Vermisste Ayleen A. (14) aus Gottenheim tot aufgefunden

Aktuell im SWR vom 10.08.2022:

SPD-Bundestagsabgeordneter fordert Aufklärung im Fall Ayleen

Öffentlich geäußert hat sich etwa der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner aus dem Wahlkreis Emmendingen-Lahr. Er sagte im Interview mit dem SWR: "Insbesondere stellt sich die Frage, warum das Landgericht Limburg davon abgesehen hat, eine unbefristete Führungsaufsicht gegen die Person zu verhängen."

Fechner, auch Mitglied im Rechtsausschuss des Bundestags, fragt weiter, "wie ein so gefährlicher Mensch wie der Tatverdächtige quasi vom Schirm der Polizei gekommen ist." Er fordert schnelle Aufklärung, was den Sachverhalt betrifft und steht nach eigenen Angaben auch im Kontakt mit Bundestagsabgeordneten in Hessen.

Quelle:

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/nach-todesfall-ayleen-weiter-betroffenheit-in-gottenheim-100.html

https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/fall-ayleen-a-weitere-faelle-von-sexueller-belaestigung-18234919.html

Der Fall wird jetzt wohl nach Hessen verlagert.

Das LKA Hessen (d.i. Wiesbaden) wird übernehmen.

Es ist ein weiterer Übergriff gemeldet worden.

In dem von der FAZ übermittelte Artikel heißt es…..

Auch diese beiden Akten sind erst vor einigen Tagen im Zuge des Ermittlungskomplexes zum Fall Ayleen A. an die Staatsanwaltschaft übergeben worden. Wie der Sprecher betonte, ist aus den Akten heraus jedoch ersichtlich, „dass die Polizei in beiden Fällen mit Nachdruck und nach dem Beschleunigungsgrundsatz gehandelt hat“. Sie habe offenbar „die Eilbedürftigkeit erkannt“. Es seien unverzüglich „Maßnahmen ergriffen worden“. Es sei deutlich, „dass die Polizei den Tatverdächtigen schon auf dem Schirm hatte“.

Hm ,was könnten das für unverzügliche Maßnahmen gewesen sein?

Man möge mir bitte verzeihen, mit dem Verlinken habe ich es nicht so🙈

Jacky1 schrieb:Hm ,was könnten das für unverzügliche Maßnahmen gewesen sein?

Werden sich im Nachhinein (sicher) erklären lassen ...

weil möglicherweise chat: Die Maßnahmen werden sich sicherlich im Nachhinein erklären lassen. Die hessische Polizei schützt sich selbst. Das ist schon mal nicht der erste Fall in diesem Bundesland.

Es gibt einen neuen Artikel in der Hessischen Rundschau. Hier werden weitere Details genannt, auch hinsichtlich des Behörden-"Versagens".

https://www.hessenschau.de/panorama/abspracheprobleme-ayleens-mutmasslicher-moerder-wurde-zeitweise-nicht-ueberwacht,ayleen-fuehrungsaufsicht-100.html

Dem Landgericht Limburg zufolge beaufsichtigte die Bewährungshilfe, ob der 29-Jährige seine Auflagen während der Führungsaufsicht erfüllte. Auch das hessische LKA beobachtete ihn im Rahmen des sogenannten ZÜRS-Programms zur Überwachung rückfallgefährdeter Sexualstraftäter.

Quelle: https://www.hessenschau.de/panorama/abspracheprobleme-ayleens-mutmasslicher-moerder-wurde-zeitweise-nicht-ueberwacht,ayleen-fuehrungsaufsicht-100.html

Dann ist die Auskunftszuständigkeit ja jetzt nicht nur aufgrund von Schadensbegrenzung an der richtigen Stelle gelandet wenn das LKA sowieso zuständig für das ZÜRS Programm ist.

sunshine.13 schrieb:War er dort ? Als Aushilfe , wenn ja weiß jmd zufällig wo ?

Nach Zeitungsberichten war er dort. Ob als Besucher, Aushilfe oder Ordner, weiß ich nicht. Ordner brauchen die ja ziemlich viele, weil das kleine Rosendörfchen beim Rosenfest aus allen Nähten platzt.

Das Rosenfest findet übrigens nur alle zwei Jahre statt. Es ist im Lock-down 2020 ausgefallen.

Aber nach dem letzten Artikel in der FAZ war er offenbar sehr umtriebig und hat überall nach Gelegenheiten gesucht. Volksfeste sind natürlich perfekt, da viele Menschen unterwegs sind, es viel Gedrängel gibt, und auch oftmals einiges an Alkohol vertilgt wird. Der Fachkräftemangel gerade im Niedriglohnbereich dürfte auch dazu geführt haben, dass sich nicht jeder Arbeitgeber ein Führungszeugnis für einen popeligen Aushilfsjob hat zeigen lassen.

Ich kann das irgendwie nicht glauben.
Normalerweise zieht sich ein StA in einem Strafverfahren doch immer immer einen Auszug aus dem BZR.
Wieso poppt da nichts auf, wenn die StA Anzeigen auf Einstellung prüft? Liegt da Fehler im System, dass sobald eine Unterbringung beendet ist, nix mehr aufpoppt im PC?
Kann doch nicht sein - so wenig schwerwiegend (objektiv betrachtet, ohne die Taten hier verharmlosen zu wollen) die Vergehen für eine nötige Verfolgung auch sein mochten - mit seiner Vorgeschichte war doch klar, dass da was hochkochen könnte und sich zuspitzen wird..

Möglich wäre natürlich leider auch, dass die Verfahren erst gar nicht begonnen haben, weil die notwendigen Beweise - aus Erfahrung heraus bei einem nicht aktenkundigen Kandidat - nicht gereicht hätten für eine Anklage. Aber selbst da hätte es doch *bling* im PC machen müssen mit der Vorgeschichte?

Irgendwie scheinen hier so viele Bereiche ZÜRS, StA, Polizei, Betreuer, Richter, involviert gewesen zu sein, ohne dass einer das Gesamtbild als Gefährdung für die Allgemeinheit wahrgenommen hat.

NicNic schrieb:Möglich wäre natürlich leider auch, dass die Verfahren erst gar nicht begonnen haben, weil die notwendigen Beweise - aus Erfahrung heraus bei einem nicht aktenkundigen Kandidat - nicht gereicht hätten für eine Anklage. Aber selbst da hätte es doch *bling* im PC machen müssen mit der Vorgeschichte?

Die Vorgeschichte war doch, dass er als 14 Jähriger eine sexuelle Nötigung sowie schwere Körperverletzung begangen hat und aus der Psychatrie entlassen war. Diebstahl oder Verkehrsdelikte zählen da nicht. 15 Jahre später hatte ihm wohl niemand zugetraut, eine solche Tat zu begehen. Zumal ich davon ausgehe, dass bei der Verarbeitung der aktuellen Anzeigen in Bezug auf die Annäherungen an minderjährige Mädchen keiner seinen Zustand auf dem Schirm hatte.

JosephConrad schrieb:Zumal ich davon ausgehe, dass bei der Verarbeitung der aktuellen Anzeigen in Bezug auf die Annäherungen an minderjährige Mädchen keiner seinen Zustand auf dem Schirm hatte.

Ja aber - genau dann hätten doch alle Alarmglocken schrillen müssen. Der TV ist mit 14 Jahren für einen brutalen Übergriff auf ein 11jähriges Mädchen in den Maßregelvollzug eingefahren. Und dann, mit 29, fängt er wieder an, sich an Mädchen heranzumachen. Da hätte doch ein Blick in die Akten genügt um zu wissen, da ist möglicherweise Gefahr im Verzug. Was es dann ja auch war.

JosephConrad schrieb:Diebstahl oder Verkehrsdelikte zählen da nicht. 15

Aber oben steht doch dass es nicht nur die Verkehrsdelikte gab sondern auch welche in die Richtung für die er bekannt ist

NicNic schrieb:Aber oben steht doch dass es nicht nur die Verkehrsdelikte gab sondern auch welche in die Richtung für die er bekannt ist

Sagte ich doch:

JosephConrad schrieb:15 Jahre später hatte ihm wohl niemand zugetraut, eine solche Tat zu begehen. Zumal ich davon ausgehe, dass bei der Verarbeitung der aktuellen Anzeigen in Bezug auf die Annäherungen an minderjährige Mädchen keiner seinen Zustand auf dem Schirm hatte.

CorvusCorax schrieb:Und dann, mit 29, fängt er wieder an, sich an Mädchen heranzumachen. Da hätte doch ein Blick in die Akten genügt um zu wissen, da ist möglicherweise Gefahr im Verzug. Was es dann ja auch war.

Die Frage ist, was nach 15 Jahren noch offensichtlich war. Es fand eine Gefährderansprache statt. Was wusste denn der Ermittlungsbeamte und hatte er die Möglichkeit online die Akte einzusehen? Ich könnte mir denken, dass der TV nicht als gefährlich angesehen wurde. Sonst hätte ja das Gericht eine weitere unbefristete Überwachung nicht untersagt.

JosephConrad schrieb:Die Frage ist, was nach 15 Jahren noch offensichtlich war. Es fand eine Gefährderansprache statt. Was wusste denn der Ermittlungsbeamte und hatte er die Möglichkeit online die Akte einzusehen? Ich könnte mir denken, dass der TV nicht als gefährlich angesehen wurde. Sonst hätte ja das Gericht eine weitere unbefristete Überwachung nicht untersagt.

Aber das Gericht in Wetzlar hat ihn doch als gefährlich eingeschätzt und eine unbefristete Überwachung angeordnet. Denen waren zahlreiche Delikte bekannt. Erst nachdem er geklagt hatte, hat ein anderes Gericht (Limburg) das Urteil einkassiert.

Maria78 schrieb:Aber das Gericht in Wetzlar hat ihn doch als gefährlich eingeschätzt und eine unbefristete Überwachung angeordnet. Denen waren zahlreiche Delikte bekannt. Erst nachdem er geklagt hatte, hat ein anderes Gericht (Limburg) das Urteil einkassiert.

Somit war der Gerichtsentscheid des Gerichts in Wetzlar ungültig.

Die Frage ist doch: der ermittelnde Beamte öffnet im Polizeicomputer die Datei des TV. Was findet er da vor? Die Tat ist 15 Jahre her, der TV war minderjährig, wurde vor 5 Jaheren aus der Psychatrie entlassen und die Überwachung war beendet.
Steht dat "Achtung, wenn dieser Mann unter dem Verdacht sexueller Nötigung steht, sofort festnehmen und der STA berichen"?
Oder sind Einträge des TV als Minderjähriger nur der STA verfügbar, oder gar nicht, oder was? Wenn da nix groß steht, kann man dem Ermittlungsbeamten keinen Vorwurf machen. Andernfalls schon.

Also: was stand da im Polizeicomputer bei einer Abfrage des TV, als er angezeigt wurde und wie hätte der Sachbearbeiter darauf reagieren müssen?

JosephConrad schrieb:Also: was stand da im Polizeicomputer bei einer Abfrage des TV, als er angezeigt wurde und wie hätte der Sachbearbeiter darauf reagieren müssen?

Das wäre interessant zu wissen. Allerdings ist der Fehler m.E. schon vorher passiert.
Nämlich durch die falsche Entscheidung des Gerichts in Limburg. Und die wurde getroffen, obwohl den Behörden zahlreiche Delikte bekannt waren.

Maria78 schrieb:Nämlich durch die falsche Entscheidung des Gerichts in Limburg. Obwohl den Behörden zahlreiche Delikte bekannt waren.

Du weißt ja nicht welche Gutachten dem Gericht in Limburg vorlagen. Vielleicht hatte er positive Prognosen? Es gibt keine 100% Sicherheit. Im Nachhinein ist es immer leicht mit dem Finger auf jemanden zu zeigen. Aber wir hier wissen doch gar nicht die genauen Umstände, auf wen sollen wir zeigen?

JosephConrad schrieb:Also: was stand da im Polizeicomputer bei einer Abfrage des TV, als er angezeigt wurde und wie hätte der Sachbearbeiter darauf reagieren müssen?

Ob die Öffentlichkeit das erfahren wird, wage ich zu bezweifeln.
Genauso würde mich interessieren, was in der Krankenakte des TV steht. Da muß es nach diesen 10 Jahren Therapie in der Psychiatrie doch sicher eine abschließende Beurteilung und Prognose der behandelnden Ärzte gegeben haben. Sahen sie den Mann als geheilt an? Oder in seinen psychischen Defekten als unheilbar, als nicht vollständig geheilt und daher in Zukunft als rückfallgefährdet an?

Wir können hier als Unbeteiligte lange darüber diskutieren. Für die Familie des getöteten Mädchens ist das mit Sicherheit die Hölle, wenn sie hören müssen, was es alles an Versäumnissen gab.

JosephConrad schrieb:Du weißt ja nicht welche Gutachten dem Gericht in Limburg vorlagen. Vielleicht hatte er positive Prognosen? Es gibt keine 100% Sicherheit. Im Nachhinein ist es immer leicht mit dem Finger auf jemanden zu zeigen. Aber wir hier wissen doch gar nicht die genauen Umstände, auf wen sollen wir zeigen?

Ich kann hier auf niemanden zeigen.
Aber mal vereinfacht ausgedrückt. Ein Gericht schätzt eine Person als gefährlich ein, es sind zahlreiche Delikte bekannt. Das Gericht ordnet eine unbefristete Überwachung an.
Nun klagt die Person und eine höhere Instanz gibt der Person recht. Sie wird als nicht mehr gefährlich eingestuft. Und dann tötet die Person einen Menschen.
Interessiert es dich da nicht, warum das zweite Gericht so entschieden hat? Obwohl zahlreiche Delikte bekannt waren.
Mich interessiert das schon und ich hätte da gerne ein paar Antworten.
Ich hoffe, dass unser Rechtsstaat soweit funktioniert, als dass da jede kleinste Entscheidung mit der Lupe auf Fehler/Schlampereien/Inkompetenzen untersucht wird.