Darüber wird man doch wohl noch lachen dürfen, oder?

Hallo!

Mich beschäftigt seit einiger Zeit folgender Gedanke:
Darf man heute noch über Serien und Sitcoms wie "Eine schrecklich nette Familie", "King of Queens", "Der Prinz von Bel-Air" oder "Alle unter einem Dach" noch ehrlich lachen?

Zum Verständnis: Die meisten Sitcoms dieser und ähnlicher Art bedienen sich verschiedener Stereotypen wie typischer Männlichkeit/ Fraulichkeit, Geschlechter-Klischees, Sexualität, Body Typing, Hautfarbe oder Religionen.
Es ist kaum vorstellbar, dass zu heutiger Zeit noch Serien dieser Art lange bestand hätten, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen, oder sich Angriffe verschiedenster Bewegungen aussetzen zu müssen.

Eines vorweg, Humor ist ein rein subjektives Empfinden worüber sich nur schwer objektiv diskutieren lässt, daher, bleibt bitte respektvoll!

Mögt ihr Serien wie die oben genannten, oder empfindet ihr dabei Fremdscham? Wie weit darf Humor gehen und ab welchem Punkt ist für euch schluss mit lustig?

Habe King of Queens seit langem mal wieder geschaut . Einer meiner liebsten Serien . Man kann sich auch unnötige aufregen finde ich.

nain schrieb:Hallo!

Mich beschäftigt seit einiger Zeit folgender Gedanke:
Darf man heute noch über Serien und Sitcoms wie "Eine schrecklich nette Familie", "King of Queens", "Der Prinz von Bel-Air" oder "Alle unter einem Dach" noch ehrlich lachen?

Zum Verständnis: Die meisten Sitcoms dieser und ähnlicher Art bedienen sich verschiedener Stereotypen wie typischer Männlichkeit/ Fraulichkeit, Geschlechter-Klischees, Sexualität, Body Typing, Hautfarbe oder Religionen.
Es ist kaum vorstellbar, dass zu heutiger Zeit noch Serien dieser Art lange bestand hätten, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen, oder sich Angriffe verschiedenster Bewegungen aussetzen zu müssen.

Eines vorweg, Humor ist ein rein subjektives Empfinden worüber sich nur schwer objektiv diskutieren lässt, daher, bleibt bitte respektvoll!

Mögt ihr Serien wie die oben genannten, oder empfindet ihr dabei Fremdscham? Wie weit darf Humor gehen und ab welchem Punkt ist für euch schluss mit lustig?

Ich habe den Artikel von Moviepilot gelesen, welcher King of Queens sehr kritisch betrachtet hat. Und ich habe mir gedacht, haben die einen Nagel im Kopf?
Humor darf für mich wie Satire alles. Ich gehe dennoch davon aus, dass unter anderem die genannten Serien, in absehbarer Zeit in Deutschland nicht mehr ausgestrahlt werden. Aber DVD Box regelt.

nain schrieb:Darf man heute noch über Serien und Sitcoms wie "Eine schrecklich nette Familie", "King of Queens", "Der Prinz von Bel-Air" oder "Alle unter einem Dach" noch ehrlich lachen?

Mit dem Lachen ist es wie mit dem Ficken: wenn du anfängst das zu verkopfen und zu theoretisieren geht's mit ziemlicher Sicherheit daneben. Man kann sich natürlich jetzt auch im Humor eine Art Fetisch anschaffen, oder den Orgasmus vortäuschen...

Die genannten Serien habe ich nie gesehen, dafür aber "Die Nanny", die ja ebenfalls aus den 90er-Jahren stammt und zum damaligen Zeit ein Quotenrenner war. Als ich Teile dieser Serie zum ersten Mal Ende der 90er gesehen habe, war ich noch ein Kind und konnte mit einigen Gags nichts anfangen. Vor einigen Jahren bin ich durch Zufall bei Amazon noch einmal auf "Die Nanny" gestoßen und habe mir nach und nach fast alle Folgen angesehen.

Ich habe grundsätzlich kein Problem damit, über die dargestellten Klischees und Stereotypen zu lachen und insgesamt hat mich "Die Nanny" soweit ganz gut und ohne Fremdschämen unterhalten. Mein Problem ist eher, dass die Show mittlerweile völlig wie aus der Zeit gefallen und altbacken wirkt. Einerseits ist es natürlich wenig verwunderlich, denn seit dem Dreh sind über 20 Jahre vergangen, andererseits sind die 90er mitsamt ihrer teils schrägen Kultur eben in der Gegenwart nicht mehr präsent.

@V8Turbo

V8Turbo schrieb:Ich habe den Artikel von Moviepilot gelesen, welcher King of Queens sehr kritisch betrachtet hat

Tatsächlich hat der mich dazu bewegt einen Thread zu erstellen. Wenn man Sitcoms danach ausrichtet, was PC ist und was nicht, gibt es bald nicht mehr viel zu lachen.
Geschehnisse wie in "Maze Runner" wirken plötzlich sehr real.

nain schrieb:Wenn man Sitcoms danach ausrichtet, was PC ist und was nicht, gibt es bald nicht mehr viel zu lachen.

Nicht für uns. Für diejenigen welche solche Serien verbannt sehen wollen und gerne politisch korrekte Comedy haben wollen schon.

V8Turbo schrieb:Für diejenigen welche solche Serien verbannt sehen wollen und gerne politisch korrekte Comedy haben wollen schon.

Da muss ich fragen, gibt es politisch korrekte Comedy?

Beispiel:
Treffer sich zwei Skelette am Strand.
Sagt das erste zum zweiten:" Komm lass uns in die Stadt gehen."
Sagt das zweite:"Spinnst du dort blamieren wir uns bis auf die Knochen."

Bei diesen kleinen harmlose Witz wurde mir von nen Katholiken vorgeworfen, der Witz würde die Toten beleidigen.

Da man es nie allen recht machen kann wird es auch nie politisch korrekte Comedy geben.
Daher sage ich witzig ist vorüber gelacht wird.

Das Problem sind wieder die Extremisten die sowas nicht dulden, wenn sie regieren würden, wäre alles reglementiert und durchgesetzt wie im Mittelalter, brutal und sinnlos nur damit sie ihren Willen haben.

BerlinerLuft schrieb:Bei diesen kleinen harmlose Witz wurde mir von nen Katholiken vorgeworfen, der Witz würde die Toten beleidigen.

Da man es nie allen recht machen kann wird es auch nie politisch korrekte Comedy geben.
Daher sage ich witzig ist vorüber gelacht wird.

Comedy ist immer ein Spiel mit den sozialen Konventionen - diese werden kurzfristig übertreten, gebrochen, parodiert, persifliert usw.

Damit das für ein großes Publikum funktioniert, muss aber erstmal ansatzweise Einigkeit bestehen, was überhaupt diese Konventionen ausmacht. Das kann entweder über die Gesamtgesellschaft funktionieren, oder aber durch "Nischencomedy" die speziell innerhalb einer sozialen Schicht, Szene oder anderen definierten Gruppe funktioniert.

Was halt garnicht läuft ist ein Szene-Programm, dass sich an die Allgemeinheit richtet - aus Unkenntnis der Konventionen resultiert direkt, dass man den Witz nicht versteht, Parodie nicht als solche erkennt usw.

Ist in Deutschland z.B. daran zu erkennen, dass der oft mehrstufige, komplexe und selbstironische jüdische Witz bei uns ausgestorben ist (bzw. ausgerottet wurde) und nur noch der tumbe Judenwitz übriggeblieben ist - durch das fast vollständige Verschwinden jüdischer Alltagskultur aus Deutschland fehlt der Masse der Bevölkerung die Vorraussetzung, den jüdischen Witz zu verstehen.

BerlinerLuft schrieb:Da muss ich fragen, gibt es politisch korrekte Comedy?

Beispiel:
Treffer sich zwei Skelette am Strand.
Sagt das erste zum zweiten:" Komm lass uns in die Stadt gehen."
Sagt das zweite:"Spinnst du dort blamieren wir uns bis auf die Knochen."

Bei diesen kleinen harmlose Witz wurde mir von nen Katholiken vorgeworfen, der Witz würde die Toten beleidigen.

Da man es nie allen recht machen kann wird es auch nie politisch korrekte Comedy geben.
Daher sage ich witzig ist vorüber gelacht wird.

Vermutlich nicht. Wie dein Beispiel deutlich macht. Irgendwem trittst du immer auf den Schlipps.

rainlove schrieb:Das Problem sind wieder die Extremisten die sowas nicht dulden, wenn sie regieren würden, wäre alles reglementiert und durchgesetzt wie im Mittelalter, brutal und sinnlos nur damit sie ihren Willen haben.

Leider müssen diese Leute nicht regieren um ihre krude Ideologie durchzusetzen. Wird ja gerade schon deutlich am Beispiel gendergerechter Sprache.
Wer am lautesten Schreit hat recht.

Ich kann darüber lachen:

Al Bundy über Frauen und wozu sie da sind

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bgeoweh schrieb:Mit dem Lachen ist es wie mit dem Ficken: wenn du anfängst das zu verkopfen und zu theoretisieren geht's mit ziemlicher Sicherheit daneben. Man kann sich natürlich jetzt auch im Humor eine Art Fetisch anschaffen, oder den Orgasmus vortäuschen...

:D
Deine Beiträge hier bringen es auf den Punkt.

Ich finde es ein wenig bedenklich, wenn man die Entwicklung so betrachtet. Der Korridor, über was man Witze machen darf, wird immer enger, so habe ich den Eindruck. Ich habe ja schon einmal eine Umfrage erröffnet, ob die Figur des Apu von den Simpsons rassistisch sei und was ich von Humor und dessen Grenzen halte.

Denke auch, dass das, worüber man Witze machen "darf" stark subjektkv und situativ ist. Wenn z.B. jemand jemanden gerade verloren hat, werde ich mich hüten, darüber makabere Witze zu machen.

Vieles, was als "Schwarzer Humor" durchgeht, ist mir oft zu plump und ich habe manchmal das Gefühl, es geht nur darum eigene Ressentiments zu verschleieren.

Ich finde es auch problematisch, die zwar durchaus relevanten heutigen Kriterien an alte Serien, Bücher etc. anzulegen und eine Art Hexenverfolgung daraus zu machen.

Sie geraten ja von ganz alleine in Vergessenheit und verlieren Relevanz. Auch ohne Giftschrank würden sich Kinder heute eher keine schnellste Maus von Mexiko mehr anschauen, weil die alten Zeichentrickfilme einfach alt aussehen und viele Referenzen (nicht nur die problematischen) nicht mehr verstanden werden. Gut, bei Kindern muss man noch mal deutlich genauer hinsehen, wenn es um Stereotype geht.


Mir geht es bei den alten Serien ähnlich. Ich rege mich über die politische Inkorrektheit nicht auf, aber wirklich Spaß habe ich an dem alten Kram auch nicht mehr. Die waren halt Produkt ihrer Zeit, damals genial, heute eher peinlich oder langweilig. Mal aus Nostalgiegründen ein paar Minuten Miami Vice oder Baywatch schauen ist ganz nett, aber deren Zeit ist lang vorbei, ich behalte sie lieber in guter Erinnerung.

Gerade für Familie Bundy möchte ich ne Lanze brechen. Die Serie macht sich ja im Wesentlichen über ihren Hauptdarsteller lustig, der tatsächliche jedes tumbe Vorurteil erfüllt al la 'Hupt, wenn ihr Franzosen hasst...'

Oder die deutsche Kaiser Luftkühlungsmaschine von 1942, die Al kauft, weil er sich keine Klimaanlage leisten kann: 'Jetzt stelle ich sie mal auf Blitzkrieg'. Eine deutsche Serie hätte den auch eher weggelassen.

Vieles wirkt heute weniger lustig, weil der Zeitbezug fehlt, alleine die ganzen Querverweise auf die Schwarzwaldklinik in der deutschen Übersetzung zünden nur noch mäßig.

Da empfehle ich Alf. Meine Kinder hatten die Serie geliebt und zwar erst vor wenigen Jahren. Und die Gefräßigkeit von Melmac Bewohnern dürfte man kaum als politisch inkorrekt empfinden.

Den running gag mit der 'Blue Oyster Bar' in sämtlichen Teilen von Police Academy würde man heute auch nicht mehr so machen. Er wurde aber dadurch über die Zeit wirklich immer lustiger, dass die Szene im Verlauf immer mehr nur zart angedeutet wurde. Zum Schluss sah man nur noch einen kleinen Ausschnitt der Neon Reklame und hörte dazu den Auftakt zum Tango und gut war.

Andere Serien und Filme kann man aber kaum noch am Sück ertragen. Ich fand RTL Samstag Nacht früher lustig, aber mehr als 5 Minuten am Stück finde ich langsam schwierig. Schon damals waren viele Gags eigentlich recht lahm.

Mein Tip: Cheers, wenn mal mal einfach nur entspannen möchte.

Darüber lachen dürfen ist ja auch nicht ganz das gleiche wie 30 oder 40 Jahre später unkritisch anderen Leuten erzählen.

Und noch ein Tip. WUnderbare Jahre, ein sehr liebevoller und lustiger Rückblick auf Kindheit und Jugend in den 70er Jahren.

nain schrieb:Es ist kaum vorstellbar, dass zu heutiger Zeit noch Serien dieser Art lange bestand hätten, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen, oder sich Angriffe verschiedenster Bewegungen aussetzen zu müssen.

Aber auch die Serien damals waren "beschnitten", es wurden nicht alle Witze gebracht, die man geschrieben hat. Auch damals gab es Witze, die man nicht bringen konnte und daher nicht gesendet hat. Das gab es sogar bei "Alf", das man jede Menge Witze im "Giftschränkchen" ließ, da die nicht sendetauglich waren. "Die Simpsons" damals standen in den USA auch im Feuer bestimmter Kreise, weil das nicht "amerika tauglich" sei. Bei Al Bundy war das auch Thema in den USA wenn ich mich recht entsinne.

Man denke nur an Otto und Günter Kaufmann, an Karl Dall ("ich verspreche nie mehr keine Witze über Weiber und andere Randgruppen zu machen" ), Heinz Becker und Co... da bekommen manche ja die Krise. Es war Herr Dall der sagte, dass es heutzutage katholischer zuginge als zu der Zeit, als er mit Insterburg genau den alten Muff wegblasen wollte. Man sollte nur auch über sich selbst lachen können, nicht nur alle anderen aufs Korn nehmen. Auch sich selbst.Das fehlt einigen heute, finde ich. Da wird nur ausgeteilt gegen andere.

satansschuh schrieb:Denke auch, dass das, worüber man Witze machen "darf" stark subjektkv und situativ ist. Wenn z.B. jemand jemanden gerade verloren hat, werde ich mich hüten, darüber makabere Witze zu machen.

Das auf jeden Fall. Besonders Sarkasmus und Satire sind dann eine sehr dünne Schneide.
Ich liebe es über Klischees herzuziehen, würde das aber niemals mit fremden Leuten machen, oder Menschen, die ich gerade erst kennengelernt habe.

satansschuh schrieb:Ich finde es ein wenig bedenklich, wenn man die Entwicklung so betrachtet. Der Korridor, über was man Witze machen darf, wird immer enger, so habe ich den Eindruck

Diesen Eindruck habe ich auch. Besonders im Internet ist es schwierig mit dem schwarzen (darf ich das noch schreiben?) Humor, weil man immer Gefahr läuft, in irgendwelche Ecken gestellt zu werden, in man überhaupt nicht passt.

KoQ ist einer meiner absoluten Lieblingsserien. Ich finde es eher erschreckend in was für eine Richtung wir uns bewegen. Was früher lustig und völlig okay war, ist heute plötzlich böse und muss sofort verboten werden.

Ich reiche mal den Artikel nach, der für mich zum Stein des Anstoßes wurde
https://www.moviepilot.de/news/4-dinge-die-in-king-of-queens-einfach-nicht-mehr-lustig-sind-1132709