Melman schrieb: Die wird es bestimmt gar nicht gegeben haben. Zumindest wirkte es auf mich sehr so, als seien diese Telefonate nur ein Vorwand um sich von den Eltern Geld zu borgen.
Und sich als Opfer darzustellen "ich konnte ja nichts dafür". Leute, denen ohne ein einschneidendes Erlebnis ständig das Geld nicht reicht, erleben ja dann irgendwann, dass auch das nähere Umfeld sagt "nein, sorry, muss auch für mein Geld arbeiten!". Daher ist eine Notlage "mir ist da was echt Dummes passiert" vermutlich ein guter Weg, doch noch an Geld ranzukommen.
Grillage schrieb:Genau das habe ich mich auch gefragt: was soll denn die Firma mit einem Automatenauffüller ohne Führerschein?! Diese Aufgabe wurde auch nicht so dargestellt, als sei das prinzipiell eine Arbeit für 2 Personen.
Eigentlich kenne ich das so, dass man das gar nicht so hauptamtlich macht. Habe Einblick über meinen Mann, aber erst, seit kein Bargeld mehr in den Automaten ist. Bei denen in den Betrieben ist das so, dass das Leute auf 650,-€ Basis machen. Die müssen z.B. alle montags kommen, da am Wochenende viel Business ist, bzw. der Automat meldet auch selbst, wenn er leergeht, da sind kurze Wege sinnvoll. Auch, wenn jemand ausfällt, wird eben der Bereich auf drei andere aufgeteilt, oder wenn Urlaub ist. Führerschein, PKW und sichere Lagermöglichkeiten sind dort die Grundvoraussetzungen. Das war da sicher nicht anders. Ob sie zu zwei waren wegen des Bargeldes? Ich weiß gar nicht, wie das zum Zeitpunkt des Verschwindes war.
Grillage schrieb:Allerdings wurde es so dargestellt, dass die finanziellen Probleme nur daher kamen, dass er mit dem Geld nicht auskam, nicht daher, dass ein Jobverlust drohte.
Ja, aber das gesamte Leben schien in einer Schieflage zu sein: Bilanz schief, Beziehung zur Lebensgefährtin schief, Verhältnis zu Alkohol schief, ... da kam Einiges zusammen.
Grillage schrieb:Das war für mich absolut strange... Ich war mir nicht sicher, ob dargestellt werden sollte, dass er die Eltern hinsichtlich des Verwendungszweckes des Geldes belügt oder ob damit dargestellt werden sollte, dass er mit Geld einfach nicht umgehen konnte und völlig unbedacht und sinnlos solche Summen raushaut.
Vermutlich beides. Auch, dass er durchaus auch in der Lage war, das engere Umfeld anzulügen.
Grillage schrieb:Auch das fand ich irgendwie angedeutet, als er sich bei dem Kumpel erkundigt hat, ob und wie man als "Hundemakler" Geld verdienen kann. Das kam mir irgendwie sehr wie eine halbseidene Geschäftsidee vor (der Freund rät ihm ja auch dringend davon ab).
Leute, denen finanziell das Wasser bis zum Hals steht, haben ja mitunter die abstrusesten Ideen und Vorstellungen. Ich denke, er konnte sich selbst auch nicht so wirklich helfen (Bildungsstand, Voraussetzungen für den Arbeitsmarkt). Da wäre vermutlich ein drastisches "Kürzen der Ausgaben" dran gewesen, wie Aufgabe von teueren Hobbys, Verkleinerung der Wohnsituation, etc.
Lindström schrieb:Wie würde man das jetzt zusammen fassen? "Selbst die Verwirrung ist verwirrt?"
Das war ja jemand, der großen Wert auf sein Heim legt, es aber nicht bezahlen kann. Normalerweise sind solche familienorientierten Menschen auch oft v.a. auf das Wohl von Partner und Kind fixiert und auch "solide". Das war da ja irgendwie nicht so. Auch mit dem Führerschein.
Ich kenne viele Männer, die deutlich weniger tranken, nachdem die Familienphase begonnen hatte und halt dann ein Taxi nehmen, wenn sie nicht fahren können, weil der Führerschein ihnen alles bedeutet. So planvolles Handeln stand wohl auch nicht im Mittelpunkt.