Mindestens 10.000 Flüchtlingskinder in Europa verschwunden

Wie können 10 000 Kinder einfach verschwinden ohne das es Informationen darüber gibt was mit diesen Kindern geschehen ist?
Manchmal kann ich es einfach nicht mehr nachvollziehen, was da zur Zeit abläuft. Ich meine, die Kinder müssen doch irgendwo registriert sein und bei einer Weiterreise zu Verwandten muss doch ermittelbar sein, ob sie dort auch angekommen sind. Wenn es sich um Minderjährige handelt, stehen sie unter besonderem Schutz. Dachte ich zumindest.

Gut, ich weiß das es in Deutschland nach dem Krieg auch sehr, sehr viele Kinder gab die in den Wirren der Kriegszeit verloren gingen und von ihren Eltern/ Verwandten getrennt wurden. Können wir uns nur schwer vorstellen, was da für ein Chaos geherrscht haben muss. Ich kenne das auch nur aus Erzählungen und war für mich teilweise nur schwer fassbar. Selber, kenne ich zum Glück nur Zeiten ohne Krieg.

Nun scheinen diese Kinder ja nicht in den Ursprungsländern zu verschwinden, sondern dort, wo sie zunächst mal in Sicherheit sein sollten.
Wie muss ich mir das jetzt vorstellen? Kommen da ganze Gruppen von Kindern an ohne Begleitung
und werden dann einfach auf gut Glück weiter geschickt? Absolut inakzeptabel, wenn es so sein sollte.



http://www.t-online.de/nachrichten/ausland/id_76832908/migration-europol-sorgt-sich-um-10-000-verschwundene-fluechtlingskinder.html

Den Haag (dpa) - Mindestens 10 000 alleinreisende Flüchtlingskinder sind in den vergangenen 18 bis 24 Monaten nach ihrer Ankunft in Europa spurlos verschwunden. Dies sagte ein Sprecher der europäischen Polizeibehörde Europol der Deutschen Presse-Agentur in Den Haag.

http://www.handelsblatt.com/politik/international/polizeibehoerde-europol-meldet-10-000-verschwundene-fluechtlingskinder/12902554.html (Archiv-Version vom 01.02.2016)

Die Zahl von 10.000 Kindern sei „eine zurückhaltende Schätzung“. Alleine in Italien seien nach Angaben der dortigen Behörden 5000 Flüchtlingskinder verschwunden, in Schweden seien es 1000. Zahlen aus anderen Ländern könne er nicht nennen, sagte der Europol-Sprecher. „Diese Kinder können Opfer von Missbrauch werden. Und wir bitten unsere Kollegen (in Europa), sich darüber im Klaren zu sein, dass dies passieren könnte.“

http://www.n-tv.de/politik/Tausende-Fluechtlingskinder-verschwunden-article16897106.html

Sie ziehen mit ihren Eltern los, oder werden vorausgeschickt in ein besseres Leben in Europa: unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Laut Europol sind nach ihrer Ankunft etwa 10.000 von ihnen nicht mehr auffindbar. Es gebe Beweise für sexuellen Missbrauch.

@nodoc

Es wird eine Menge Gründe dafür geben.

Sie kommen vom Weg ab (also buchstäblich, sie verirren sich auf dem Weg nach Europa).
Sie sterben durch die Elemente der Natur irgendwo, ertrinken, erfrieren, stürzen irgendwo und niemand findet sie...

Manche werden sicherlich auch angegriffen und/oder ermordet.

Wieder andere landen in kriminellen Verhältnissen, freiwillig oder gezwungenermaßen.

Registration ist so eine Sache, was, wenn die ganz einfach nicht zur Registration gehen? In einer Seitenstraße irgendwo in Italien verschwinden in der Hoffnung, weiter nach Deutschland zu kommen?

Je größer die Menschenzahlen, desto leichter können einzelne verschwinden.

nodoc schrieb:Wie können 10 000 Kinder einfach verschwinden ohne das es Informationen darüber gibt was mit diesen Kindern geschehen ist?

Wenn 10 000 Kinder ohne erfasst zu werden nach Europa kommen, ist es ganz natürlich, dass es auch kaum Informationen gibt, wenn sie verschwinden.

Wie soll das denn auch gehen?

@Kc
@insideman

Ich bin einfach immer noch sprachlos, über diese Zustände.
Irgendwie bekomme ich es nicht in den Kopf, das scheinbar keine Registrierung statt findet. Nur so, könnte überhaupt....sorry, mich macht das einfach nur noch wütend. Werde jetzt erst mal nichts mehr schreiben, um den Kopf klar zu bekommen, sonst bringt das nichts.

@insideman
Korrekt. Es gibt anteilig wohl genauso viele Erwachsene Flüchtlinge die nur aufgrund der nicht stattfindenen Erfassung als verschwunden gelten müssen.
Das ist reine Bürokratie.

Gruss

Es gibt immer Menschen, die solche Zustände bewusst ausnutzen, um Kinder zu kidnappen.
Ich erinnere an das Erdbeben 2010 in Haiti, da war es ähnlich, nur eben nicht in diesen Größenordnungen.

behind_eyes schrieb:Es gibt anteilig wohl genauso viele Erwachsene Flüchtlinge die nur aufgrund der nicht stattfindenen Erfassung als verschwunden gelten müssen.

Das stimmt natürlich und dazu kommt eine (wahrscheinlich) hohe Dunkelziffer an Menschen, die sich gar nicht registrieren lassen.

nach dem zweiten weltkrieg, als die deutschen aus den ostländern in österreich in flüchtlingslagern nur ein notdürftiges leben fanden, gaben viele eltern ihre kinder schweren herzens mit:
nach skandinanvien oder england für ein paar monate zum aufpäppeln; in von der kirche geführte internate, wo es ihnen angeblich sehr gut gehen sollte; den verwandten, die eine aussicht auf sofortigen einlass nach kanada oder amerika hatten; den bäuerlichen onkeln oder tanten aus der deutschen urheimat, aus der man 150 jahre vorher richtung osten losgezogen war.

es verwaschwanden auch klinder unfreiwillig von ihren eltern und wurden in heime gesteckt, weil es irgendein regime so befahl. so wie das tragische schicksal des herrn jenö molnar zeigt.



was wir europäer können, können die fremden wahrscheinlich auch.
medienvertreter aus den östlichen ländern berichteten, man habe an den grenzen flüchtlingsmänner gesehen, die irgendeiner mutter ein kind entrissen, wahrscheinlich um als vater zu gelten, und so in der menge vorgelessen zu werden.

es wäre weiters möglich, dass ein kind zwecks ausfassung von mehr essen, bei mehreren familienmitgliedern als nachwuchs registriert wurde. in traiskirchen in österreich berichteten asylerber immerhin, ihnen sei die essensmenge viel zu wenig. das wurde von freiwilligen helfern bestätigt.

es ist denkbar, dass flüchtlingsfamilien, zermürbt von den zuständen in den lagern, ihe kinder noch einmal wie elternlos abstellen, um ihnen ein würdigeres leben in einer einrichtung für unbegleitete flüchtlingskinder zu ermöglichen, wo sie komfortabel wohnend und betreut, und vor allem vor sexuellen übergriffen geschützter, sofort eine schule besuchen klönnen.

ein teil der flüchtlingsjugendlichen, so erzählten mir helfer, machten sich von selbst unbegleitet von der familie los, weil sie unbedingt ihr abitur machen wollen. wieder ist hier die chance für unbegleitete flüchtlinge schneller gegeben.

dann bleibt noch ein wahrscheinlich immer noch größerer rest.
voraussehbar ist, dass wie bei allen flüchtlingsbewgungen vorher, ein teil der jugendlichen zur abzahlung der schlepperkosten im westen in die prostitution gezwungen wird

Oh Gott, jetzt hats die Bild auf Seite1, tolle Propaganda.

@nodoc

Naja es ist praktisch unvermeidbar.

Nehmen wir mal an, jemand bricht von Mossul im Irak auf (von IS kontrolliert), dann ist schon die kürzeste Strecke Luftlinie fast 3000km bis zur deutschen Grenze. Natürlich können die Leute aber nicht einfach rüberfliegen, sondern müssen lange, andere Wege nehmen, es liegen unter Umständen tausende Kilometer und mehrere Länder zwischen dem Aufbruchsort und Westeuropa.
Die meisten Länder haben nicht unsere Standards, was die Datenerfassung angeht. Guck dir nur mal Griechenland an, da konnten viele Menschen über Jahrzehnte Renten für lange verstorbene Familienmitglieder vom Staat abzocken und niemand konnte oder wollte es kontrollieren und registrieren.

In anderen Ländern Süd- und Osteuropas ist es ähnlich, in der Türkei sowieso es gibt viele Schlupflöcher.
Und das war VOR der Flüchtlingskrise! Jetzt kommen täglich haufenweise Menschen nach Europa, die Registrierungseinrichtungen sind überarbeitet...

Es ist leicht, da verloren zu gehen.

Man geht einfach nicht zur Erstaufnahmestelle in einem Land, weil man ja nach Deutschland oder Schweden will.

Vielleicht schafft man es nicht mal aus Syrien raus und keiner weiß etwas. Oder man fällt in Rumänien einem Bären zum Opfer.

Noch ist die Welt alles andere, als lückenlos überwacht.

Und wenn man es richtig macht, kann man sogar aus Deutschland verschwinden und niemand kann einen am Ende noch finden.

@Kc
sicher wird es menschen geben, die sich als schlepper ausgeben, aber nur kassieren und die leute paar stunden weiter schon absetzen.

@vielefragen

Klar, viel Kriminalität.

Auch beschäftigt beispielsweise das organisierte Verbrechen ganz gerne illegale Einwanderer und Flüchtlinge.
Die haben wenig zu verlieren, sind unter Umständen zu vielem oder allem bereit, sie können nicht einfach zur Polizei gehen...

Wenn man sich mal in Rom beispielsweise umguckt, sieht man zahlreiche schwarze, fliegende Händler, die neben dem beeindruckenden Kunststück, bei ~30 Grad Celsius mit einer Wollmütze in der prallen Sonne rumzulaufen allen möglichen Krimskrams verkaufen. Nicht nur Drogen. Große Teile von denen sind Illegale, Flüchtlinge, die von Banden und Mafiaclans angestellt werden, um für die irgendwelchen Schrott zu verkaufen.

Oder irgendwo zu arbeiten. Auch auf Cannabisplantagen oder in Fabriken und in der Landwirtschaft lässt man die arbeiten.

Wahrscheinlich werden auch so einige Flüchtlinge in der (Zwangs)Prostitution landen.

@Kc
mir wird ganz übel bei deiner aufzählung. schrecklich, was den ärmsten passiert. wahrscheinlich werden die wollmützen eine art aufgezwungener zugehörigkeitszeichen sein.

ein österreichischer arzt besaß ein zinshaus in einem stadtzentrum. nach dem fall des eisernen vorhangs hatte er von opfern von schlepperbanden gehört, die sich in erdlöchern im freien notunterkuünfte angelegt hatten, um der sklaverei zu entfliehen. da hausten sie stets in angst, wieder eingefangen zu werden, mit kleinen kindern im bitterkalten winter.

der doktor ging die auen und wälder auf der suche nach ihnen durchstreifen, er bot den armen leuten zu äußerst fairem preis eine mietwohnung in seinem haus an.
er stellte mir einmal die einzelnen sippen vor, wie und wo er sie vorgefunden hatte.

@Kc

Schon klar das bei diesem Flüchtlingschaos Menschen auf dem Weg aus den Herkunftländern verschwinden können ohne das sie jemals wieder auftauchen. Nur verschwanden die geschätzten 10 000 Kinder erst nach ihrer Ankunft in den vermeintlich sicheren Ländern. Und das ist es, was es für mich so unbegreifbar macht..

Z.B. Schweden. Da kommen in Trelleborg 1000 unbegleitete Kinder an und werden nicht registriert? Verschwinden und keiner weiß wohin?
Dort sind Aufnahmestellen und von dort werden die Leute auf die Gemeinden verteilt, welche normalerweise Rückmeldung geben ob angekommen oder nicht. Es muss doch auffallen, wenn dort Kinder nicht einlaufen oder plötzlich nicht mehr da sind. Bei so vielen Kindern, erst recht. Auch wenn sie natürlich nicht alle sofort, sondern in einem Zeitraum von ca. 2 Jahren verschwinden. Kinder stehen unter Jugendschutz und dürfen nicht einfach sich selbst überlassen werden. Das gilt auch in Schweden.

Ich kapiers nicht.

Mein erster Gedanke ist, dass Menschenhändler dafür verantwortlich sind.
Wer weiß ob nicht auch einige Beamte dafür n bisschen was nebenherverdienen, aber das sind nur Spekulationen von jemandem der keine Ahnung von sowas hat...

Dennoch wären Kinder, die nirgendwo (oder mangelhaft) registriert wurden, leichte Beute für mich, wenn ich ein Menschenhändler wäre.

Ich will mir garnicht vorstellen wo einige dieser Kinder wohl landen.

behind_eyes schrieb:Oh Gott, jetzt hats die Bild auf Seite1, tolle Propaganda.

Nicht nur die. Fast alle Zeitungen berichten darüber. Scheint keine, nur reißerische Titelstory der Blöd zu sein.

http://www.taz.de/!5274517/

@nodoc
Ja, aber mal ehrlich: Wenn ich hunderttausende Menschen !unregistriert! nach Europa reinlasse und mich dann beklage das ich tausende davon nicht mehr "finde"....der Witz ist: selbst wenn sie da wären würde es niemand merken, weil NICHT REGISTRIERT !

Wenn ich ohne Pass oder sonstwas in ein anderes Land einreise und mich nirgends registrieren lassen muss: WER soll mich vermissen? vermissen=NAME;ALTER;HERKUNFT;WO ZULETZT GESEHEN/REGISTRIERT

Ich wette ein sehr sehr großer Anteil dieser "verschwundenen" Kinder sitzt einfach unregistriert in irgendwelchen Auffanglagern.

Ein Schelm wer hinter diesem Schachzug von Europol keine gezielte Ablenkung vom eigentlichen Geschehen wittert ;-)

nodoc schrieb:Z.B. Schweden. Da kommen in Trelleborg 1000 unbegleitete Kinder an und werden nicht registriert? Verschwinden und keiner weiß wohin?

Genau HIER ist der Denkfehler. Wer nicht registriert ist kann nicht identifiziert werden. EGAL wo er sich befindet, und wenn er vorm Kanzleramt sitzt und Fr. Merkel die Hand schüttelt, er bleibt für die Bürokratie "verschwunden".

nodoc schrieb:Nun scheinen diese Kinder ja nicht in den Ursprungsländern zu verschwinden, sondern dort, wo sie zunächst mal in Sicherheit sein sollten.

Als ich heute davon hörte, fielen mir spontan 2 schreckliche Dinge ein: Dutroux und die Organ-Mafia. Natürlich hoffe ich sehr, dass ich mich in beiden Fällen irre.

@behind_eyes

Nun, Schweden ist schon bemüht die Flüchtlinge zu registrieren und so schnell wie möglich in den Arbeitmarkt zu bekommen. Das geht wohl auch kaum ohne.

Ziel der schwedischen Regierung ist es, die Neuankömmlinge so schnell wie möglich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Deshalb werden sie während einer zweijährigen Einführungsphase nicht nur sprachlich, sondern auch beruflich geschult. Wie Arbeitnehmer haben sie eine 35- bis 40-Stunden Woche mit Schwedisch-Unterricht, Landeskunde, berufsvorbereitenden Kursen und Praktika.

http://www.handelsblatt.com/politik/international/fluechtlinge-in-europa-so-laeuft-es-in-schweden/12159548-7.html (Archiv-Version vom 06.03.2016)

Die reisen ja nicht alle dort ein, haben keine Papier und können einfach schwedische Staatsbürger werden. Klar gibt es einige die auch dort illegal leben. Hier auch. Aber sicher nicht 10 000 Kinder.

@niurick
Das hoffe ich auch sehr.