Mir scheint, hier gab es eine aufgeheizte Ausnahmesituation, die auf mehreren Seiten die Emotionen aufputschte und schlussendlich tragisch eskalierte.
Weshalb es überhaupt schon zum ausufernden Konflikt am Club kam, wissen wir ja nicht genau. Aber sicherlich war es nicht angemessen, dann Reizgas und Messer zu zücken. Das ist keine Deeskalation. Weshalb Lorenz sich aber in der Situation so bedroht und provoziert fühlte, dass er meinte, sich mit Messer und Gas schützen zu müssen, wissen wir nicht. Was da im Vorfeld lief, ist uns nicht bekannt. Weshalb er überhaupt Gas und Messer dabei hatte, ist uns nicht bekannt. Weshalb er dann aber sogar auch noch von einer offenbar größeren Gruppe verfolgt wurde, ist ebenso nicht bekannt. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass dabei schon die Emotionen übergeschwappt sind. Lorenz hat sich da bestimmt schon, möglicherweise auch aufgrund eigener Anteile, in einer Ausnahmesituation befunden.
Lorenz war vorbestraft, was ihn nicht zum Unschuldslamm macht. Deswegen mag er Vorbehalte gegen die Polizei gehabt haben. Dass er dann aber, trotz Ausnahmesituation, die Polizei mit Reizgas besprühte, war sicherlich auch kein angemessenes Verhalten. Das war sicherlich provokant gegenüber der Polizei, die sich damit ebenfalls in einer Ausnahmesituation befand.
Polizisten sind auch nur Menschen und dürfen sich bedroht fühlen, sich schützen und emotional reagieren. Wir wissen auch nicht, was an die Polizisten kommuniziert wurde.
Andererseits muss man auch sagen, dass die Polizisten in der Überzahl waren, eine Fachausbildung haben und über Techniken und Möglichkeiten zur Deeskalation und Beruhigung verfügen, ausgebildet sind in herausfordernden Situationen fachlich korrekt zu agieren und im Team zu arbeiten. Deeskalationsstrategien scheinen nicht zum Einsatz gekommen zu sein. Schusswaffengebrauch ist die allerletzte Strategie, sich zu schützen und sehr bedrohliche Situationen zu entschärfen, wenn andere Strategien nicht halfen.
Laut der Staatsanwaltschaft gibt es keine Hinweise, dass das Messer zum Einsatz gegen die Polizisten kam. Es wurde offenbar in der Tasche gefunden. Es wurde nicht einmal, sondern fünf mal geschossen. Es gab mehrere tödliche Treffer und diese trafen wohl alle von hinten.
Es bleibt die Frage, was wir wissen und was nicht. Vollständig beurteilen können wir das Geschehen sicherlich nicht. Es scheint auf allen drei Seiten problematisches Verhalten gegeben zu haben. Es gab Ausnahmesituationen. Es gab sehr viele Emotionen, Ängste auf allen Seiten. Was war da also angemessen und was nicht?
Was hat den Polizisten also dazu bewegt, die Schusswaffe so zu gebrauchen?
https://www1.wdr.de/nachrichten/lorenz-oldenburg-toedliche-polizeischuesse-100.htmlhttps://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Toedliche-Schuesse-in-Oldenburg-Erste-Erkenntnisse-veroeffentlicht-Lorenz,schuesse464.htmlIch glaube, das ist ein Fall, in dem es nur Verlierer und Opfer gibt, dass es viele Fehlinterpretationen und viele Emotionen und entsprechende Reaktionen gab. Allerding ist Lorenz dann derjenige, der sein Leben verlor.
Was kann man aus dem Fall lernen, damit solche Fälle zukünftig nicht mehr passieren?