangen bei der Familie über die Mutter des Angeklagten und Delphins bester Freundin. Und weiter ging es mit den Gendarmen und Sachverständigen.

Was sie aufgezählt hat, hätte doch während des Prozesses zum Wohle ihres Mandanten behandelt werden können. Im Schlussplädoyer aufzulisten, was die anderen alles falsch gemacht haben, ist meiner Meinung nach sinnlos. Für mich war es Effekthascherei, vergleichbar mit der riesigen Bombe, die man platzen lassen wollte, und die sich als Seifenblase herausstellte. Auf den ersten Blick konnte sie Zweifel säen, auf den zweiten Blick waren meine Zweifel weg.

Der Reihumschlag auf die Zivilparteien war unanständig. Dafür erntete sie keine Sympathiepunkte.

Meine einzigen Zweifel bestanden in der logistischen Ausführung der Nachtat durch einen Mann, der in seinem Leben so gut wie nichts zustande gebracht hat.

GrafOskar schrieb:CJ wurde nicht nur zu 30 Jahren Haft verurteilt sondern verliert außerdem noch für 10 Jahre das passive Wahlrecht und darf 15 Jahre lang weder eine Waffe besitzen noch tragen.

Gilt das während der Haft oder danach??? Während macht dich überhaupt keinen Sinn, oder?