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Der Mensch Jens Söring

40.136 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kino, Gefängnis ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Mensch Jens Söring

Der Mensch Jens Söring

16.02.2020 um 14:42
Na das Märchen mit dem Verbrechen aus Liebe funktioniert ja auch nicht. Wenn ich einen Menschen liebe, dann will ich selbstlos sein Bestes. Hier war objektiv das Gegenteil der Fall.

Bei JS erkenne ich Bedürftigkeit, Selbstbezogenheit, Angeberei, Verlustangst, Manipulation. Was nicht zu erkennen ist, ist Liebe, oder auch nur Empathie.

JS hat ihre Negativität bestärkt und für sich ausgenutzt. Er hat die Eltern von EH ermordet und ihr Leben zerstört. Bestenfalls (!) hätte er sie nicht daran gehindert, sich ins Unglück zu stürzen.

Das ganze Heldengetue verfängt vermutlich nur bei Leuten, die selbst Gefühle der Abhängigkeit nicht von Liebe unterscheiden können.

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Der Mensch Jens Söring

16.02.2020 um 15:11
Ich denke, dass das einfach schwer zu beurteilen ist. Zumindest die Frage nach der gesetzlichen oder der moralischen Schuld.

Nun sieht JS offenkundig nicht wie ein Sympathieträger aus. Aber ob er auch tatsächlich der Mörder war, vermag ein Außenstehender nur schwer zu beurteilen. Das sieht man ja auch an dem Prozess bzw. dem jahrelangen Interesse der Öffentlichkeit.


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Der Mensch Jens Söring

16.02.2020 um 15:29
Zitat von geraltvonrivageraltvonriva schrieb:Aber ob er auch tatsächlich der Mörder war, vermag ein Außenstehender nur schwer zu beurteilen.
Ich denke daran besteht nicht der geringste vernünftige Zweifel. Diskutierbar ist allenfalls, inwieweit EH als Mittäterin in Frage kommt.


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Der Mensch Jens Söring

16.02.2020 um 16:20
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Der guiltyascharged-Blog ist doch Lobby-Arbeit FÜR EH. Findest du nicht?
Das finde ich auch.Du hast ja schon überzeugend belegt, dass der anonyme Blog das Ziel hat, Söring , na sagen wir mal neutral , zu "entlarven" und damit umgekehrt Frau Haysom zu entlasten und ihr durch die Veröffentlichungsmöglichkeit eine Bühne zu bieten.
Zitat von Judith123Judith123 schrieb:Ich verstehe nur nicht die Menschen, die so verbissen an Sörings Unschuld und die Fremdtätertheorie glauben, die auf mich so dermaßen unglaubwürdig und konstruiert wirkt, dass sie fast schon eine Beleidigung für den Zuhörer ist. :)
Musst du ja auch nicht verstehen. Nach meinem Dafürhalten haben sich viele seiner Unterstützer auch deswegen für ihn eingesetzt/setzen sich für ihn ein, weil sie große Zweifel daran haben, dass sich die Tat so abgespielt haben kann, wie im Prozess behauptet, sondern dass es im Prozess etliche Ungereimtheiten gab.
Nathan Heller kommt in seinem 2. lesenswerten Artikel zum Haysom-Fall aus dem Jahr 2015 zu folgendem Schluss:
But any justice done to him occurred despite significant procedural exceptions and inadequacies. There are many cases whose precise sentences and verdicts carry “the integrity of Virginia’s criminal justice system,” but the conviction of Jens Soering is not one.
https://www.newyorker.com/news/news-desk/will-jens-soering-get-go-home
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Warum hat sie dann 1987 behauptet, sie hätte Drogen genommen? Doch nur, um 1987 nicht als "accessory after the fact" dazustehen. Sonst hätte sie doch konsistent darlegen können, wie es genau abgelaufen ist. Updike hat auch tatsächlich versucht, sie da genauer festzunageln, aber vergeblich.
Mhm, damit habe ich ein Problem, weil ich "accessory after the fact" anders verstanden habe, nämlich so:
"Accessory before the fact", also Beihilfe vor der Tat, ist die Straftat, die bei weitem härter geahndet wird als "accessory after the fact" , also Beihilfe nach der Tat. Die Verurteilung wg. Beihilfe vor der Tat schließt also sozusagen die Beihilfe nach der Tat mit ein.
Rick Blaine schrieb vor kurzem in einer Randbemerkung bezogen auf Jens Söring:
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Lediglich als "accessory after the fact," also Beihelfer nach der Tat, konnte er eine geringere Strafe erwarten.
Das würde im Umkehrschluss aber meiner Meinung nach bedeuten, dass sei, als sie 1987 die Drogengeschichte erzählte, einen anderen Grund gehabt haben muss, als den, sich nicht weiter zu bekasten. Oder wie siehst du das?
Zitat von MelusineMelusine schrieb:ein Zeitfenster zwischen 13/14 und 21/22 Uhr
Du gehst ja davon aus, dass sich die Tat in diesem Zeitrahmen abgespielt haben könnte, das wären also acht Stunden. Bei 3 1/2 Stunden Fahrzeit wäre das zwar sehr eng getaktet, könnte aber so gerade noch hinkommen.
Sörings im Geständnis beim dt. Staatsanwalt gemachte Aussage, er sei zu einem ca 1 Meile entfernten Müllcontainer und wieder zurück gefahren, bekomme ich allerdings hier wirklich nicht mehr unter.
Wie siehst du das?
Mehr zu denken gibt mir aber folgendes: Man konnte also im günstigen Fall um ca. 16.30 Uhr in Loose Chippings sein und um 17.30 Uhr wieder losfahren müssen.
Zu diesem Zeitpunkt müssten die Haysoms bereits relativ stark alkoholisiert gewesen sein ( denn innerhalb einer Stunde kann man beim besten Willen nicht auf so einen Pegel kommen!) und Frau Haysom in einer Art Bademantel gewesen sein. Das chon am hellen Nachmittag?
Mhm, mhm, also ich weiß nicht recht...

Und in diesem Zusammenhang noch mal zu einem anderen Aspekt: Laut Aussage Howard Haysoms waren EH und JS(?) ja an diesem Tag bei Haysoms avisiert. Hätte man dann ausgerechnet diesen Tag ausgewählt, um die Tat zu begehen? Denn man musste ja damit rechnen, dass auch andere( also eben z.B. Howard) davon gewusst hätten und damit hätte man sich doch von Anfang an verdächtig gemacht.
Oder?
Vertrackt, vertrackt, finde ich.


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Der Mensch Jens Söring

16.02.2020 um 16:43
Zitat von Judith123Judith123 schrieb:Ist Dir noch nie in den Sinn gekommen, dass Söring die Literatur nutzt, um sich zum Märtyrer zu machen, um seinen Mythos des liebenden Helden (er nennt sich ja selbst einen Held in dem Film "Das Versprechen") zu nähren?
Doch, das ist mir schon in den Sinn gekommen und das habe ich bereits geschrieben:
Beitrag von Melusine (Seite 1.350)

Ich habe versucht, zwei Spuren gleichzeitig zu verfolgen: die literarische Seite und die pragmatisch-psychologische Seite.

Er hat sich nicht "geopfert", weil er sich mit Sydney Carton identifiziert hat. Das hat er nur hinterher behauptet, denn das ist ein schönes literarisches Motiv. Sydney Carton war nämlich unschuldig, im Gegensatz zu ihm.

Ich bin irgendwie neulich auf "Schuld und Sühne" gestoßen, das ist auch so ein Klassiker der Weltliteratur. Ich habe das Buch aber nicht gelesen, aber schon anhand der Beschreibung bei Wikipedia habe ich das Gefühl, ich sollte das vielleicht mal tun: Wikipedia: Schuld und Sühne
(Aber erst muss ich die anderen drei Bücher zusammenfassen.)

Er hätte auch sagen können, er hätte sich gestellt wie Raskolnikow (Hauptfigur bei "Schuld und Sühne"). Hat er aber nicht. Er identifizierte sich (nachträglich, nach außen hin) mit Sydney Carlton, der sich unschuldig für seine große Liebe geopfert hat.

Im "Inneren" hat er für sich eventuell möglicherweise entschieden, sich (aus Schuldgefühlen heraus?) zu "opfern", um Elizabeth zu "retten", weil erst sein Beitrag die Tat und seine Fehler die Verhaftung möglich gemacht hatten.
Rein pragmatisch wusste er ja, was die Ermittler gegen die beiden wirklich konkret (quasi die "handfesten Beweisen", die Venice immer fordert) in der Hand hatten:
- seine Blutspuren + seine Sockenabdrücke
- die Kinokarten aus Washington (waren von Elizabeth an den Anwalt übergeben worden, in Washington war weiter nicht ermittelt worden)
- die gefundenen Briefe mit tausenden Andeutungen, aber keinen konkreten Plänen

Er wusste auch, was die Ermittler nicht hatten:
- die Tatwaffen
- eindeutige Spuren von Elizabeth am Tatort
- Videobänder aus dem Hotel
- irgendwelche Zeugen für ihre gemeinsame Anwesenheit in Loose Chippings
- irgendwelche Zeugen für ihre gemeinsame Anwesenheit in Washington

Warum er gestanden hat, kann man auch bei der Einzeltäter-Theorie leicht beantworten: Weil er es war.
Warum er Elizabeth "retten" wollte, bleibt dagegen im Nebel, es muss für ihn zum damaligen Zeitpunkt Sinn ergeben haben.

@monstra: Bezüglich der Verbindung zwischen Tat und Geständnis: Ich habe noch einen Zeitungsartikel gefunden, in dem er damit argumentiert, dass er sie retten wollte, damit sie nicht im Namen des Volkes von der Regierung hingerichtet wird. Das ergibt natürlich für Außenstehende (die das Thema "deutsche Kollektivschuld" nicht kennen und nicht nachvollziehen können) überhaupt gar keinen Sinn:
Soering, the son of a West German foreign service officer, also explained that as a German citizen, the horrors of the Holocaust during World War II are very much part of his being. "It has to do with being German," he said, explaining his concern about potential execution. "The worst form of murder is when a government killed people in the name of its citizens. "If I turned Elizabeth in, and she was executed, that made me a murderer. ... That's what happened 50 years ago in Germany people turning other people in and the government killing them," Soering said.
https://www.newspapers.com/clip/44313025/

Diese Gedankengänge könnten für ihn irgendeine Rolle gespielt haben und würden zu meinen bisherigen Spekulationen gut passen.
Natürlich konnte er diese Gedankengänge dann später auch so hindrehen, dass er damit sein "selbstloses Opfer" erklären konnte.


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Der Mensch Jens Söring

16.02.2020 um 17:38
Zitat von TrimalchioTrimalchio schrieb:Na das Märchen mit dem Verbrechen aus Liebe funktioniert ja auch nicht. Wenn ich einen Menschen liebe, dann will ich selbstlos sein Bestes. Hier war objektiv das Gegenteil der Fall.
Da "Liebe" etwas höchst Subjektives ist, es diverse Arten von Liebe gibt und sich im Lauf des Lebens auch höchst unterschiedlich gestalten kann, ist eine objektive Bewertung kaum möglich.

Söring dürfte jedenfalls 1985 felsenfest der Auffassung gewesen sein, Elizabeth zu lieben. Wie viel davon Projektion, Manipulation, Begehren, Besitzen wollen, Selbstlosigkeit oder Überhöhung war, das mögen die Psychologen bewerten.
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Ich habe noch einen Zeitungsartikel gefunden, in dem er damit argumentiert, dass er sie retten wollte, damit sie nicht im Namen des Volkes von der Regierung hingerichtet wird.
Hier verknüpft er seine höchstpersönlichen Schuldgefühle (die Du in einem früheren Post sehr anschaulich zu greifen versucht hast) mit der Geschichte. Er lädt seine Emotionen mit der Geschichte auf, gibt ihnen eine historische Bedeutung, setzt sich in eine Linie mit dem Kollektiv all derer, die sagen "Nie wieder!" Und wenn er sich opfert, steht er dann in einer Linie mit Stauffenberg, Scholl & Co. Ziemlich unausgegoren und recht typisch für Jugendliche/junge Erwachsene auf der Suche nach Identifikation und Identität.

In Wirklichkeit ist das in der konkreten Situation natürlich nur eine Projektion. Wenn nicht gar nur Kalkulation. Aber solche Phänomene kommen ja nicht selten vor, wenn wir den traurigen Fall der Marie Sophie Hingst ansehen.


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Der Mensch Jens Söring

16.02.2020 um 17:52
Zitat von ligalaligala schrieb:Das würde im Umkehrschluss aber meiner Meinung nach bedeuten, dass sei, als sie 1987 die Drogengeschichte erzählte, einen anderen Grund gehabt haben muss, als den, sich nicht weiter zu bekasten. Oder wie siehst du das?
Der offensichtlichste Grund für mich ist, dass sie mit den Drogen alle Ungereimtheiten erklären konnte. Sonst wäre vielleicht doch noch die große Lücke in der Timeline entdeckt worden. Ich denke schon, dass die Ermittler das irgendwie geahnt haben, aber sie konnten sie nicht festnageln.
Außerdem hatte sie ja in der Vergangenheit bereits Drogen genommen. Jeder kaufte ihr ab, dass sie wusste, wie man an Drogen rankommt. Sie konnte sich darauf verlassen, dass niemand nachprüfen konnte, in welcher Bar und bei welchem Dealer sie irgendwelche Drogen gekauft hatte und was sie wann konsumiert (oder eben nicht) konsumiert hatte. (JS hätte keiner abgekauft, sich irgendwie in der Drogendealer-Szene auszukennen.)

Die Drogen erklären (fast) alles (alle Transkript-Quellen aus diesem PDF: https://0j.b5z.net/i/u/2108258/f/JENS_SOERING_PRESS_PACK.2017-09-27.pdf (Archiv-Version vom 24.12.2019))
Warum hat sie JS nicht gestoppt? --> weil sie Drogen nehmen wollte (PDF, S. 40)
Warum hat sie ihre Eltern nicht telefonisch gewarnt --> weil sie Drogen genommen hatte (PDF, S. 54)
Warum hat sich nach JSs Geständnis im Hotel nicht die Polizei angerufen? --> weil sie ihn liebte und beschützten wollte (PDF, S. 53)
Wann und wo war sie im Kino? --> weiß sie im Drogenrausch nicht mehr [PDF, S. 42)
Wie ist sie von Kino zu Kino gekommen? --> weiß sie nicht mehr, sie wollte ein Auto mieten, hat es dann aber gelassen (PDF, S. 42)
Was hat sie beim Zimmerservice bestellt? --> weiß sie nicht mehr, auf jeden Fall eine Flasche Johnnie Walker, von Essen hat sie evtl. nur geträumt (PDF, S. 43)
Wie wollte sie JS IM Kino bzw. nach der Rocky Horror Picture Show wiedertreffen? --> weiß sie nicht, sie ging einfach auf die Straße (PDF, S. 45), weil sie das vorher vereinbart hatten (PDF, S. 51)
Mit "Drogenrausch" konnte sie dann auch alles andere, was irgendwie wahnsinnig klingt ("he was covered in blood from head to toe" --> " "in my head things were going, this is a bad trip.", PDF, S. 45) wegerklären.

Dabei ist das Treffen auf der Straße auch gleichzeitig noch super, um zu erklären, wie beide
- in die Garage gekommen sind, da war nämlich eine Schranke bzw. man musste irgendeine Art Ticket ziehen (PDF, S. 54) und
- in den Fahrstuhl ohne Hose gekommen sind (PDF, S. 54)
Zitat von ligalaligala schrieb:Zu diesem Zeitpunkt müssten die Haysoms bereits relativ stark alkoholisiert gewesen sein ( denn innerhalb einer Stunde kann man beim besten Willen nicht auf so einen Pegel kommen!) und Frau Haysom in einer Art Bademantel gewesen sein. Das chon am hellen Nachmittag?
Mit dem Thema Alkoholismus kenne ich mich nicht aus, aber EH hat 1997 ausgesagt, ihre Mutter sei eine Lügnerin und eine Alkoholikerin.
[Aussage 1987]
Frage: "During previous testimony yesterday you called her a liar and an alcoholic."
Antwort EH: "I did not call her an alcoholic."
Frage: "Was she a sexual abuser, did she sexually abuse you? If she didn't for God's sake clear her name now."
Antwort EH: "She did not sexually abuse me.
(Aussage 1987, https://0j.b5z.net/i/u/2108258/f/JENS_SOERING_PRESS_PACK.2017-09-27.pdf (Archiv-Version vom 24.12.2019), PDF-Zählung S. 35, leider habe ich weiter hinten kein Transkript davon gefunden)

Auch an Weihnachten haben die Eltern offensichtlich bereits gut gebechert. Wäre das denn gar keine Möglichkeit, dass die Eltern einfach den ganzen Tag über schon so einen Pegel aufgebaut hatten?
Zitat von ligalaligala schrieb:Und in diesem Zusammenhang noch mal zu einem anderen Aspekt: Laut Aussage Howard Haysoms waren EH und JS(?) ja an diesem Tag bei Haysoms avisiert. Hätte man dann ausgerechnet diesen Tag ausgewählt, um die Tat zu begehen? Denn man musste ja damit rechnen, dass auch andere( also eben z.B. Howard) davon gewusst hätten und damit hätte man sich doch von Anfang an verdächtig gemacht.
Oder?
Ja, das ist wirklich vertrackt. Ich könnte mir vorstellen, dass sie entweder einfach ein gewisses Risiko einkalkuliert hatten oder aber, dass die Sache doch spontaner abgelaufen ist, als man denkt.
Eventuell (eventuell!) waren sie doch nur nach Washington gefahren, um da in einem Spezialgeschäft ein Messer zu kaufen und als sie das in den Händen hielten, hat ihnen das den allerletzten Anstoß gegeben, die Tat wirklich konkret ins Auge zu fassen. Eigentlich müssten sie ja auf der Fahrt nach Loose Chippings bzw. bis ganz zuletzt, als die Situation am Esszimmer-Tisch eskalierte, immer noch Hemmungen gehabt haben, die Tat wirklich durchziehen. (Es gibt einfach so wenig konkrete Anzeichen für langfristige Planung.)


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Der Mensch Jens Söring

16.02.2020 um 17:54
Zitat von monstramonstra schrieb:Söring dürfte jedenfalls 1985 felsenfest der Auffassung gewesen sein, Elizabeth zu lieben. Wie viel davon Projektion, Manipulation, Begehren, Besitzen wollen, Selbstlosigkeit oder Überhöhung war, das mögen die Psychologen bewerten.
Oder man schaut sich an, wie oft die angeblich geliebte Person in einem vierzigseitigen angeblichen Liebesbrief vorkommt. Wenn da einer ausser der ständig wiederholten Beteuerung "i love you" ausschliesslich von sich redet, dann ist das doch ein recht starkes Indiz dafür, dass da eine erhebliche Diskrepanz zur Beteuerung besteht.

Man kann sich aber natürlich auch dumm stellen.


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Der Mensch Jens Söring

16.02.2020 um 18:18
Zitat von TrimalchioTrimalchio schrieb:Oder man schaut sich an, wie oft die angeblich geliebte Person in einem vierzigseitigen angeblichen Liebesbrief vorkommt.
Ich glaube, man muss Dezember 1984 und Juni 1986 auseinanderhalten.

Im Dezember 1984 waren die beiden gerade mal 2 bis 3 Wochen wirklich offiziell zusammen. Sie hatte ihm zwar plötzlich gestanden, sie sei schon seit 2 Monaten heimlich in ihn verliebt, aber daran musste er stark zweifeln. Es hätte auch sein können, dass ihn da mal wieder ein Mädchen verarscht. Er hat sogar sein (für mich durchaus leserliches Geschreibsel) für sie nächtelang abgetippt. Zu dem Zeitpunkt sah er sie beide noch als eigenständige Personen mit unterschiedlichen Interessen (wie man zum Beispiel beim Thema "Summer School" sieht) an.

Im Juni 1986 muss sich die Situation für ihn komplett anders dargestellt haben. Elizabeth war mit ihm durch die ganze Welt gereist, die beiden hatten seit 1 Jahr jeden Tag zusammen verbracht, sie waren durch ihre Tat förmlich aneinander "gekettet", keiner von beiden konnte aussteigen. Auch ihre Betrugsmasche in London funktionierte nur gemeinsam. Elizabeth hätte ihn im April '85 und in allen folgenden Monaten durchaus "verraten" können, aber dafür hätte sie die Briefe vernichten müssen und außerdem war das Washington-Alibi noch nicht durch Zeitablauf kaputtgegangen. Hätte man in Washington ermittelt, wäre vielleicht noch etwas Belastendes gefunden worden (z.B. Videobänder oder menschliche Zeugen).


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Der Mensch Jens Söring

16.02.2020 um 19:19
Zitat von MelusineMelusine schrieb:ch glaube, man muss Dezember 1984 und Juni 1986 auseinanderhalten.
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Im Juni 1986 muss sich die Situation für ihn komplett anders dargestellt haben. Elizabeth war mit ihm durch die ganze Welt gereist, die beiden hatten seit 1 Jahr jeden Tag zusammen verbracht, sie waren durch ihre Tat förmlich aneinander "gekettet", keiner von beiden konnte aussteigen.
um so erstaunlicher ist es, dass Söring schon in seinen Geständnissen vom ersten Tag an Haysom als Anstifterin den Ermittlern preisgab. Nach Terry Whrite erkundete er sich in den Verhören häufiger was mit ihm passieren würde, aber nie was mit ihr passieren könnte. Das schien ihn nicht zu interessieren, er beschuldigte sie ohne vorher anwaltlichen Rat eingeholt zu haben.

Daher ist es völlig widersinnig anzunehmen, Söring hätte sein Geständnis abgelegt, um Elizabeth zu schützen.
Da er sie nicht als Mittäterin, sondern als Anstifterin beschuldigt hat, vermute ich, dass sie in Loose Chipping nicht dabei war und Söring tatsächlich Einzeltäter war.


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Der Mensch Jens Söring

16.02.2020 um 19:47
Zitat von ligalaligala schrieb:Das finde ich auch.Du hast ja schon überzeugend belegt, dass der anonyme Blog das Ziel hat, Söring , na sagen wir mal neutral , zu "entlarven" und damit umgekehrt Frau Haysom zu entlasten und ihr durch die Veröffentlichungsmöglichkeit eine Bühne zu bieten.
wovon denn EH zu entlasten? Ich verstehe das nicht? Oder meinst du, das was einige glauben was sie getan hat, was man aber nicht in der Lage war seit über 33 Jahren zu beweisen?
Das muss der Blog doch gar nicht machen, denn trotz größter Anstrengungen ist es seinen Unterstützern nie gelungen jemanden anderen die Tat unterjubeln zu können.

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum man unbedingt versucht einen Lügner zu schützen? Denn das tut man, indem man seine Lügen immer wieder herunter spielt. Das verstehe ich z. B. nicht. Sich dann aber noch über die Personen echauffiert, weil sie seine Lügen nicht so einfach stehen lassen wollen? Merkt man denn selber nicht, dass daran etwas verkehrt ist und man hier die falschen Personen angreift?


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Der Mensch Jens Söring

16.02.2020 um 22:16
Wahre Worte!

Lügen gehen gar nicht u. im Grunde gibt es keine Legitimation oder Freibriefe.
Schon gar nicht in einem Mordfall.
Natürlich kann das jeder so sehen, wie er will.

Aber verstehen tu ich es auch nicht, das ihm die Sympathien nur so zufliegen und noch Verständnis aufgebracht wird.

Seine Täuschungen funktionieren halt nicht bei jedem ;)


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Der Mensch Jens Söring

16.02.2020 um 22:43
Zitat von RosenmontagRosenmontag schrieb:um so erstaunlicher ist es, dass Söring schon in seinen Geständnissen vom ersten Tag an Haysom als Anstifterin den Ermittlern preisgab.
Okay, Gegenfrage. Was hätte er deiner Meinung nach am klügsten machen sollen? (Ich meine die Frage ehrlich.)
Denkst du, er hätte sie komplett raushalten können? Wie hätte er das machen sollen? Die Ermittler kannten jetzt die Briefe.
(Wenn das nicht passiert wäre, hätte die Lage evtl. anders ausgesehen.)
Sie hatte das Auto und das Hotelzimmer gemietet. Sie hatte sich merkwürdig verhalten. Sie war mit JS auf die Flucht gegangen.

Wie hätte sie das erklären wollen? Sie wusste von gar nichts und ist einfach nur aus Liebe mit ihm um die Welt gereist?


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Der Mensch Jens Söring

16.02.2020 um 23:47
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Okay, Gegenfrage. Was hätte er deiner Meinung nach am klügsten machen sollen? (Ich meine die Frage ehrlich.)
Er hätte anwaltlichen Rat einholen sollen, bevor er gesteht und auch bevor er EH beschuldigt. Das wäre das Beste gewesen.
Außerdem hätte er eigentlich überhaupt nichts aussagen müssen. Dann wäre er nach Deutschland und sie nach Kanada abgeschoben worden.

In den Briefen waren keine konkreten Mordpläne formuliert. Hätte er EH schützen wollen, hätte er z.B. ausssagen können, dass EH erst nach der Tat von den Morden erfahren hatte, "accessory after the fact," also Beihilfe nach der Tat.


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Der Mensch Jens Söring

17.02.2020 um 00:00
Zitat von ligalaligala schrieb:Mehr zu denken gibt mir aber folgendes: Man konnte also im günstigen Fall um ca. 16.30 Uhr in Loose Chippings sein und um 17.30 Uhr wieder losfahren müssen.
Zu diesem Zeitpunkt müssten die Haysoms bereits relativ stark alkoholisiert gewesen sein ( denn innerhalb einer Stunde kann man beim besten Willen nicht auf so einen Pegel kommen!) und Frau Haysom in einer Art Bademantel gewesen sein. Das schon am hellen Nachmittag?
Mannomann, diese Alkohol-Geschichte erinnert mich an den Chemie-Unterricht in der 11. Klasse ;-)

Ich habe mal etwas recherchiert, aber ich bin keine Naturwissenschaftlerin, daher freue ich mich über jeden/jede, der/die hier etwas beitragen kann.

Zuerst einmal habe ich leider keine Quelle gefunden, wie der Blutalkoholwert bei Leichen genau bestimmt wird.
Bei Leichen ist das nämlich etwas anderes als bei lebenden Menschen, wie ich dieser Dissertation entnommen habe:
"Ethanol und Fäulnisalkohole in Blut, Urin und Muskel in verschiedenen Stadien der Leichenfäulnis" (https://d-nb.info/1028493886/34)

Laut Dissertation bzw. Wikipedia ist es wohl üblich, Blut aus der "magenfernen Oberschenkelvene" (Dissertation, S. 8) bzw. "Leistenvene" zu entnehmen (Wikipedia: Blutalkoholkonzentration)

Es ist schwierig, "exogen zugeführtes Ethanol durch Konsum alkoholischer Getränke und endogen, durch postmortale
Fäulnisprozesse entstandenes Ethanol" (https://d-nb.info/1028493886/34, S. 12) und "Fäulnisalkohole von den Begleitalkoholen alkoholischer Getränke" (https://d-nb.info/1028493886/34, S. 15) zu unterscheiden.

Außerdem kommt es auch darauf an, ob die Leichen schon anfangen zu verwesen, allerdings wird das "in der rechtsmedizinischen Praxis berücksichtigt, wenn Aussagen über eine Alkoholisierung fäulnisveränderter Leichen zum Todeszeitpunkt getroffen werden sollen." (https://d-nb.info/1028493886/34, S. 13)

Ich gehe jetzt einfach mal von lebenden Menschen aus, auch wenn man im Hinterkopf behalten muss, dass der Blutalkoholwert von Leichen nicht unbedingt denen von lebenden Menschen entsprechen muss.

Beide Leichen hatten "0.22 percent blood-alcohol levels".
Das ist eine amerikanische Ausdrucksweise, die bedeutet, dass man mit 0,22 g Gramm Alkohol pro 100 ml Blut rechnet: siehe Wikipedia: Blood alcohol content

In Deutschland rechnet man dagegen mit g/Alkohol pro kg Blut, wobei folgender Umrechnungsfaktor zwischen Liter und Kg gilt: 1l Blut = 1,057 kg (Vollblut) bzw. 1,2312 kg (Plasma)
Wikipedia: Blutalkoholkonzentration, 2. Absatz

Ein Wert von "0.22 percent blood-alcohol level" entspricht demzufolge dem deutschen Wert von (0,22/1,057) * 100 = 2,08 Promille (Vollblut) bzw. 1,78 Promille (Serum).

Laut Terry-Wright-Report hatte Derek Haysom ein Gewicht von ca. 165 lbs = 75 kg:
"The 1985 autopsy report notes that Derek Haysom was 70 years old, 5’ 8” tall, weighing 165 lbs."
(Quelle: https://dynamic.faz.net/download/2020/the-detectives-report-by-terry-wright.pdf, S. 303 Seitenzählung)

Bei Wikipedia findet man die Widmark-Formel, um die Blutalkoholkonzentration zu berechnen:
Wikipedia: Blutalkoholkonzentration#Widmark-Formel

Da der Promillewert, die Masse der Person in Kilogramm und der Reduktionsfaktor für Männer bekannt sind, kann A = Menge an Alkohol in Gramm für Derek Haysom berechnet werden:
A = 2,08 ‰ * 75 kg * 0,7 = 109 g Alkohol

Bei Wikipedia steht: "Von der errechneten Blutkonzentration müssen zwischen 10 % und 30 % für den Abbau abgezogen werden." Da die Formel umgestellt wurde, müssen diese also noch draufgerechnet werden. Ich nehme mal 20%:
A = (2,08 ‰ * 1,20) * 75 kg * 0,7 = 131 g Alkohol

Um den Alkoholgehalt in Gramm zu berechnen, braucht man die Menge in ml sowie den Alkoholgehalt in Volumenprozent:
Menge in ml x (Vol.-% / 100) x 0,8 = Gramm reiner Alkohol
https://www.praxis-mellinghoff.de/tipps-und-links/thema-alkohol/alkoholgehalt-in-gramm/
https://www.blitzrechner.de/promillerechner/

Laut Geständnis Dr. Frieser wurden JS drei Drinks ("Gin" und "Tonic") serviert.
"I assume about 3 of these drinks, hard drinks, gin and tonic I believe it was."
(Geständnis Dr. Frieser, Seite 40)

Es bleibt natürlich fraglich, was und wieviel die Haysoms selber tranken.

Wenn ich nun aber mal puren Gin mit einem Alkoholgehalt von 47% Volumenprozent hernehme und die ermittelte Gramm-Menge in die Formel einsetze, ergibt sich: Menge M in ml = 131 g Alkohol / (0,47 * 0,8) = 348 ml Gin.

Ich weiß nicht, wie schwer Nancy Haysom war. Wenn ich von 55 kg ausgehe und einen Reduktionsfaktor von 0,55 annehme, ergibt sich für sie eine Menge von 75 g Alkohol bzw. 200 ml Gin.

Da ich keinen Alkohol trinke, weiß ich nun nicht, ob das nicht innerhalb von 1 Stunde machbar ist? Rein von den Mengen her klingt es nicht utopisch.

(PS: Mein Mann hat alle Werte sicherheitshalber einmal nachgerechnet, so dass ich mich jetzt nach mehrfachem eigenem Nachrechnen traue, das Posting abzuschicken.)


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Der Mensch Jens Söring

17.02.2020 um 00:10
Die Werte, welche Du @Melusine hier nennst, weisen auf eines hin: Die Haysoms waren Gewohnheitstrinker. Das muss man mal so hart sagen. Und diese, das kann Dir jeder Polizeibeamte oder Rettungssanitäter bestätigen, erreichen solche Werte zu jeder beliebigen Tageszeit, je nach dem wann sie aufgestanden sind und mit dem Trinken begonnen haben. Ich habe durchaus Fälle erlebt, wo Personen mit solchen Werten bereits mittags von der Polizei aus dem Verkehr gezogen wurden. Entscheidend ist, wann man beginnt, und wenn bei Leuten bereits der Frühstückskaffee von einem Whiskey begleitet wird...

Und auch zur Kleidung. Wenn ich mich richtig erinnere, war der Tattag ein Samstag. Im Zeitalter der Jogginghosen sollte eigentlich niemand verwundert sein, wenn es Menschen gibt, die am WE den ganzen Tag in extrem legerer Kleidung herumlaufen, um es mal so auszudrücken. Auch das habe ich oft bei Alkoholikern erlebt.

Letztens noch das Abendessen. Jeder hat da ja individuelle Angewohnheiten, aber früher wurde in den USA relativ früh zu Abend gegessen, es war ja die Hauptmahlzeit des Tages. Gerade Frühaufsteher wurden auch früh hungrig. Es war einmal eine Regelzeit, dass gegen 5 Uhr Nachmittags zu Abend gegessen wurde. Das ist heute zwar alles individualisiert, aber da die Haysoms ältere Leute waren und wir von den 80ern Reden, kann es durchaus sein, dass sie sehr früh dinner hatten.

An diesen Indizien jedenfalls kann man m.E. keine Zeitgrenze festmachen, "vor" der der Mord nicht hätte stattfinden können.


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Der Mensch Jens Söring

17.02.2020 um 08:14
Zitat von RosenmontagRosenmontag schrieb:Außerdem hätte er eigentlich überhaupt nichts aussagen müssen. Dann wäre er nach Deutschland und sie nach Kanada abgeschoben worden.
Ricky Gardner und Jim Updike waren schon vor Ort in London.
Auf gar keinen Fall wären sie im Fall eines Nicht-Geständnisses nach Dtld. bzw. Kanada abgeschoben worden.

Und das war übrigens auch JSs Schuld (ein weiterer seiner "mistakes") , da er in seiner Hybris bei seinen Briefen die Kopie seines "Abschiedsbriefes" an Gardner aufgehoben hatte.

Ich glaube übrigens nicht einmal, dass sie aus dem Scheck-Betrug rausgekommen wären, auch wenn JS das immer behauptet. Selbst wenn beide das gesamte Geld zurückgezahlt hätten (denn Geld hatten sie ja nun auf dem Konto), wäre doch die Polizei den offensichtlich gefälschten Ausweisen nachgegangen?

Auch bei einem Scheckbetrug werden doch die Personalien überprüft?

Sie hätten in London in der U-Bahn-Station flüchten müssen, um ihr Auffliegen zu verhindern.


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Der Mensch Jens Söring

17.02.2020 um 08:26
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:An diesen Indizien jedenfalls kann man m.E. keine Zeitgrenze festmachen, "vor" der der Mord nicht hätte stattfinden können.
Da wir das genaue Trinkverhalten der Haysoms nicht kennen, hast Du recht. Ich gebe jedoch zu bedenken, dass Söring in seinen Briefen genau dieses geplante Abendessen erwähnt.
Manchmal ist die Wahrheit gar nicht so kompliziert wie man denkt.


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Der Mensch Jens Söring

17.02.2020 um 08:51
Zitat von Judith123Judith123 schrieb:Manchmal ist die Wahrheit gar nicht so kompliziert wie man denkt.
Sehe ich genauso.

Ich habe den Eindruck, dass man mit allen Mitteln EH an den Tatort bekommen möchte. Es ist also nicht so, dass man sich die Gegebenheiten anschaut die bekannt sind z. B. das brennende Außenlicht, der hohe Alkokohlpegel der Haysoms, der gedeckte Tisch zum Dinner, JS Äußerung bezüglich des Dinners in einem Brief. sondern man möchte dieses so drehen, dass es dazu passt, dass auch EH mit am Tatort gewesen ist. Ob das die richtige Herangehensweise ist? Wenn Ermittlungen so ablaufen würden, oh je. Üblicherweise ist es so, dass die Indizien/Beweise zum Täter führen sollten und nicht dass zuerst der Täter feststeht und man dann die Indizien so interpretiert, dass es zum Täter passt.


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Der Mensch Jens Söring

17.02.2020 um 09:17
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Ich glaube, man muss Dezember 1984 und Juni 1986 auseinanderhalten.
Sehr wichtig! Meine Kurzanalyse bezog sich ja auf 84/85, also auf Sörings "Liebe" zur Zeit der Tat. Da gab es keine. Dass EH das als vielfach missbrauchte Person nicht klar sehen konnte, verwundert wohl nicht.

Ich sehe auch nicht, dass sich an dieser Konstellation bis 1986 etwas grundlegend geändert haben sollte. Ich kann ehrlich gesagt bis 2020 immer noch keine wirkliche Reifung der Persönlichkeit feststellen... Alles dreht sich für JS immer nur um JS.

Wenn er 1985 in seiner eigenen Phantasie irgendetwas als Liebe oder Heldentum missdeutet haben mag, dann doch wohl seine EH aufgeschwatzte tödliche "Problemlösestrategie."

Ich erkenne in dem ganzen Literarischen Flicken-Bombast auch kein Szenario, das zwingend auf eine Gemeinschaftstat hinausliefe. Bei aller Rebellion ist doch der JS von 1984/85 konservativ bis in die Knochen, was er mit seinem Schwanenwappen am Ende des Weihnachtsbriefes geradezu förmlich besiegelt. So ein Schwanenritter geht nicht auf den Drachen los, während er mit seiner Thusnelda Händchen hält. Solche heroischen Taten muss ein echter Mann von edeler Abkunft allein vollbringen. (So wie er die Preise beim Florettfechten in Bonn ja auch nicht gemeinsam mit einer Freundin errang). Es mag allerhöchstens sein, dass EH draussen im Auto auf ihren Möchtegernretter wartete, aber nicht einmal daran glaube ich.

Es ist aber stets einfacher, eine Wahrheit ("ich hab es für sie getan, um sie zu retten") zu VERSCHIEBEN, als sie durch eine völlig neue Wahrheit zu ersetzen. So wurde dann aus der "Rettung aus den Fängen der bösen Eltern durch Mord" eine "Rettung aus den Fängen der bösen Justiz durch ein den Mord auf sich nehmen".

Ich wiederhole mich: Nicht die Aussage war seine "Heldentat", sondern der Mord selbst.

Keine dieser beiden Taten, weder der Mord, noch die angebl. Falschaussage, erfolgte selbstlos oder aus ehrenhaften Motiven.

Es mag aber sein, dass er selbst sich in der Rolle des Retters gefiel. Wie wenig das mit Liebe zu tun hatte, zeigen seine Briefe und die Tat und ihre Folgen bestätigen diesen Negativbefund.


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