Heute habe ich meinen Plan bekommen und eine Therapie gehabt.
Diese Therapien sind nicht so der Hit für mich.
Denn sie unterscheiden sich nicht von meinen Beschäftigungen, die ich auch privat mache.
Irgendwas machen, Konzentration.
Aber der Kopf bleibt nicht aus.
Wenn einen wirklich was beschäftigt, kommen die Gedanken durch.
Reden finde ich besser, Knoten entwirren, direkte Hilfe und Anteilnahme. Danach sieht man die Welt rosig.
Bis wieder die Gedanken kommen.
Bis man wieder sieht, inwieweit das Leben einen einholt und wie grau es eigentlich ist.
Viele Fälle sind einzigartig.
Manche Borderliner haben ihre Eltern, manche davon entweder beidseitig scheiße, manche haben einen Elternteil, der für sie eine Stütze und ein geborgenes Nest ist.
Und es gibt welche wie mich.
Ich habe eine gebrochene Familie und viele Heimwechsel.
Ich bin allein auf dieser gottverdammten Welt.Keiner, der sich um mich sorgt.
Ich fühle mich mit niemandem verbunden.
Ich bin komplett allein.
Aber ich bin ein Mensch.
Ich brauche Nähe.
Kein Problem, mit Leuten in Kontakt zu treten, aber man merkt immer, wie anders man einfach ist.
Ich habe keinen festen Platz auf dieser Welt.
Leute, die man kennenlernt, sind fremd.
Man kennt sie einfach nicht.
Mir fehlt da das Normale...
Das normale Übersetzen von Situationen mit geeigneter und wohldosierter Emotion.
Ist einfach nicht vorhanden.Wenn man dann auf Menschen trifft, die eine Sympathie ausstrahlen, wirken sie wie Magneten auf mich.
Man tretet in Kontakt und dieser Mensch ist der tollste auf Erden.
Idealisieren.
Schwarz/weiß denken.
Diese Person ist gut.
Was passiert, wenn man Dinge an Menschen entdeckt, die mir nicht gefallen?
Die Person wird immer weniger toll und landet dann ganz im schwarzen Bereich.
Wir sehen Gefahren, die uns nicht gut tun würden.
So wie damals die Eltern.
Anfangs die tollsten Menschen der ganzen Galaxie, dann Monster.
So überträgt es sich auf alle anderen Menschen.
Es ist ja nicht so, als wären wir nicht traumatisiert.
Das sind wir.
Aber es ging ja noch weiter.
Denn man muss ja noch in den Heimen mit fremden Menschen leben.
Menschen, die man nicht kennt.
So wächst man auf.
Keine Liebe, keine Geborgenheit.
Einfach nur ein Dach über dem Kopf.
Man vermisst unendlich viel.
Man leidet an innerlichen Schmerzen und am Vergangenen.
Was macht die Psyche?
Es richtet sich einen Schutz ein.
Wie der Körper, so der Kopf.
Denn der Mensch hat einen Überlebenstrieb.
Zwischennotiz:
Wir haben bis jetzt
- Trauma
- fehlende Liebe/Geborgenheit
- eine nicht abgeschlossene Entwicklung
- aufbauender Schutz des Körpers/der Psyche
Man ist als kleiner Junge schon so vielen Punkten erlegen.
Als wär das nicht schon schlimm genug, läuft das Leben auch noch weiter.
Es kommen immer mehr Komplikationen hinzu.
So, jetzt bin ich 25.
Biologisch.
Aber nicht nur, dass ich nicht voll reifen konnte, nein, es gibt noch die Konsequenzen der Psyche durch das Erlebte.
Die kriegt man nicht weg.
Und alles andere dauert Jahre.
Therapien:
Therapien sind keine Wunder, sie sind ein Prozess.
Sie müssen gegen eine jahrelange Vollauslebung in der Wirklichkeit bestehen.
Man muss versuchen, neu zu “programmieren“.
Nur ist es nicht so einfach, denn der Mensch vergisst nicht.
Und lebt auch während der Therapie in der gleichen Welt weiter.
Und zusätzlich gibt es viele Menschen, die es einem nicht leichter machen, etwas besser über die Menschheit zu denken.
Ich bin jetzt wieder im Krankenhaus, das wieder mal voll ist.
Und jeder erzählt das Gleiche:
Wie sehr es schmerzt, diesen Weg gehen zu müssen und wie sehr sie sich alleine fühlen.
Weil sie so sind, wie sie sind.
Borderline gibt es nur, weil es andere schlechte Menschen gab.
Wir sind das Ergebnis davon.
Natürlich ist der Umgang mit uns schwierig, aber das ist auch unser Umgang mit anderen.