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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

20.693 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, 2011, Köln ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 09:16
Das haben Urteile aber meist an sich, dass diese so geschrieben sind, damit der Angeklagte verurteilt wird. Ansonsten wären diese nicht revisionssicher. Interessant wäre zu erfahren, welche Aspekte entlastender Natur nicht im Urteil erwähnt sind und welche auch von Seiten der Polizei nicht ermittelt wurden. Würde das Gericht dem entscheidenden Zeugen - dem Motorradfahrer - nicht glauben, wie auch den Zeugen beim Bäcker - dann wäre eine Verurteilung sehr unwahrscheinlich gewesen. Dennoch muss man sagen, vom Urteil her gibt es eigentlich keine Zweifel.

Die Doku ist hier in der Tat einseitig und pickt sich auch nur ein paar Aspekte heraus. Gerade das Nachtatverhalten war sehr entscheidend und hier hätte man in der Doku mal darauf eingehen können.

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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 09:36
Zitat von SonnenenergieSonnenenergie schrieb:na doch schon. Zumindest mehrere Indizien. Das klapprige Auto, die Bäcker-Zeugen(widerlegt wurden sie nicht wirklich), der ominöse Motorradfahrer als nicht plausibel dargestellt. Immerhin der wichtigste Zeuge von allen. und noch die Tatsache, dass eine Frau alleine 2 Menschen absticht ist schön sehr selten. Und das ältere Ehepaar würde ihr diese Tat rein körperlich nicht zutrauen.
Ich habe diese Doku die Tage gesesen
Die Story des Motorradfahrers ist ungewöhnlich, keine Frage. Was für eine Motivation sollte er aber haben, eine ihm wildfremde Person in einem ihm unbekannten Mordfall derartig ans Messer zu liefern?

Weiterhin hatte Rike den Körperbau einer US-Amerikanischen Basketballerin - so jemandem wird man doch wohl den Mord an zwei Rentnern zutrauen, insbesondere wenn mindestens einer davon zum Zeitpunkt des Angriffes geschlafen hatte?

Darüber hinaus ist die Zeugensichtung des älteren Ehepaares sehr wohl widerlegt durch mehrere Hinweise die dafür sprechen, dass die Opfer zum Zeitpunkt der angeblichen Sichtung bereits tot waren. Die Genese dieser Falschaussage ist leicht nachzuvollziehen: Das Ehepaar hatte die Mordopfer regelmäßig beim Bäcker gesehen und sich wohl ganz einfach im Datum geirrt.

Warum das Ehepaar sich so derartig auf die Seite der Verteidigung geschlagen hat, ist mir nicht so ganz klar - immerhin waren es Bekannte der Mordopfer. Vielleicht hatten sie ganz einfach Mitleid mit den Kindern, die nach dem Tod ihrer Großeltern auch noch die drohende Verurteilung ihrer Mutter verkraften mussten?


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 10:06
Zitat von schnullbackeschnullbacke schrieb:Das haben Urteile aber meist an sich, dass diese so geschrieben sind, damit der Angeklagte verurteilt wird. Ansonsten wären diese nicht revisionssicher.
na, da wird aber jeder Verteidiger sofort reingrätschen. Urteile basieren auf nachgewiesenen Fakten, werden nicht "schöngeschrieben".
Indizienprozesse sind immer unsicher und angreifbar. Aber in diesem Fall ist bisher wohl nichts nachweisbar falsch dargestellt. Still ruht der See...


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 10:23
Als ich die Doku sah waren bei mir definitiv Zweifel da ob sie wirklich schuldig ist. Ich ging davon aus dass wenn sie es war ihr Mann involviert war. Ich fand sein Verhalten in den Interviews seltsam. Dann las ich das Urteil die Zweifel an ihrer schuld waren weg und mir war klar dass der Mann nichts von den mordplänen wusste. Vor dem Hintergrund schaute ich mir die Doku nochmal an, sehr interessant mit verändertem Blickwinkel, fand ich den Ehemann nicht mehr seltsam sondern verzweifelt und auch ein "Opfer". Eine sehr interessante stelle in der Doku ist als Harbort die zwei fragt warum der Täter die Schlüssel so hingelegt haben könnte dass sie gefunden werden. Er gibt dann selbst die Antwort weil der Täter suggerieren wollte dass es niemand war der im Besitz eines Schlüssels war. Die Reaktionen der zwei sind sehr interessant. So auch wie im Fall Mundo als Harbort ihn fragt was er denn für eine tat Theorie hätte.


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 11:06
Zitat von SyrahSyrah schrieb:Eine sehr interessante stelle in der Doku ist als Harbort die zwei fragt warum der Täter die Schlüssel so hingelegt haben könnte dass sie gefunden werden. Er gibt dann selbst die Antwort weil der Täter suggerieren wollte dass es niemand war der im Besitz eines Schlüssels war.
Die Stelle fand ich auch am interessantesten. Ich glaube, da ist Frau Schemmer ihr "Fehler" aufgefallen.


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 11:54
Ja. Und was es für Kraft für ihren Mann kosten muss immer noch auch innerlich, nicht nur nach aussen hin überzeugt zu sein dass seine Frau und Mutter seiner Kinder seine Eltern nicht getötet hat. Ähnlich wie im Fall Mundo die Exfreundin des Opfers von seiner Unschuld überzeugt ist und ihre Eltern sogar horrende Unsummen in seine Anwälte investieren. Obwohl, an einer stelle sagt sie sogar sinngemäß dass falls er doch schuldig sein sollte dann hätte er es abgespalten. Und trotzdem hält sie zu ihm. Da ist Herr schemmers verhalten aufgrund der Kinder verständlicher finde ich.


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 12:03
Zitat von Frau_HFrau_H schrieb:Die Stelle fand ich auch am interessantesten. Ich glaube, da ist Frau Schemmer ihr "Fehler" aufgefallen.
Hatte sie da nicht bereits im Knast schon genug Zeit, sich Gedanken drüber zu machen?

Die Stelle war geradezu grotesk. Darauf keine Antwort zu haben nach all den Jahren ist lächerlich. Spätestens an der Stelle muss jedem klar sein, dass die Richtige einsitzt.


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 12:17
Ja grotesk ist der richtige Ausdruck. Herr schemmer hebt an dieser stelle seine Hand vors gesicht wahrscheinlich instinktiv um seine Reaktion zu verbergen. Noch grotesker und irgendwie auch "peinlich" (ist nicht der richtige Ausdruck) fand ich im Mundo Fall als er ihn nach seiner persönlichen Theorie fragt. Diese Szene war sehr aussagekräftig!


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 12:24
Zitat von schnullbackeschnullbacke schrieb:Die Doku ist hier in der Tat einseitig und pickt sich auch nur ein paar Aspekte heraus. Gerade das Nachtatverhalten war sehr entscheidend und hier hätte man in der Doku mal darauf eingehen können.
Diese Doku war von der Verurteilten und ihrem Ehemann in Auftrag gegeben worden. Da versteht es sich von selbst, dass nur Aspekte zur Sprache kommen, die die Verurteilte positiv darstellen.

Einseitig war die Doku, weil niemand Seitens der Ermittler zu einem Gespräch bereit war. Was ich persönlich sehr begrüßt habe. Die sollen ihren Job machen, an ungelösten Fällen arbeiten und nicht ihre Zeit in irgendwelchen Dokus verplempern, die irgendwelche Verurteilte meinen auf die Füße stellen zu müssen.


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 12:39
Zitat von emzemz schrieb:Die sollen ihren Job machen, an ungelösten Fällen arbeiten und nicht ihre Zeit in irgendwelchen Dokus verplempern,
Das sehe ich auch so, wobei die Doku dieses "Schweigen" ja leider bewusst betont um zu suggerieren, dass man seitens der Ermittler unsicher sei oder etwas zu verbergen habe. Nun ja.

Wobei ich es auch bemerkenswert finde, wie User hier berichten, dass sie anhand der Doku erst Zweifel an der Schuld hatten und dann, nach Lektüre des Urteils, ganz anderer Meinung waren. Leider wird es wohl auch schlichte Gemüter da draußen geben, die die Doku für bare Münze nehmen und sich nicht die Mühe machen, das Urteil zu lesen....


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 13:09
Wenn der Bordcomputer des Autos der Tatopfer eindeutig belegt, dass der PKW nicht bewegt wurde, zudem Rollos nicht aufgezogen wurden etc. ist es albern diese Bäckerspur so lange und zentral zu beleuchten. Das muss man dann schon ganzheitlich darstellen.

Vieles Belastende ist einfach weggelassen worden. Aber subtil schimmert ja schon durch, dass der Schlüssel ein Problem ist.


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 14:57
@Thoelke
Zitat von ThoelkeThoelke schrieb:Wenn der Bordcomputer des Autos der Tatopfer eindeutig belegt, dass der PKW nicht bewegt wurde, zudem Rollos nicht aufgezogen wurden etc. ist es albern diese Bäckerspur so lange und zentral zu beleuchten
Eben, deshalb hat auch das Gericht diese Aussage nicht weiter für relevant und wichtig empfunden. Dies ist wohl aus einer unterbewussten Erinnerung aus vergangenen Besuchen in dieser Bäckerei entstanden.

Anders die Aussage des Motorradfahrers.Ich war selbst an diesem Tag an der Sitzung dabei.
Er sagte ungefähr wörtlich "Ich bin mir meiner Aussage sehr bewusst,es geht ja hier schliesslich um ein Menschenleben"( Im Bezug auf die Konsequenz seiner Aussage für die Angeklagte)
Warum hätte dieser Mann denn lügen sollen?? Da fällt mir keine Antwort ein!

Was Bernd S. angeht,ich glaub da hat eine Verdrängung der Tatsachen stattgefunden,meine Frau,Mutter meiner Kinder...hat niemals meine Eltern umgebracht.
Obwohl sonst NIEMAND ein Motiv gehabt hätte,ausser Ihr.
Vielleicht weiß er es ganz in seinem Inneren,aber diese Frau manipuliert Ihn auch noch aus dem Knast heraus!


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 18:16
Die Doku wurde nicht im Auftrag des Ehepaars erstellt. Es ist eine Doku des SWR und unterliegt voll dessen inhaltlicher Verantwortung.
Zitat von monstramonstra schrieb am 19.11.2020:Der Film begleitet die Untersuchungen, die Harbort für das Ehepaar durchführt. So mein Verständnis. Dabei dürfte sich Harbort absolute Unabhängigkeit von seinen Auftraggebern erbeten haben. Das kann er sich auch leisten. Er ist Polizist, kein Privatschnüffler.

Und der SWR dürfte sowieso von vorneherein auf seine journalistische Unabhängigkeit und Neutralität als öffentlich-rechtlicher Sender gepocht haben.
Sonst wäre die Doku auch nicht so entlarvend ausgefallen. Dass sie mit dem Hauptprotagonisten, dem "Helden" Harbort, bestimmte Indizien besonders unter die Lupe nimmt und andere nicht erwähnt, ist eine grundsätzliche Schwäche des Genres.

Und dem Zeugen nehme ich es bis heute nicht ab, damals Auto und Kennzeichen erkannt und sich ewig lange gemerkt zu haben. Dagegen nehme ich ihm ab, dass es zu jenem Beinahe-Unfall gekommen ist. Da darf man Zweifel schüren.

Der Zuschauer soll bei Laune gehalten werden und einen "wirklichen Krimi" (True Crime) haben, mit Spannungsbogen, Rätseln und Unterhaltung. Das ist nicht Telekolleg "Strafprozessrecht für Anfänger I." oder eine Lesung des Urteils.


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 18:29
Zitat von monstramonstra schrieb:Die Doku wurde nicht im Auftrag des Ehepaars erstellt. Es ist eine Doku des SWR und unterliegt voll dessen inhaltlicher Verantwortung.
Harbort arbeitet doch aber laut deinem Selbstzitat für die Familie und ein Film der Harborts Arbeit dokumentiert, muss daher zwangsläufig einseitig sein.


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 18:33
Zitat von monstramonstra schrieb:Der Zuschauer soll bei Laune gehalten werden und einen "wirklichen Krimi" (True Crime) haben, mit Spannungsbogen, Rätseln und Unterhaltung. Das ist nicht Telekolleg "Strafprozessrecht für Anfänger I." oder eine Lesung des Urteils.
Das ist schon richtig, aber es ist keine Entschuldigung für eine Einseitigkeit. Man kann auch beide Seiten spannend präsentieren und auf jedes "es könnte auch so gewesen sein...." ein "aber vielleicht war es auch so...." folgen lassen. Ich sehe es schon als problematisch an, dass manche schlichten Gemüter dann am Ende, so wie nach der Lektüre der BILD-Zeitung, ganz empört vor dem Fernseher sitzen und "Skandal!" schreien, weil der "Experte" und "Held" den vermeintlichen Skandal vorgeführt hat. Zumal wenn es sich eben nicht um die Niederungen des Privatfernsehens handelt, wo sowieso Hopfen und Malz verloren ist.


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 18:40
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Harbort arbeitet doch aber laut deinem Selbstzitat für die Familie und ein Film der Harborts Arbeit dokumentiert, muss daher zwangsläufig einseitig sein.
Die Logik verstehe ich nicht.

Ein Film über die Arbeit eines Friseurs/Arztes/Politikers/Polizisten/Rechtsanwalts muss zwangsläufig einseitig sein?

Das siehst Du etwas einseitig, meine ich.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Das ist schon richtig, aber es ist keine Entschuldigung für eine Einseitigkeit.
Der Film ist nicht einseitig. Im Gegenteil. Da sollte man schon etwas genauer hinsehen. Wer glaubt am Ende, dass Frau Sch. unschuldig einsitzt? Ich nicht (hatte keinerlei "Vorbildung", als ich den Film sah) - und viele andere Zuschauer ausweislich der Reaktionen hier auch nicht.

Das siehst Du etwas einseitig, meine ich.


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 19:08
Zitat von monstramonstra schrieb:Ein Film über die Arbeit eines Friseurs/Arztes/Politikers/Polizisten/Rechtsanwalts muss zwangsläufig einseitig sein?
Ich verstehe nicht warum du Friseure/Ärzte/Politiker/Polizisten/Rechtsanwälte in einer Reihe aufzählst, als ob all diese Fälle automatisch dieselben wären. Der einzige halbwegs sinnvolle Vergleich in der Reihe ist der mit einem Rechtsanwalt.
Rechtsanwälte werden dafür bezahlt, zu 100% die Meinung und Interessen ihrer Mandanten zu vertreten. Ein Film der nur die Sichtweise eines Rechtsanwaltes zu einem bestimmten Fall dokumentiert, wäre daher zwangsläufig einseitig. Harbort ist zwar kein Rechtsanwalt, wird aber von der Familie bezahlt, um deren Interessen zu vertreten und da im Film hauptsächlich er zu Wort kommt, muss die Doku zwangsläufig einseitig sein. Das ist auch kein Problem, sofern der mündige Zuschauer das entsprechend berücksichtigt.


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 19:45
Zitat von monstramonstra schrieb:Der Film ist nicht einseitig. Im Gegenteil. Da sollte man schon etwas genauer hinsehen. Wer glaubt am Ende, dass Frau Sch. unschuldig einsitzt?
Gut, ich muss allerdings einschränken, dass ich die Geschichte schon vorher kannte und zumindest einen Teil der Berichterstattung in den Medien damals unmittelbar nach der Tat bis hin zum Urteil verfolgt habe. Daher mag ich unbewusst manches in der Reportage anders wahrgenommen haben als jemand der vorher noch nichts darüber wusste.

Aber ich finde schon, dass die Strategie der Doku recht deutlich sichtbar ist: Es wird etwas vorgestellt und dann "bewiesen" dass das so "bestimmt nicht" gewesen sein kann. Und das sind komischerweise fast alles Fakten, die gegen Frau S. als Täterin sprechen und auf diese Weise als zweifelhaft präsentiert werden. Umgekehrt wird z. B. der schadhafte Wagen von Experten aus der nächsten Autowerkstatt besprochen (die natürlich auch nur wissen, was man ihnen erzählt...) und dabei kommt dann "eindeutig" heraus, dass mit dem Auto keine Fahrt nach Koblenz möglich gewesen wäre, ganz undenkbar, absolut ausgeschlossen, kann niemals sein! Dass aber nicht klar ist, ob es diese Schäden in der Tatnacht wirklich schon gegeben hat, fällt dagegen nur so als Nebensatz.

Und andere Dinge, für die es keine Begründung gibt, werden auf recht subtile Art ausgelegt: Die Ablehnung der Ermittler und des wichtigen Zeugen, mit den Protagonisten zu sprechen, werden mit hochgezogener Augenbraue präsentiert, so als wollte man sagen "na, die werden schon ihre Gründe haben, warum sie nicht mit uns reden wollen" und diese Gründe müssen ja irgendwie etwas damit zu tun haben, dass "da was im Busch ist". Auch das wird natürlich nicht ausdrücklich gesagt, aber man betont deutlich, wie komisch das ist, denn "früher haben die doch mit der Presse gesprochen" - und schon steht unausgesprochen im Raum: "Na, die sind sich wohl nicht mehr so sicher wie früher?"

Und die Zeugen, die zu einem Gespräch bereit waren, werden dagegen ins rechte Licht gerückt - z. B. die "Bäckereizeugen" die als die netten Rentner von nebenan präsentiert werden bei denen man gerne mal zum Kaffee in der guten Stube eingeladen wäre. So jemand kann doch nur zutreffende Aussagen machen, und die sind so gut bekannt mit den Leuten seit vielen Jahren, da kann man sich doch nicht irren!

Natürlich wird das alles nicht ausdrücklich so gesagt, denn wer eine solche Sendung macht, der weiß recht genau wie weit man gehen kann ohne unglaubwürdig zu werden, aber ich finde schon, dass diese Tendenz erkennbar ist.

Aber, und das betone ich ausdrücklich, das ist nur mein persönlicher Eindruck. Das mögen andere anders sehen und möglicherweise bin ich da nicht objektiv.


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 20:08
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Ein Film der nur die Sichtweise eines Rechtsanwaltes zu einem bestimmten Fall dokumentiert, wäre daher zwangsläufig einseitig.
Nein. Falsche Logik. Das hängt nicht vom Thema ab, sondern ganz klar von der Art und Weise der Beobachtung. Ein Journalist kann beobachten - oder sich gemein machen mit einer Sache. Sonst wäre jedes Interview mit einem Politiker einseitig. Jeder Bericht vom Parteitag. Jede Doku über schwäbische Querdenker, sächsische Reichsbürger oder Hamburger Autonome.

Zudem ist Harbort auch nicht einseitig. Er wird vermutlich vom Ehepaar für seine Dienste bezahlt, aber wie ein Professor ist er unabhängig, was seine Mittel und Methoden und erst recht das Ergebnis anbelangt. Diese Unabhängigkeit ist sein Kapital, er würde als Kriminalist unglaubwürdig werden, würde er - wie so viele Rechtsanwälte - zum Lakai seiner Auftraggeber.

Wie er Frau Sch... vorführt verdeutlicht das. Die Kamera zeigt uns, was Harbort macht. Ob das, was er macht, auch sinnig ist, das muss der werte Zuschauer dann schon selbst entscheiden. Denn gemein macht sich der Film nicht mit ihm.

Was guten Journalismus ausmacht und wie es nicht sein darf, das kann man im Übrigen aus Seiten wie bildblog.de oder uebermedien.de entnehmen, den Veröffentlichungen des Presserats und des Journalistenverbandes. Das ist auch Grundlage meiner Beurteilung.


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Der Doppelmord von Horchheim (Koblenz)

28.01.2021 um 20:21
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Umgekehrt wird z. B. der schadhafte Wagen von Experten aus der nächsten Autowerkstatt besprochen (die natürlich auch nur wissen, was man ihnen erzählt...) und dabei kommt dann "eindeutig" heraus, dass mit dem Auto keine Fahrt nach Koblenz möglich gewesen wäre, ganz undenkbar, absolut ausgeschlossen, kann niemals sein! Dass aber nicht klar ist, ob es diese Schäden in der Tatnacht wirklich schon gegeben hat, fällt dagegen nur so als Nebensatz.
Der Nebensatz ist es. Er wird nicht verschwiegen, das "nur wenn, dann...". Und dann rollt die ganze Geschichte rückwärts und es klar: kein Beweis. Das ist wie im Krimi. Und so ist es gewollt.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:so als wollte man sagen "na, die werden schon ihre Gründe haben, warum sie nicht mit uns reden wollen" und diese Gründe müssen ja irgendwie etwas damit zu tun haben, dass "da was im Busch ist". Auch das wird natürlich nicht ausdrücklich gesagt, aber man betont deutlich, wie komisch das ist, denn "früher haben die doch mit der Presse gesprochen" - und schon steht unausgesprochen im Raum: "Na, die sind sich wohl nicht mehr so sicher wie früher?"
Wir wissen nicht, warum man mit Harbort nicht sprechen wollte. Wir können es nur vermuten (wobei es hier m.E. keinen Dissens gibt). Auch hier Krimi-Dramaturgie: Ist da was? Aber es kommt nichts. Die werden schon ihre guten Gründe haben. Aufgeplustert ist das filmisch durch Zoom auf das Polizeigebäude, hektische Telefonate, hochgezogene Augenbrauen - normale Stilmittel, kleines Einmaleins.

Haben wir verlernt, diese Signale einer Geschichte zu deuten? Bedarf es zwingend der Messer-auf-die-Brust-Pädagogik? Oder noch besser, der klaren, festen, einzigen Wahrheit, unverrückbar? Oder will man einen Film, eine Doku, eine Geschichte, die genau den eigenen Eindruck 1:1 wiedergibt?
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Und die Zeugen, die zu einem Gespräch bereit waren, werden dagegen ins rechte Licht gerückt - z. B. die "Bäckereizeugen" die als die netten Rentner von nebenan präsentiert werden bei denen man gerne mal zum Kaffee in der guten Stube eingeladen wäre.
Da wurde auch recht schnell deutlich, dass diese Wahrnehmung vermutlich ein Irrtum war. Es konnte so nicht gewesen sein. Infrage gestellt wurde dadurch sowieso nichts.


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