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Der Fall Jeffrey MacDonald

337 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: USA, Mord, Kinder ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Fall Jeffrey MacDonald

25.04.2014 um 13:21
@Aggie
Zitat von AggieAggie schrieb am 04.01.2013:Die forensichen Indizien (Blut, Fasern, DNA) weisen ausschließlich aif EINEN Täter hin: Jeffrey MacDonald.
Dass am Tatort bei der Spurensicherung stellenweise geschlampt wurde, ändert nichts an dieser Tatsache.
Trotzdem habe ich mich immer gefragt, warum Helena Stoeckley immer wieder behauptet hat, an der Tat beteiligt gewesen zu sein.

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Der Fall Jeffrey MacDonald

27.04.2014 um 14:36
@Leusi:
Zitat von LeusiLeusi schrieb:Trotzdem habe ich mich immer gefragt, warum Helena Stoeckley immer wieder behauptet hat, an der Tat beteiligt gewesen zu sein.
Helena Stoeckley war durch exzessiven Drogenkonsum schon so kaputt, dass ihre Aussagen volkommen unzuverlässig waren - sie war eine chronische Lügnerin und widersprach sich deshalb permanent. "She'll tell anybody anything" hieß es aus ihrem Umfeld.
Deshalb war HS als angebliche "Starzeugin" für die Verteidigung auch eine einzige Katastrophe.


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Der Fall Jeffrey MacDonald

03.05.2014 um 07:36
Ich habe mich in den letzten Jahren ausgiebig mit dem Fall befasst und alle auf dem Markt erhältliche Bücher dazu gelesen. Natürlich kann keiner 100 % wissen, ob er schuldig ist oder nicht, aber ich denke man kann mit Überzeugung sagen, dass er keinen fairen Prozess bekommen hat und ich persönlich gehe davon aus, dass er tatsächlich unschuldig ist.

Für den, der wirklich an den wahren Hintergründen des Falles interessiert ist, kann ich folgende Bücher empfehlen (leider nur auf englisch):

A wilderness uf error von Erroll Morris und Fatal Justice von Jerry Allen Potter und Fred Post

Das Hauptproblem an dem Fall ist, dass es bei jedem vermeintlichen Täter, welcher selbst im Haus wohnt, schwierig ist zu sagen, ob seine Blutspuren, DNA, Fasern ect. die natürlich sowieso im Haus sind, nun an bestimmten Plätzen zum Zeitpunkt des Mordes platziert worden sind oder nicht. Darüber hinaus handelte es sich um eine Wohnung, die Angehörigen des Militärs und deren Familien zur Verfügung gestellt wurde und laufend neu vermietet wurde. Hinzu kommt, dass der Tatort von der Militärpolizei nicht richtig gesichert wurde und eine Vielzahl von Leuten da durch gelaufen sind. Trotzdem will man keinerlei Spuren von Fremden am Tatort gefunden haben. Wie kann das sein?

Und dann wird eine Frau wie Helena Stockley, die auf die Beschreibung von Jeffrey MacDonald passt nachts gesehen und gesteht zwischen 1970 bis zu ihrem Tod im Jahre 1983 laufend, dass sie im Haus gewesen ist?
Das ist schon ein ziemlicher "Zufall". Natürlich, sie war eine Drogenabhängige und insofern, muss man bei ihrer Aussage schon vorsichtig sein, aber sie hat ja nicht nur gestanden, sie sei im Haus gewesen, sondern, sie konnte die Räume beschreiben und das Kinderspielzeug, welches in den Kinderzimmern lag! Und sie hat gesagt, sie habe die Morde nicht begangen, war nur da und hat die Kerze gehalten und man findet im Appartment tatsächlich Kerzentropfspuren, die zu keinen Kerzenwachs passen, dass im Haus war. Sie war auch nicht die Einzige aus der Hippiegruppe die gestanden hat, nur wurden diese Beweise vor Gericht nicht zugelassen und die Geschworenen haben sie nie gehört.

Ehrlich gesagt, wenn sie - wie Richter Dupree behauptete - so eine unglaubwürdige, durchgeknallte Drogensüchtige war, warum hat man sie nicht einfach aussagen lassen und die Geschworenen hätten sich selbst ein Bild gemacht. Ich meine, wenn ihre Unglaubwürdigkeit so offenkundig war, hätten die Geschworenen das doch selbst erkannt. Also mich überzeugt das nicht. Ich finde es gefährlich, wenn solche Aussagen, die einen Zweifel an der Schuld des Angeklagten wecken könnten, von vornherein vom Richter nicht zugelassen werden, um die Geschworenen nicht zu "verwirren". Ich meine, wo ist da die Fairness? Meines Erachtens sollen in einem Strafverfahren alle belastenden und entlastenden Beweise vorgelegt werden. Wie sollen sich Geschworene sonst ein eigenes Bild machen können?

Das absolut tragischste an dem Fall ist für mich aber das Verhalten von Joe McGinniss. Joe McGinniss war ja Bestandteil des Verteidigerteams und hatte Zugang zu dem Insiderwissen der Verteidigung, deren Verteidigerstrategie und allen Unterlagen. Er hat ursprünglich an die Unschuld Jeffrey MacDonalds geglaubt und fest mit einem Freispruch gerechnet und der Titel seines Buches sollte auch nicht "Fatal Vision" heißen sondern "Acid and Rain" in Anspielung an Helena Stockley. Warum hat er seine Meinung geändert? Wurde er von der Schuld McDonalds im Prozess überzeugt?

Joe McGinniss war sogar dabei als die Verteidigung Helena Stockley vor ihrer möglichen Aussage im Gericht vernommen hat. Er war vom Freispruch MacDonalds überzeugt und wollte ein ProMacDonald-Buch schreiben. Erst als der Schuldspruch kam, mit dem auch McGinniss nicht gerechnet hatte, sagte er: "Das ändert alles." Warum?

Ich denke, das waren rein kommerzielle Gründe.
Freddy Kassab (der Stiefvater von Colette) wollte nach der Verurteilung MacDonalds das Gegen-MacDonalds-Buch schreiben und hat die Zusammenarbeit mit Joe McGinniss verweigert, weil dieser Pro-MacDonald war. Wer hätte sich noch für ein Joe McGinniss-Buch interessiert, welches im Gegensatz zur herrschenden Meinung war, wenn dann gleichzeitig das Freddy Kassab Buch rauskam? Also hat Joe McGinniss seine Meinung geändert und voila einen Bestseller geschrieben, aber währenddessen Jeffrey MacDonald bei Laune gehalten, ihm ins Gefängnis geschrieben, dass "jeder der die Beweise kennt, in fünf Minuten erkennen würde, dass er unschuldig ist". Ganz ganz linkes Spiel. Er hat Jeffrey MacDonald bis zur Veröffentlichung des Buches nicht gesagt, dass er nun ein Gegen-MacDonald-Buch schreibt und deswegen musste er dann ja auch eine hohe Strafe zahlen. Ganz schlechter Stil. Und eine ziemlich linke Nummer. Gleichzeitig hat er Freddy Kassab überzeugt, dass er nun doch ein Gegen-MacDonald-Buch schreibt und es dadurch geschafft, diesen von seinen eigenen Buchplänen abzubringen und mit ihm zusammen zu arbeiten. Natürlich wollte er somit alle bei Laune halten, damit er von beiden Seiten Informationen erhält. Ich finde das ziemlich fies. Ich habe keine Ahnung, ob und wenn ja wann Joe McGinniss seine Meinung hinsichtlich der Schuld McDonalds geändert hat. Aber es gibt Anhaltspunkte dafür, dass dies erst nach der Verurteilung so war und damit spricht viel dafür, dass das nichts mit seiner eigenen Überzeugung zu tun hat, sondern mit dem Schuldspruch, der öffentlichen Meinung und welche Art von Buch sich am besten verkaufen lässt-

Ich denke das Buch von Joe McGinniss und der darauf basierende Film haben Jeffrey MacDonald am meisten geschadet. Beides haben Millionen Leute gesehen/gelesen und jeder glaubt nun, er wüsste schon alles was es zu wissen gibt. Wer liest jetzt noch die Folgebücher, die den ganzen Fall kritisch beleuchten?

Ich muss zugeben, dass ich auch durch dieses Buch von Joe McGinniss auf den Fall aufmerksam wurde, aber die Erklärung am Ende, die Joe McGinniss als "Motiv" gibt, war für mich von Anfang an nicht überzeugend. Ein hochgeachtet Arzt, der aber eigentlich ein Psychopath ist, was aber bis dato noch nie einem aufgefallen ist, nimmt ein paar Abnehmtabletten und dreht aus heiterem Himmel durch? Klingt mir zu sehr nach Science Fiction. Und warum braucht es einen Joe McGinniss das wahre Motiv zu finden, dass keine Militärpolizei oder Staatsanwaltschaft in den 10 Jahren zwischen den Morden und der endgültigen Verurteilung gefunden hat? Klar, um den "Bestseller" vernünftig abzurunden. Der Leser will natürlich wissen warum Jeffrey MacDonald seine Familie abgeschlachtet hat.

Keiner konnte das bisher vernünftig und nachvollziehbar erklären. Könnte es vielleicht auch daran liegen, dass er es gar nicht war?

Ich bewundere, dass Jeffrey MacDonald bis heute seine Unschuld beteuert. Hätte er gestanden und Reue gezeigt, wäre er längst draußen. Ich glaube ich hätte dann lieber einen Mord gestanden, den ich nicht begangen habe, als mein ganzes Leben zu Unrecht eingesperrt zu sein.

Ach ja und Erroll Morris, der 2012 "A wilderness of Error" über den Fall geschrieben hat, hat vorher den Film "A thin blue line" über den Fall Randall Dale Adams gemacht (falls den Fall jemand von Euch kennt). Dieser saß damals noch im Todestrakt für einen Mord, den er nicht begangen hat. Erroll Morris hat nachgewiesen, dass in seinem Fall entlastende Beweise unterdrückt wurden und damit den Fall ins Rollen gebracht. Nach 12 Jahren im Todestrakt wurde Randall Dale Adams am Ende frei gelassen. Insofern denke ich, dass man auch die von ihm im Fall McDonald aufgezeigten Widersprüche und unterdrückten Beweise nicht einfach als absurde Verschwörungstheorie abtun kann.


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Der Fall Jeffrey MacDonald

03.05.2014 um 16:04
@Kirsche71:

Leider ist das Buch von Potter und Bost voller faktischer Irrtümer und Wahrheitsverdrehungen.

Das forensiche Beweismaterial, das JMD damals überführte, war schlichtweg überwältigend.
Zitat von Kirsche71Kirsche71 schrieb:Keiner konnte das bisher vernünftig und nachvollziehbar erklären. Könnte es vielleicht auch daran liegen, dass er es gar nicht war?
Affekttaten brauchen kein spezifisches Motiv - oft genügt nur ein Auslöser, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass JMD im Affekt zunächst seine Frau und seine fünfjährige Tochter tötete.
Das ungeheuer Diabolische war, das JMD im Anschluss daran sogar noch einen Mord beging: er erstach sein jüngeres Kind, das im Bett schlief, um seine abstruse Geschichte von den "mordenden Hippies" 'glaubwürdig' zu machen, die er sich zwecks Tatverdeckung schnell zusammengeschustert hatte.
Zitat von Kirsche71Kirsche71 schrieb:Ich bewundere, dass Jeffrey MacDonald bis heute seine Unschuld beteuert. Hätte er gestanden und Reue gezeigt, wäre er längst draußen. Ich glaube ich hätte dann lieber einen Mord gestanden, den ich nicht begangen habe, als mein ganzes Leben zu Unrecht eingesperrt zu sein.
Jeffrey MacDonald hätte es aber niemals mit seinem narzisstischen Selbstbild vereinbaren können, die Taten zuzugeben. Weshalb er sich sein Paralleluniversum geschaffen hat, in welchem er sich als unschuldiges Justizopfer präsentiert. Er hat in all den Jahren viele Menschen manipuliert und für seine Zwecke eingespannt, und wird dies tun, solange er lebt.


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Der Fall Jeffrey MacDonald

03.05.2014 um 21:24
Nun wenn das faktische Beweismaterial so überwältigend war, warum ist es dann vor dem Militärgericht nicht bereits zur Anklage gekommen? Und warum erfolgte der Prozess auch vor den zivilen Strafgerichten erst 9 Jahre nach der Tat?
Der Grund hierfür war doch gerade, dass die Staatsanwaltschaft zwar an die Schuld McDonalds glaubte, aber selbst schriftlich über Jahre hinweg festgehalten hat, dass für eine Verurteilung ihrer Ansicht nach die ausreichenden Beweise fehlen.

Und wenn alles so eindeutig war, warum wurden dann alle Beweise, die nicht ins Bild passten, vor Gericht gar nicht zugelassen und den Geschworenen zur Kenntnis gelangt? Ich meine dann kann man doch erst recht alles offen legen und jeder halbwegs vernünftige Mensch würde ihn gleichwohl schuldig sprechen. Aber zumindest würde man dann ein faires Urteil haben. Ich gehe davon aus, dass man befürchtete, dass JMD dann ggf. frei gesprochen würde. Wenn er wirklich schuldig war, ein schrecklicher Gedanke, aber ist es nicht genauso schlimm, einen unschuldigen schuldig zu sprechen?

Woher weißt Du dass das Buch von Potter und Bost voller Irrtümer und Wahrheitsverdrehungen ist? Und was ist mit dem Buch von Erroll Morris von 2012? Ist das auch die reinste Wahrheitsverdreherei? Als dieser den Fall Randall Dale Adams recherchiert hat, haben sicherlich auch alle gedacht, er würde irgendeine obskure Verschwörungstheorie verbreiten und doch hat sie sich anschließend leider als wahr herausgestellt. Sicherlich ist sowas äußerst selten aber es kommt leider doch vor. Man muss sich nur mal ansehen, wie viele hunderte von Personen nach Einführung der DNA-Analyse aus dem Todestrakt entlassen werden mussten, weil ihre Unschuld zweifelsfrei festgestellt wurde! Die wären sonst alle unschuldig hingerichtet worden! Also das hat mein Vertrauen in die amerikanische Strafrechtsprechung doch etwas getrübt. Und ich bin dadurch vorsichtiger in meinem Urteil geworden.

Natürlich ist es möglich, dass jemand im Affekt eine Tat begeht, die sonst nicht in sein Persönlichkeitsbild passt. Aber es ist gleichwohl verwunderlich. Und normalerweise sollte man dafür auch vorher schon Anzeichen gesehen haben. Die hat es aber bei JMD gerade nicht gegeben. Und vor dem Prozess 1979 ist er mehrfach psychiatrisch untersucht worden und alle Gutachter kamen zu dem Ergebnis, dass er nicht narzisstisch oder psychopatisch ist und kein Gutachter hielt ihn des Mordes für fähig. Als er dann während des Prozesses 1979 auf gerichtliche Anordnung nochmals untersucht wurde, fiel das Ergebnis natürlich ganz anders aus...

Aber eine narzisstische Persönlichkeit wird man auch nicht über Nacht. So etwas bildet sich über Jahre und verfestigt sich dann bis es Bestandteil der Persönlichkeit wird. Insoweit ist es wenig einleuchtend, wenn man vorher nie Anzeichen dafür festgestellt haben will.

Klar, ich weiß auch nicht sicher, ob ers nun getan hat oder nicht, aber der Prozess war absolut unfair und es wurden Sachen als forensische Beweise präsentiert, die jeglicher wissenschaftlicher Methode entbehrten. Der Verteidigung wurde über Jahre hinweg der Zugang zu den Beweismitteln verweigert, während die Staatsanwaltschaft diese über Jahre hinweg zusammengetragen haben und untersuchen konnten. Erst 2 1/2 Monate vor dem Prozess hat man der Verteidigung die Beweise gezeigt, gleichwohl wurde der Verteidigung verweigert die Beweismittel selbst im Labor zu untersuchen. Warum? Wenn alles so eindeutig war, warum hat man das die Verteidigung nicht selbst nochmals feststellen lassen. Ich meine, wenn das Beweismaterial so eindeutig war, vielleicht hätte dann JMD gestanden und versucht, eine geringere Strafe zu bekommen.

Und was ist mit dem synthetischen Haar in Colettes Hand? Oder den schwarzen Wollfasern in ihrem Mund, die zu keinem Stoff in der Wohnung passten? Was ist mit dem Kerzenwachs, welches auf den Fußboden getropft war und zu keinen Kerzen in der Wohnung passte? Warum hat Helena Stockley nach der Tat ihre Perücke und ihre Kleidung vernichtet? Warum gesteht sie über Jahre immer wieder? Will sie sich wichtig machen, in die Presse kommen?

Natürlich können auch diese Dinge Irrtümer sein und müssen nicht zwangsläufig auf seine Unschuld hindeuten, aber eine schlichtweg überwältigende Beweislage für seine Schuld hat es in diesem Fall definitiv nicht gegeben. Sonst würde der Fall auch nicht über Jahre so kontrovers diskutiert.

Ich denke nach all der vergangenen Zeit der vernichteten und verlorengegangenen Beweismitteln, wird man die Unschuld von JMD, wenn er unschuldig gewesen sein sollte, eh nicht mehr feststellen können. Er wird im Gefängnis sterben. Und selbst wenn er herauskäme würden allein wegen Joe McGinnis Buch und dem Film die meisten weiterhin von seiner Schuld überzeugt sein. Egal ob ers war oder nicht, die Sache wird für immer an ihm haften bleiben. Und wenn er unschuldig war, hat man sein ganzes Leben zerstört....


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03.05.2014 um 22:41
Ich Unwissende würde gerne wissen: Gab es jemals einen Lügendetektortest und wie fiel der aus?


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Der Fall Jeffrey MacDonald

03.05.2014 um 23:17
@DeepThought
Zitat von DeepThoughtDeepThought schrieb:Ich Unwissende würde gerne wissen: Gab es jemals einen Lügendetektortest und wie fiel der aus?
Den gab es; er fiel schlecht für JMD aus.


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Der Fall Jeffrey MacDonald

03.05.2014 um 23:51
Zitat von Kirsche71Kirsche71 schrieb:Woher weißt Du dass das Buch von Potter und Bost voller Irrtümer und Wahrheitsverdrehungen ist?
Weil ich den Fall JMD sehr intensiv studiert habe.
Durch das amerikanische 'Freedom of Information Act' ist es sogar möglich, die Laborberichte, die Protokolle der Verhöre, der Grand Jury Hearings, der Gerichtsverhandlung und vieles andere mehr einzusehen.
Zitat von Kirsche71Kirsche71 schrieb:Und was ist mit dem synthetischen Haar in Colettes Hand?
Das synthetische Haar befand sich nicht in Colettes Hand, sondern in einer Haarbürste des MacDonaldschen Haushalts. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um da synthetische Haar einer Puppe, welche die Kinder im Spiel frisiert hatten.


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04.05.2014 um 04:48
@Kirsche71

Du findest also, daß der Tatort zu einer mordenden, unter Drogen stehenden Hippiebande passt?

Die mit Kerzen (!) kamen und zwei Kinder und eine Frau niedermetzelten?
Ach ja, sie sollen noch gerufen haben "LSD ist groovy" ;-)

Was haben sie zurückgelassen, außer EINEM Haar? Nichts...
Geraubte Gegenstände, zerschlagene Möbel ? Ebenfalls nichts...
Ihre Waffen haben sie natürlich sämtlichst aus dem Opferhaushalt entnommen und dann auch noch brav auf dem Grundstück entsorgt, ist klar...


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04.05.2014 um 08:21
@Kirsche71

Du findest also, daß der Tatort zu einer mordenden, unter Drogen stehenden Hippiebande passt?

Die mit Kerzen (!) kamen und zwei Kinder und eine Frau niedermetzelten?
Ach ja, sie sollen noch gerufen haben "LSD ist groovy" ;-)

Nun ich habe nicht behauptet, dass der Tatort zu einer unter Drogen stehenden Hippiebande passt. Ich denke er passt genauso gut oder so schlecht zu einer unter Drogen stehenden Hippiebande wie zu einem Arzt, der hochintelligent und erfolgreich war und auf einmal ohne vorherige Ankündigung zu einem psychotischen Killer mutiert ist und sich über Nacht mit dem Narzissmusvirus infiziert hat. Und zu einem hochintelligenten Mann, der bei der Inszenierung des Tatorts dann auch noch so dämlich war, die Waffen so zu "entsorgen", dass sie auch sofort gefunden wurden.

Es ist zwar möglich, aber die Frage ist, wie realistisch und wahrscheinlich ist das?

Außerdem hat es weit mehr gegeben als ein Haar, welches am Tatort in der Haarbürste auf der Anrichte gefunden wurde. Aber zunächst zu diesem Haar. Es kann durchaus möglich sein, dass dieses Haar von einer Puppe der Kinder stammte. Aber warum hat man das dann nicht zweifelsfrei festgestellt? Ich meine, dann hätte man ja nur dieses synthetische Haar mit den Haaren sämtlicher Puppen der Kinder vergleichen können und hätte Gewissheit gehabt. Warum hat man das nicht getan? Diese Gewissheit gibt es nun aber leider nicht, die Anklage hat nur gemutmaßt, es wäre das Haar einer Puppe. Auch gut möglich. Die Frage ist aber, ist das die einzig plausible Erklärung?

Es war für die Anklage natürlich von immenser Bedeutung, dass das Haar von einer Puppe und nicht von einer Perücke stammt, denn dies wäre ja ein Angriffspunkt für die Verteidigung gewesen. So weit so gut. Also hat sich die Anklage mit Judith Schizas von Mattel in Verbindung gesetzt, welche über eine Vielzahl von Büchern über Puppenkollektionen der damaligen Zeit verfügte. Gesucht wurde also eine blondhaarige Puppe. Die meinte die Anklage dann auch in der Dancerina Doll von Matell aus dem Jahre 1969 gefunden zu haben.

Das besondere an dem Haar in der Bürste war aber nun, dass es eine Länge von ca. 22-24 inch hatte. J. S. hat aber der Anklage gesagt, dass das Haar der Dancerina Doll nur 18 inch lang ist (die Puppe selbst ist 24 inch lang) und dass es keine Puppe mit so langem Haar gäbe. Also vermutete die Anklage, es müsse wohl doppelt gefasst worden sein und die Haare der gesuchten Puppe wären dann zwischen ca. 11-12 inches lang. Dies hielt J.S. aber für sehr unwahrscheinlich, da die Haare dann doppelt geknüpft mit der Kopfhaut der Puppe verankert worden wären und ein einzelnes Haar nicht unbeschadet herausgezogen worden könnte. J. S. hat sich dann auch geweigert, die von der Anklage vorgefertigte Aussage zu unterzeichnen.

Natürlich ist all dies kein Beweis für die Unschuld von JMD, darum geht es mir auch nicht. Das Problem ist meines Erachtens, dass die Anklage alles versucht hat, das Haar in ihre Theorie, dass JMD der Täter ist, einzubauen. Und das halte ich für gefährlich. Es ist immer gefährlich, wenn die Ermittler sich zu früh auf einen Täter festlegen, weil sie dann - womöglich auch unabsichtlich und unbewusst - alle weiteren Indizien versuchen so zu interpretieren, dass sie ins Bild passen. Das ist verständlich und menschlich, kann aber den Blickwinkel einengen. Es wäre sicher besser erst mal möglichst ergebnisoffen an die Sache ranzugehen und erst am Ende zu sehen, was im Ergebnis dabei rauskommt. Auch sollte erst mal in alle Richtungen ermittelt werden, bevor man sich auf einen Täter im engsten Kreis festlegt.

Ich denke bei jedem komplexeren Fall gibt es Indizen die nicht so recht ins Bild passen oder die sich keiner so recht erklären kann. Das ist ganz normal, aber man kann die dann nicht einfach ausblenden und den Geschworenen vorenthalten, um sie nicht unnötig zu "verwirren". Ich meine wozu braucht es dann noch Geschworene, wenn der Richter der Meinung ist, dass die so doof sind, dass sie bei sich widersprechenden Hinweisen die Orientierung verlieren? Dann kann der Richter auch gleich selbst entscheiden. Eine wirkliche Entscheidung kann man nur treffen, wenn man beide Seiten kennt. Und auch dann werden wahrscheinlich oft noch ein paar Restzweifel bleiben. Aber jedenfalls hatte dann jede Seite ihre faire Chance. Dies war im vorliegenden Fall jedoch eindeutig nicht so.

Wenn man von vornherein sagt, dass kann nur ein Puppenhaar sein und man dann feststellt, dass es dafür eigentlich zu lang ist und man dann nur zu dem Schluss kommt, es müsse halt doppelt gefasst worden sein, deutet das für mich darauf hin, dass man so ermittelt hat, dass die eigene These, JMD ist schuldig, bestätigt wird. Kann er ja auch sein. Aber es gibt eben oft mehrere Interpretationsmöglichkeiten...

Bei der Tat wurden zwei Ringe aus Colettes Schmuckkassette gestohlen , welche auf einer Kommode im Schlafzimmer stand. Diese Ringe hat Helena Stockley auch in ihren Vernehmungen erwähnt. Die Schmuckkassette wurde nicht vollständig auf Fingerspuren getestet. Zufall?

Auf dem umgekippten Wohnzimmertisch wurde Kerzenwachs gefunden, welches zu keinen Kerzen in der Wohnung passte. Das Wachs fand man auch im Schlafzimmer an mehreren Stellen. Natürlich kann das auch von der Familie selbst stammen und die Kerze war die einzige ihrer Art und wurde dabei komplett verbrannt. Aber dann hätte man vermuten dürfen, dass die Bewohner vermeiden mit einer tropfenden Kerze durch die Wohnung tapsen oder die Wachsflecken wieder entfernen. Kann natürlich auch zu JMDs Tatortinszenierung gehören. Es gibt eben mehrere Interpretationsmöglichkeiten.

Schwarze Wollfasern wurden an dem Knüppel gefunden, an Colettes rechten Arm und um ihren Mund, die zu keinen Fasern von Gegenständen der Familie passten.

Ein kurzes Haar wurde unter dem Fingernagel von Kristens linker Hand gefunden. JMD konnte durch DNA als Urheber ausgeschlossen werden.

Letztendlich weiß nur Gott und JMD ob er schuldig ist, oder nicht. Ich bin auch kein Hellseher, aber vieles ist für mich einfach nicht logisch und überzeugend. Und man wird einfach nicht über Nacht zum Narzissten und Psychopaten. Das ist nun mal kein Virus, den man sich so eben mal über Nacht einfängt. Natürlich ist das alles möglich und diese Theorie wird immer dann angebracht wenn Leute etwas getan haben sollen, was sich keiner erklären kann (dieser Fall weißt insoweit viele Parallelen zum Fall Darlie Routier auf, die ihre zwei Kinder ermordet haben soll und auch behauptete, es seien Einbrecher gewesen). Aber diese Erklärung, dass Leute einfach so aus dem nichts durchdrehen ist mir immer etwas zu einfach und wird halt immer dann bemüht, wenn einem nichts besseres einfällt.

Hinsichtlich des Tatortes, hat man JMD auch immer wieder vorgeworfen, es habe nicht nach einem Kampf ausgesehen. Zum Beispiel habe der Wohnzimmertisch auf der Seite gelegen, während die Staatsanwaltschaft behauptet hat, die sei bei keinem ihrer Versuche zu erreichen gewesen, weil der Tisch toplastig sei und deshalb immer auf dem Kopf liegen bleibe, was die Verteidigung aber widerlegt hat. Weiterhin hat es einen Blumentopf gegeben, der aufrecht stand und man hätte annehmen müssen, dass dieser im Kampf umgefallen wäre. Bei der Zeugenvernehmung von Kenneth Mica im Prozess wurde dann festgestellt, dass dieser ursprünglich auch lag, aber nachher wieder aufrecht hingestellt wurde.

Dem ersten Photografen am Tatort wurde beim Anblick des Tatorts so übel, dass er nach Hause gehen musste. Der zweite Photograf kam aus Fort Gordon in Georgia und hat erst 6 Stunden später die ersten Tatortfotos gemacht. Zu diesem Zeitpunkt war aber der Tatort nachweislich in einigen Punkten schon verändert.

JMDs Pyjamatop, das auf Colette lag, soll ja nach Rekonstruktion mit seinen 48 Löchern auf die 21 Einstichstellen von Colette gepasst haben und von der Anklage wurde das im Prozess so hingestellt als ob es sich dabei um eine hochwissenschaftliche Rekonstruktion gehandelt habe. Natürlich kann man das Pyjamatop so hinlegen, dass die Löcher aufeinanderpassen. Das kann jeder im Prinzip und es gibt da mehrere Möglichkeiten. Die Frage ist nur, in welcher Faltung lag es wirklich auf Colette? Das war aber nicht mehr feststellbar, weil die Tatortfotos erst geschossen wurden, als die Lage des Tops schon verändert war.

In diesem Fall passt einfach vieles nicht zusammen und daher sehe ich das Ganze kritisch.


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Der Fall Jeffrey MacDonald

04.05.2014 um 08:38
Helena Stockley hat einen Lügendetektortest gemacht, in dem sie ausgesagt hat, sie sei zum Zeitpunkt der Morde am Tatort gewesen. Den Test hat sie auch bestanden.

Dies bedeutet aber nicht, dass sie wirklich dort war, sondern nur, dass sie wirklich glaubt, was sie über die Anwesenheit am Tatort ausgesagt hat. Aber natürlich lässt sich das auch in beide Richtungen interpretieren:

1. Sie war wirklich da.
2. Sie bildet sich in ihrem drogenumnebelten Hirn nur ein, dass sie da war.

Insofern kann sich jeder selbst aussuchen, woran er glauben will...


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04.05.2014 um 11:46
@Kirsche71 schrieb:
Zitat von Kirsche71Kirsche71 schrieb:Schwarze Wollfasern wurden an dem Knüppel gefunden, an Colettes rechten Arm und um ihren Mund, die zu keinen Fasern von Gegenständen der Familie passten.
Es wurden aber lange nicht nicht alle Kleidungsstücke des MacDonaldschen Haushalts zu Vergleichszwecken herangezogen. Auf etlichen Fotos war Colette z. b. mit einem schwarzen Pullover zu sehen.
Zudem war der Teppich im Schlafzimmer eine Art Flokati - da kann man sich vorstellen, wieviele unzugeordnete Fasern sich auf einem solchen Teppich ansammeln.

Im Fall MacDonald sind es jedoch die ZUGEORDNETEN Fasern, welche die Wahrheit offenbaren: allein im Schlafzimer wurde eine große Anzahl Fasern (81 insgesamt!) gefunden, die von JMDs zerrissenem Schlafanzugoberteil stammten, obwohl er nach eigenen Angaben im diesen Zimmer gar nicht mit den Hippes 'gekämpft' hatte.

Im Wohnzimmer hingegen, wo angeblich im 'Kampf' mit den Hippies sein Oberteil zerrissen worden war, fand sich KEINE EINZIGE FASER dieses Kleidungsstücks.

Als außerordentich belastend für JMD war auch, dass sich auf seinem Schlafanzugoberteil Blut von Colette fand, welches darauf geraten war, BEVOR das Kleidungsstück zerrissen wurde.
Dies alles indiziert, dass im Schlafzimmer ein heftiger Kampf stattgefunden hatte, aber nicht zwischen den 'Hippies' und Colette, sondern zwischen JMD und Colette. Auch war dem älteren Kind (der fünfjährige Kimberly) im Schlafzimmer der Schädel zertrümmert worden.

Im Verhörprotokoll vom 6. April 1970 ist deutlich zu merken, wie überrascht JMD war, dass die Ermittler herausgefunden hatten, dass der erste Angriff auf Kimberly sich im Schlafzimmer ereignet hatte ...


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04.05.2014 um 13:02
@Kirsche71 schrieb:
Zitat von Kirsche71Kirsche71 schrieb:Schwarze Wollfasern wurden an dem Knüppel gefunden, an Colettes rechten Arm und um ihren Mund, die zu keinen Fasern von Gegenständen der Familie passten.
Wieder eine dieser Wahheitsverdrehungen von Potter und Bost. Sie stellen es so dar, als stammten diese Fasern aus ein und derselben Quelle, nämlich von ein und demselben 'schwarzen Pullover' der "Angreiferin" Helena Stoeckley.
Wenn man jedoch die Laborberichte liest, kann von einheitlichen Fasern keine Rede mehr sein:

Es fanden sich
A) am OBERARM von Colette:

1 blauschwarze Wollfaser
(Quelle unbekannt)

1 weiße Faser
[Quelle: Flokati-Teppich im Schlafzimmer]


B) am HOLZKNÜPPEL (eine der Tatwaffen):

1 dünne blauschwarze Wollfase
(Quelle unbekannt - aber nicht identisch mit der blauschwarzen Wollfaser von A)



1 dünne grüne Wollfaser
(Quelle unbekannt)

2 purpurfarbene Baumwollfäden
[Quelle: JMDs Schlafanzugoberteil]

3 weiße Wollfasern
[Quelle: Flokati-Teppich im Schlafzimmer]

weiße Tierhaare (möglichwerweise Katzenhaar)

C) am MUND von Colette: 2 dunkelpurpurfarbene Wollfäden
(Quelle unbekannt)

1 blaue Faser aus Polyester/Baumwoll-Mischgewebe
[Quelle: JMDs Schlafanzugoberteil]

Die angeblichen schwarzen Fasern waren also weder alle schwarz noch stammten sie alle aus ein- und derselben Quelle, sondern aus 4 verschiedenen Quellen.

Aus der eidestattlichen Erklärung des Faserexperten M. Malone:
"It should be noted that photo exhibtis 116, 117, 118 depict Colette wearing dark colored sweaters and a dark colored hat which were not submitted for comparison purposes.

It should further be noted that the also submitted 8 millimeter film purportedly taken in the MacDonald quarters and Fort Bragg on Christmas morning 1969 depicts Kimberly and Kristen MacDonald wearing multicolored stocking caps and playing in sleepig bags, neither of which were submitted for comparison purposes."
M. Malone weist in seiner eidesstattlichen Erklärung auch auf einen wichtigen Punkt hin:
"It should be noted that the presence of foreign fibers or unmatched fibers on an individual or his clothing is so common that normally it is not considered forensically sigfnificant and therefore is not normally reprted in an FBI laboratory report."



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Der Fall Jeffrey MacDonald

04.05.2014 um 15:47
Also ich finde das sind nun alles sehr gute Argumente. Und das macht auch einen gewissen Sinn für mich. Ich werde mich damit mal näher befassen, was Du zu den verschiedenen Fasern geschrieben hast. Es ist für mich jedenfalls ein guter Ansatzpunkt um, mich eingehender zu informieren und meine bisherige Theorie einer Prüfung zu unterziehen.

Ich tendiere zwar momentan eher dazu an seine Unschuld zu glauben ( weil ich auch gerade erst wieder das Buch von Erroll Morris aus 2012 gelesen habe), aber für mich ist das keine unumstößliche Annahme. Ich habe immerhin noch mindestens 20-30 % Zweifel an meiner Unschuldstheorie. Es gibt einfach auch da noch Umstände, die für mich nicht ins Bild passen. Außerdem gibt es sicher trotz allem noch Dinge, die ich nicht weiß, oder Dinge, die ich einfach ganz falsch interpretiere.

Ich finde es gut, dass man solche Dinge hier diskutieren kann. Und ich weiß, dass ich momentan in meiner Argumentation ja eine ziemlich Außenseiterposition einnehme. Wenn mir dann aber jemand etwas konkretes gibt, was mir Futter zum weiter recherchieren und nachdenken gibt, finde ich das klasse. Aber so pauschal Aussagen, dass das Beweismaterial eindeutig war oder die Hippiestory einfach nur unglaubwürdig klinge, gibt mir nicht wirklich einen neuen Ansatzpunkt. Die Anmerkungen zu den verschiedenen Fasern aber sehr wohl. Das ist etwas konkreteres worüber ich brüten kann.

Mich würde mal interessieren, bei allen die an JMDs Schuld glauben, was für Euch die Beweismittel waren, die Euch am meisten von seiner Schuld überzeugt haben. Und auch wenn ihr Euch sehr sicher seid, gibt es für Euch noch Umstände, die Euch Zweifeln lassen, oder ergibt der Fall für Euch ein rundum abgerundetes Bild ?


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Der Fall Jeffrey MacDonald

05.05.2014 um 02:28
@Kirsche71

Also ich bin nichtmehr so drin in dem Fall, daß ich da alles haarklein erklären könnte.
Die ganze Story passt einfach nicht...

Einbrecher, die mit Kerzen kommen, weshalb? Man überfällt doch kein Haus eines wehrhaften Soldaten mit ein paar Kerzen und ohne Waffen.
Sorry, aber wenn man JMDs Verletzungen sieht und mit denen seiner Frau und Kinder vergleicht, dann ist eigentlich schon alles klar.
Dann die Faserspuren, die Blutspuren (u.a. der Fussabdruck in Colettes Blut), das mit den Waffen, da gibt es für mich einfach keine Zweifel, es gab einen Streit und zwar einen zwischen JMD und seiner Ehefrau...

Und ein Narzisst wurde er sicher nicht über Nacht, er war es schon immer und ist es heute noch. Das war kein Mann, der mit einer Familie glücklich war, er hatte Affären, wollte bewundert werden und war mit Sicherheit nicht damit zufrieden, "nur" eine Frau wie Colette zu haben, im Gegenteil, ich denke, seine Abneigung gegen dieses Familienleben hat sich langsam aufgebaut und irgendwann (womöglich aus geringem Anlass wie dem Bettnässen der Tochter) in dieser entsetzlichen Tat entladen...

Für mich gibt es ein rundum schlüssiges Bild, daß Kleinigkeiten widersprüchlich erscheinen, das ist nicht relevant. Man kann schlecht im Leben einer Familie jedes Haar, jeden Fussel und jeden Fleck zuordnen, das ist klar. ABER: Man kann sehr wohl aus den vorhandenen Spuren schließen, was an diesem Abend abgelaufen ist, zumindest grob. Und da gab es nunmal keine Einbrecher, es gab nur JMD und seine Familie.


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Der Fall Jeffrey MacDonald

05.05.2014 um 03:24
Und das ist meines Erachtens auch der Grund für das "PIG" an Colettes Bett, der Hass auf die Ehefrau.
Warum sollten Einbrecher, die ihn als Arzt hassten, soetwas an das Bett der Frau schreiben?
Warum hätten sie eine solche Botschaft nicht bei ihm hinterlassen?
Wie auch immer?

Warum sollten sie zwei Kinder töten, aber den Mann am Leben lassen (eher leicht verletzt)?


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Der Fall Jeffrey MacDonald

05.05.2014 um 19:44
Ich gebe Euch schon recht, es klingt schon schlüssig was Ihr schreibt. Was ich einfach so unglaublich finde ist das JMD eine Frau beschrieben hat, die so gekleidet war, wie Helena Stockley an dem abend gekleidet war und ausgerechnet die dann auch gesteht. Ich meine das wäre dann ja ein wahnsinniger Zufall. Und in dem Buch von Errol Morris von 2012 steht, dass noch zwei weitere Mitglieder der Hippieclique gestanden hätten. Wie kann das sein?

Natürlich waren die alle Drogenabhängig und ihre Glaubwürdigkeit war damit zweifelhaft, aber irgendwie ist das doch merkwürdig.

Es gibt natürlich durchgeknallte Leute, die Morde gestehen, um Aufmerksamkeit zu erregen, aber drei aus der selben Clique? Das sind einfach ein paar viele Zufälle.

Helena Stockley hat ja auch einen Grund für den Einbruch bei JMD genannt. Demnach habe man sich über ihn geärgert, weil er zu wenig Verständnis für Drogenabhängige bei der Behandlung gezeigt hat und zweitens wollte man ihn zwingen, Medikamente zu besorgen. Es sei dann alles aus dem Ruder gelaufen, man wollte ihm eigentlich einen Denkzettel verpassen und das Ganze sei dann aus dem Ruder gelaufen. Ich meine für so ein drogenzerfressenes Hirn macht das ja auch einigermaßen Sinn. Tja und es sind halt so ein paar andere Sachen in dem Buch, wo ich denke, dass das halbwegs plausibel klingt und sein könnte.

Aber ich habe eben auch Zweifel. Ein ganz wesentlicher Punkt gegen meine Unschuldsvermutung ist folgender: JMD hat seinem Schwiegervater in einem Telefongespräch gesagt, er habe einen der Einbrecher gefunden und getötet. Das war eine Lüge und JMD hat diese später zugegeben. Als Rechtfertigung hat er angegeben, dass sein Schwiegervater nach den Morden nur noch die Täter einer gerechten Strafe zuführen wollte, während er irgendwann alles hinter sich lassen und neu anfangen wollte. Um seine Ruhe zu haben, habe er dann diese Lüge erzählt.

Für mich ergibt das null Sinn. 1. Wenn sein Schwiegervater die Täter bestraft sehen wollte, wäre er doch nie damit zufrieden gewesen, dass nur ein Täter entdeckt wird und 2. wenn ein Täter aufgespürt worden wäre, warum hätte ihn JMD sofort töten sollen. Der wäre doch die beste Spur zu den anderen dreien gewesen und hätte seine Unschuld beweisen können!

Es kam dann ja wie es kommen musste und Freddy Kassab hat rausgefunden, dass es einen solchen Mord nie gegeben hat. Bei all der Intelligenz die JMD immer attestiert wurde, wie konnte er nur annehmen, dass irgendeiner dieser haarsträubenden Geschichte Glauben schenkt?! Und es wirft ein ganz schlechtes Bild auf ihn als Menschen und seine moralische Einstellung. Er weigert sich den Mord an seiner Familie zu gestehen, weil er ihn nicht begangen hat, aber er behauptet ohne Not, den Mord an einem Täter als Rache verübt zu haben, den er ebenfalls nicht begangen hat.

Das bedeutet, dass in seinem Wertesystem der Mord aus Rache oder Selbstjustiz zu akzeptieren sei, das sinnlose Gemetzel seiner Familie aber nicht. Ich weiß nicht, für mich ist Mord Mord.
Als für mich wirft das ein bedenkliches Bild auf seinen Charakter.

Nur wenn er in der Tat so ein Narzisst war, warum hat man das bei mehreren psychiatrischen Untersuchungen vor 1979 nie festgestellt?


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Der Fall Jeffrey MacDonald

06.05.2014 um 08:57
Zitat von Kirsche71Kirsche71 schrieb:Ich tendiere zwar momentan eher dazu an seine Unschuld zu glauben
Weißt du, ich habe ihm auch lang glauben wollen, dass er unschuldig ist, sogar OBWOHL ich das Buch von McGinniss gelesen habe damals, ich habe dieses Buch sehr kritisch gelesen, war danach nicht von MacDonalds Schuld überzeugt. Dann habe ich mich weiter mit dem Fall befasst und u.a. auch eine Doku darüber gesehen, in der auch MacDonald selbst im Gefängnis interviewt wurde und seine Unschuld beteuerte. Ich sah diese Doku (die sehr Pro-MacDonald war) bis zum Ende und dachte bis zum Ende, der Mann ist unschuldig. Und dann kam am Ende das Interview, in dem er beteuerte: "I never killed my wife, I never killed my children, I never did them any harm." Und jedesmal, wenn er das Wort "never" sagte, schloss er die Augen für kurze Zeit.

In dem Moment traf mich die Erkenntnis mitten ins Herz: Obwohl ich es nicht glauben wollte, spürte ich einfach: Der lügt! Denn es ist in der Psychologie ein bekanntes Phänomen, das auch schon vielfach dokumentiert werden konnte, seit es Kameras gibt, dass Menschen dazu neigen, die Augen zu schließen in dem Moment, wo sie eine Lüge aussprechen. Das ist ein natürlicher Reflex, den man sich zwar abtrainieren kann, wenn man das weiß, aber normalerweise ist es eine natürliche Reaktion, den Blickkontakt kurzfristig abzuwenden im Moment der Lüge. Es gibt entsprechende berühmt gewordene Videoaufnahmen von diversen Politikern wie z. Bartels oder Clinton. Naja, aus dem Grund spürte ich mehr als dass ich es wirklich glauben wollte, dass MacDonald lügt und schuldig ist, so ungern ich das auch glauben WOLLTE.


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Der Fall Jeffrey MacDonald

07.05.2014 um 10:27
Aber diese Abhandlungen dürfte auch JMD kennen und dann dürfte ihm so etwas nicht passieren.

Das ist noch lange kein Beweis nach so vielen Jahren.





Ich halte nicht viel von dem Rechtssystem in den USA, in dem Geschworene entscheiden und bei denen der die besseren Chancen hat, der sympathischer wirkt und der das größere Theater spielt. Auch finde ich es nicht in Ordnung, dass jemand entscheidet vorher welche Beweise zugelassen werden und welche nicht und das man so in der Vergangenheit von allen graben darf.

Warum wehrt man sich so gegen DNA-Überprüfungen? Damit hätte man doch letzte Zweifel Ausräumen können. Warum ist man automatisch schuldig, nur weil man überlebt hat?

Es gibt so viele Fehlurteile, auch und gerade in den USA, da fällt es mir schwer, von der Richtigkeit des Urteils auszugehen.

Er wirkt unsympathisch. Zumindest auf mich. Aber nur deswegen, weil man seinen Lebensstil noch mag, seine Art damit umzugehen, kann man ihn doch nicht zum Täter machen.


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Der Fall Jeffrey MacDonald

07.05.2014 um 20:07
@ diegraefin

Hm, Du magst durchaus recht damit haben. Was die psychologische Deutung des Umstandes, dass er immer die Augen im entscheidenden Augenblick niedersenkt, angeht, kann dass durchaus sein, dass das diese Bedeutung hat. Ich habe da nur absolut keine Ahnung und mir nie Gedanken dazu gemacht. Aber jetzt wo Du das so schreibst, fällt mir ein, dass ich neulich eine Doku über den Susan Smith-Fall gesehen habe, die ja ihre Kinder getötet hat, aber behauptet hat, diese seien entführt worden. Und sie ist mehrfach vor die Presse getreten, hat den angeblichen Entführer um die Rückgabe der Kinder gebeten und immer die Augen niedergeschlagen. Mir ist das zwar aufgefallen, weil ich das irgendwie ungewöhnlich fand, aber ich wusste nicht, dass man das psychologisch so deutet...

@ katinka1971

Ich kann Dich voll verstehen. Ich habe auch kein großes Vertrauen mehr in die amerikanische Strafgerichtsbarkeit. Wenn man mitverfolgt, wie dort zum Teil Strafprozesse ablaufen, geht es in erster Linie darum, ob Du Dir einen vernünftigen Anwalt leisten kannst oder mit einem Pflichtverteidiger vorlieb nehmen musst. Und bei der Verteidigung mit einem Pflichtverteidiger hast Du eh schon halb verloren. Zum einen, weil jeder halbwegs vernünftige Anwalt versucht da wegzukommen und lieber selbst eine Kanzlei zu eröffnen und zum zweiten, selbst wenn man das Glück hat, an einen einigermaßen fähigen Verteidiger zu gelangen, sind diese derart überlastet mit Fällen, dass die kaum Zeit haben, sich überhaupt die Akte durchzulesen. Und das Strafverfahren selbst ist eine Show, in der es weniger um die sachliche Darstellung des Beweismaterials geht, als darum Emotionen in die eine oder andere Richtung zu schüren. Ich fand JMD auch nie besonders sympathisch und soweit ich gehört habe, waren die Geschworenen überwiegend Farmer und eher einfache Leute. Und da ist JMD als intellektueller Arzt mit einem Hang zur Arroganz natürlich gar nicht gut angekommen. Natürlich sagt das nichts darüber aus, ob er das Verbrechen nun begangen hat oder nicht. Aber ich frage mich eben, ob jeder Geschworene auch wirklich in der Lage ist, sich ein objektives Bild über die Schuld des Angeklagten zu machen, wenn dann im Verfahren diese Emotionen durch die Art der Prozessführung auch noch von den Parteien geschürt werden...


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