Der mysteriöse Fall Delphine Jubillar

"Die Stille wird sich einstellen, diese Stille, die die Verteidigung erschreckt, diese Stille, die in mir wie eine Aufgabe widerhallt. Nicht mehr verteidigen, nicht mehr sprechen. Wir reden jetzt seit viereinhalb Jahren. Wir sprechen für ihn. Wir kämpfen, wir erwarten diesen Moment und fürchten ihn zugleich. Ich weiß nicht, ob ich alles gesagt habe, ob ich alles richtig gesagt habe. Auf jeden Fall habe ich das Gefühl, alles gegeben zu haben. Und sowieso muss ich jetzt aufhören. Das Urteil liegt bei Ihnen. RA Martin ist fast fertig: "Seien Sie anspruchsvoll. Niemand ist gegenüber dem Leid der Familie Delphine gleichgültig, aber Mitgefühl darf dieses Urteil nicht bestimmen. Wurden genügend Beweise gegen den Angeklagten erbracht? Nein, Sie können Cédric Jubillar nicht verurteilen. Im Gegenteil, Ihre Pflicht ist es, ihn freizusprechen."

Die Sitzung wird unterbrochen.

Das war viel Stoff heute. Die Gutachten sind natürlich alle falsch, wenn sie der Verteidigung nicht in den Kram passen. Allerdings auch nur dann, denn:

JamesRockford schrieb:"Gewalt gegenüber Delphine hat er keine ausgeübt. Die Experten haben uns nicht von besonderer Aggressivität oder in ihm verborgener Gewalt berichtet", sagt sein Anwalt.

Dem steht diametral gegenüber:

JamesRockford schrieb am 10.10.2025:"Ich werde schnell wütend, aber dann beruhige ich mich auch schnell wieder. Ich schreie."

JamesRockford schrieb am 10.10.2025:Er versichert, dass er "niemals" gewalttätig gegenüber Delphine gewesen sei. Er gab jedoch zu, seine Frau mehrmals an den Schultern gepackt zu haben. "Ja, aber es ist keine körperliche Gewalt", antwortet er. Der Präsident versichert ihm, doch, es sei Gewalt.

JamesRockford schrieb am 10.10.2025:Delphines Cousine, Lolita, versichert, dass die Vermisste ihr anvertraut habe, Opfer von Gewalt geworden zu sein

JamesRockford schrieb am 10.10.2025:Hat er im Frühjahr 2021 seine Mutter gepackt und gegen eine Wand geschleudert, wie es eine Zeugin erzählt hat, und wie es Nadine Jubillar bestätigt hat?

JamesRockford schrieb am 10.10.2025:"Ich hatte ein paar kleine Momente der Gewalt, aber sie gingen immer sehr schnell wieder vorbei. Wenn wir uns gestritten haben. Wir haben beide geschrien", sagt der Angeklagte. Was hat er gesagt? "Dass sie mich aufregt, dass sie eine Schlampe ist, solche Dinge." Seiner Ansicht nach haben sich die Dinge ab "Anfang 2020" verschlechtert.

Weiß eigentlich jemand, warum er den CDI nicht unterschrieben hat? Dass er diesen unbefristeten Arbeitsvertrag nicht unterschrieben hat, führte ja zum endgültigen Bruch. Ich meine mal gelesen zu haben, dass ihm die Leute dort nicht gefallen haben, aber ich finde die Quelle nicht mehr. Ich denke inzwischen, dass es dieses Angebot gar nicht gab. Wer stellt denn einen Kiffer ein, der die letzten (20?) Jahren nur schwarz auf Baustellen gearbeitet hat?

Wenn er allerdings nie angestellt gearbeitet hat, wie können ihn seine vorherigen Arbeitgeber dann als fleißigen Arbeiter bezeichnen?

Hier der Link zu dem letzten Verhandlungstag:

https://www.ouest-france.fr/faits-divers/affaire-jubillar/direct-proces-de-cedric-jubillar-ultime-journee-a-albi-le-verdict-attendu-avant-ce-soir-430345c6-7d39-4b59-bd1c-cce632aada1f

Wir starten in den letzten Tag dieses Prozesses. Er beginnt um 9 Uhr mit den letzten Worten des Angeklagten.
Dann werden wir darauf warten müssen, dass die Geschworenen beraten und ihre Entscheidung getroffen haben: eine Verurteilung und ein Strafmaß oder ein Freispruch.

Ich denke man kann darauf wetten, dass das Urteil, wie immer es auch ausfällt, angefochten wird. Bei Freispruch von der Staatsanwaltschaft und bei einer Verurteilung von der Verteidigung.

GrafOskar schrieb:Ich denke man kann darauf wetten, dass das Urteil, wie immer es auch ausfällt, angefochten wird. Bei Freispruch von der Staatsanwaltschaft und bei einer Verurteilung von der Verteidigung.

Davon gehe ich auch aus.

Das letzte Wort hat Cédric:

"Ich möchte sagen, dass ich Delphine absolut nichts getan habe."

Die Präsidentin wiederholt die Fragen, die das Gericht zu beantworten haben wird:

1. Ist Cédric Jubillar schuldig, in der Nacht vom 15. auf den 16. Dezember 2020 in Cagnac-les-Mines Delphine Aussaguel, die Ehefrau von Jubillar, vorsätzlich getötet zu haben?


2. War er zum Zeitpunkt der Tat der Ehemann von Delphine Jubillar?

JamesRockford schrieb:Das letzte Wort hat Cédric:

"Ich möchte sagen, dass ich Delphine absolut nichts getan habe."

Das war ein kurzes Statement, nun beginnt das Warten auf die Verkündigung des Urteils. Falls sich mindestens drei der Geschworenen der Stimme enthalten ist er frei.

@Rick_Blaine

JamesRockford schrieb:2. War er zum Zeitpunkt der Tat der Ehemann von Delphine Jubillar?

Vielleicht kannst Du hier weiterhelfen. Nach meinem Rechtsempfinden waren die beiden nicht geschieden. Dass er der Ehemann von Delphine ist, steht somit für mich fest. Deswegen verstehe ich nicht, was das Gericht zu klären hat. Auch ob und wann die Scheidung eingereicht wurde, ließe sich ganz leicht feststellen. Dasmüssen ja nicht die Geschworenen klären.

GrafOskar schrieb:Falls sich mindestens drei der Geschworenen der Stimme enthalten ist er frei.

Hier wird es ganz gut erklärt, aber es ist ein bisschen kompliziert

Während der Beratungen sind die Geschworenen - vier Männer und zwei Frauen für den Jubillar-Prozess - und die drei Richter die einzigen im Raum, und sie können den Raum erst verlassen, nachdem sie ihre Entscheidung getroffen haben. Im Fall von Cédric Jubillar wird der Gerichtshof zwei Fragen zu beantworten haben:

-"Ist der Angeklagte schuldig, Delphine Jubillar getötet zu haben?"

-"War Cédric Jubillar zum Zeitpunkt der Sachverhalte der Ehemann von Delphine Jubillar?"

Diese zweite Frage wird den Geschworenen einfach gestellt, denn Cédric Jubillar wird wegen "Mordes an einer Ehefrau" angeklagt.

Die Geschworenen und die drei Richter müssen diese Fragen anonym mit "Ja" oder "Nein" beantworten, je nach ihrer eigenen Überzeugung. Unmittelbar nach der Auszählung der Stimmzettel werden die Stimmzettel verbrannt.

Um verurteilt zu werden, müssen 7 Stimmen gesammelt werden. Unterhalb dieser Zahl wird der Angeklagte freigesprochen.

Es ist zu beachten, dass leere Stimmzettel als zugunsten des Angeklagten angesehen werden. Sollte Cédric Jubillar freigesprochen werden, da er sich derzeit in Untersuchungshaft befindet, müsste er zurück ins Gefängnis, könnte es aber noch am selben Abend verlassen.

Überlegungen zur Definition des Strafmaßes
Wird er hingegen für schuldig befunden (mit mindestens 7 Ja-Stimmen), stimmen die Geschworenen und die drei Richter über das Haupturteil und die Zusatzstrafen ab. Jeder der Anwesenden erhält dann leere Stimmzettel, auf denen er den gewünschten Satz vermerkt. Für eine lebenslange Haftstrafe müssen sieben gleichzeitige Stimmen gezählt werden.

"Wenn nach zwei Abstimmungsgängen keine Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigt hat, wird ein dritter Wahlgang abgehalten, in dem die schwerste Strafe, die in der vorangegangenen Runde vorgeschlagen wurde, aufgehoben wird", heißt es in Artikel 362 der Strafprozessordnung.

"Wenn in dieser dritten Runde noch kein Urteil die absolute Mehrheit der Stimmen erhalten hat, wird eine vierte Runde durchgeführt und so weiter, wobei die schwerste Strafe weiterhin ausgeschlossen wird, bis ein Urteil gesprochen wird", fügte er hinzu.

7 von 9 Stimmen, das ist viel.
https://www.bfmtv.com/police-justice/proces-de-cedric-jubillar-comment-les-jures-vont-decider-du-sort-de-l-accuse_AN-202510170045.html

Sieben von neun finde ich aber auch wirklich viel. Danke für die laufende Berichterstattung! Ich bin gespannt.

@JamesRockford
@jeandArc

Vielen Dank für eure Berichterstattung. Ich bin sehr gespannt, und denke das Cedric verurteilt wird.

jeandArc schrieb:Diese zweite Frage wird den Geschworenen einfach gestellt, denn Cédric Jubillar wird wegen "Mordes an einer Ehefrau" angeklagt.

Ah, Danke, jetzt habe ich es verstanden.. Nicht dass nachher einer kommt und sagt: "Sie war doch gar nicht mehr die Ehefrau"

klara.verstand schrieb:Sieben von neun finde ich aber auch wirklich viel.

Es ist viel, 6 von 9 wäre eine 2/3 Mehrheit, vielleicht würden dann zu viele Zweifel bestehen, was mich dann auch ins Grübeln kommen lassen würde.

Retsiemfoh schrieb:Ich bin sehr gespannt, und denke das Cedric verurteilt wird.

Ich auch. Bis auf den sportlichen Zeitablauf spricht in meinen Augen nichts für seine Unschuld.

Ich habe auch nochmal darüber nachgedacht, dass man (ich auch) aus nichtigem Anlass sagt: "ich bring dich (oder den) um.", weil die Einfahrt mal wieder zugeparkt ist oder so. Aber man sagt nicht: "Ich bringe sie um und lasse sie so verschwinden, dass sie niemand findet."
Denn das setzt eigentlich eine Planung voraus.

GrafOskar schrieb:Ich denke man kann darauf wetten, dass das Urteil, wie immer es auch ausfällt, angefochten wird. Bei Freispruch von der Staatsanwaltschaft und bei einer Verurteilung von der Verteidigung.

Gegen das Urteil werde Berufung eingelegt, teilten die Parteien der Agence France-Presse (AFP) mit. Ein neuer Prozess wird 2026 stattfinden, wahrscheinlich vor dem Berufungsgericht von Toulouse.

Quelle: Siehe oben

JamesRockford schrieb:@Rick_Blaine
JamesRockford schrieb:
2. War er zum Zeitpunkt der Tat der Ehemann von Delphine Jubillar?
Vielleicht kannst Du hier weiterhelfen. Nach meinem Rechtsempfinden waren die beiden nicht geschieden. Dass er der Ehemann von Delphine ist, steht somit für mich fest. Deswegen verstehe ich nicht, was das Gericht zu klären hat. Auch ob und wann die Scheidung eingereicht wurde, ließe sich ganz leicht feststellen. Dasmüssen ja nicht die Geschworenen klären.

Nach französischem Strafrecht ist Mord an einem Ehepartner ein separater Tatbestand, der zu einer höheren Strafe führt, als ein Mord an einem Fremden. Art 221-4 (9) frz. Strafgesetzbuch (code penal)

Daher muss das Gericht diesen feststellen, wenn er angeklagt ist. Normalerweise lässt sich die Frage relativ leicht beantworten, je nach dem wie Urkundenlage ist (verheiratet, nicht geschieden etc.)

Das Gericht muss jeden Tatbestand feststellen, um dann die entsprechende Strafe verhängen zu können.

Rick_Blaine schrieb:Nach französischem Strafrecht ist Mord an einem Ehepartner ein separater Tatbestand, der zu einer höheren Strafe führt, als ein Mord an einem Fremden. Art 221-4 (9) frz. Strafgesetzbuch (code penal)

Ah, Danke für die Info. Das ist ja wirklich interessant. Vermutlich lautet auch deswegen die Anklage auf "Mord an der Ehefrau" und nicht "Mord an Delphine Jubillar". Ich glaube, in Deutschland gibt es diese Unterscheidung gar nicht. Wieder etwas gelernt 👍

JamesRockford schrieb:Die Präsidentin wiederholt die Fragen, die das Gericht zu beantworten haben wird:

1. Ist Cédric Jubillar schuldig, in der Nacht vom 15. auf den 16. Dezember 2020 in Cagnac-les-Mines Delphine Aussaguel, die Ehefrau von Jubillar, vorsätzlich getötet zu haben?

Weiss jemand, warum Delphine hier mit ihrem Mädchennamen bezeichnet wird?

Ich wusste auch nicht, dass es eine solche Unterscheidung zwischen Fremden und Ehepartnern gibt. Jetzt macht diese zweite Frage auch Sinn. Kurz dachte ich, es sei vielleicht nur ein Beispiel für eine zusätzliche Kontrollfrage, ob der Geschworene klar denken kann ;)

anthe schrieb:Weiss jemand, warum Delphine hier mit ihrem Mädchennamen bezeichnet wird?

Evtl. weil in Frankreich nach dem Tod einer verheirateten Frau ihr Mädchenname benutzt wird. Auf dem Grabstein steht dann z.B. Madame X verheiratete Y, im Gegensatz zu Deutschland wo Frau Y geborene X stehen würde.

anthe schrieb:Weiss jemand, warum Delphine hier mit ihrem Mädchennamen bezeichnet wird?

GrafOskar schrieb:Evtl. weil in Frankreich nach dem Tod einer verheirateten Frau ihr Mädchenname benutzt wird. Auf dem Grabstein steht dann z.B. Madame X verheiratete Y, im Gegensatz zu Deutschland wo Frau Y geborene X stehen würde.

Nun habe ich auch mal CHATGPT befragt:

In Frankreich – und auch in vielen Medien – ist es üblich, bei Frauen sowohl den Geburtsnamen als auch den Ehenamen zu nennen, vor allem in juristischen oder kriminalistischen Zusammenhängen. Deshalb wird sie in Berichten oft als:

„Delphine Jubillar, geborene Aussaguel“ oder manchmal einfach „Delphine Aussaguel“ bezeichnet.

Das dient der Klarheit und rechtlichen Zuordnung, besonders weil viele offizielle Dokumente (z. B. medizinische Unterlagen oder berufliche Angaben) noch unter ihrem Mädchennamen geführt wurden, während sie privat unter dem Namen Jubillar bekannt war.

Quelle: https://chatgpt.com/c/68d2f644-ea6c-832f-a831-015ab9208aa1

Deswegen wird Nadine Jubillar auch manchmal Nadine Fabre genannt.