Tiefgaragen-Mord an Christian A. Nolte in Bochum (2023)

Sherlock_H schrieb:In diesem Zusammenhang wäre interessant, ob der Tatverdächtige das Handy des Opfers an sich genommen hat.

Das denke ich eher weniger. Ein fehlendes Smartphone wäre in der Öffentlichkeitsfahndung sicherlich thematisiert worden. Zudem wurde das veröffentlichte, private Bild des Opfers mit einem Handy aufgenommen - ich denke die Ermittler haben dieses von Noltes Smartphone übernommen.

Das Motiv ist unbegreiflich! Ein Mann beschließt, einen anderen Mann zu erschießen, weil dieser seinen Anweisungen nicht folge leistet? Ein Komplize, der das Vorhaben unterstützt, anstatt zu sagen: "Komm mal runter und entspann Dich." Bei solchen Menschen ist gewaltig was schief gelaufen!

Es gibt weitere Informationen!

Christian Nolte und der Täter scheinen sich vor dem Verkehrsdelikt nicht gekannt zu haben, die Begegnung geschah zufällig:

Offenbar begegneten sich Täter und das Opfer Christian N. (58) zufällig und kannten sich zuvor nicht. Der Dortmunder war mit N. im Straßenverkehr in Streit geraten. Dieser hatte demnach ein Foto geknipst.

Ins Visier der Ermittler gerieten die beiden Tatverdächtigen, die wohl vorher schon mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, durch die Auswertung von Funkzellendaten:

Unter anderem durch eine Funkzellenauswertung rückten die beiden polizeibekannten Tatverdächtigen schließlich in den Fokus der Ermittlerinnen und Ermittler.

Unter den in den Wohnungen sichergestellten tatrelevanten Gegenständen scheint sich u.a. die Tatwaffe zu befinden:

Bei den Durchsuchungen stellten die Einsatzkräfte neben diversen Beweismitteln eine 9-mm-Faustfeuerwaffe des Typs „Viking“ samt Munition sicher. Dabei handelt es sich nach aktuellem Stand „wahrscheinlich um die Tatwaffe“, heißt es. Weitere Ermittlungen sind diesbezüglich vom Bundeskriminalamt angestoßen worden.

https://www.hna.de/welt/telekom-taeter-tiefgarage-bochum-polizei-sucht-foto-opfers-92294324.html (Archiv-Version vom 26.05.2023)

Weiß man, ob das besagte Photo von dem Handy des Opfers letztlich nach dem Mord gelöscht wurde? Das würde eher für die These der Verdunklung anderer Straftaten sprechen.

Rasiermesser schrieb:Weiß man, ob das besagte Photo von dem Handy des Opfers letztlich nach dem Mord gelöscht wurde?

Dazu ist nichts bekannt.

Ich gehe aber nicht davon aus, denn die Täter hätten das Handy des Opfers ja auch erstmal entsperren müssen, um das Foto überhaupt löschen zu können.

Tragisch: Hätte Nolte das Foto auf dem Handy gelöscht (und vorher eine Kopie in die Cloud oder seinen PC geladen) und wahrheitsgemäß geantwortet, er habe das Foto auf dem Handy gelöscht, würde er womöglich noch leben. Seine Ehrlichkeit ist ihm zum Verhängnis geworden, sehr traurig.

Auch bei einer Löschung durch Nolte hätten sich die Täter nicht sicher sein können, ob es nicht noch eine Kopie von der Aufnahme gibt. Entweder sehr kurz gedacht von der Täterschaft oder sie hatten von Anfang an geplant, ihn zu töten. Vorher sollte er noch die Aufnahme löschen, damit es keine Spuren gibt, die zu ihnen führen. Wobei man Gelöschtes wieder sichtbar machen kann, also wieder sehr kurz gedacht, so oder so.

Das Motiv ist wirklich unfassbar. Aber da das Opfer so zurückgezogen lebte und sich keinerlei Hinweise auf ein Motiv fanden, hatte ich leider tatsächlich so etwas in der Art vermutet. Irgendein "falsches" Verhalten, das einem Typen mit sehr kurzer Lunte gegen den Strich ging. Ich frage mich auch, welche noch ungeklärten Mordfälle ebenfalls einen solchen oder ähnlichen Hintergrund haben... sehr gut, dass die Ermittler im Fall Nolte doch relativ zügig fündig wurden. Anscheinend über eine Funkzellenauswertung, aber müsste das Foto des mutmaßlichen Täters nicht auch noch auf dem Handy des Opfers sein? Auch wenn natürlich zunächst kein Zusammenhang zu der Tat ersichtlich ist. Weiss man denn, ob das Opfer wegen des Verkehrsdeliktes Anzeige erstattet hat? Denn dazu diente doch wohl das Foto? Das wäre dann auch eine Spur gewesen.

War genau meine Vermutung. Er hat etwas gesagt was den Tatverdächtigen nicht gepasst hat. Passiert im Ruhrgebiet immer wieder. Meist ohne tödlichen Ausgang, aber erschreckend

DiesIrae schrieb:Auch wenn natürlich zunächst kein Zusammenhang zu der Tat ersichtlich ist. Weiss man denn, ob das Opfer wegen des Verkehrsdeliktes Anzeige erstattet hat? Denn dazu diente doch wohl das Foto? Das wäre dann auch eine Spur gewesen.

Dieser Bericht hier ist recht ausführlich:

Der 26-Jährige, so berichteten es die Ermittler am Donnerstag, sei am 3. März mit dem späteren Opfer in Streit geraten. Ein Zeuge habe mitbekommen, wie sich die Männer in Dortmund beharkten, wo N. arbeitete. Um was es genau ging, sei allerdings noch unklar. Einen Unfall habe es wohl nicht gegeben.

Christian N. soll ein sehr penibler Mensch gewesen sein. Staatsanwalt Rademacher formulierte es laut "WAZ" so: "Durch die Ermittlungen ist bekannt geworden, dass das Opfer sehr rechtstreu war und auf die Einhaltung von Regelung und Ordnung gepocht hat."

N. soll seinen Kontrahenten fotografiert und sich dann geweigert haben, das Bild zu löschen. Das soll den Pizzalieferanten auf die Palme gebracht haben. Kurz darauf rief er den bisherigen Erkenntnissen zufolge bei der Polizei an und erkundigte sich, ob es rechtens gewesen sei, ihn zu fotografieren.

Der mutmaßliche Täter ist Pizzabote. Vielleicht lieferte er gerade eine Bestellung aus, parkte dazu kurz im Halteverbot oder einer Einfahrt und wurde daraufhin vom "peniblen" CN angesprochen und fotografiert. Einen Unfall gab es ja laut Bericht nicht.

Hier jetzt auch als offizielle blaulicht-Meldung:

https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/11530/5517782

Hier gibt es noch einen Live-Ticker der Pressekonferenz von heute:

https://www.waz.de/staedte/bochum/garagen-mord-in-bochum-kripo-fasst-zwei-verdaechtige-id238488241.html

Hier ist nichts von Hass auf Deutsche zu lesen, so wie es die Bild schreibt (die BILD-Links führen übrigens mittlerweile zu einer Paywall). Unglaublich aus welchen Gründen Menschen so ausrasten können und so eine heimtückische Tat durchziehen können.

@Balumpa
Vielen Dank für den Link!

Vorhin kam im Radio, dass die Tatwaffe im Dezember anscheinend bereits bei einem Autodiebstahl verwendet worden war und dieser somit gleich mit aufgeklärt werden konnte.

Kann den Beitrag auf NDR Info leider nicht verlinken, daher als Quelle den Beitrag von Radio Bochum, Auszug:

Bochumer Mordkommission findet Tatwaffe und Munition
In der Wohnung des tatverdächtigen Dortmunders hat die Mordkommission die Tatwaffe und die dazugehörige Munition gefunden. Dabei hat sie außerdem den Autoschlüssel eines Luxusautos gefunden. Dieses soll der Tatverdächtige im Dezember 2022 gestohlen haben. Die Munition vom mutmaßlichen Mord in Bochum-Querenburg soll nämlich die gleiche sein, wie die Munition, die bei dem Autodiebstahl benutzt wurde.

Quelle:

https://www.radiobochum.de/artikel/neue-details-zu-totem-in-bochum-hustadt-1660851.html

Scheint dieser Fall gewesen zu sein:

Bewaffneter Räuber zwingt Dortmunder (64) aus seinem Porsche 
Täter gibt zwei Schüsse ab

Quelle:
https://www.ruhrnachrichten.de/dortmund-sued/bewaffneter-raeuber-zwingt-dortmunder-64-aus-seinem-porsche-w676761-2000703607/

DiesIrae schrieb:Vorhin kam im Radio, dass die Tatwaffe im Dezember anscheinend bereits bei einem Autodiebstahl verwendet worden war und dieser somit gleich mit aufgeklärt werden konnte.

Man kann also davon ausgehen, dass der mutmaßliche Täter schon vorher in kriminelle Aktionen verwickelt war. Für CN konnte der Verlauf kaum tragischer sein; falsche Reaktion (Fotografieren) zur falschen Zeit am falschen Ort.

Ich bin der Meinung, dass so eine Tat niemals zu 100% zu verhindern ist, ganz gleich in welchem Land oder welcher Stadt sich der Wohnsitz befindet. Irgendwo wird immer eine Person zugegen sein, die zwar äußerlich völlig ruhig erscheinen mag, aber beim geringsten Konflikt ausfällig oder gar gewalttätig wird und in seltenen Fällen auch tötet. In Idar Oberstein war es damals der banale Hinweis, eine Maske zu tragen, die einen jungen Verkäufer das Leben kostete; hier war es ein Foto.

Balumpa schrieb:Ich bin der Meinung, dass so eine Tat niemals zu 100% zu verhindern ist, ganz gleich in welchem Land oder welcher Stadt sich der Wohnsitz befindet. Irgendwo wird immer eine Person zugegen sein, die zwar äußerlich völlig ruhig erscheinen mag, aber beim geringsten Konflikt ausfällig oder gar gewalttätig wird und in seltenen Fällen auch tötet. In Idar Oberstein war es damals der banale Hinweis, eine Maske zu tragen, die einen jungen Verkäufer das Leben kostete; hier war es ein Foto.

Das sehe ich auch so.
Man kann nur hoffen das man mit diesen Leuten, die bei der geringsten Kleinigkeit ausrasten, niemals in Streit gerät. Am besten garnicht erst begegnet. Wer denkt schon wie in diesem Fall, das eine Lappalie so eskalieren kann. Furchtbar.

DiesIrae schrieb:Das Motiv ist wirklich unfassbar. Aber da das Opfer so zurückgezogen lebte und sich keinerlei Hinweise auf ein Motiv fanden, hatte ich leider tatsächlich so etwas in der Art vermutet.

Ach wirklich?
Also ich wäre da nicht drauf gekommen.
Leider hast du dich hier nicht vor der Aufklärung des Falls geäußert, so dass nur noch schwer nachzuprüfen ist, ob du tatsächlich frühzeitig "den Braten gerochen" hast...

LackyLuke77 schrieb am 21.05.2023:Deine Ausführungen klingen schlüssig. Der vorwärts eingeparkte PKW würde auch die verhältnismäßig spät erfolgte Entdeckung der Leiche bzw. des zerschossenen Seitenfensters gut erklären.

Sherlock_H schrieb am 22.05.2023:Es gibt neben den von dir aufgeführten Punkten einen weiteren, der dafür spricht, dass der Audi TT vorwärts eingeparkt war, also mit der Motorhaube zur Wand stand:

Nun ist diese Frage auch abschließend beantwortet:
Auf dem nach der Aufklärung des Falles veröffentlichten Tatortfoto ist zweifelsfrei zu erkennen, dass der Audi TT des Opfers zum Zeitpunkt der Tat vorwärts eingegeparkt auf dem Stellplatz Nr. 5 stand.

Quelle: Polizei
https://www.t-online.de/region/essen/id_100181642/tiefgaragenmord-in-bochum-pizzalieferant-toetete-audifahrer-wohl-wegen-foto.html

Kielius schrieb:Ach wirklich?
Also ich wäre da nicht drauf gekommen.
Leider hast du dich hier nicht vor der Aufklärung des Falls geäußert, so dass nur noch schwer nachzuprüfen ist, ob du tatsächlich frühzeitig "den Braten gerochen" hast...

So what? Wozu soll das gut sein? Ist das hier ein Wettstreit, wer zuerst auf das richtige Motiv kommt? Meine Güte (Kopfschüttel)...!

Ich bin noch relativ neu und habe mich tatsächlich nicht früher geäußert, weil ich unsicher war, ob meine Vermutung nicht als Spekulation gelöscht werden würde...

Wie man es auch macht, ist es falsch...

DiesIrae schrieb:So what? Wozu soll das gut sein? Ist das hier ein Wettstreit, wer zuerst auf das richtige Motiv kommt? Meine Güte (Kopfschüttel)...!

Es war nicht persönlich gemeint.
Und bitte gern rege weiter mitdiskutieren hier!

Ich wollte nur mein Erstaunen zum Ausdruck bringen oder, positiver ausgedrückt, ich war "beeindruckt", dass du frühzeitig an eine "Bagatelle" als Auslöser für eine "Hinrichtung" gedacht hast.
Ich hätte zunächst an irgendwelche "Verstrickungen" des Opfers gedacht, von denen aufgrund seiner zurückgezogenen Lebensweise niemand etwas wusste.

Balumpa schrieb:falsche Reaktion (Fotografieren)

Ohne weitere Details zu wissen, würde ich das so nicht sehen. Es war ein in den Augen des mutmaßlichen Täters ihm gegenüber unangemessenes Verhalten. Was wer fotografieren will, ist jedem selbst überlassen. Lediglich das Veröffentlichen der Fotos verstößt gegen die Persönlichkeitsrechte. Das ist dem mutmaßlichen Täter ja auch von der Polizei gesagt worden.

Ich finde es erschreckend, dass Menschen, die zum Glück die Ausnahme sind, wegen einer Nichtigkeit zu solchen Taten fähig sind. Im vorliegenden Fall ging es um einen lächerlichen Parkplatzstreit am Supermarkt. Wer nicht total auf Krawall gebürstet ist, lässt eine solch alltägliche Situation gar nicht erst so eskalieren, dass das Gegenüber als Beweis ein Foto macht.

Ich finde schon, dass man andere Menschen auf ein Fehlverhalten hinweisen kann, ohne damit sein Leben zu riskieren.