Vermisstenfall Lothar Demel

WM schrieb:Wurde denn irgendwo gesagt, dass er diese Kenntnisse nicht hatte? Wie er vorher gelebt hat, wird ja nicht weiter erzählt.

Ob er überhaupt Spanisch konnte, steht nirgends. Da gibt’s einfach keine Infos weder ob er Sprachkurse gemacht hat, noch wie fit er in Sachen Fremdsprachen war. Über sein früheres Leben wird auch nicht viel erzählt, außer dass er Monteur war und mit seiner Familie in Großkuchen gewohnt hat.

In dem Fall, dass er hätte nach Spanien oder sonstwo runtermachen wollen, hätte ich erwartet, dass er sein Handy erstmal weiterbenutzt, sowas will ja organisiert werden. Selbst wenn er ja kein Ladegerät dabei gehabt hätte, hätte er doch vermutlich eines leihen können...

brigittsche schrieb:Deshalb denke ich irgendwie, dass er etwas versuchen wollte, das zumindest einen Teil seines Lebens wieder auf die Reihe bringt. Und da käme mir als erstes das Geld in den Sinn. Also doch irgendwelche Geschäfte? Aber was?

Den Verdacht habe ich auch. Er macht auf mich in dem Film einen sehr naiven Eindruck, à la Geld verdienen, egal wie oder mit was. Passend dazu das Gespräch am Hundplatz, das Richtung Hundmakler geht.

Evtl hat er sich in diese Richtung bei seinen alten Kontakten in Augsburg etwas ausgemalt?

megavolt schrieb:In dem Fall, dass er hätte nach Spanien oder sonstwo runtermachen wollen, hätte ich erwartet, dass er sein Handy erstmal weiterbenutzt, sowas will ja organisiert werden

Das ist auffällig! Wenn er wirklich nach Spanien abhauen wollte, hätte er sein Handy doch bestimmt weiter benutzt irgendwas muss man ja organisieren, egal ob Wohnung, Job oder einfach nur ein Ticket. Und selbst wenn der Akku schlappgemacht hätte: Ein Ladegerät findet man ja immer irgendwo, zur Not fragt man jemanden. Dass sein Handy aber komplett stumm blieb, passt einfach null zu einem geplanten Start ins Ausland. Das klingt eher so, als hätte er gar keine Chance mehr gehabt, irgendwas zu regeln.

duval schrieb:Über sein früheres Leben wird auch nicht viel erzählt, außer dass er Monteur war und mit seiner Familie in Großkuchen gewohnt hat.

Als Monteur könnte er in der Vergangenheit ja auch mal im Ausland gewesen sein.

Vielleicht hat er sich ja auch unter welchen Umständen auch immer zumindestens kurzfristig ins Ausland begeben, womöglich genauso spontan wie er sich nach Augsburg begeben hat. Wenn er dort dann getötet wurde, könnte ich mir vorstellen, dass es schlicht und ergreifend nicht passiert, dass etwaige Ermittlungsbehörden den Bezug zu Deutschland und dem gegenwärtigen Vermisstenfall herstellen. Gab es ja schon immer wieder, dass deutsche, welche im Ausland zu Tode gekommen sind erst nach ganz langer Zeit identifiziert werden konnten. Und da rede ich vom europäischen Ausland und nicht vom anderen Ende der Welt.

Melman schrieb:Vielleicht hat er sich ja auch unter welchen Umständen auch immer zumindestens kurzfristig ins Ausland begeben, womöglich genauso spontan wie er sich nach Augsburg begeben hat.

Der Ermittler bei XY hatte doch irgendetwas gesagt, dass keine nennenswerten Beträge Geld abgehoben wurden. https://www.zdf.de/play/magazine/aktenzeichen-xy-ungeloest-110/aktenzeichen-xy-ungeloest-vom-5-november-2025-100?q=ZDF+Aktenzeichen+xy( ca ab Min. 35)

Wenn man sich überlegt, das Sonja Engelbrecht ja auch in einer Großstadt verschwunden ist und man jahrzehntelang nicht wusste, was überhaupt passiert ist bzw. ob sie umgebracht wurde, dann ist bei Lothar D. auch alles möglich. Und wenn Sonja beerdigt worden wäre, hätte man sie womöglich nie gefunden.
Ich denke, dass er nicht mehr lebt. Ein Suizid ist m.E. denkbar, ungewöhnlich dafür wäre, dass keine Leiche gefunden worden ist. Von Totschlag nach Streit abends in Augsburg, durch irgendeinen Zuhälter oder sonstwen, bis Mord ist alles denkbar.

WM schrieb:Als Monteur könnte er in der Vergangenheit ja auch mal im Ausland gewesen sein.

Vielleicht hat er ja früher mal woanders gearbeitet, aber zuletzt war er bei einer Firma, die Zigarettenautomaten betreut hat. Da fällt mir echt nichts ein, was er damit im Ausland hätte machen sollen.

Er hatte 250.000 Euro Schulden und suchte nach Möglichkeiten, an Geld zu kommen. Er überlegte, sich 2.500 Euro von seinen Eltern zu leihen. Außerdem zog er in Erwägung, Geld durch Hundevermittlungen zu verdienen.

Unklar, ob er selbst am Schießwettbewerb teilnahm oder lediglich als Zuschauer anwesend war.

Somit bleibt der Moment des Ausstiegs am Königsplatz die letzte gesicherte Spur ohne bestätigte Zeugen für das weitere Geschehen.

WM schrieb:Der Ermittler bei XY hatte doch irgendetwas gesagt, dass keine nennenswerten Beträge Geld abgehoben wurden.

Das war ehrlich gesagt ziemlich unverständlich formuliert. Heißt das jetzt, dass nach seinem Verschwinden kein Geld mehr abgeholt oder abgehoben wurde, oder wie soll man das verstehen?

Ein Verbrechen scheint mir hier auch am wahrscheinlichsten. Dass er noch lebt, davon geht glaube ich ich kaum noch jemand aus. In vergleichbaren Fällen denken ja viele an ein freiwilliges Untertauchen, was ich meist skeptisch sehe. Bei Herrn Demel wäre es gar nicht mal so abwegig. Er hatte einen Haufen Schulden, offenbar Eheprobleme, träumte vom Auswandern. Ja, das werden alles Luftschlösser gewesen sein. Aber gänzlich ausschließen kann man es auch nicht, dass er irgendwo ein neues Leben angefangen hat. Damals war das noch einfacher als heute.

duval schrieb:Heißt das jetzt, dass nach seinem Verschwinden kein Geld mehr abgeholt oder abgehoben wurde, oder wie soll man das verstehen?

Wenn ich das richtig verstanden habe, hat man die Konten daraufhin überprüft.

Interessant wäre auch die Frage, ob die geplante Hundevermittlung nur eine künstlerische Freiheit war, um zu suggerieren dass der Verschwundene auf der Suche nach einem Nebeneinkommen war, oder ob es handfeste Bemühungen in der Richtung gab. Eventuell liegt ja auch hier der Schlüssel zur Lösung des Falles.

duval schrieb:Das war ehrlich gesagt ziemlich unverständlich formuliert. Heißt das jetzt, dass nach seinem Verschwinden kein Geld mehr abgeholt oder abgehoben wurde, oder wie soll man das verstehen?

Ja, so habe ich das verstanden. Nach dem Verschwinden hat sich niemand mehr an dem Konto bedient, was er ja vielleicht getan hätte, wenn er sich absichtlich abgesetzt hätte. Zumal er ja offenbar auch kein größeren Geldbeträge mit hatte.

sakuro schrieb:Interessant wäre auch die Frage, ob die geplante Hundevermittlung nur eine künstlerische Freiheit war, um zu suggerieren dass der Verschwundene auf der Suche nach einem Nebeneinkommen war, oder ob es handfeste Bemühungen in der Richtung gab. Eventuell liegt ja auch hier der Schlüssel zur Lösung des Falles.

Ich würde das als künstlerische Freiheit sehen bzw. vielleich haben die Freundin oder Freunde berichtet, dass er ständig auf der Suche nach Geschäftsideen war. Nach einem Beispiel hat der Kumpel dann die Idee von der Hundemaklerei berichtet, aus der ja aber offenbar nichts geworden ist. Denn der Kumpel rät im Film ja ab und Demel lenkt dann auch ein und sagt, dass es nur so eine Idee gewesen sei.

swinedog schrieb:Er hatte einen Haufen Schulden, offenbar Eheprobleme, träumte vom Auswandern.

Es bestanden offenbar auch Kontakte nach Spanien und Thailand.

Die Filmrekonstruktion ist insgesamt interessant, aber gerade der Abschnitt von 25:18 bis 25:33 hat mich besonders neugierig gemacht sowie Abschnitt 28:45 bis 28:51.Das ist natürlich nur die Version, wie sie im Film nachgestellt wurde.

duval schrieb:Es bestanden offenbar auch Kontakte nach Spanien und Thailand.Die Filmrekonstruktion ist insgesamt interessant, aber gerade der Abschnitt von 25:18 bis 25:33 hat mich besonders neugierig gemacht sowie Abschnitt 28:45 bis 28:51.Das ist natürlich nur die Version, wie sie im Film nachgestellt wurde.

War das die Szene beim Grillen, wo er meinte, dass er sich mit 45 oder so in Spanien zur Ruhe setzen will? Was mir beim Anschauen spontan durch den Kopf ging dabei: Dummes Gewäsch eines nervtötenden Verlierers, der sich allen Menschen in seinem Umfeld gegenüber merkwürdig verhält - passt ins Bild. Andererseits ist das so dämlich, so etwas als Zigarettenautomatenauffüller komplett aus der Luft zu greifen - vielleicht hatte er doch irgendein "großes Ding" in Aussicht, oder träumte zumindest davon, dass es was werden könnte. Aber vermutlich war das nur Angeberei vor seinem Kumpel, um von seiner schlechten finanziellen Lage abzulenken.

Grillage schrieb:Ja, so habe ich das verstanden. Nach dem Verschwinden hat sich niemand mehr an dem Konto bedient,

Das heißt, seit 25 Jahren gab es wirklich kein einziges Lebenszeichen mehr nichts, was darauf hindeutet, dass er noch lebt oder irgendwie aktiv ist.

swinedog schrieb:War das die Szene beim Grillen, wo er meinte, dass er sich mit 45 oder so in Spanien zur Ruhe setzen will?

Ja, unter anderem. Auch Cerne ist das aufgefallen, er äußerte sich dazu im Abschnitt von 34:23 bis 34:33.

Echt erstaunlich, dass auf dem Haus von Demel und seiner Lebensgefährtin noch so fette 250.000 D-Mark Schulden waren. Da fragt man sich schon, wie die das überhaupt gestemmt haben sollen.

Lindström schrieb:Junge, Junge, war das ein kurioser Filmfall.- Als zweiter Automatenbefüller tätig- ohne Führerschein, wohl wegen Alk verloren- eine viertel Million Mark Schulden- er will sich mit 45 nach Spanien absetzen- erzählt der Mutter Nonsense wg. den 2,5k- will nebenbei mit Hundevermittlung an Geld kommen- Freund auf Schießstand und er geht saufen- will plötzlich sofort in A aussteigen ohne angegebenen Grund- sein Kumpel soll ihn am nächsten Morgen um 9 abholen? - usw. usf. Wie würde man das jetzt zusammen fassen? "Selbst die Verwirrung ist verwirrt?"

Ganz genau!

Du vergisst noch den inhaltlichen "Nonsens", die "Freunde in Thailand" und "Spanien" mit denen er angebliche lange Telefonate führte (Sind das die Aussteiger, denen er nacheifern möchte? Woher kennt er diese? Oder waren diese angeblichen Telefonate unwahr, um den wahren Grund für die Bitte um 2500 DM zu verschleiern?)

Für mich wirkt das, als gäbe es einen Haufen loser Fäden, denen die Ermittler nachgehen.

Ich frage mich ja, ob er wirklich ohne Führerschein Automaten aufgefüllt hat ...

Denn eigentlich waren/ sind die Leute immer alleine unterwegs mit den Sachen.

Also entweder wusste der AG gar nicht, dass er keinen Führerschein mehr hatte und er ist dort einfach trotzdem weiter gefahren - zu Hause ging das halt nicht, weil Familie etc Bescheid wusste.

Oder er hat innerhalb der Firma was anderes gemacht - wo er den Führerschein nicht gebraucht hat.
Dazu würde passen, dass er sich in der Firma ins WE verabschiedet hat.
Denn als Auffüller immer zur festen Uhrzeit zurück zu sein ist ja logistisch eher schwierig -- im Verkehr ..Stau, Ampel Ausfall, Trecker davor ..


Wenn er wirklich immer zu zweit unterwegs gewesen ist - dann hätte man doch den " Dienst-" Partner dann auch befragt, ob der was weiß -- man sitzt ja nicht stundenlang schweigend zusammen im Auto...
Da bekommt man doch auch Telefonate mit usw.

MinnaEva schrieb:Denn eigentlich waren/ sind die Leute immer alleine unterwegs mit den Sachen.

Aber es könnte doch sein, dass er einen netten Arbeitgeber hatte. Nun war L. den Führerschein los für 1-3 Monate, aber der Arbeitgeber wollte oder konnte ihn nicht rausschmeissen deswegen, und hat gesagt, dann hilf eben dem Kollegen Sowieso mit - vielleicht unter Reduktion der Bezüge. Oder man hat die beiden dann eher auf die Touren in die "schlechten Gegenden" geschickt, weil so ein Lieferwagen voller Zigaretten ja auch seinen Wert hat?

Ob diese Telefonate nach Thailand wirklich so stattgefunden haben, wie gegenüber den Eltern behauptet, ist ja die Frage. Vielleicht hat er das Geld auch anderweitig ausgegeben bzw. gebraucht und das wäre ihm noch peinlicher gewesen.
Im Film wird er ja ein bißchen dargestellt wie jemand, der auch gerne mal in Fettnäpfchen tritt und trotzdem irgendwie ein sympathischer Mensch ist.

MissMary schrieb:Andererseits bei Mord: 115kg Gewicht schleppt einer alleine auch nicht. Da braucht es mindestens zwei, realistischer drei Leute zur Verbringung einer Leiche (Zerteilung und so mal ausgeblendet)

Das stimmt. Aber er kann natürlich auch an eine kleine Gruppe von Leuten geraten sein, die es nicht gut mit ihm meinten. Und/oder zu irgendwem ins Auto gestiegen sein und dann in nem Wald(rand) "entsorgt" worden sein.

Was mich auch noch stutzig macht: Wo wollte er dann eigentlich in Augsburg übernachten? Ist dazu irgendwas bekannt? Denn bis 9 Uhr morgens im Freien rumlungern ist ja auch kein wirklich guter Plan. Das spricht für mich wie schon ein Vorredner sagte vielleicht dafür, dass es so "halb spontan" war. Spontane Entscheidung, aber er wusste da kennt er diesen oder jenen, an den er sich evtl. wenden kann.

Oder hat er in dem Moment in seinem Zustand gar nicht so weit gedacht? Oder wollte er sich ein Hotelzimmer nehmen?

Oder für mich auch plausibel: Er hat versucht später am Abend von Augsburg aus doch noch heimzukommen weil er nicht wusste wo er übernachten soll und ist dabei zu seinem Mörder ins Auto gestiegen?