Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

louis1949 schrieb:Ich dachte an etwas smartere Fahndungsmöglichkeiten als ein Sondereinsatzkommando, ich habe nicht gesagt, dass man nichts machen soll, wenn eine Person den gesuchten gesehen haben will und dies der Polizei meldet.

Was meinst du genau mit "etwas smartere Fahndungsmöglichkeiten"?

Zaunkönigin schrieb:Was meinst du genau mit "etwas smartere Fahndungsmöglichkeiten"?

Ich denke er meint Zielfahnder oder halt generell Polizisten inkognito.

Das die Polizei dort direkt mit der kompletten Kavallerie Angerückt sind bringt meiner Meinung nach nichts. Ich glaube nicht das er mit ner MP oder was auch immer rumläuft. MMn schreckt das nur auf und jemand der 30 Jahre nicht gefunden werden wollte weiß wie er sich in solch Trubel verhält.

_Salzbrezel schrieb:Ich denke er meint Zielfahnder oder halt generell Polizisten inkognito.

Ich gehe mit ziemlicher Sicherheit davon aus, dass auch Zivilfahner dort unterwegs waren. Also "Polizisten inkognito", vermutlich auch über die Zeit des offiziellen bzw. Sichtbaren Einsatzes hinaus.
Bei Zielfahrern habe ich ehrlich gesagt, keine Ahnung, ob man die überhaupt so schnell aktivieren kann.

Ich gehe auf jeden Fall davon aus, dass dort mehr passiert ist, als das, was wir wissen.

@Zaunkönigin
Ja, ich meinte Zielfahnder oder andere Polizisten inkognito. Allerdings bin ich mir auch nicht sicher, ob man die so schnell akquirieren kann.

Die Person, die den entscheidenden Tipp zur Festnahme von Klette gegeben hat, hat offenbar ordentlich abkassiert

Fall Klette: Tippgeber bekam Belohnung von 25.564,60 Euro

Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Fall-Klette-Tippgeber-bekam-Belohnung-von-gut-25000-Euro,klette220.html

Die Summe kann sich durchaus sehen lassen.
Ob sie allerdings die Angst aufwiegen kann, dass die Unterstützer:innenszene doch irgendwann raus bekommt, wer den Tipp gegeben hat und dann vor der Tür steht.....

Zaunkönigin schrieb:Die Person, die den entscheidenden Tipp zur Festnahme von Klette gegeben hat, hat offenbar ordentlich abkassiert

Das war doch die Vertrauensperson der Polizei. Dass eine Vertrauensperson Anspruch auf die Belohnung hat, überrascht mich doch sehr.

Zaunkönigin schrieb:Ob sie allerdings die Angst aufwiegen kann, dass die Unterstützer:innenszene doch irgendwann raus bekommt, wer den Tipp gegeben hat und dann vor der Tür steht.....

Na ja, was soll die Person denn dann machen? Das Geld wieder rausrücken? Den Tipp an die Polizei (und die Folgen daraus) rückgängig machen, geht auch nicht. Deshalb halte ich es für eher unwahrscheinlich, dass irgendwelche Leute vor der Tür dieser Person stehen. Dieses Risiko bestand die ganze Zeit, und ich denke dem gesamten Trio war das auch bewusst.

sören42 schrieb:Das war doch die Vertrauensperson der Polizei. Dass eine Vertrauensperson Anspruch auf die Belohnung hat, überrascht mich doch sehr.

Was genau ist eine "Vertrauensperson der Polizei"?

Sofern es eine Person ist, die in irgendeiner Form im Dienst der Polizei steht, würde mich auch wundern, wenn diese Person die Belohnung kassiert.
Soweit ich mich erinnere, ist aber unklar geblieben, wer eigentlich den entscheidenden Tipp gegeben hat.
Die Polizei hat sich da recht bedeckt gehalten.

sören42 schrieb:Deshalb halte ich es für eher unwahrscheinlich, dass irgendwelche Leute vor der Tür dieser Person stehen.

Ich nicht.
Es handelt sich offenbar um ein gewaltbereites Umfeld.
Ich würde die nicht vor der Tür haben wollen.

sören42 schrieb:Na ja, was soll die Person denn dann machen? Das Geld wieder rausrücken?

Muss jede:r selber wissen.
Es gab anonyme Portale, an, auf denen Hinweise abgegeben werden konnten. Es wäre also durchaus möglich gewesen den entscheidenden Hinweis zu geben ohne sich selbst zu erkennen zu geben.
Muss, wie gesagt, jede:r für sich selber abwägen, wie man das handhaben möchte.

Zaunkönigin schrieb:Ich nicht.
Es handelt sich offenbar um ein gewaltbereites Umfeld.
Ich würde die nicht vor der Tür haben wollen.

Möchte ich auch nicht. Aber ich glaube nicht, dass da was passiert. Bei organisierter Kriminalität und in politischen Szenen gibt es bei internen Verrätern schon Racheaktionen. Aber dass man auf Bürger losgeht, die einen Tipp bezüglich der zurzeit meist gesuchten Verbrecher in diesem Land gegeben haben, kann ich mir fast nicht vorstellen. So viel Rationalität traue ich selbst denen zu.

fassbinder1925 schrieb:in politischen Szenen gibt es bei internen Verrätern schon Racheaktionen. Aber dass man auf Bürger losgeht, die einen Tipp bezüglich der zurzeit meist gesuchten Verbrecher in diesem Land gegeben haben, kann ich mir fast nicht vorstellen

Wir wissen ja nicht, wo der Tipp eigentlich herkam.

Tatsächlich kann ich mich auch nicht konkret erinnern, dass schon mal jemand angegriffen wurde der oder die eine:n RAF Terroristen/ Terroristin verpfiffen hat.

Allerdings weiss ich gar nicht, ob in der Vergangenheit RAF Leute aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung festgesetzt wurden.

Was den Umgang mit "Verrätern" aus den eigenen Kreisen angeht, fällt mir sofort der Fall Schmücker ein.
Für ihn ist es nicht gut ausgegangen.

Zaunkönigin schrieb:Was genau ist eine "Vertrauensperson der Polizei"?

Die Definition lautet so:

Eine V-Person oder Vertrauensperson (auch V-Mann/Vertrauensmann, V-Frau/Vertrauensfrau oder V-Leute/Vertrauensleute abgekürzt VP, in Österreich auch Konfident, beim Bundesnachrichtendienst nachrichtendienstliche Verbindung[1]) ist eine private Person, deren planmäßige, dauerhafte Zusammenarbeit als menschliche Quelle mit der Polizei, einem Nachrichtendienst oder dem Zoll Dritten nicht bekannt ist und die in dieser Funktion Informationen erhebt, die für den jeweiligen Auftraggeber von Interesse sind, inklusive personenbezogener Daten. Durch Ausnutzung von Vertrauen kann eine V-Person die Möglichkeit erlangen, Informationen in privaten Gesprächen und Situationen zu erhalten und von diesen ggf. Wort- und Bildaufzeichnungen zu fertigen.[2]

Dabei agiert die V-Person oft in politisch extremistischen oder kriminellen Organisationen sowie in kriminalitätsverdächtigen Milieus, etwa der Drogenszene oder im Rotlichtbereich.

Quelle: Wikipedia: V-Person

V-Personen werden auch von der Polizei bezahlt. Dabei führt die auszahlende Stelle 10 % Pauschalsteuer ab, was u. U. sehr lukrativ sein kann, da die Einkommensteuer demgegenüber Progressionsstufen enthält, die hier aber nicht zur Anwendung kommen:

V-Leute können Entgelte, Prämien, Honorare, Auslagenerstattungen (Kostenersatz), Anerkennungen und Zuwendungen erhalten. Die Höhe der Zahlungen von Prämien an V-Leute wird für das Bundesamt für Verfassungsschutz durch die „Bestimmungen über die Bewirtschaftung des Titels 532 04“ (für Zwecke des Verfassungsschutzes) geregelt, die insgesamt als VS-VERTRAULICH eingestuft sind. Die auszahlenden staatlichen Stellen führen 10 Prozent der Prämiensumme an die Finanzkassen der Länder als pauschale Versteuerung ab. Zahlungen können sowohl bar als auch per Überweisung erfolgen, wobei ersteres die Regel ist. Der Bargeldempfang ist durch die V-Person grundsätzlich zu quittieren. Vor Steuer- und anderen Behörden dürfen V-Leute ihre erhaltenen Zahlungen nicht offenlegen, weil sie bei Anwerbung verpflichtet werden, über ihre Zusammenarbeit mit Nachrichtendiensten Verschwiegenheit zu wahren.[1]

Nach Informationen der Onlineausgabe des Nachrichtenmagazins stern existiert beim Bundeskriminalamt eine nichtöffentliche, jedoch offizielle Tarifordnung, die die Bezahlung der Informanten je nach Gewicht oder Anzahl der sichergestellten Objekte regelt. Die Tarifordnung trägt den Namen „Allgemeine Grundsätze zur Bezahlung von V-Personen und Informanten“.[18]

Quelle: ebenda

V-Leute sind also nicht angestellt bei der Polizei, sondern am ehesten ist es, abgesehen von der Pauschalsteuer, vielleicht mit einer freiberuflichen Tätigkeit zu vergleichen, wo "auf Ergebnisbasis" abgerechnet wird.

Kam der Hinweis nicht durch das Match einer Bildsuchmaschine, welche in der BRD nicht erlaubt ist, von einem Journalisten?

Lanza schrieb:Kam der Hinweis nicht durch das Match einer Bildsuchmaschine, welche in der BRD nicht erlaubt ist, von einem Journalisten?

Der Hinweis kam auf jeden Fall durch die Vertrauensperson der Polizei. Durch sie kam es zur Festnahme Klettes. Und dafür gab es offenbar eine Belohnung. Vor einem Jahr war noch offen, ob die Belohnung auch wirklich zur Auszahlung kommt:

Die Staatsanwaltschaft Verden bestätigte nach Angaben der „Welt am Sonntag“, dass die Behörden in dem Fall mit einer sogenannten Vertrauensperson (VP), also einem polizeilichen Informanten oder einer Informantin, zusammengearbeitet hatten. Nun werde die Auszahlung einer für Klettes Festnahme ausgelobten Belohnung geprüft.

„Da es sich hier um eine VP handelt, ist die Abwicklung noch nicht geklärt“, sagte ein Behördensprecher der Zeitung. Weitere Angaben zu dem Informanten machte der Sprecher demnach nicht. Vertrauenspersonen sind anders als verdeckte Ermittler keine Mitglieder der Strafverfolgungsbehörden, helfen aber über längere Zeit vertraulich bei Ermittlungen.

Quelle: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/festnahme-daniela-klette-hinweisgeber-koennte-belohnung-erhalten-19667458.html

@Lanza
Laut den Ermittlungsbehörden war es aber nicht die Recherche des Podcasts, sondern ein Hinweisgeber aus dem Raum Hannover, dem Klettes ungefähre Wohnadresse bekannt war.

Ich finde es absolut nicht gut, dass man die Auszahlung der Belohnung öffentlich gemacht hat.

Bei V-Leuten, würde ich annehmen, geht es um Vertrauen auf beiden Seiten. Einmal verlässt sich die Polizei darauf, dass der V-Mann die Wahrheit sagt, aber auch er sollte sich darauf verlassen können, dass über seine Tätigkeit Stillschweigen gewahrt bleibt.

Da braucht nur jemand plötzlich seine Schulden bezahlt, sich ein neues Auto gekauft haben, und schon dürfte das in bestimmten Kreisen Anlass zu Verdächtigungen sein, er könnte der Maulwurf sein. Da ist dann die Erklärung, Tante Isolde aus Hintertupfing ist verstorben, das Haus haben wir verkauft und ich habe neben vielen anderen Verwandten auch etwas geerbt, nicht unbedingt glaubwürdig.

emz schrieb:Bei V-Leuten, würde ich annehmen, geht es um Vertrauen auf beiden Seiten. Einmal verlässt sich die Polizei darauf, dass der V-Mann die Wahrheit sagt, aber auch er sollte sich darauf verlassen können, dass über seine Tätigkeit Stillschweigen gewahrt bleibt.

Wenn die V-Person im Rahmen ihrer Tätigkeit den Hinweis gegeben hätte, der zur Ergreifung Klettes geführt hat, hätte es keine Belohnung aus der öffentlichen Auslobung geben dürfen, da V-Personen bereits anderweitig entschädigt werden. Ich hatte dazu weiter oben was geschrieben/zitiert.

Deshalb war die V-Person womöglich anderweitig eingesetzt. Wo genau, das werden wir nicht erfahren, genau aus dem Grund, dass das nicht öffentlich gemacht werden darf.

Ist es nicht aber unklug zu veröffentlichen, dass der Hinweisgeber die Belohnung mit genauem Betrag erhalten hat? Es bringt den Hinweisgeber nur unnötig in Gefahr, sollte irgendwer aus dem Unterstützerkreis der ehemaligen RAF-Leute von einem unerwarteten Geldsegen im Umfeld erfahren haben....auch der Hinweis, dass der Tipp aus dem Raum Hannover kam ist doch für die Öffentlichkeit völlig irrelevant.

louis1949 schrieb am 26.02.2025:Ansonsten ist die Annahme der Vries' ja kaum zu erklären.

De Vries moechte einfach gut darstehen - das ist meine Interpretation.

Ich sehe das auch so:

Zaunkönigin schrieb am 26.02.2025:.... er möchte einfach einen kompletten Fail schön reden.

Zaunkönigin schrieb am 26.02.2025:Offenbar hat Klettes Warnung Garweg genau den ausreichenden Vorsprung verschafft, den er benötigt hat, um von der Bildfläche zu verschwinden.
Bis heute.

So ist es.

louis1949 schrieb:auch der Hinweis, dass der Tipp aus dem Raum Hannover kam ist doch für die Öffentlichkeit völlig irrelevant.

Ja. Ich finde eh, dass oft viel zu viel Information ueber die Person des Zeugen/Hinweisgebers in die Oeffentlichkeit gelangt.

Zaunkönigin schrieb am 26.02.2025:Offenbar hat Klettes Warnung Garweg genau den ausreichenden Vorsprung verschafft, den er benötigt hat, um von der Bildfläche zu verschwinden.

Das stimmt! Dass er dabei sogar in der Lage ist politische Schriften zu verfassen, erstaunt noch mehr. Laut LKA soll ja Garweg ohne Infrastruktur auf der Flucht gewesen sein:

Die Ermittler sind zuversichtlich, bei der Fahndung nach Burkhard Garwe bald einen Erfolg zu erzielen. Er habe sein Zuhause verloren und sei jetzt "richtig auf der Flucht", was belastend sein könne, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden. Er appellierte an Garweg, sich zu stellen, um eine mögliche Eskalation zu vermeiden.

Quelle: https://www.t-online.de/region/berlin/id_100357016/berlin-fahndung-nach-ex-raf-terroristen-garweg-anwohner-reagieren.html

Ich glaube, diese Annahme von vor einem Jahr kann man getrost vergessen, wenn es nicht ohnehin eine Annahme ins Blaue hinein war.

Zu Staub gibt es zumindest öffentlich nichts Neues - das muss für den Stand der Fahndung aber nichts bedeuten. Im Dunstkreis von Klette wird er sich aber, abgesehen von sporadischen Besuchen kaum befunden haben, sonst wären sicherlich mehr Details über ihn bekannt...

Ex-RAF-Terrorist Garweg meldet sich per Brief aus dem Untergrund

Quelle:

Nun meldet er sich per Brief in der Zeitung "nd", die früher "Neues Deutschland" hieß. Die linke Zeitung veröffentlichte nach eigener Darstellung "einen Brief von Burkhard Garweg", der ihr exklusiv zugegangen sei. "Für mich ist die Geschichte der RAF auch eine Geschichte strategischer und taktischer Fehler", heißt es in dem veröffentlichten Schreiben. Die Authentizität des Briefes ließ sich von der Deutschen Presse-Agentur zunächst nicht überprüfen. Eine Sprecherin des Landeskriminalamts Niedersachsen sagte, die Behörde habe den Beitrag zur Kenntnis genommen. In dem mutmaßlichen neuen Schreiben Garwegs mit dem Titel "Die Möglichkeit eines historischen Moments ist jetzt" finden sich breite Auslassungen über die Geschichte der Roten Armee Fraktion (RAF). Dazwischen und kursiv gesetzt werden persönliche Vergangenheit und Sichtweisen dargelegt. Zudem fordert der 56-Jährige darin die Freilassung Daniela Klettes.

Quelle:
https://www.n-tv.de/der_tag/Ex-RAF-Terrorist-Garweg-meldet-sich-per-Brief-aus-dem-Untergrund-article25613032.html

@stefan33
Hier nochmal das ganze Schreiben zum Nachlesen:

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1189554.raf-burkhard-garweg-moeglichkeit-eines-historischen-moments.html

Das sind schon einige Seiten - das letzte Schreiben war kürzer. Er scheint wieder einige Zeit und Muße gefunden zu haben ein derartiges Schreiben zu verfassen.