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Mordfall Hinterkaifeck

51.749 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

07.06.2022 um 10:44
Zitat von Tron42Tron42 schrieb:Stimmt & guter Punkt. Aber immerhin ist es nachvollziehbar, dass der Täter sie los werden wollte.
Zitat von MissHudsonMissHudson schrieb:Dasselbe könnte man fragen, wenn es um den Fundort der Reuthaue geht. Die hätte man nach dem Mord ganz einfach abwaschen können und zu den anderen Werkzeugen stellen.
Auch ein ganz relevanter Punkt! Offensichtlich hat der Täter es für ihn sicherer erachtet, die Mordwaffe nicht außerhalb des Hauses zu entsorgen. Dies kann daran liegen, dass er keine Möglichkeit sah, weil ihm entweder z.B. die Zeit dafür fehlte oder er keine Möglichkeit sah (geeignetes Versteck fehlte). Denkbar wäre, dass der Täter die Mordwaffe auch nur temporär im Fehlboden verstecken wollte, um zu einem späteren, ihm geeigneteren Zeitpunkt diese anderweitig entsorgen wollte. Die tatsächlichen Beweggründe können wir nur spekulieren, aber aus irgendeinem Grund hat sich der Täter so entschieden. Man könnte nun weiter folgern, dass dies auch bedeuten könnte, dass der Täter zunächst nicht davon ausging, dass der Hof in zumindest absehbarer Zeit abgerissen würde, zumindest aber soviel Zeit und Gelegenheit bestünde, die Waffe noch vor einer solchen Maßnahme zu entsorgen.

Alternativ kann man natürlich auch sagen, dass dies, also die Frage bzgl. zeitlich späterer Auffindung der Waffe, dem Täter vollkommen egal war und sein einziges aktuelles Anliegen war die Waffe schnell jenseits des unmittelbaren Tatortes zu verstecken. Dies aber müsste dann die Frage aufwerfen: warum war es nur kurzfristig von Bedeutung?

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Mordfall Hinterkaifeck

07.06.2022 um 10:59
Zitat von Mr.BrainMr.Brain schrieb:Macht aber irgendwie auch nicht richtig Sinn. Offenbar wäre es ja AG demnach nicht möglich gewesen, die Leichen verschwinden zu lassen, das altbekannte Problem jedes Mörders.
Letztendlich macht das bei keiner Theorie so wirklich Sinn oder ?
Zitat von Mr.BrainMr.Brain schrieb:Wieso sollte er also die Reuthaue verstecken? Sobald die Toten entdeckt geworden wären, wäre er doch ohnehin geliefert gewesen. Das erinnert mich eher an die Vorgehensweise, eines psychisch kranken Täters.
Tja jemand der seine eigene Tochter ( vermutlich im Wissen seiner Frau) schändet/missbraucht ist ein psychisch kranker Mensch.
Oder ?
Ich denke wir erahnen nicht einmal welch Psychopath er eigentlich war.
Hier mal die Definition :
Psychopathie bezeichnet heute eine schwere Persönlichkeitsstörung, die bei den Betroffenen mit dem weitgehenden oder völligen Fehlen von Empathie, sozialer Verantwortung und Gewissen einhergeht. Psychopathen sind auf den ersten Blick mitunter charmant, sie verstehen es, oberflächliche Beziehungen herzustellen. Dabei können sie sehr manipulativ sein, um ihre Ziele zu erreichen.[1][2] Psychopathie geht häufig mit antisozialen Verhaltensweisen einher, sodass in diesen Fällen oft die Diagnose einer dissozialen oder antisozialen Persönlichkeitsstörung gestellt werden kann.[3][4] Psychopathie kann jedoch mitunter auch als Komorbidität einer Borderline- oder narzisstischen Persönlichkeitsstörung auftreten
Quelle: Wikipedia: Psychopathie

@Mr.Brain
Klasse Beitrag!
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Dies aber müsste dann die Frage aufwerfen: warum war es nur kurzfristig von Bedeutung?
Am Samstag Morgen kamen ja die beiden Kaffehändler auf den Hof. Durch die war der Täter vermutlich in Panik versetzt worden.
Insofern musste er sich der Tatwaffe danach schnell entledigen. Es spielte wohl keine Rolle, dass die noch blutig war. Sie musste weg.


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07.06.2022 um 11:11
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Alternativ kann man natürlich auch sagen, dass dies, also die Frage bzgl. zeitlich späterer Auffindung der Waffe, dem Täter vollkommen egal war und sein einziges aktuelles Anliegen war die Waffe schnell jenseits des unmittelbaren Tatortes zu verstecken. Dies aber müsste dann die Frage aufwerfen: warum war es nur kurzfristig von Bedeutung?
War es Das?

Ich verweise nochmals auf meine Theorie, siehe meinen früheren Eintrag:
Zitat von arschimedesarschimedes schrieb:Wenn ich davon ausgehe, dass im fehlboden nach Etwas gesucht wurde und die Reuthaue benutzt wurde, um die Bretter des Fehlbodens abzuhebeln (übrigens ganz leicht mit der flachen Seite der Haue), dann ist es absolut nicht sinnlos, wenn die Reuthaue im fehlboden zurück gelassen wird, wenn die Suchaktion beendet ist. Im gegenteil, wozu sollte man sie abwaschen, qwenn man sie einfach liegen lassen kann?

In diesem Fall, liegen lassen, Brett wieder drauf, festgetreten und Ende!



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Mordfall Hinterkaifeck

07.06.2022 um 12:40
Zitat von arschimedesarschimedes schrieb:In diesem Fall, liegen lassen, Brett wieder drauf, festgetreten und Ende!
Haltes ich auch für ein plausibles Szenario. Gibt es Hinweise (ich nehmen an nein, zumindest nicht überliefert), ob systematisch der Fehlboden geöffnet wurde und Spuren einer solchen Suche festgestellt werden konnten? Ich frage deshalb, weil ich annehmen würde, wenn man etwas im Fehlboden sucht, dann muss man eine größere Fläche untersuchen - außer man hat ganz exakte Kenntnis von einem Versteck und kann es räumlich auch so verorten, dass man nur genau die 2-3 Bretter anheben muss, unter denen das verstecke Hab und Gut zu finden ist.

Unabhängig davon aber sind wir uns einig: die Tatwaffe
musste weg.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.06.2022 um 12:48
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:... Unabhängig davon aber sind wir uns einig: die Tatwaffe
musste weg.
Na ja, es gibt Täter die lassen die Tatwaffe einfach irgendwo liegen und denken da gar nicht nach. Andere Täter versuchen Spuren zu verwischen und entsorgen die Tatwaffe abseits vom Tatort. Es kommt aber nicht so oft vor, das ein Täter die Tatwaffe am Tatort versteckt. Außer es ist so eine Art Wiedergutmachungshandlung.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.06.2022 um 13:00
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Ich frage deshalb, weil ich annehmen würde, wenn man etwas im Fehlboden sucht, dann muss man eine größere Fläche untersuchen
Das ist ein interessanter Gedanke. Aber ich würde mal annehmen, dass die in Frage kommende Fläche nicht so groß war. Der Dachboden diente ja als Lager, und wenn dort z. B. Heu lag oder Kornsäcke standen, dann hätte man diese ja erst einmal wegräumen müssen.

Und wenn dieses Versteck von den Hofbewohnern oder jemandem, dem sie es zur Verfügung gestellt haben, regelmäßig genutzt wurde, dann wird man ja nicht ausgerechnet dort zwei Meter hoch Heu aufgetürmt haben. Sondern allenfalls Dinge daraufgelegt, die man relativ schnell wegräumen kann. Und jemand der sucht, wird ja auch erst einmal mit dem leicht zugänglichen Teil beginnen, bevor er sich die Mühe macht, alles umzuräumen.

Aber das konnte man vermutlich nicht mehr nachvollziehen als das Versteck der Reuthaue entdeckt wurde, weil der Hof ja sicher geräumt wurde, bevor man mit dem Abbruch begonnen hat. Und wahrscheinlich hat man das Versteck ja auch erst entdeckt, als ein Teil des Bodens schon herausgerissen war - da konnte man dann zumindest diesen Teil des Bodens nicht mehr untersuchen (sofern man überhaupt noch irgendwas untersucht hat).


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07.06.2022 um 13:52
Zitat von Mr.BrainMr.Brain schrieb:Offenbar wäre es ja AG demnach nicht möglich gewesen, die Leichen verschwinden zu lassen, das altbekannte Problem jedes Mörders.
Stimmt und in einer größeren Stadt wäre es auch leichter möglich gewesen. Es gibt genügend Kriminalfälle, in denen Mörder die Leiche, oder Leichen, zerteilt und verteilt haben. Siehe, z.B., hier:
Wikipedia: Carl Großmann
Wikipedia: Karl Denke

Allerdings gab es im flandrischem Beerem, einem Dorf, einen Mordfall, der sich 1926 ereignet hat:
Dort verschwand ein Bauernsohn, der nachweislich ein solider Mensch gewesen war, vorerst einmal spurlos. Die Familie, die sich natürlich Sorgen machte und auch wußte, mit wem der junge Mann in der Nacht, es war seinerzeit eine feucht-fröhliche Kirmes gewesen, zusammen gewesen war und vom Hof dieser Leute auch die letzten Lebenszeichen erkennbar gewesen waren. Nach Aussagen der Hofbewohner war der junge Mann, in stark angetrunkenem Zustand, nach Hause gegangen und wohl in den nahen Kanal gefallen. Die Familie glaubte dies aber nicht, sondern engagierte ein Privatmann mit einem guten Spürhund. Dem Hund gab auf dem Hof ein Kleidungsstück des Vermißten zu riechen, worauf er erst in die Wohnstube lief und einen bestimmten Platz beschnüffelte. Die Hofbewohner gaben zu, dass sich der Vermißte in der Stube aufgehalten hatte. Der Hund folgte der entdeckten Spur bis zur Tür und schoß wie ein geölter Blitz, nachdem die Türe geöffnet worden war, auf den Misthaufen zu und wühlte darin herum. Dem Hofbesitzer war dies zuviel und er verwies die Leute von seinem Hof.
Wenige Tage später fand man die Leiche des Vermißten im Kanal, seine Kleidung war total verschmutzt und er hatte noch Reste von Mist im Mund! Doch die Polizei überging dieses wichtige Detail und eine vorhandene Wunde am Kopf des Toten wurde damit erklärt, dass er sich beim Sturz in den Kanal dort verletzt hätte.
Die Familie des Toten gab sich damit nicht zufrieden, sondern drängte auf Wiederaufnahme des Falles, was ihr auch gelang.Dr. de Rechter, einem berühmten Kriminalwissenschaftler, gelang es, alle Schlampereien und Verschleierungen aufzudecken und nachzuweisen, dass es sich um eine brutalen Mord handelte.


Quelle: http://library.fes.de/magdeburg/pdf/1929/1929-183.pdf Seite 3

Die Leichen, zumindest einen Teil davon, hätte AG, wenn er denn der Täter war, auch im Misthaufen verstecken können. Oder in der Jauchegrube.


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07.06.2022 um 16:26
Eine kurze Frage: kennt jemand das Buch "Hinterkaifeck - Autopsie eines Sechsfachmordes" von Dr. Guido Galla? Auf Amazon wird es sehr gut beurteilt, was aber nicht immer maßgebend sein muß. Da es doch ziemlich teuer ist, wüßte ich gerne, ob es wirklich so gut und informativ ist, bevor ich es kaufe. Danke im Voraus!


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Mordfall Hinterkaifeck

07.06.2022 um 17:05
Der Mann nennt sich Golla und auf hinterkeifeck.net wurde heute geschrieben:

[Golla hab ich durch. Fühlt sich beim Lesen etwas zäh an ... und bei der darin enthaltenen Logik bin ich mir nicht ganz sicher, ob das nicht evtl auch Schein-Schlüsse sind - darüber müßte ich länger nachdenken, wofür mir aber das Buch zu zäh war.]

Amazon: "
1,0 von 5 Sternen Schlecht recherchiert
Rezension aus Deutschland vom 29. Januar 2020
Der Autor hat meines Erachtens beim Verfassen dieses Buches schlecht recherchiert bzw. sich nur oberflächlich mit der Thematik beschäftigt. Wenn man mit dem Fall etwas vertraut ist, merkt man dies bereits am Einband: Auf der Rückseite ist vermerkt, die Bewohner seien mit einer Kreuzhacke erschlagen worden. Man geht allerdings davon aus, dass eine Reuthaue das (Haupt-)Tatwerkzeug ist. Weiterhin suggeriert das Cover, es würde sich bei der Fotographie um Bewohner des Einödhofes handeln, was jedoch sehr unwahrscheinlich ist, da das Foto höchstwahrscheinlich nach der Tat kurz vor den Abrissarbeiten aufgenommen wurde. Weiter gibt der Autor auf Seite 10 an, das Opfer Andreas Gruber sei 67 Jahre alt gewesen. Gruber war bei seinem Tod jedoch 63 Jahre alt (geb. 1858). Ich habe aufgrund dessen auch nicht mehr über die Seite 10 hinaus gelesen.
Quelle: https://www.amazon.de/product-reviews/3741239534/ref=acr_dp_hist_1?ie=UTF8&filterByStar=one_star&reviewerType=all_reviews#reviews-filter-bar

Das würde mir reichen das Buch nicht zu kaufen. Es ist für die Anhänger der L.S. Täter-Theorie.
Der aber mit Sicherheit nicht der Täter war.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.06.2022 um 17:13
Zitat von EchoM1EchoM1 schrieb:da das Foto höchstwahrscheinlich nach der Tat kurz vor den Abrissarbeiten aufgenommen wurde.
Aha das ist mir neu. Woher stammt das ?


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Mordfall Hinterkaifeck

07.06.2022 um 20:13
Hallo zusammen

erstmal sorry, dass ich nicht alle 2500 Seiten zu den ungeklärten Hinterkaifeck-Morden durchgelesen habe. Wahrscheinlich steht da irgendwo, was ich gerne wissen würde - habe es aber bisher nicht gefunden.

Mich wundert, dass es auf jenem Hof einen Motor gab. Zum Antrieb einer Futterschneide, wenn ich es richtig verstanden habe. Ich meine, 1922 war eine Verbrennungsmaschine im bayerischen Nirgendwo nicht nur etwas Exotisches, sondern auch ausgesprochen Teures. Dazu kommt noch, dass Motoren damals sehr wartungsintensiv waren, man brauchte also einen versierten Fachmann, der regelmässig kostspielige Ersatzteile verbaute.
Das passt so gar nicht in mein Verständnis vom (dargestellten) Bild des geizigen Kleinbauern, noch dazu in einer wirtschaftlich ziemlich angespannten Zeit. Dass der Gruber nicht unerhebliche Ersparnisse unter dem Kopfkissen hatte, will mir ja noch einleuchten - aber dieselben anzuzapfen, um in unkonvetionelle Technik zu investieren, lässt mich angesichts der Hofstatt, jedenfalls der Bilder und Beschreibungen die es dazu gibt, doch einigermassen staunen.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.06.2022 um 20:52
@Donisl

Willkommen zum ersten Beitrag. Wenn Du den Link öffnest

https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Sachverhalte:_Der_Motor_auf_Hinterkaifeck

wirst Du vielleicht mehr erfahren, als Du je zum Sendlinger auf Hinterkaifeck wissen wolltest.
Zitat von DonislDonisl schrieb:Ich meine, 1922 war eine Verbrennungsmaschine im bayerischen Nirgendwo nicht nur etwas Exotisches, sondern auch ausgesprochen Teures. Dazu kommt noch, dass Motoren damals sehr wartungsintensiv waren, man brauchte also einen versierten Fachmann, der regelmässig kostspielige Ersatzteile verbaute.
Jedenfalls haben sie sich einen Sendlinger in der kleinen außen angebauten Motorenhütte (nicht zu verwechseln mit dem Maschinenhaus) gegönnt. Die Geräte mußten (auch nach meiner Meinung) mit einem durch einen Durchlass in der Wand geführten Keilriemen betrieben worden sein.

Der Zeuge Monteur Hofner war der versierte Fachmann, der den Sendlinger reparierte (Zylinderkopfdichtung) - da lagen auf der anderen Seite der Wand schon vier Tote.

Mehr erfährst Du auch etwa über die Suchworte : Sendlinger, Motorenhütte, Transmissionriemen in der SuFu bei uns auf Allmy.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.06.2022 um 21:06
Nochmal : "Transmissionsriemen". Und SuFu meint "Suchen" - "Suchfunktion". Sorry.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.06.2022 um 22:31
Vielen Dank für den freundlichen Empfang und die schnelle Erweiterung meines Horizontes.

Und ja, das habe ich schon verstanden, dass der Auftraggeber der Reparatur samt Familie während derselben bereits ermordet und in unmittelbarer Nähe lagen. Ziemlich krass ...

Ich kenne solche bzw ähnliche Stationärmotoren, allerdings eher aus kleinen Mühlen und so. Dass sich Kleinbauern in den frühen 20ern sowas leisteten, ist für mich umso erstaunlicher. Laut dem Monteur Hofner gab es beim Bauern Lebmeier gleich in der Nähe auch so eine Maschine, die er ebenfalls reparierte.

Schon zwei, die sich nachweislich damals moderne und teure Technik leisteten. Rechtfertigen ein halbes Dutzend Rindviecher im Stall einen Verbrennungsmotor? 1922? Ich rede gar nicht von der finanziellen Möglichkeit, sondern von der Investitionsbereitschaft in eine nicht sichere Zukunft von Personen, die ich jetzt nicht als Visionäre betrachte.

Meine Frage ist prinzipiell, was veranlasste einen Kleinbauern wie den Gruber dazu, in Maschinen zu investieren, die an seinem Hof gemessen eine Kragenweite zu gross waren?


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Mordfall Hinterkaifeck

08.06.2022 um 00:08
1.
Zitat von DonislDonisl schrieb:Meine Frage ist prinzipiell, was veranlasste einen Kleinbauern wie den Gruber dazu, in Maschinen zu investieren, die an seinem Hof gemessen eine Kragenweite zu gross waren?
Da kann ich Dir leider nicht weiterhelfen. Ob die Anschaffung des Sendlingers bei seiner Hofgröße einen auffälligen Luxus darstellte, kann ich nicht einschätzen. Immerhin hatte mindestens Herr Lebmaier ja doch auch einen solchen Motor.
Vielleicht wollte man damit auch die wohl eher restriktive Handhabung bei Personaleinstellungen auf dem Hinterkaifecker Hof etwas kompensieren.

2.
Interessant scheint mir aber in diesem erweiterten Kontext der geschilderte Ablauf der Bestellungen über Öle, Fette, Benzin zwischen dem Handelsvertreter Berchthold und der hier vorsichtig bis fast mißtrauisch wirkenden Viktoria.

Leider ist dabei die Füllmenge für "1 Fass Benzin" in Liter nicht angegeben, vielleicht weiß das ja jemand. Könnte das auch ein Zweitaktgemisch gewesen sein? Mir ist keine weitere Maschine auf dem Hof bekannt, die mit Benzin betrieben war.
Ich bin bei der Oel- und Fettverwertungsstelle Winkler u. Co. München – Laim, Agnes-Bernauer-Str. 5 als Reisender tätig. Als solcher habe ich auch die Gegend von Schrobenhausen bereist. Im September vergangenen Jahres kam ich auch in den Hinterkaifeckhof. Bemerken möchte ich, daß ich stets allein gereist bin. Die Besitzerin, Frau Gabriel, bestellte bei mir Wagenfett, Motoroel, 1 Fass Benzin und auch andere Fette. In die Wohnung ließ sie mich nicht, sie hat vielmehr den Bestellzettel, den ich ihr durch das Fenster in den Stall reichen mußte, dort unterschrieben und mir durch das Fenster wieder gegeben.

Am 7.III.22 suchte ich die Frau Gabriel zwecks Entgegennahme von Bestellungen wieder auf. Sie frug mich, für welche Firma ich reise. Nachdem ich ihr meine Firma nannte u. ihr sagte, daß ich schon im September 1921 bei ihr Bestellungen auf Fette und Oele entgegengenommen habe, fragte sie mich, wo sie mir den Zettel unterschrieben habe. Erst als ich ihr sagte, daß ich den Zettel durch das Fenster in den Stall gereicht u. sie ihn dort unterschrieben habe, ließ sie mich in die Wohnstube. Sie bestellte nun bei mir wieder 1 Fass Benzin u. ein größeres Quantum Oele u. fette. Diese Sachen konnten ihr aber nicht mehr geliefert werden, da sie u. ihre Angehörigen inzwischen ermordet worden sind...
[/quote]

Es folgt sodann noch eine m. E. recht gründlich protokollierte Alibiüberprüfung in Bezug auf den Handelsvertreter.

https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Dokumente:_1922-05-09_Aktennotiz_zu_L%C3%B6hner_und_Berchthold


[Hervorhebung von mir]


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Mordfall Hinterkaifeck

08.06.2022 um 11:18
Leider weis ich nicht ganz genau, was ein "Sendlinger" ist. Doch soweit ich es verstand wohl ein von Benzin getriebener Verbrennungsmotor, mit dem man wiederum, ich vermute über Keilriemen, andere Gerätschaften antreiben könnte.

Daher muss ich mich den Worten des "pensionär" erst einmal anschließen.
Zitat von pensionärpensionär schrieb:Da kann ich Dir leider nicht weiterhelfen. Ob die Anschaffung des Sendlingers bei seiner Hofgröße einen auffälligen Luxus darstellte, kann ich nicht einschätzen. Immerhin hatte mindestens Herr Lebmaier ja doch auch einen solchen Motor.
Vielleicht wollte man damit auch die wohl eher restriktive Handhabung bei Personaleinstellungen auf dem Hinterkaifecker Hof etwas kompensieren
Denn mir fallen hier dabei grundsätzlich sofort zwei mögliche Hauptgründe für dessen Anschaffung ein:

1. Rationale, betriebsbedingte Gründe:

Kühe wollen auch im Winter gefüttert werden, und ich gehe mal davon aus, dass bereits bei 10, 12 oder auch 20 Tieren dies ein recht großer Futterbedarf sein dürfte. Zum einen werden neben Milchkühen in aller Regel noch Rinder und vielleicht auch noch Bullen vorhanden gewesen sei.

Dabei reicht Heu alleine auf Dauer nicht aus. Heute Füttert man neben Heu, in aller Regel Mais (der ja schon auf dem Feld gehäckselt wird), dazu Schrot, herstellt aus eigenem Getreide und Kraftfutter, welches zugekauft wird.

Damals dürfte das Futter vorwiegend aus Heu, Futterrüben und Schrot bestanden haben. Doch weder mit unzerkleinerten Futterrüben, noch mit Getreidekörnern können Kühe oder Rinder viel anfangen.

Die Rüben müssen zerhackt werden, sodass Stücke entstehen, welche dann gefressen werden können. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass hier bei uns in den Sechzigern selbst kleinere Nebenerwerbsbetriebe solche "Zerkleinerer" hatten, welche damals allerdings bereits elektrisch betrieben wurden. Da mussten die Rüben dann nur in eine Art Trichter geworfen werden und kamen unten als kleine Stücke wieder heraus.

Gut vorstellbar, dass es ähnliche Geräte damals gab, welche per Keilriemen mit einem solchen Motor getrieben werden konnten.

Auch um Schrot zu erzeugen braucht man ein Gerät, welches die Getreide Körner malt, besser gesagt quetscht. Denn bei Schrot bleibt die "Kruste"/"Hülle" des Getreidekorns (nicht die Spreu, die wird beim dreschen schon beseitigt) ja dabei. Auch da ist es möglich, dass eine solche "Mühle"/"Quetache" per Keilriemen angetrieben werden konnte.

Alternativ gab es, soweit ich es weis, solche Gerätschaften auch mir einer Art Handantrieb. Wobei hier der Kraftaufwand und auch der Zeitaufwand wohl doch recht beachtlich gewesen sein müsste.

Denkbar wäre natürlich auch noch der Einsatz eines solchen Motors zum Antrieb einer Dreschmaschine, da ja das Getreide damals zu Hause gedroschen werden musste und Dreschmaschinen wurden ja ebenfalls mit Riemen angetrieben Dreschen ohne technische Hilfsmittel mit Dreschflegeln ist eine sehr personalintensive, kraftaufreibende Tätigkeit.

Denkbar ist auch der Betrieb einer Bandsäge, was die Produktion des Brennholzes sehr vereinfacht hätte.

Da das alles über "Antriebsriemen" erfolgte, hätte sich ein solcher Motor sicher schon rentiert.


2. Statusdenken als Grund:

Wer schon einmal in einem kleinen Ort gelebt hat, wird das sicher auch schon beobachtet haben.

Wenn A sein Haus neu Anstreichen lässt, folgt bald darauf B, nicht lange danach C und D und E.

Kauft F ein neues Auto, hat auch G und H bald darauf ein neues Auto, oft jeweils einen Tick größer, komfortabeler als der Käufer davor.

Das gleiche war und ist sehr oft auch bei der Anschaffung von landwirtschaftlichen Geräten bis hin zu Traktoren zu beobachten.

Der Hintergrund für dieses Verhalten dürfte dann der sein, dass jeder dem Anderen zeigen will "Das kann ich mir auch leisten". "Du wirst staunen, ich kann mir sogar noch etwas größeres, besseres, mehr leisten". Bei uns zumindest, mischen hier dann auch in aller Regel die mit, die als besonders geizig bekannt sind......

Daher glaube ich, dass dieser Motor bei der Einschätzung der Tat bzw. der "Suche nach dem Täter" ignoriert werden kann, keinerlei Rolle spielt, zumal er ja nicht dabei entwendet oder vorsätzlich beschädigt/zerstört wurde.

Dies hätte gegebenenfalls Rückschlüsse zu gelassen.


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Mordfall Hinterkaifeck

08.06.2022 um 11:34
@MissHudson
Zitat von MissHudsonMissHudson schrieb:Eine kurze Frage: kennt jemand das Buch "Hinterkaifeck - Autopsie eines Sechsfachmordes" von Dr. Guido Galla? Auf Amazon wird es sehr gut beurteilt, was aber nicht immer maßgebend sein muß. Da es doch ziemlich teuer ist, wüßte ich gerne, ob es wirklich so gut und informativ ist, bevor ich es kaufe. Danke im Voraus!

Also ich habe das Buch sowie das andere des Herrn Dr. Golla über den Mordfall Nitribitt.
Es handelt sich hierbei um eine absolut stringent vorgetragene Analyse von Wahrscheinlichkeiten.
Nix Spekulation, nur Wahrscheinlichkeiten. Er stuft hierfür nach Wahrscheinlichkeit alles, was man sicher zu wissen glaubt, ab.
Sehr wahrscheinlich, eher wahrscheinlich, neutral, eher unwahrscheinlich, und so weiter.
Dies unterlegt er mit Statistiken, wie oft z.B. Menschen auf eine bestimmte Art und Weise getötet werden, ohne persönliche Beziehung, etc., was im Fall Hinterkaifeck für ihn dafür spricht, dass bei der Art der Tötung und Ablage der Leichen ein persönlicher Bezug sehr wahrscheinlich ist. Dies nur als Beispiel. So geht's munter weiter.
Im Hauptberuf ist er ja Analyst/Mathematiker für eine Versicherung oder Bank, glaube ich.
Und das merkt man dem Buch auch an.
Das Vorgehen ist sehr analytisch und umfassend. Ich könnte mir vorstellen, dass die Polizeischüler aus FFB
sehr ähnlich vorgegangen sind.

Dem ein oder anderen mag dieses Vorgehen nicht gefallen, ich hingegen fand die Lektüre sehr erhellend.
Er sagt sinngemäß, dass es bei einem solchen Fall, bei dem alle möglichen Spekulationen denkbar sind,
zum besten Ergebnis führt, wenn von der Wahrscheinlichkeit her gedacht wird.
"Konsequent zu Ende gedacht, könnte es bei wilder Spekulation auch ein Außerirdischer gewesen sein",
ist ein sehr einprägsamer (sinngemäß zitierter) Satz vom ihm.

Dass es bei einer nicht zutreffenden Wahrscheinlichkeit tendenziell auch in die andere Richtung gehen könnte,
ist ihm natürlich sehr wohl bewusst. Es könnte einem sauer aufstoßen, dass Herr Dr. Golla im Verlauf der Lektüre
tendenziell besserwisserisch rüberkommt. Dies liegt jedoch an seinem sehr konsequenten Ansatz, den er zu Beginn auch klar kommuniziert. Es ist relativ schnell klar, wer für ihn der wahrscheinlichste Täter ist.

Für alle, die Spaß am Spekulieren und tausend Theorien haben, definitiv das falsche Buch.
Für alle, die sagen: "eigentlich wissen wir in dem Fall, dass wir nichts wissen", die richtige Lektüre.


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Mordfall Hinterkaifeck

08.06.2022 um 12:14
Wenn man schon mit Wahrscheinlichkeiten arbeitet, muss man aber auch die Datenbasis kennen.
Und das bedeutet Quellenarbeit an der Primärquelle.
Da ist bei Golla Fehlanzeige; er war nach eigenen Angaben weder im Staatsarchiv Augsburg noch in München.
Das reine Stützen auf Sekundärquellen ist somit schonmal eine Fehlerquelle, da diese ja auch subjektiv vorausgewählt sein können.


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08.06.2022 um 12:45
@ alle:

Ich habe das Buch von Dr. Guido Golla fast ausgelesen und ich bewerte es als gute HK-Lektüre mit kleinen "Schönheitsfehlern". Und wie der Untertitel schon sagt, es handelt sich dabei um die 'Autopsie eines Sechsfachmordes'. Nach meiner Auffassung gut recherchiert mit Erklärungen auf eventuelle Möglichkeiten bzw. Unmöglichkeiten. Eine fundierte Zusammenfassung der Geschehnisse auf HK.

In seiner Danksagung beim Vorwort verweist er auf Hinterkaifeck-Wiki, ohne dessen sorgfältige und umfangreiche Quellensammlung das Buch nicht möglich gewesen wäre. Sein Dank gilt auch Dr. Ulrike Hofmann vom Staatsarchiv München.


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08.06.2022 um 15:16
@Pol-John53
@sigbert
@APBT
Schön erklärt, umschrieben etc.
Aber: Zu welchem Ergebnis ist Dr. Golla denn gekommen? Wen hält er für den/die Täter bzw. in "welche" Richtung geht`s?


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