Vermisste Ayleen A. (14) aus Gottenheim tot aufgefunden

Leppy schrieb:Scheinbar kam er nach der Tat auf die damals 11
Jährige als schuldunfähig aufgrund des niedrigen IQs in die Psychiatrie anstatt ins Gefängnis.

Bei dem Überfall auf die 11jährige war Jan P. erst 14. Er kam darauf in die JVA Rockenberg. Dort sitzen jugendliche männliche Straftäter im Alter von 14 - 19 Jahren ein. Somit war er damals ja im "Knast". Erst als das alles nicht gefruchtet hat, kam er in die geschlossene Psychiatrie für 10 Jahre.

Wikipedia: Justizvollzugsanstalt Rockenberg

CorvusCorax schrieb:Erst als das alles nicht gefruchtet hat, kam er in die geschlossene Psychiatrie für 10 Jahre.

Danke für die Aufklärung. Dann besteht ja im Grunde dieses Mal ebenso die „gute Chance“ auf Gefängnis mit anschließender Sicherheitsverwahrung.

Leppy schrieb:Für die Familie wird es schon wichtig sein, den Schuldspruch zu hören. Für uns als Unbeteiligte ist wohl die Tatsache, das er weggesperrt bleibt, wichtiger.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass ihnen das wichtig wäre, aber vll auch nicht. Maßregelvollzug ist ja erstmal unbefristet, dementsprechend kann ein schuldunfähiger Straftäter da ja sogar länger verbleiben müssen, als er es im regulären Knast müsste.

Leppy schrieb:Kommt er wieder in den Maßregelvollzug, würde das aber auch bedeuten, dass immer wieder überprüft würde, ob noch Gefährlichkeit ausgeht.
Bei Schuldunfähigkeit gibt es dann ja keine Sicherheitsverwahrung, sondern es bedarf immer erneuter Prüfung, richtig?
Alleine der Gedanke, dass in 10 Jahren wieder irgendein Gutachter meint, dass Jan P. unter Aufsicht raus kann, ist doch furchtbar.

Sicherungsverwahrung nicht, aber bei seiner Vorgeschichte würde da sicherlich sehr genau hingeschaut werden. Bei diesem abartigen Typen kann ich mir auch nicht vorstellen, dass er eine günstige Prognose bescheinigt bekommt. Der ist ne tickende Zeitbombe. So oder so, ob nun Schuldspruch und Knast oder Maßregelvollzug, ich gehe davon aus, dass er sich über Mietkosten für die nächsten (Minimum) 25 Jahre (eher mehr) keine Gedanken machen muss. Bei einem Schuldspruch gehe ich auch von besonderer Schwere der Schuld aus.

long_weekend schrieb:Es könnte doch auch sein, dass es beispielsweise ein anderer Mieter aus dem Haus war, den er flüchtig kannte. Der sah ihn vielleicht immer mal wieder auf dem Weg zur Arbeit, wusste aber womöglich nicht, dass er keinen Lappen hat.
Bei einer Gelegenheit fragt Jan P ihn, ob er sich das Auto leihen kann, damit er seine kranke Mutter/Oma oder sonstigen besuchen kann. Im anderen Menschen was vormachen war er ja geübt.

Oder ein älterer Mensch, zu dem er irgendeinen Bezug hatte. Das Auto war ein älteres Modell und ein/e Senior/in hat ihm das für Gefälligkeiten zur Verfügung gestellt - evtl. hat er dafür dann Einkaufsfahrten/Arztfahrten oder sonstiges erledigt. Ich kenne einige Senioren, die zugelassene Autos haben, aber eigentlich nicht mehr fahren oder wenn, nur ganz kurze Strecken. Das Auto wird aber nicht verkauft/abgemeldet, weil es eben den Verlust der Unabhängigkeit bedeutet.

Kam mir jetzt nur so, weil der Zeuge am See seine Erzählweise als nett und angenehm empfand. Im Gegensatz zu dem Empfinden aller Mädchen, die ihn je extrem aufdringlich und unangenehm empfanden.

Er hätte mit dem Mann am See ja nicht viel reden müssen, suchte aber wohl aktiv den Kontakt und konnte sich dabei anders präsentieren als bei seinen Stalking Aktionen.

Boho schrieb:Oder ein älterer Mensch, zu dem er irgendeinen Bezug hatte.

Das wäre natürlich auch eine mögliche Option. Ich hoffe, wir erfahren dazu noch genaueres.

Leppy schrieb:4 Tage später war Jan Heiko P. nochmal am Teufelsee.

Das war mir nicht bekannt. Wollte er schauen, ob noch Spuren zu beseitigen sind? Ob etwas von der Leiche zu sehen ist? Oder die Auffindung beobachten?

Photographer73 schrieb:Sicherungsverwahrung nicht, aber bei seiner Vorgeschichte würde da sicherlich sehr genau hingeschaut werden.

Die Sicherungsverwahrung kann auch nachträglich angeordnet werden, wenn die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus für erledigt erklärt wurde (§ 66b StGB). Sie kann also nicht gleichzeitig mit der Unterbringung im Maßregelvollzug angeordnet werden, aber ist dennoch eine Möglichkeit. Ich gehe ganz stark davon aus, dass dies bei Jan P. wahrscheinlich ist, sollte er für schuldunfähig befunden werden und irgendwann nicht mehr in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht sein. Er hat ja mit dieser Tat bewiesen, dass er trotz Unterbringung weiterhin schwere Straftaten begeht.

Wobei natürlich offen ist, ob er im Falle der Unterbringung jemals als soweit therapiert gilt, dass er entlassen werden kann.

Photographer73 schrieb:, ich gehe davon aus, dass er sich über Mietkosten für die nächsten (Minimum) 25 Jahre (eher mehr) keine Gedanken machen muss.

Davon gehe ich auch ganz stark aus.

long_weekend schrieb:Sein IQ wird unter 80 eingeschätzt.

Leppy schrieb:Zunächst wird P. für schuldfähig gehalten. Doch dann bescheinigt ihm ein Gutachter eine "seelische Abartigkeit", wie es heißt. Auch sein IQ soll sehr niedrig sein, er wird auf 77 eingeschätzt. Statt ins Gefängnis, kommt er deshalb in die Psychiatrie.

Leppy schrieb:Eine Gutachterin stellt fest: Die meisten seiner intellektuellen Defizite seien bildungsbedingt, der IQ liege bei 84, also höher als bisher angenommen.

Egal, ob sein IQ jetzt >80 oder = 77 oder = 84 beträgt, sollte man beachten, dass man den IQ nicht wie die Körpergröße eines Menschen objektiv messen kann; er hängt u.a. von der Tagesform und vom verwendeten IQ-Test ab.
Man sollte einen IQ immer besser angeben mit Nennung
- der Standardabweichung (in Deutschland meistens SD=15)
- des benutzten Tests
- eines IQ-Intervalls mit entsprechenden Wahrscheinlichkeiten

Wie auch immer, alle genannten Werte liegen deutlich unter dem IQ-Durchschnitt von 100.
Um so erstaunlicher, dass es ihm gelang, Ayleen mit den Tausenden (!) von Chatnachrichten so zu manipulieren, auch wenn man natürlich seinen Altersvorsprung nicht vergessen darf.

JRoger schrieb:Um so erstaunlicher, dass es ihm gelang, Ayleen mit den Tausenden (!) von Chatnachrichten so zu manipulieren, auch wenn man natürlich seinen Altersvorsprung nicht vergessen darf.

Ein IQ ist ein Gesamtwert und hat keinerlei Aussage darüber, wie gut oder schlecht derjenige in gewissen Teilbereichen abschneidet. Es gibt Menschen mit unterdurchschnittlichem IQ, die in einigen Teilbereichen 100% erreichen, in anderen dann aber keine 30% schaffen. Daraus kann man nicht ableiten, ob jemand im Bereich der expressiven Sprache gut oder schlecht ist. Wenn er dort 100% erreicht, kann er aufgrund anderer Teilbereiche bei einem derart niedrigen IQ landen.

Leppy schrieb:Bei Schuldunfähigkeit gibt es dann ja keine Sicherheitsverwahrung, sondern es bedarf immer erneuter Prüfung, richtig?

Auch bei der Sicherungsverwahrung wird regelmäßig überprüft, ob die Fortdauer der Maßnahme noch gerechtfertigt ist.

Die Mutter von Ayleen hat heute vor Gericht ausgesagt.

Im Prozess um den gewaltsamen Tod der Schülerin Ayleen hat die Mutter der 14-Jährigen vor dem Gießener Landgericht ausgesagt. Sie berichtet: Schon Wochen vor der Tat habe sie Wesensveränderungen an ihrer Tochter bemerkt.

Irgendwas ist los - das habe sie damals schon gedacht, berichtet die Mutter. "Aber ich dachte, es wäre was in der Schule, vielleicht mit einem Lehrer."
Dass es ihrer Tochter nicht gut geht, das habe sie in den Wochen davor öfter gedacht. Die ohnehin schon schüchterne und zurückhaltende Ayleen habe sich in dieser Zeit immer mehr in sich zurückgezogen: Antriebslos habe sie gewirkt, kaum noch gelacht und gesprochen.
"Sie saß immer so zusammengesunken am Tisch", macht die Mutter vor. "Das kam mir komisch vor." Beim Spazierengehen habe sie nicht mehr geredet und sich am Badesee nicht mehr in Badekleidung zeigen wollen.

Natürlich habe sie gefragt, was denn los sei, erzählt die Mutter. Aber Ayleen habe nichts erzählen wollen.

Soziale Medien waren in der Familie auch ein Thema.

Erst wenige Wochen vor ihrem Verschwinden habe sie mit Ayleen noch über mögliche Gefahren des Internets gesprochen. Denn: Ayleen hatte einen jungen Mann aus Kassel kennengelernt, der sie im Juli besuchen wollte. "Aber das wollten wir nicht", erzählt die Mutter. "Nachher ist das ein Krimineller, hab ich zu ihr gesagt." Heute wisse sie, dass der Mann wohl harmlos war. Aber Ayleen sei wütend über das Verbot gewesen.

Sie möchte noch alles tun, was sie für ihre Tochter noch tun könne - um dafür zu sorgen dass er zu lebenslangem Gefängnis mit Sicherungsverwahrung verurteilt wird.

Mutter will mit Aussage auch aufklären

Die Anwältin der Mutter berichtet danach: Insgesamt setze das Verfahren der Familie sehr zu. Es sei ihrer Mandantin äußerst schwer gefallen, zum Prozess zu erscheinen. Aber: Sie habe sich ganz bewusst dafür entscheiden, ihre Aussage zu machen. Sie wolle alles tun, was sie noch für ihre Tochter tun könne - und um dafür zu sorgen, dass Jan P. zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe mit Sicherungsverfahrung verurteilt werde, wie es Staatsanwaltschaft und Nebenklage fordern.

Aber sie wolle auch aufklären. Über die Gefahren, die es im Internet für junge Menschen gibt. Und darüber, dass das, was Ayleen passiert ist, nicht nur dann passieren kann, wenn Kinder vernachlässigt werden - sondern auch in ganz anderen Familien.

Quelle: https://www.hessenschau.de/panorama/mordprozess-in-giessen-mutter-sorgte-sich-schon-wochen-vor-der-tat-um-ayleen-v1,ayleen-prozess-mutter-100.html

Scheinbar hatte Ayleen einem Vertrauten, dem/der sie mitteilte sich mit Jan P. zu treffen und das Geld zu nehmen ohne sich auf ihn einzulassen.

Am Tattag, dem 21. Juli 2022, war Ayleen nach der Erinnerung ihrer Mutter schon mittags bedrückt. Sie habe von einem Pfannkuchenteig erzählt, der ihr missraten sei. Tatsächlich hatte sie schon die ersten Nachrichten von P. erhalten, der sein Kommen ankündigte und darauf bestand, dass sie ihn treffe und mitkomme. Er hatte in den unzähligen Chats dafür eine Summe zwischen 700 und 900 Euro in Aussicht gestellt. Ayleen, so schrieb sie einem Vertrauten, hatte gehofft, an das Geld zu kommen, ohne sich mit ihm einlassen zu müssen. Wie die rekonstruierten Chats weiter belegen, steigerte P. den Druck und drohte schließlich, Ayleens Vater von den Nacktbildern zu erzählen, die sie verschickt habe.

Ob er ihr direkt das Handy abnahm? Klingt fast so

„Ich habe sie zum letzten Mal gegen 16:20 Uhr gesehen“, sagt die Zeugin unter Tränen. Da war das Mädchen den Ermittlungen zufolge gerade ins Auto von Jan P. gestiegen. Ans Telefon ging Ayleen nicht mehr. Ihre Antworten auf die Fragen in den Chat, wo sie bleibe, seien seltsam gewesen, hätten im Stil gar nicht zu ihr gepasst.

Quelle: https://m.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/mord-an-ayleen-a-die-mutter-spuerte-dass-etwas-nicht-stimmte-19044879.html

Eine Sache erschließt sich mir nicht ganz: bei dem Versuch Ayleens Handy nach ihrem Verschwinden zu orten, stellte man fest, dass es zuletzt in der Nähe des Wohnorts in eine Funkzelle eingeloggt war und es danach scheinbar ausgeschaltet wurde. So wurde es zumindest der Öffentlichkeit mitgeteilt.

Nun hat der Verdächtige offenbar aber über den Abend hinweg noch versucht mehrere Nachrichten von ihrem Handy zu schreiben, eine davon nach 22:00 Uhr. Dann hätte es sich doch automatisch unterwegs noch in andere Funkzellen einloggen müssen, und die Ausgangslage zur Suche wäre eine andere gewesen. Wieso hat man das Handy danach nicht mehr orten können, wenn es angeschalten war, und offenbar auch mit dem Netz verbunden?

karajana schrieb:Wieso hat man das Handy danach nicht mehr orten können, wenn es angeschalten war, und offenbar auch mit dem Netz verbunden?

Ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass es Nachrichten / eine Nachricht gab, die zwar geschrieben wurde aber nicht gesendet (werden konnte).
Wie ist das denn wenn das Handy im Flugmodus ist?
Kann es dann geortet werden?
Wie ist es wenn der Empfang zu schlecht ist, kann es dann geortet werden?

@NicNic
Ja, die Nachricht konnte nicht gesendet werden, allerdings lag es an fehlendem Guthaben und nicht an fehlendem Netz.
In dem oben verlinkten Artikel heisst es allerdings, die Mutter hätte noch Nachrichten von ihr erhalten, die aber "seltsam gewesen seien"
Die letzte Nachricht, dass sie morgen wieder käme wurde nicht mehr zugestellt.

An Flugmodus glaube ich nicht, da der Täter ja eine Nachricht verschicken wollte. Das geht ja nur über das Netz. Man muss sich ja entscheiden. Entweder man vermeidet die Ortung oder man schreibt eine Nachricht, dass alles ok ist, um Zeit zu gewinnen.
Beides geht nicht.

Ich kenn mich technisch da nicht aus… muss ein Handy ggfs für eine bestimmte Zeit eingeloggt sein, bis der Standort ermittelt werden kann?
War doch früher (zumindest in Filmen) so, dass das Gespräch mind 30 Sek dauern musste, dass es zurückverfolgt werden konnte

Mir fällt noch was ein…
Evtl kamen die seltsamen Nachrichten ja noch aus dem Bereich des Wohnortes / nähere Umgebung von A.s Wohnort…
Da war doch am Anfang mal die Rede von einem Bahnhof / Berg.
Da konnte es evtl noch geortet werden, erst als man sich auf den Weg nach Hessen gemacht hat, wurde das Handy ausgeschaltet.

Und wenn man es dann wieder anschaltet, jedoch den PIN nicht eingibt, wählt es sich ja auch nicht ins Providernetz ein und kann somit wuch nicht geortet werden, oder?
Allerdings könnte man mit dem handy des Fahrers nen hotspot zur Verfügung stellen um Nachrichten (whatsapp) zu versenden. Fraglich, ob das Habdy dann geortet werden kann ???

NicNic schrieb:Evtl kamen die seltsamen Nachrichten ja noch aus dem Bereich des Wohnortes / nähere Umgebung von A.s Wohnort…
Da war doch am Anfang mal die Rede von einem Bahnhof / Berg.
Da konnte es evtl noch geortet werden, erst als man sich auf den Weg nach Hessen gemacht hat, wurde das Handy ausgeschaltet.

Das dachte ich auch, er hielt sich mit ihr ja noch eine geraume Zeit vor Ort auf, bis er dann in Richtung Hessen fuhr (waren es nicht 3 Stunden in etwa?). Ich würde auch denken, dass die Nachrichten in dieser Zeit geschrieben wurden und von daher dass Handy eben noch vor Ort im Netz eingeloggt war.

NicNic schrieb:Mir fällt noch was ein…
Evtl kamen die seltsamen Nachrichten ja noch aus dem Bereich des Wohnortes / nähere Umgebung von A.s Wohnort…
Da war doch am Anfang mal die Rede von einem Bahnhof / Berg.

Ayleen hat ihm doch noch den Tuniberg gezeigt, das ist ein örtliches Weinanbaugebiet.

karajana schrieb:Die letzte Nachricht, dass sie morgen wieder käme wurde nicht mehr zugestellt.

Das könnte bedeuten, dass diese Nachricht dann noch aus der Umgebung des Wohnortes / Tuniberg abgesendet werden sollte (evtl gibts da öffentliches Wlan aus einer Gaststätte?) und er ihr dann evtl das Handy aus der Hand gerissen hat und ausgeschaltet hat bevor sie los sind Richtung Hessen.

Ich frage mich auch wer wohl dieser Vertraute gewesen sein mag, dem sie sogar von dem Geld erzählte.
War es eventuell auch ein Online-Kontakt?
Denn ein Kontakt vor Ort hätte doch die Polizei informiert, die anfangs ja nicht davon ausging, dass es sich um ein Verbrechen handeln würde.