Warum denken depressive Menschen sie wären schlechter als andere?

Achso mir ist gerade etwas aufgefallen, was mir bislang noch überhaupt gar nicht in den Sinn gekommen war bei der Betrachtung des Bildes, das den Abschiedsbrief eines manisch Depressiven zeigt, welches ich in meinem Eröffnungspost einleitend zur Schau gestellt ist. Und zwar wird darin ja ein Ausschnitt aus der Bibel rezitiert.

Beitrag von Dr.Thrax (Seite 1)

Entfernt den Bösen aus eurer Mitte!
1 Kor 5,1-13

Um einen Überblick über den Zusammenhang zu gewinnen, aus dem diese Bibelstelle entnommen ist, bietet es sich an, die ganze Erzählung zu lesen:

http://www.welt-der-bibel.de/bibliographie.1.2.erste_Brief_Paulus_Korinther.25.html

Das lässt zumindest diesen konkreten Fall, der genau diesen Abschiedsbrief zeigt, für mich persönlich in einer anderen Tiefe erscheinen.

So lautet es: "Tatsächlich aber schrieb ich euch, dass ihr nichts zu schaffen haben sollt mit einem, der sich "Bruder“ nennt und [dennoch] ein Unzüchtiger oder Habgieriger oder Götzendiener oder Lästerer oder Säufer oder Räuber ist; mit einem solchen [sollt ihr] nicht einmal gemeinsam essen."

Hier gibt die Bibel also offenbar moralische Maßstäbe vor, die offensichtlich gefährlich sind.

@Dr.Thrax

Dr.Thrax schrieb:das den Abschiedsbrief eines manisch Depressiven zeigt

das erklärt natürlich einiges! Du hattest nicht geschrieben, dass es sich um einen "manisch"-depressiven handelt. Bei diesen Menschen ist das himmelhochjauchend/zu tode betrübt so extrem, dass mich der Brief nicht verwundert. Wenn ein manisch-depressiver in seine depressive Phase gerät ist er unheimlich gefährdet.

@Truenes
Um ehrlich zu sein, bin ich mir gar nicht sicher was die Diagnose in diesem Fall war. Es handelt sich glaube ich um einen Patienten der einen depressiven Wahn erlebte und sich in einem solchen das Leben nahm.

@Dr.Thrax
Ich war jetzt nur darüber gestolpert, dass du auf einmal manisch-depressiv geschrieben hast, vorher im Eingangpost aber nur depressiv. Manisch-Depressiv ist aber noch mal ein ganzes Stück heftiger wie nur depressiv. Wobei depressiv auch schon schlimm ist.
Mit depressiven Wahn kenn ich mich jetzt leider nicht aus, wie der ausartet.

Ich denke nicht das ich schlechter bin als andere, ich bin anders. Und das verstehen die meisten Menschen nicht, weil jeder nur seinen eigenen Maßstab anlegt wenn er über andere urteilt. Da habe ich dann ein Problem da ich mich abseits des Mainstreams bewege.

@Anja-Andrea

Anja-Andrea schrieb:Ich denke nicht das ich schlechter bin als andere, ich bin anders. Und das verstehen die meisten Menschen nicht, weil jeder nur seinen eigenen Maßstab anlegt wenn er über andere urteilt. Da habe ich dann ein Problem da ich mich abseits des Mainstreams bewege.

Also ich glaube, dass jeder Mensch absolut einzigartig ist, und somit ist jeder anders als der Rest.

Du bist in einigen Punkten anders als die Mehrheit der Leute. Dennoch gibt es in so vielen Punkten Gemeinsamkeiten (du isst, du trinkst, du hast Gefühle usw.), aber anstatt dort anzusetzen und einen gemeinsamen Nenner zu finden, wird jeder von der eigenen Norm abweichende ausgegrenzt.

Wichtig zu erkennen - auch für Depressive - wäre, dass es kein "schlechter" gibt. Die Kriterien, die angeben, was gut und was schlecht ist, wurden von Menschen geschaffen, die glauben, sie hätten das Recht, über andere zu urteilen.

@Dr.Thrax
Ich bin seit 9 Jahren depressiv und WEIß das ich BESSER bin als jeder andere. Ich habe durch Depressionen immer in Einsamkeit gelebt und in meiner Einsamkeit habe ich sehr vieles erfahren und hinterfragt.
Ich bin ja im Prinzip nicht BESSER, das klingt viel zu arrogant und eingebildet. Ich weiß nur das wir alle gleich behandelt können und das keiner mehr oder weniger "Macht" haben sollte damit es auf der Welt Chancengleichheit herrscht.
Ich bin vielleicht in Moral "besser" aber auch nur deswegen weil ich weiß das gut und böse auf dieser Welt sich nicht mal zu 1% unterscheiden. Gute Menschen denken NUR an sich. Aber wer sagt das Egoismus schlecht ist?

@Draiiipunkt0

Draiiipunkt0 schrieb:Wichtig zu erkennen - auch für Depressive - wäre, dass es kein "schlechter" gibt. Die Kriterien, die angeben, was gut und was schlecht ist, wurden von Menschen geschaffen, die glauben, sie hätten das Recht, über andere zu urteilen.

Depressive sind nicht dumm.
Natürlich ist auf einer rationalen Ebene jedem Depressiven klar, dass er einzigartig, vielleicht in einigen Dingen zwar etwas anders als andere, jedoch nicht schlechter ist.
Jedem Depressiven ist in seinen klaren Momenten völlig klar, dass er nicht schlechter ist...sonst wären depressive Menschen ja ziemlich dumm. Das sind sie aber nicht !

Das Problem ist, dass die Denkvorgänge sich ändern wenn man sich in einer depressiven Phase befindet. Das rationale Denken wird schwierig, negative Gedanken, Gedanken der Insuffizienz überwiegen.
Dadurch kann man nicht mehr erkennen wie es wirklich ist. Dadurch kann man sich nicht mehr selbst davon überzeugen, dass diese negativen Gedanken nicht unbedingt zutreffend sind.

Es ist unnütz und verletzend zu sagen, Depressive sollen doch mal erkennen, dass sie nicht schlechter sind.

Draiiipunkt0 schrieb:Die Kriterien, die angeben, was gut und was schlecht ist, wurden von Menschen geschaffen, die glauben, sie hätten das Recht, über andere zu urteilen.

obwohl, wenn ich mir diesen Teil einzeln durchlese...steckt da sehr viel wahres drin.
Die Erkenntnis, dass es besser und schlechter nicht gibt, bzw dass es nicht wichtig ist wie man ist, dass man sich gar nicht mit andern Vergleichen muss ist schon eine wichtige.

@CO_2

CO_2 schrieb:Es ist unnütz und verletzend zu sagen, Depressive sollen doch mal erkennen, dass sie nicht schlechter sind.

wer hat das denn hier gesagt? Das Problem ist ja, dass die Depressiven das von allein sich sagen und das manchmal, obwohl alle anderen die ihm umgeben immer wieder ihm zu verstehen geben, dass er nicht schlechter ist!

@Truenes
nun genau so hat das niemand gesagt. Da hast du recht.

Draiiipunkt0 schrieb:Wichtig zu erkennen - auch für Depressive - wäre, dass es kein "schlechter" gibt.

Dieser Satz sagt für mich genau das aus.
Doch vielleicht reagiere ich da zu sensibel und interpretiere zu viel in diese Aussage rein...

@CO_2
Wenn mans genau nimmt steht da, dass es ihnen helfen würde, wenn sie verstehen, dass es kein "besser" oder "schlechter" gibt. Sondern, dass jeder Mensch den gleichen Wert hat.

@Draiiipunkt0
@CO_2
Ich bin ja nicht direkt depressiv, ich habe eine dysthyme Störung, ist eigentlich etwas ähnliches. Dadurch das ich mich entschieden habe endlich so zu leben wie ich mich empfinde, als Frau, hatte sich mein Leben verbessert, ich wurde selbstbewußter, ja, glücklicher. Nur haben sich eine ganze Reihe von Menschen in meinem sozialen Umfeld von mir abgewendet als ich mich als Transsexuell outete. Man wirft mir vor das ich egoistisch wäre und meinen Weg ohne Rücksicht auf andere gehe, nicht bedacht habe was ich anderen damit antue, etc.
Anscheinend habe ich kein Recht darauf glücklich zu sein, Hauptsache andere werden nicht in ihren Empfindungen gestört. Am schlimmsten für mich sind dann Menschen, die mir sagen das sie es akzeptieren und tolerieren und auf meiner Seite stehen, aber ich dann erfahre das ich ihnen eigentlich peinlich bin, und sie mich mehr oder weniger für einen Freak halten, oder pervers oder sonst was.
Für mich ist das schlimmer als wenn mir einer ins gesicht sagt das er damit nicht klarkommt und sich von mir distanziert.
Jedenfalls ist das was ich an Lebensqualität gewonnen hatte auf anderem Wege wieder weg, und zum Teil ist es schlimmer als vorher. Im Moment ist das Leben für mich eine Gratwanderung, auf der einen Seite eine steile Wand und auf der anderen Seite der Abgrund. Und eigentlich brauche ich im Moment alle Kraft das ich nicht abstürze, so das keine Kraft mehr übrig ist den steilen Weg zum Glück gehen.
Manchmal bin ich so weit das ich denke ich geb auf, ich lasse einfach los......................

@CO_2

CO_2 schrieb:nun genau so hat das niemand gesagt. Da hast du recht.

es geht mir hier wenig ums Recht haben, sondern ehr darum, dass solche Aussagen nachher einen ganz anderen Sinn ergeben, wie sie eigentlich hatten, aber @Draiiipunkt0 hat es ja netter Weise noch mal verdolmetsch ;)

@Anja-Andrea

Anja-Andrea schrieb:Anscheinend habe ich kein Recht darauf glücklich zu sein, Hauptsache andere werden nicht in ihren Empfindungen gestört.

Natürlich hast du ein Recht darauf glücklich zu sein! Mach das Problem der anderen nicht zu deins! Und wenn es Menschen gibt, die so eine linke Tour fahren und dir gegenüber so tun, als wenn das alles ok für sie ist und hinter deinem Rücken sagen, du seiest ihnen peinlich, dann haben die Menschen ein Problem, aber das ist nicht deins!

Anja-Andrea schrieb:Manchmal bin ich so weit das ich denke ich geb auf, ich lasse einfach los......................

Du sollstest nicht los lassen, auf jeden Fall nicht dich und auch nicht dein Glück sondern die Menschen die dir nicht gut tun. Es ist immer wichtig sich einen Umkreis von Menschen zuschaffen, die einem so nehmen wie man ist und einfach akzeptieren, wie man lebt. Lass dich nicht unterkriegen und lass nicht los! Es sind diese Menschen die dich an diesem Punkt bringen nicht wert. Wirklich nicht!

Liebe @Anja-Andrea ,

ich kann mich nicht in deine Situation hineinversetzen, zumindest nicht ganz.
Ich weiß nur aus eigener Erfahrung, dass es immer Menschen im
näheren (manchmal auch im entfernteren) Umfeld gibt,
welche meinen zu wissen, was richtig und was falsch ist.
Na und?
Es ist immernoch DEIN Leben, DU hast dich zu diesem Schritt,
so zu leben wie du es insgeheim schon lange wolltest, entschieden, und
für DICH ist es das Richtige! Und das ist auch gut so! Es gibt nix
schlimmeres als sich vorschreiben lassen zu müssen
wie man zu sein hat oder was man zu tun hat (oder auch nicht).

Lass dich bloß nicht von solchen Leuten runterziehen, das sind
die nicht wert!
Daran sieht man leider auch immer wieder, wie oberflächlich
und egoistisch die Gesellschaft geworden ist :(

Keiner hat dir (nehme ich jetzt mal an) gesagt, dass es leicht werden
wird... Aber auch die Zeit geht vorüber :)

Ich finde, nach allem was ich so von dir hier so lese, dass
du ne echt dufte Type bist :) Und wenn das deine Freunde/Bekannte
nicht sehen, tja dann...

@Mallika
Jeder sieht nur was meine Entscheidung und mein Leben für Auswirkungen auf sie selbst hat. Und man wirft mir Egoismus vor.......................
Und keiner, wirklich nicht ein einziger hat gefragt wie ich mich gefühlt habe, was ich empfunden habe bis ich zu dieser Entscheidung gekommen bin. Es war für mich die Hölle.................
Eine transsexuelle Freundin wurde letztens gefragt wie das ist wenn man sich im falschen Körper fühlt.
Sie sagte nur: "Danken sie Gott, ihrem Schöpfer oder an wen sie sonst glauben, das sie es niemals erfahren müssen...........

@Anja-Andrea

Weiß nicht, wie dein Verhältnis zu deiner Familie ist, aber der Irrglaube, man müsse immer auf seine Eltern Rücksicht nehmen, da sie einen ja großgezogen haben, und man stünde auf ewig in ihrer Schuld, ist weit verbreitet.
Bis zu einem gewissen Grad kann ich es noch verstehen, denn sie hatten es natürlich nicht immer einfach, und Eltern die einem viel Liebe gegeben haben bekommen auch in der Regel viel zurück, ABER niemand hat sich bewusst für dieses Leben entschieden.
Ich habe nie darum gebeten, geboren zu werden, also haben meine Eltern auch kein Recht, mich zur Verantwortung zu ziehen.
SIE haben sich für ein Kind entschieden und hätten wissen müssen, dass es sich auch anders als geplant entwickeln könnte.
Kein Kind steht in der Schuld seiner Eltern.


Zu Freunden, die einem Egoismus oder sonst was vorwerfen: Du bist niemandem Rechenschaft schuldig. Es ist dein Leben.
Versuch mit ihnen ein klärendes Gespräch zu führen und wenn das nix bringt, wende dich ab von ihnen. Freunden, denen man peinlich ist, sind nie Freunde gewesen, also trenne dich von diesen Leuten.
Freunde kommen und gehen, das ist völlig normal. Aus meiner Kindheit sind vielleicht 1-2 wirkliche Freunde übrig geblieben, denen meine Orientierung egal ist.

Ob du Frau oder Mann bist oder als was du dich fühlst, ob du auf Männer oder Frauen stehst, ist nur eine kleine Facette deines Ichs. Was sagt das schon über deinen Charakter aus?
Freunde sind Menschen, die dich aufgrund deines Charakters mögen und gerne Zeit mit dir verbringen. Mit denen du über vieles reden kannst, die sich in dich hineinversetzen können, die dich unterstützen und dir Kraft geben.
Leute, denen du peinlich bist, wollen sich eh nur mit dir schmücken, so wie es auf facebook geschieht. Man profiliert sich heute darüber, wieviele Freunde man angeblich hat, wie beliebt man ist und gleicht dadurch sein Selbstwertgefühl, das unter seinem oberflächlichen Charakter leidet, aus.

Sei du selbst und umgib dich mit Leuten, die dich so akzeptieren wie du bist. Es gibt definitiv solche Menschen, sie sind nur schwerer zu finden.

@Anja-Andrea
Die Frage ist, ob dir tatsächlich jemand Egoismus vorwirft oder du es dir nur einredest.
Hat jemand wirklich zu dir Egoist gesagt?
Du bist mir hier in diesem Forum aufgefallen, weil du den Eindruck erweckst, unter einem völligen Geltungsdrang zu leiden. Themenübergreifend wirfst du in allen möglichen Diskussionen ein, dass du eine Frau im Männerkörper bist. Völlig gleich, ob es was zur Sache tut oder nicht.
Hauptsache es wurde mal erwähnt und irgendwer sagt dir, wie toll er das findet.
Wenn mir ein Kumpel aus der weißen Mittelschicht plötzlich offeriert, er sei ein schwarzer Gangster-Rapper im falschen Körper, dann ist es mir primär erst einmal völlig egal. Es ist eben so.
Wenn er jenes aber zum ständigen Thema macht, nervt es ungemein. Da hätte ich auch irgendwann keine Lust mehr, auf ein Bier vorbei zu schauen.
Und ich frage mich auch gerade, weil ich mich auch einfach nicht in andere Menschen hinein versetzen kann, wieso du es als so erwähnenswert findest? Ich meine von deinem biologischen Urzustand her, hast du dich abnorm gefühlt. Nun bist du dort ausgebrochen und hast (geistig) zur anderen Seite gewechselt, die dir das Gefühl der Normalität gibt.(plötzlich bin ich Frau). Warum gibst du den anderen nicht die Chance es ebenso als normal mögen zu lernen? Wenn du dein Leben nicht auf den Ist-Moment ausrichtest, sondern ständig von deinem Weg dorthin erzählst, wird es niemals normal. Denn die Geschichte fängt dadurch nie mit "Ich bin eine Frau" sondern
immer mit "Ich war mal ein Mann" an. Da brauchst du dich nicht wundern, wenn niemand sich daran gewöhnt, was du bist.

Ich urteile hier nicht darüber wie du im richtigen Leben bist. Das ist nur der Eindruck den du bei MIR hinterlässt, wenn ich deine Kommentare lese. Und falls du so in real bist, könntest du noch so ein nettes Kerlchen sein, aber dieser Geltungsdrang würde mich auf Dauer einfach zu sehr nerven und ich würde auch gehen.

Wenn ich möchte, dass irgend etwas als normal anerkannt wird, sollte ich vielleicht nicht gezielt auf die Besonderheit hinweisen, wenn es nicht nötig ist...

@MVirus
ich rede nicht mehr mit anonymen Leuten. Hast du etwas zu verbergen oder warum versteckst du dich?

MVirus schrieb:Ich urteile hier nicht darüber wie du im richtigen Leben bist. Das ist nur der Eindruck den du bei MIR hinterlässt, wenn ich deine Kommentare lese. Und falls du so in real bist, könntest du noch so ein nettes Kerlchen sein, aber dieser Geltungsdrang würde mich auf Dauer einfach zu sehr nerven und ich würde auch gehen.

Du meine Güte.. Geltungsdrang. Es ist nun mal schwer.. und natürlich will der Mensch Bestätigung. Und warum.. weil es selbst für den Menschen nicht einfach ist, er sich damit auseinandersetzen muss er in einem falschen Körper ist bzw geboren wurde.. und weil andere ihn meist ablehnen. Daher kann ich es nachvollziehen.
Was ist da so schwer daran zu verstehen ?


Im übrigen kann hier jeder erwähnen was ermöchte.. und wenn es 1 Million mal ist. In diesem Sinne..
urteile nicht über einen Menschen in dessen Lage du nicht bist.^^