Menschen
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Der Mensch Jens Söring

40.138 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kino, Gefängnis ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Mensch Jens Söring

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 04:48
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Terry Wright zitiert nun sogar noch die "Denk-Kette" von James Updike (wieder aus Mortal Thoughts, das scheint echt seine Lieblingsquelle zu sein):
Interessant, dass Mortal Thoughts die Hauptquelle von Herrn Wright ist, einem Beamten, der eigentlich die Originaldokumente kennen müsste, hm.

Anzeige
2x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 05:01
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Dem deutschen Leser/Fernsehzuseher wird überwiegend eine einseitige Berichterstattung zugemutet. Viele erkennen diese Zumuting noch gar nicht mal. Daher sind die Bemühungen von Hammel und Wright sehr zu begrüßen.
Impliziert für mich dennoch eine gewisse angenommene Dummheit.
Jeder der sich mit dem Fall auseinandersetzt, wird gewiss nicht nur "einseitige" Berichterstattungen lesen.

Und wenn doch: Ist Herr Hammel oder Herr Wright eine Art Messias, die die Wahrheit verkündigen müssen.
Es ist anmaßend sich hinzustellen und sagen dass die Meinung die einzig wahre wäre und mal eben der deutschen Presse
eine Unfähigkeit attestiert. (Lieblingsthema von Herrn Hammel - genauso wie sein "deutsches Bashing gegenüber USA und deren Gesetzesausübung")

Ein Land, dass mal eben so einem Ross U. zwei Mal lebenslänglich verpasst wegen Darknetverkäufe und gleichzeitig
Opiate frei verkäuflich in den Stores bereithält.

Es ja nicht so dass es hier um strukturschädigende, demokratisch verletztende Protagonisten in Form eines Jens Söring und Unterstützer geht.


2x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 07:34
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Der erste (von außen unlogische) Gedanke ist, dass JS sich wohl tatsächlich opfern wollte und daher ohne Anwalt "vorpreschte". (Eine andere Erklärung kann ich für mich nicht finden.)
Naja wenn er schuldig war wusste er, dass Fuß- und Fingerabdrücke am Tatort gefunden worden sind. Er hat geschlußfolgert, dass man ihm sowieso auf die Schliche kommen würde.
Es machte aus seiner damaligen Position heraus gar keinen Sinn zu gestehen. EH wurde doch gar nicht als alleinige Täterin verdächtigt. Er aber. Das ergibt sich doch aus den Vernehmungsprotokoll. Da ging es nicht um EH sondern nur um ihn. Also, warum hätte er gestehen sollen? Dazu bestand doch gar keine Notwendigkeit. Ihm musste schließlich bewusst sein, dass gegen EH nicht genügend vorlag. Ansonsten hätte man nicht ihn verdächtigt und als Tatverdächtigen vernommen. Die Geschichte der Rettung gab es überhaupt gar nicht, weil eben auch er in England verdächtigt wurde!


2x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 07:42
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Dieser Widerspruch hätte Gardner stutzig machen müssen. Denn gerade Gardner ist es doch, der eine lange Begründung erfindet, warum JS den Schalter gar nicht gekannt haben kann. Aber wieso ist dann JSs Sockenabdruck direkt 1 m davor?
Das mag daran liegen, dass sich das Badezimmer dort befand. Man musste durch das Schlafzimmer um ins Badezimmer zu gelangen. Er hat sich dort seine verletzte Hand verarztet. Es muss also nicht mit dem Lichtschalter zu tun gehabt haben. Außerdem wurde dort ja auch das Bettlaken entnommen.
Also nicht immer so schnell gegen die Ermittler schießen, wenn man die Gegebenheiten selber nicht genau kennt.


melden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 08:31
@Selene10
Ich entnehme deinen Beiträgen hier eine gewisse emotionale Herangehensweise .
Was grundsätzlich bei einigen Verfechtern der JS Theorien erkennbar ist . Eine persönliche emo Sichtweise im Bezug auf den Täter sowie die Tat , verhindert leider auch oft eine realistische Betrachtung von Tatsachen .

Man betrachtet den Fall so lange , bis man glaubt, den Täter besser zu kennen , zu wissen, wer er ist, was seine Intentionen sind .

Nichts anderes passiert , wenn man sich zu sehr reinsteigert , in die vorgebliche Gedankenwelt des JS.
Wenn die nötige Distanz fehlt , wird man nie objektiv bewerten können.
Herr Hammel hat keinen Grund JS zu schaden . Warum? Er hat jahrelang die Szenerie begleitet und jeden Schnipsel analysiert und beinahe jede These des JS von außen ad absurdum geführt .

Und wenn er zu dem Schluß kommt , nach lesen von 2 JS Werken , sie sind one Point Werke , ist das seine Sicht der Dinge .
Nun hast du zwei Bücher erworben und hast doch die Möglichkeit viele Sterne zu verteilen , nach dem lesen .
Das nenne ich freien Wettbewerb unter Beteiligung des Konsumenten .
Eine Sorge um einen sinkenden Buchverkauf muss man sich wegen Herrn Hammel sicher nicht machen . Ich vermute , zur Bestsellerliste beim Spiegel , wird es nicht kommen . Da sind aktuelle Sachbücher momentan angesagter .

Vielleicht bin ich ja zu pragmatisch und mir fehlt einfach der emotionale Zugang zu Themen wie dem Fall Söring . Ich habe weder symphatie noch antipathie für jemanden , den ich nicht kenne . Mich interssiert eher, wie Meinungen manipuliert werden , wie es funktioniert , fremde Menschen für sich zu gewinnen . Wie man es schafft einen so alten Fall , so lange am Leben zu halten .

Legendenbildung gehört anscheinend dazu . Das ist dann aber der Punkt , wo es gut ist, daß ab und zu jemand von außen reingrätscht und der Legende etwas am Lack kratzt.
Siehe 1 Punkt plus Rezension . Aber sei getröstet, Leser sind so divers. Jeder liest ein Buch so wie er es möchte. Es werden wieder 5 Stars für JS folgen .


2x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 08:32
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Also, warum hätte er gestehen sollen? Dazu bestand doch gar keine Notwendigkeit. Ihm musste schließlich bewusst sein, dass gegen EH nicht genügend vorlag.
Ach? Es lag gegen Elizabeth einiges vor:
- die Briefe und damit ein Motiv(!)
- EH hatte das Auto und das Hotelzimmer gemietet
- EH hatte ebenfalls kein Alibi
- die Aussage von Howard, der sich sicher war, dass seine Schwester am Tatort war
- die Aussage von Mary ("sacrificial lamb")
- der Verdacht von Frau Massie, dass EH am Tatort war, weil sie sich unnatürlich verhielt
- das Nachtatverhalten (Fußvergleich)
- ganz wenig Spuren am Tatort (Fingerabdrücke auf der Wodka-Flasche, der halbe Tennisschuh-Abdruck)
- die gemeinsame Flucht
- die Briefe im Gefängnis mit Andeutungen

Wenn JS geschwiegen hätte, wäre objektiv ermittelt worden und dann wären beide dran gewesen.

EH legte die ganze Zeit Spuren auf JS als Alleintäter. Als Lebensversicherung, falls er sich suizidiert. Dann wäre nämlich auch objektiv ermittelt worden. Dann hätte sie auf ihrer Tagebucheinträge verwiesen und das Washington-Alibi für sich genutzt (so wie sie es dann ja auch gemacht hat).


2x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 08:43
Zitat von MelusineMelusine schrieb:EH legte die ganze Zeit Spuren auf JS als Alleintäter.
klar, und deshalb vernichtet sie die Briefe nicht, die auf sie verweisen? Man muss sich schon entscheiden können und nicht immer nur das herauspicken was passt. Hätte sie die Spuren auf ihn lenken wollen, dann hätte sie die Briefe vernichtet, denn diese belasten eben beide von ihnen.
Außerdem belastet sie der Eintrag mit den Fingerabdrücken in ihrem Tagebuch doch selber. Denn sie wusste somit dass er der Täter gewesen ist und somit schließt es sie nicht als Mittäterin aus.
Zitat von MelusineMelusine schrieb:- die Aussage von Howard, der sich sicher war, dass seine Schwester am Tatort war
und was beweist das objektiv gesehen? Nichts, genau.
Zitat von MelusineMelusine schrieb:das Nachtatverhalten (Fußvergleich)
stell bitte dazu einen Link ein aber keinen Roman. Ansonsten sollte man dieses hier nicht mehr einbringen.
Zitat von MelusineMelusine schrieb:- ganz wenig Spuren am Tatort (Fingerabdrücke auf der Wodka-Flasche, der halbe Tennisschuh-Abdruck)
in ihrem Elternhaus? Im Übrigen hatte DH seine Geburtstagsparty die Woche davor gefeiert. Woher willst du also wissen, von wann diese Fingerabdrücke stammen?


6x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 09:47
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Es machte aus seiner damaligen Position heraus gar keinen Sinn zu gestehen. EH wurde doch gar nicht als alleinige Täterin verdächtigt. Er aber. Das ergibt sich doch aus den Vernehmungsprotokoll. Da ging es nicht um EH sondern nur um ihn.
Die ersten Vernehmungsprotokolle liegen uns mMn aber gar nicht vor, daher wissen wir nicht, wie diese Vernehmungen abgelaufen sind. Wir können nur vermuten. Die Vernehmung vor dem deutschen Staatsanwalt fand erst ein halbes Jahr später statt, da hat man sich logischerweise aufgrund der vorherigen Vernehmungen auf JS als Alleintäter konzentriert.
Sicher ist, dass JS im Laufe der ersten Mordvernehmungen schriftlich auf einen Anwalt verzichtet hat.
Hat jemand eine Ahnung oder Vermutung, warum das eine Protokoll zugänglich ist, die anderen aber nicht?


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 09:50
Zitat von DeeDeeDeeDeeDeeDee schrieb:e ersten Vernehmungsprotokolle liegen uns mMn aber gar nicht vor, daher wissen wir nicht, wie diese Vernehmungen abgelaufen sind.
wieso unterschreibt jemand die Miranda Belehrung, wenn er als Zeuge vernommen wird? Er bestätigte dass ihm seine Rechte vorgelesen worden sind. Das geschieht doch nicht, wenn man als Zeuge vernommen wird.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 09:55
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:wieso unterschreibt jemand die Miranda Belehrung, wenn er als Zeuge vernommen wird?
Das beweist aber nicht, dass er als Alleintäter verdächtigt wurde. Entkräftet daher nicht die Behauptung, er hätte gestanden, um EH zu schützen.

Um das klar zu stellen: ich halte JS für schuldig. Aber nicht notwendigerweise für wahr, dass EH nicht am Tatort war.


2x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 09:59
Zitat von DeeDeeDeeDeeDeeDee schrieb:Das beweist aber nicht, dass er als Alleintäter verdächtigt wurde.
er hat behauptet, alles war er hätte machen müssen, wäre damals die Wahrheit zu erzählen. Das Blöde daran war aber, dass er ebenfalls verdächtigt wurde. Es hört sich aus seinem Munde so an, als hätte man gegen ihn nichts in der Hand gehabt, lediglich gegen EH und er hat sich dazu bereit erklärt ihr zu helfen. Das stimmt so eben nicht. Denn es ging genauso um ihn. Das lässt er immer wegfallen. Denn sowohl EH als auch er wurden verdächtigt.
Das einzige was er getan haben könnte ist, dass er sie vom Tatort ferngehalten hat. Mehr war nicht gewesen.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 10:13
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Das einzige was er getan haben könnte ist, dass er sie vom Tatort ferngehalten hat. Mehr war nicht gewesen
Genau. Und das könnte eben auch der Zweck seines Geständnisses gewesen sein. Ganz unabhängig davon, wie die Tat in Wirklichkeit abgelaufen ist.

Natürlich sind das letztlich nur Nuancen, denn die Tatversion, die JS erzählt, ist im gesamten höchst unglaubwürdig. Allerdings ist die Version von EH in einigen Punkten auch inkonsistent und wenig glaubwürdig. Schade, dass man von ihren Briefen vor der Tat nur wenig kennt.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 10:17
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Ich entnehme deinen Beiträgen hier eine gewisse emotionale Herangehensweise .
Was grundsätzlich bei einigen Verfechtern der JS Theorien erkennbar ist . Eine persönliche emo Sichtweise im Bezug auf den Täter sowie die Tat , verhindert leider auch oft eine realistische Betrachtung von Tatsachen .
Ich glaube, dass das eine falsche Sichtweise ist. Wenn man zum Beispiel von Anfang an glaubt, dass jemand "von Natur aus Böse" ist oder dass es unter allen Umständen unsinnig wäre, einen Mord zu gestehen, den man (in meinen Augen: nicht vollständig alleine) begangen hat, dann kann man natürlich bestimmte Gedankengänge gar nicht entdecken. Glaubst du zum Beispiel, dass Soldaten im Krieg "von Natur aus böse" sind? Oder dass die Attentäter von Columbine oder Robert Steinhäuser von Natur aus böse waren?

Ich habe letzte Woche "Soldaten: Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben" von Sönke Neitzel gelesen.
https://smile.amazon.de/Soldaten-Protokolle-K%C3%A4mpfen-Sterben-Nationalsozialismus-ebook/dp/B004WQ0G6Q

Ich hoffe, ich darf promovierte Wissenschaftler (ein Historiker + ein Soziologe) zitieren, oder ist das auch eine zu emotionale Herangehensweise? Ich habe versucht, mir neben den von JS gelesenen Büchern auch andere (wissenschaftliche!) Bereiche zu erschließen, um seine Tat verstehen zu können:

Sönke Neitzel schreibt, dass man den "Referenzrahmen" rekonstruieren muss. Denn die Analyse objektiver Bedingungen führt irgendwann vor eine Wand, wenn man die Dinge nicht aus der Sicht des Täters betrachtet:
"Wenn man das Handeln von Menschen erklären will, muss man rekonstruieren, innerhalb welcher Referenzrahmen sie gehandelt haben - was ihre Wahrnehmungen geordnet und ihre Schlussfolgerungen nahegelegt hat. Für diese Rekonstruktion sind Analysen objektiver Bedingungen völlig unzureichend."
(Quelle: Sönke Neitzel, Soldaten, Amazon Kindle-Ausgabe, Cloud-Reader: 2%, Position 204 von 10279)

Denn wenn man die Ausübung von Gewalt als "pathologisch" ansieht, übersieht man, dass es für den Täter einen Grund gab, sich so und nicht anders zu verhalten, weil er es in dem Moment aufgrund seiner Denkmuster nicht anders konnte:
"Und deshalb erscheint das Verhalten von Menschen, die Gewalt ausüben, oft schon von vornherein als anormal oder pathologisch, obwohl es - wenn man die Welt aus ihrer Sicht rekonstruiert -plausibel und nachvollziehbar ist, dass sie Gewalt ausüben. Es geht uns also darum, mit Hilfe der Referenzrahmenanalyse einen immoralischen, nämlich nicht-normativen Blick auf die Gewalt zu werfen, die im Zweiten Weltkrieg ausgeübt wurde - um zu verstehen, was die Voraussetzungen dafür sind, dass psychisch ganz normale Menschen unter bestimmten Bedingungen Dinge tun, die sie unter anderen Bedingungen nie tun würden."
(Einschränkung: Auch wenn sich Sönke Neitzel hier auf den 2. Weltkrieg und psychisch normale Menschen bezieht, kann man diese Überlegungen meiner Meinung nach sehr wohl auch auf Straftäter übertragen.)
(Quelle: Sönke Neitzel, Soldaten, Amazon Kindle-Ausgabe, Cloud-Reader: 2%, Position 220 von 10279)

Denn wer eine Situation als real interpretiert, hat später mit den realen Folgen zu kämpfen. Wie Ligala bereits mehrfach gezeigt hat, gab es für jedes von EHs und JSs Sörings Problemen auch eine "erwachsene Lösung" (Eltern anzeigen, Therapie, Ausziehen, auf Geld verzichten, sich den krankmachenden Strukturen entziehen), die sie aber in ihrer Situation nicht sehen konnten. Aus ihren eigenen Art der "Problemlösung" erwuchsen dann die realen Folgen (Flucht, Gefängnis, lebenslange Strafe):
"»Wenn Menschen Situationen als real interpretieren, dann sind diese in ihren Folgen real.« Eine Realitätseinschätzung kann so falsch oder irrational sein, wie sie will - die Schlussfolgerungen, die aus ihr gezogen werden, schaffen nichtsdestoweniger ihrerseits neue Wirklichkeiten."
(Quelle: Sönke Neitzel, Soldaten, Amazon Kindle-Ausgabe, Cloud-Reader: 3%, Position 268 von 10279)

Innerhalb des Referenzrahmens gibt es keine Reflexion über das, was "vernünftig" oder "sinnvoll" wäre, weil man zum Beispiel von seinen Eltern bestimmte Denkmuster übernommen hat, die es erschweren, die "erwachsene Lösung" zu sehen:
"Habituelle kulturelle Bindungen und selbstverständliche kulturelle Verpflichtungen machen einen erheblichen Teil von Referenzrahmen aus und sind gerade deshalb so wirksam und oft geradezu zwingend, weil sie die Ebene der Reflexion gar nicht erreichen. Es ist offensichtlich die kulturelle Lebensform selbst, die ausschließt, dass bestimmte Dinge gesehen oder schädliche Gewohnheiten und unsinnige Strategien geändert werden können. Aus der Außenperspektive erscheint daher oft als völlig irrational, was aus der Binnensicht der Akteure die Qualität höchster, weil selbstverständlichster Vernünftigkeit besitzt."
(Quelle: Sönke Neitzel, Soldaten, Amazon Kindle-Ausgabe, Cloud-Reader: 3%, Position 324 von 10279)

Ja, "soziale Verpflichtungen" (oder emotionale Verstrickungen) führen sogar dazu, dass man etwas tut, was man unter "normalen Umständen" niemals tun würde:
"Soziale Verpflichtungen
(...)
Wir wissen auch von vielen Fällen, in denen die gefühlte oder die physische Anwesenheit der Ehefrau das Morden begünstigt hat, weil der Täter sich mit den Wünschen und Optionen seiner Gattin in Einklang fühlte."
(Quelle: Sönke Neitzel, Soldaten, Amazon Kindle-Ausgabe, Cloud-Reader: 5%, Position 563 von 10279)

Eigentlich müsste die Beschäftigung "vom Anfang her" erfolgen:
"Niemand würde auf die Idee kommen, die Biographie einer Person vom Ende her zu entwickeln (...) einfach deshalb, weil Entwicklungen nach vorn, nicht aber nach hinten offen sind. Nur in der Rückschau scheinen sie alternativlos und zwangsläufig, während soziale Prozesse in ihrer Entfaltung eine Fülle von Möglichkeiten bereithalten, von denen faktisch nur einige ergriffen werden und ihrerseits bestimmte Pfadabhängigkeiten und Eigendynamiken ausbilden."
(Quelle: Sönke Neitzel, Soldaten, Amazon Kindle-Ausgabe, Cloud-Reader: 7%, Position 732 von 10279)

--> Dazu passt übrigens auch ein Zitat von EH selber. Sie hat nämlich im Gefängnis ein Buch namens "Memoirs of a Phantom Leg" geschrieben, das der Journalist Nathan Heller in den Händen gehalten hat:
"Recently, Lipskar dug out the manuscript and sent it to me [=Nathan Heller]. “Memoirs of a Phantom Leg,” nearly five hundred pages in typescript, is about an avant-garde artist who loses her leg in a skiing accident. The governing metaphor in Haysom’s mind was starting at the top and racing down. A skier knows the risks—they’re part of the sport’s thrill—but maybe one time her ski hits a small rock and she goes flying. Then everything is different. How did the change happen? The narrator says, “I must find the root. The first moment.”"
(Quelle: Nathan Heller, Blood Ties, https://www.newyorker.com/magazine/2015/11/09/blood-ties (Archiv-Version vom 10.01.2020))

EH hat übrigens in ihrem Buch auch "verschlüsselte Hinweise" eingebaut:
"The book has several epigraphs. One is an inscription at a German naval officers’ school: “Say not ‘This is the truth’ / but ‘So it seems to me to be as I now see / the things I think I see.’ ” Another is from Niels Bohr: “A great truth is a truth whose opposite is also a great truth.”
(Quelle: Nathan Heller, Blood Ties, https://www.newyorker.com/magazine/2015/11/09/blood-ties (Archiv-Version vom 10.01.2020))

Nathan Heller ist das jedenfalls aufgefallen, sonst hätte er es sicherlich nicht erwähnt. Das sind in meinen Augen eindeutige Anspielungen darauf, dass es "die Wahrheit" (= JS tat es alleine) nicht gibt, sondern dass erst ihre beiden Wahrheiten (= er tat es alleine bzw. sie tat es alleine) zusammen "die Wahrheit" (Denkmuster-Einschränkung: ihre Wahrheit) ergibt.

Von daher denke ich, dass die Beschäftigung mit JS (und EH) auf jeden Fall auch "vom Anfang" her erfolgen müsste, beginnend mit ihrer Kindheit (und vielleicht sogar mit der Kindheit ihrer Eltern und dem Verhalten seiner Großeltern seinen Eltern gegenüber). Ich habe mich in den letzten Tagen intensiv mit den Themen "Kriegsenkel" (= Weitergabe transgenerationaler Traumata an die nachgeborene Generation, die den Krieg selbst nicht erlebt hat) und "Kindheitsforschung" beschäftigt. Das sind alles relativ neue Entwicklungen.

Dort kann man, wenn man möchte und nicht von vornherein an die Psychokiller-These glaubt, Gründe finden für die im Weihnachtsbrief thematisierten Gefühle: ständige (vorauseilende) Schuldgefühle, das Gefühl trotz hervorragender Noten ein Versager zu sein, das lähmende Gefühl, sein eigenes Potential nicht zu nutzen, und das alles trotz vordergründiger materieller Absicherung (bei gleichzeitiger emotionaler Wurzellosigkeit, bedingt durch die Traumata des 2. Weltkriegs und der eigenen Kindheit). Ja, seine Eltern "wollten nur das Beste" für ihn, aber wenn man ehrlich ist, bezieht sich das nur auf die materielle Absicherung, aber nicht auf die emotionale Stabilität, mit Gefühlen wie Schuld, Scham, Angst, Wut, Hass adäquat umgehen zu können, offen mit seinen Eltern reden zu können und sich Hilfe suchen zu können, wenn man diese benötigt.

Ich selber habe das Pferd gedanklich zwangsläufig vom Schwanz her aufgezäumt, weil es erstmal gar keine andere Möglichkeit gab, als sich dem Thema vom Ende her (JS sitzt im Gefängnis und beteuert seine Unschuld) zu nähern. Seine Tat (bzw. ihre gemeinsame Tat) und ihre vielen Lügen haben eine Eigendynamik entwickelt, die es schwer macht, den "Anfang zu finden".

Denn nur in der Rückschau erscheinen die Ereignisse alternativlos zu sein. Aber es hätte vor der Tat zu jedem Zeitpunkt viele Möglichkeiten für JS und EH gegeben, aus der Mordfantasien-Achterbahn auszusteigen, aber dafür hätten sie diese Möglichkeiten sehen und für real halten müssen.

Am 31.12. war ich bereits auf diesen interessanten Blog gestoßen:
http://kriegsursachen.blogspot.com/2019/05/andere-leute-haben-auch-eine-schwierige.html
Laut Sven Fuchs (Blogbetreiber) spielen Gene und Umwelteinflüsse (=Umgang der Eltern mit dem Kind) eine große Rolle, wie sich ein Kind entwickelt. Und wenn Kinder eine stabile Vertrauensperson habe, können sie Resilenz entwickeln.

Eine solche Vertrauensperson sehe ich aber bei JS und EH weit und breit nicht, weder bei ihm noch bei ihr. Sie haben vielleicht gedacht, sie könnten sich gegenseitig eine solche Vertrauensperson sein. Aber das Gegenteil war der Fall: Da beide ähnliche emotionale Erfahrungen gemacht hatten, klickten sie ineinander wie zwei Zahnrädchen.

Und nochmal, ich halte JS nicht für unschuldig und mit diesen Zeilen versuche ich nicht, ihn zu verteidigen. Ich versuche, ihn zu verstehen.


7x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 10:40
@Melusine
Aber was sollte denn noch am Fall Söring Haysom zu verstehen sein ?
Was versuchst du zu verstehen ? Warum er es tat ? Warum er die Tat heute leugnet ?
Ist der psychologische Aspekt so spannend? Die Suche nach Motiven für Handlungen birgt auch immer Verteidigung der Handlung .

Muss man ergründen warum jemand gesteht, widerruft ? Die Antwort ist doch eigentlich ganz simpel. Jeder Straftäter der verurteilt wurde und dauerhaft unschuldig plädiert möchte seine Reputation retten . möchte , daß die Umwelt nichts schlechtes von ihm denkt . Ist menschlich ist nachvollziehbar. Da ist nichts mystisches an solchem Verhalten . Nur menschlich .
Ich zB verstehe absolut warum JS handelte und agierte wie bisher. Selbsterhaltung ist das Zauberwort .
Da ist kein Platz für Logik wenn es um die Ehre geht .
Ich bin der Ansicht eines Ermittlers , am meisten bedauert er sicher seine kardinalfehler , ersten erwischt worden zu sein , zweites ein ehrliches Geständnis abgegeben zu haben . Evtl noch auf Elizabeth getroffen zu sein . Erste liebe und dann so etwas , da kann man ( Mann ) schon mal bereuen .
Und genau die Motivation für so etwas verstehe ich nur zu gut. Rette sich wer kann .


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 10:43
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Ich entnehme deinen Beiträgen hier eine gewisse emotionale Herangehensweise .
Was grundsätzlich bei einigen Verfechtern der JS Theorien erkennbar ist . Eine persönliche emo Sichtweise im Bezug auf den Täter sowie die Tat , verhindert leider auch oft eine realistische Betrachtung von Tatsachen .
Es trifft zu, dass eine emotionale Sichtweise den Blick beeinflusst. Aber das würde ich nicht einseitig unterstellen. Das ist auch bei Anderen der Fall, die hier ehrenhaft für Wahrheit und Aufklärung kämpfen.
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Man kann die Versionen eines JS nicht unkommentiert so stehen lassen; ich finde es sogar ehrenhaft diesem Doppelmörder etwas entgegen zu setzen. Das dürfte auch der Antrieb der genannten Personen sein.
Im Übrigen ist ein emotionaler Zugang häufig Voraussetzung dafür, sich in der Freizeit mit Dingen zu beschäftigen. Und noch kein Problem, wenn man in der Lage ist, sich dann bei der Analyse wieder davon zu distanzieren.
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Interessant, dass Mortal Thoughts die Hauptquelle von Herrn Wright ist, einem Beamten, der eigentlich die Originaldokumente kennen müsste, hm.
Auch Beamte dürften heute keinen Zugriff mehr auf die Ermittlungsakten haben. Vielleicht sind sie auch schon vernichtet. Dann muss man auf allgemein zugängliche Quellen zurückgreifen.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 10:55
Zitat von MelusineMelusine schrieb:EH legte die ganze Zeit Spuren auf JS als Alleintäter. Als Lebensversicherung, falls er sich suizidiert. Dann wäre nämlich auch objektiv ermittelt worden. Dann hätte sie auf ihrer Tagebucheinträge verwiesen und das Washington-Alibi für sich genutzt (so wie sie es dann ja auch gemacht hat).
@Melusine
Deine Darlegungen sind viel zu fleißig, substantiiert, ausführlich, detailliert, nachvollziehbar und "inside the criminal mind", als dass ich darauf noch eingehen könnte. Hut ab!

Doch eine Frage bleibt:

Mal angenommen, Deine These (JS + EH waren unmittelbar an der Tat beteiligt) stimmt: Wieso kann sich Jens Söring dann heute hinstellen und sich als die verfolgte Unschuld verkaufen? Und könnte er das auch (guten Gewissens vor sich selbst), selbst wenn Elizabeth die Tat alleine ausgeführt hat?

Das führt mich dann wieder zu meinen Spekulationen, dass in dieser Paarbeziehung nicht nur ein eigener Code herrschte, sondern auch eigene Regeln. Regeln, was ein "Versprechen" ist, was "Verrat" ist - und was "Schuld".


melden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 10:58
Zitat von monstramonstra schrieb:Auch Beamte dürften heute keinen Zugriff mehr auf die Ermittlungsakten haben. Vielleicht sind sie auch schon vernichtet. Dann muss man auf allgemein zugängliche Quellen zurückgreifen.
Gut, aber dann kann ich selbst Mortal Thoughts lesen und meinen Interpretationen folgen.
Das widerspricht ein wenig der groß angekündigten Aufklärung durch den damaligen Ermittler,
der auch beim FBI war.
Ich hätte nicht gedacht, dass sich selbiger dieser Quellen bedient.

Ansonsten finde ich Emotionalität auch oder gerade in Dingen, die von Menschen ausgehen, mehr als wichtig, denn wir
bestehen nun mal nicht nur aus der Ratio.
Es gehört Kreativität/Emotionalität dazu hinter die Wand schauen zu können.
Und auch Ermittler arbeiten damit.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 11:05
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Gut, aber dann kann ich selbst Mortal Thoughts lesen und meinen Interpretationen folgen.
Das widerspricht ein wenig der groß angekündigten Aufklärung durch den damaligen Ermittler,
der auch beim FBI war.
Ich hätte nicht gedacht, dass sich selbiger dieser Quellen bedient.
Es sind ja nicht nur die Quellen. Sondern auch die Erinnerung einer Person, die auch Zeuge (der Ermittlungen) ist. Und dann natürlich die Interpretation der Quellen, aus professioneller Erfahrung.

Das hat schon eine andere Qualität als Deine oder meine Analyse der Quellen. Das heißt nicht, dass Ermittler Recht haben müssen. Ihnen geht es natürlich um die Rechtfertigung eines Ergebnisses, das zu einer Verurteilung geführt hat. Insofern sind sie befangen, weil ein Fehler da viel schwerer wiegt (auch emotional).


melden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 11:06
Zitat von DeeDeeDeeDeeDeeDee schrieb:Schade, dass man von ihren Briefen vor der Tat nur wenig kennt.
Ich habe einiges gesammelt, sonst hätte ich den Überblick verloren. Ligala hat im "Nachbarstrang" ebenfalls schon einmal gesammelt, allerdings in Deutsch. Das Problem ist, dass die Briefe immer nur in Ausschnitten gezeigt werden.

Und es gibt ja noch ein Problem: Sie haben sich nur im Dezember/Anfang Januar (also über die Weihnachtsferien) und dann wieder in ihrem Spring-Break-Urlaub im März geschrieben. Alles andere werden sie wohl mündlich besprochen haben, denn JS und EH klebten (laut Aussage von EH) Tag und Nacht zusammen:
"When they were reunited in mid-January, Jens spent the few days before classes resumed synchronizing Elizabeth’s schedule with his. That way, he said, they could spend all of their free time together. All of it. Despite his efforts, Elizabeth, adept at sneaking- time for herself, would disappear some afternoons, returning to find Jens' desperately scribbled notes: "Where have you been? Ive been waiting for six hours."
(Quelle: Amy Lemley: Misfit, Murderess, Martyr. The Changing Face of Elizabeth Haysom, Albemarle Magazin; Albemarle-Magazin, Juni/Juli 1990, Seite 63).

Für den Brief im März habe ich eine Quelle von Ken Englade und eine von Amy Lemley:

1.) Ken Englade:
"In an eight-page letter dated March 8, 1985, written on stationery from the Ramada Inn at 3737 Quebec Street in Denver, Elizabeth penned an intricate but largely fictional account of her situation.
She said her cousin, Lady Astor, had given her a house in London as a christening present. (This is not impossible, but it is improbable. Lady Astor died seventeen days after Elizabeth was born.) The gift, Elizabeth said, was contingent upon her attending Cambridge or Oxford. In the story she told Jens, she had decided for herself to be an engineer (rather than Derek’s having demanded it of her as she claimed in other versions), but her math was inadequate so she had switched to history.
Also in this version she said she had been given a scholarship to Cambridge and had actually enrolled. During a school holiday, she continued, she went to the Continent with Melinda. But, she said, this decision did not sit well with the trustees of Lady Astor’s estate, who were anxious to see that she committed no unseemly acts. The trustees’ reaction caused her to pause and reconsider her situation, she said. On the one hand were her parents, who wanted her to continue at Cambridge because they wanted the house in London that had been bequeathed to Elizabeth.
On the other hand, she wrote Jens, she wanted her freedom more than the house. So she went off to the Continent for a second time. As a result she lost everything because the trustees removed the bequest.
When she returned from that jaunt, she said, her parents agreed to forgive her if she would enroll at the University of Virginia. In return, she would remain in their wills. In the end, she said, after they died, she would be wealthy. In the meantime her fees at UVA were being paid out of her own money, a $25,000 book contract she had negotiated. But she was tired of being manipulated by her parents. Besides, she said, they could not remove her from their wills.
Then she dangled a carrot in front of Jens. Because she loved him, she said, she would pay for his brother’s college education out of what remained of her book contract money. If that was not enough, she said, she would sell her jewelry and steal her mother’s to sell as well. Also, she added, she would go to Europe with him that summer, as he had been begging her to do although she had been putting him off by saying her parents were unalterably opposed. But there was a caveat. If she did that, she said, she would forfeit her inheritance.
Then she hit him with the hard one: The decision would be up to him.
What a decision. Elizabeth was telling Jens that she wanted him, but that her parents were in the way. She said she wanted their money, not for herself but for Jens and his brother. Jens did not have to be an Echols Scholar and the holder of a Jefferson Scholarship to understand what she was saying: The only road to their happiness, she claimed, was over her parents’ dead bodies."
(Quelle: Ken Englade, Beyond Reason, Amazon-Kindle-Ausgabe, Cloud Reader: Seite 121 von 375)

2.) Amy Lamley zitiert ebenfalls aus diesem Brief:
"As Jens became more possessive, Elizabeth began to placate him by creating the illusion of sacrifice. Confident Jens would hold out for the fortune she said she stood to inherit, Elizabeth wrote from a Denver Ramada Inn in mid-March 1985 that she would be disinherited if she disobeyed her parents. “If I go to Europe with you or anybody else just to bum around, I can kiss lots of lolly goodbye."Their alternative? Summer school, an internship, something practical.
Hoping to give him the impression she was willing to forego the family riches for his love, Elizabeth made an offer she was sure Jens would refuse; Rather than wait until graduation to escape her parents’ hold on her, they could, in Elizabeth’s words, “get rid of them now," dropping out of school to become globe-trotting “adventurers,’’ surviving on “sheer force of personality.’’ If these were the only conditions under which she would travel with him, Elizabeth reasoned, Jens surely would prefer to complete his years as a Jefferson Scholar.
She was so sure he would choose to finish school that she offered to pay for Kai Soering's education if they left UVa., using '‘the rest of [her], book money — $15,000." A literary agent’s vague promise to take a look at her finished novel suddenly had been transformed into a book contract with an advance she had already begun spending. If Jens believed her story, it would buy her time. “The only thing Jens listens to is money,” she says.
But Jens heard rumblings of something else, something that terrified him far more than financial insecurity ever could: abandonment. Raised to rely on unconditional love, Jens craved Elizabeth's devotion. Yet after more than two months of commiserating about their home lives, of swearing allegiance to; each other, the unthinkable happened. In a single weekend, the Haysoms seemed to win their daughter back: And Jens Soering felt he was losing her."
(Quelle: Amy Lemley: Misfit, Murderess, Martyr. The Changing Face of Elizabeth Haysom, Albemarle Magazin; Albemarle-Magazin, Juni/Juli 1990, S. 64)

Der Brief ist kurz in "The Parent Slashers" bei 36:47 zu sehen (youtube.com/ watch?v=OdzuSTQN6Gc)
screenshot-completely-free adventuresOriginal anzeigen (0,6 MB)

Ich entziffere folgendes:
In some ways the prospect of freeing my self ...
whole entirely sordid affaire fills me with ...
joy. To be completely free with you - reckless
adventures, doing strange things, with electr ...
robbing with finesse, maintaining a brilliant
Life Style by sheer force of personality. However
I realise (and this is not a judgment)
...) that the lack of security fills you


3.) Der "Abenteurer" bezieht sich übrigens wiederum auf EHs eigenen Weihnachtsbrief, in dem sie schreibt, falls ihren Eltern etwas zustoßen würde, würde sie zur wertlosen "Abenteurerin" werden.
"My mother went to her hair appointment, 3 days late.
My father and I cut down cedars for Christmas presents.
Would it be possible to hypnotise my parents, do voodoo on them, will them to death?
It seems my concentration on their death is causing them problems. My father nearly drove over a cliff at lunch, he nearly got squashed by a tree when he got home (and he keeps falling over) and my mother (drunk) fell into the fire. I think I shall seriously take up black magic. . . .
We can either wait till we graduate and then leave them behind or we can get rid of them soon. My mother said today that if some accident befell them she knew I would become a worthless adventurer. More maternal acumen."
(Quelle: Nathan Heller, Blood Ties, https://www.newyorker.com/magazine/2015/11/09/blood-ties (Archiv-Version vom 10.01.2020))

4.) Für den folgenden Teil muss Amy Lemley direkt mit EH gesprochen haben, jedenfalls habe ich diese Aussagen noch nie in einer Doku als Brief gesehen (denn wenn es ihn gegeben hätte, hätte EH ihn sicher hergezeigt):
"On Saturday. March 23, Elizabeth took a bus to Lynchburg (...)
The next day, what began as a tense discussion concluded in unprecedented understanding. Soon to be 21, Elizabeth desired more financial responsibility, and was surprised when her father capitulated; later that week, he initiated an account with the Bank of Bermuda in her name, to be handed over to her on her birthday three weeks later. The family discussed Elizabeth’s summer plans, agreeing she could attend the Goethe Institut to improve her German, and later enroll in the University of Vienna for a year abroad. Maybe, her parents said, the three of them would spend a year in Austria. And the Unitarian church-owned rooming house at 803 Rugby Rd. that Elizabeth and Christine had selected for fall met with their approval. It was a breakthrough weekend. “I felt that I had the golden cart in front of me." Elizabeth recalled.
That weekend was the culmination of a change that was taking place. Not one month before, Elizabeth had remarked to a friend: "Isn't it amazing that I'm getting along with my parents? I’m really starting to like them as people." Returning to Watson Sunday night, she was thrilled to give her boyfriend a progress report. But Jens did not share her enthusiasm."
(Quelle: Amy Lemley: Misfit, Murderess, Martyr. The Changing Face of Elizabeth Haysom, Albemarle Magazin; Albemarle-Magazin, Juni/Juli 1990, Seite 64)

--> Das persönlich halte ich alles für eine Lüge von EH gegenüber Amy Lemley, denn all das entsprach fast vollständig JSs Wünschen, das würde sein Motiv für die Tat (große Verlustangst, Angst vor finanzieller Unsicherheit, Wunsch den Sommer ungebunden mit ihr zu verbringen + das Ausleben von Hass-Gefühlen, die er durchaus verspürte, die sich aber nicht konkret gegen ihre Eltern richteten) komplett wertlos machen und sie selber in einem guten Licht dastehen lassen: Es gab eine Versöhnung, damit hätte sie kein Motiv mehr gehabt, ihre Eltern umzubringen (er aber schon, denn die Motiv-Konstruktion, dass ihre Eltern ihn ablehnten, blieb ja bestehen und ließen sich später mit seinem Hass auf ihre Eltern (den es sicherlich gab, aber den konnte er sich nur zu eigen machen, weil er selber auch unglaublich viel Wut und Hass in sich spürte, für die er kein Ventil fand) verbinden.


2x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

09.02.2020 um 13:12
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Das ist es ja gerade! Er hat kein Licht angelassen, denn es war draußen hell. Sie waren um 21 Uhr zurück in Washington. Er musste aber nun vortäuschen, er hätte um 21 Uhr den Mord in Loose Chippings als Einzeltäter begangen (ursprünglich wollten sie beweisen, gemeinsam um 21 Uhr in Washington gewesen zu sein). Also musste er für alle Tatortspuren von EH eine Erklärung finden. Also sagte er, er war 2x im Haus, beim 2. Mal, um das Licht auszuschalten (logisch für ihn, denn es war ja angeblich dunkel und DH musste es ja eingeschaltet haben, als er den angeblich allein vor der Tür stehenden JS reinließ).

Da JS tatsächlich den blutigen Sockenabdruck hinterließ, als er den Lichtschalter betätigen wollte, kam es ihm nicht in den Sinn, dass er hier einen Widerspruch kreieren würde.
Er hätte sagen können, dass er das Licht anließ, aber wieso war dann sein Sockenabdruck direkt vor dem Schalter? Er musste ja diesen Sockenabdruck erklären.
So weit, so gut. Er hätte aus Deiner Sicht einen Widerspruch kreiert, wenn er ausgesagt hätte, dass er den Lichtschalter im letzten Moment doch angelassen hat. Richtig?

Aber so hat er eben den Widerspruch kreiert, das Licht ausgeschaltet haben zu wollen, obwohl es in Wahrheit doch nie aus war (beim Auffinden der Leichen war es an).

Mag sein, dass (aus seiner) Sicht der eine Widerspruch weniger schwer wog war als der andere, oder er aber ganz einfach die Widersprüchlichkeit seiner Aussage in Sachen Lichtschalter beim Geständnis gar nicht bedacht hat.
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Interessant, dass Mortal Thoughts die Hauptquelle von Herrn Wright ist, einem Beamten, der eigentlich die Originaldokumente kennen müsste, hm.
Aus dem Buch des Täters zu zitieren um dessen Schuld zu belegen hat doch aus was.
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Jeder der sich mit dem Fall auseinandersetzt, wird gewiss nicht nur "einseitige" Berichterstattungen lesen.
Nein, das tun viele eben gerade nicht - die schauen öffentlich-rechtlich, hören die Äußerungen von Herrn Beyer, und damit ist der Fall für sie klar - und erledigt.
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Es ist anmaßend sich hinzustellen und sagen dass die Meinung die einzig wahre wäre und mal eben der deutschen Presse eine Unfähigkeit attestiert. (Lieblingsthema von Herrn Hammel - genauso wie sein "deutsches Bashing gegenüber USA und deren Gesetzesausübung")
In einem Mordfall kann es nur eine Meinung geben, oder war die Jury, die JS verurteilt hat, auch anmaßend? ;)

Wie auch immer: Das Bashing, das Herr Hammel reklamiert, gibt es auch. Die Fähigkeit der deutschen Presse, die Wirklichkeit jederzeit verlässlich und adäquat wieder zu geben, steht immer häufiger in der Kritik. Und eine gewisse Nähe zur 'politischen Korrektheit', über das reale Geschehen hinaus, ist tatsächlich immer wieder erkennbar. Die causa Söring hakt hier in der tendenziell USA-kritischen, deutschen Haltung ein. Mag Herr Hammel als US-Amerikaner auch patriotische Motive haben die US-Jutiz im Fall Söring zu verteidigen, so macht das seine Ausführungen inhaltlich nicht weniger relevant.
Zitat von DeeDeeDeeDeeDeeDee schrieb:Um das klar zu stellen: ich halte JS für schuldig. Aber nicht notwendigerweise für wahr, dass EH nicht am Tatort war.
Volle Zustimmung!


Anzeige

1x zitiertmelden