@Truenes So ein paar "Wendemarken" meines Lebens habe ich mal aus dem Jahre 2006 exhumiert und fortgeschrieben, damit ich Dir vermittle, was ich mit Veränderungen meine:
Nachdem ich mit 16 die Schule geschmissen hatte, habe ich im Hamburger Hafen gearbeitet. Das brachte gutes Geld, vor allem bei Doppelschichten, andererseits war es echte Knochenarbeit mit erheblichen Risiken. Damals habe ich ja auch noch geglaubt ,ich müsse mich als Revolutionär im Volk bewegen wie der Fisch im Wasser. Ach ja, die Zeit des Prolet-Kultes um 1970!
Dann habe ich im Rahmen meines Zivildienstes und noch einige Zeit danach in einer Fachklinik für Suchtkranke gearbeitet. Sicher eine wichtige Aufgabe, die mich vieles über Menschen, Schicksale und Tragödien gelehrt hat. Aber auf die Dauer gehen solche Jobs an die psychische Substanz.
Danach habe ich dieses oderjenes gemacht, um damit Geld zu verdienen und meine eigentliche Berufung zu finanzieren, als freier Journalist in der Welt herum zu reisen und über Krieg, Hunger, Elend und Tod zu berichten, in der Hoffnung, mit derart praktizierter Solidarität dort zu helfen und hier etwas in den Köpfen zu bewegen. Diese Jahre von 1975 bis 1984 haben mich sehr stark geprägt, was ich da erlebt habe, reicht eigentlich für mehrere Leben. Der Job wa runbezahlt, es ging ja um die Solidarität und vom damaligen TAZ-Honorar konnte auch kein Flug bezahlt werden. Im Rahmen dieser Tätigkeit habe ich mir dann wohl so ziemlich alles an psychischer und physischer Gesundheit ruiniert, was geht, ohne gleich tot umzufallen.
Nach dem Ermordung meiner ersten Ehefrau 1982 im Libanon habe ich dann versucht, Job und Familie als alleinerziehender Vater unter einen Hut zu bringen, was ausgesprochen stressig war. Das waren die Paper-Moon-Years, als meine Tochter und ich durch die Republik tingelten, um von Gelegenheitsjobs zu leben. Rein in die Kita, raus aus der Kita, rein in die Schule, raus aus der Schule. Rein in die Wohnung oder ins WG-Zimmer - und wieder raus.
Nach einer schweren persönlichen Krise 1984 fand ich dann einen Job im Management eines Medienunternehmens, den ich seit dieser Zeit ununterbrochen ausübe. Nach Wechsel der Besitzverhältnisse meines Arbeitsgebers konnte ich für mich sehr gute Bedingungen aushandeln und bin jetzt in der Lage, den grössten Teil meiner Tätigkeit von zu Hause aus auszuüben und nur noch ca. alle 2 Wochen in meinem Büro antanzen zu müssen. Segensreiche Kommunikationstechnik! (Ergänzung 2015: Seit 2011 bin ich da raus.)
Danach wieder freier Journalist, Betreuer in einer psychiatrischen Einrichtung - und jede Menge Politik und bürgerschaftliches Engagement, hauptsächlich in Kommunalpolitik, Schulpolitik und Flüchtlingshilfe.