Außenseiter, Mobbingopfer

mobbing habe ich glücklicherweise nie erleben müssen. was mich wundert im nachhinein, ich wäre damals in der schulzeit "das perfekte opfer" gewesen. ausgrenzung gab es schon, aber ich habe mich zum teil auch selbst abgegrenzt, weil ich mit den meisten mitschülern nichts anfangen konnte. ich war immer lieber für mich, oder mit einem/ er besten freund/in zusammen.

kennt ihr das phänomen dass sich außenseiter gerne mit anderen außenseitern zusammentun?
bei mir war es zum teil so. aber ich sage mal so, nur weil man "ein gemeinsames schicksal teilt", heißt es nicht, dass man sich auch versteht. habe ich auch irgendwann festgestellt.

Ich hab in der Grundschule die "Außenseitergruppe" angeführt. Wir haben dann regelmäßig Besuch bekommen von Mitschülerinnen, die bei den Pubertierenden mitmischten, selbst mobbten und dann plötzlich selbst Mobbingopfer wurden, da sie von ihrer eigenen Peergroup gemobbt wurden. Wir haben sie bei uns aufgenommen, den Scherbenhaufen zusammengefegt (in der Zeit waren sie super lieb zu uns), aber dann schlug es plötzlich wieder um, weil sie dann doch wieder von der Peergroup aufgenommen wurden, sich von uns?distanzierten und wieder uns mobbten.

Danke für euren Trost! Wirklich lieb von euch und ihr habt auch Recht, verdammt lange her da sollte ich mich nicht mehr mit befassen! Nur ich Feier halt Carsten Stahl so und verfolge ihn auch, vielleicht hat das bei mir wieder was getriggert.

Ist auch eine lange Geschichte, der Auslöser war eine echt gute Ausbildung die ich damals nach der Schule abgebrochen habe. Da bin ich irgendwie richtig ins Nichts gefallen.

Basti91 schrieb am 19.06.2022:Warum gibt es sie überhaupt, muss es sie vielleicht sogar geben oder machen sich Gemeinschaften mit der Zeit ihre Außenseiter damit die Gruppe eine Art " Blitzableiter" hat? Sind sie vielleicht sogar klüger?

Die Gründe dafür sind sehr vielfältig und oftmals individuell auf die Klassengemeinschaft bezogen.

Es kann nur gemeinsam mit der Klassengemeinschaft gelöst werden.

In einem Seminar gab es mal den Vorschlag, dass Lehrer zu starke Gruppenbildung verhindert, in dem beispielsweise wöchentlich die Sitzordnung in der Klasse geändert wird.

Wäre auch besser wenn Sportmannschaften und Gruppen von den Lehrern zusammen gestellt werden. So Arbeitet jeder Mal mit jedem zusammen und es bleibt für den jenigen die Kränkung aus, der sonst als letztes übrig geblieben wäre.

Dieses Land tut einfach viel zu wenig gegen Mobbing.

Zu dem Fall aus Heide hab ich noch einen Kommentar von jemanden unter einem Artikel gelesen, der meinte, dass es doch eh nur alles Einzelfälle sind und es medial hochgepusht wird.

Nein, es sind eben keine Einzelfälle und es wird Zeit, dass wir uns als Gesellschaft mit dem Thema auseinander setzen.


Es heißt ja nicht umsonst: "Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt"


Man sollte vielleicht in den Schulen ein Sozial-Fach einführen, wo man das Thema Mobbing intensiv bespricht und Kinder darüber aufklärt. Auch sollte man die Konsequenzen, die daraus entstehen können, den Kindern so früh wie möglich beibringen.

Gegen Mobber sollte man konsequent vorgehen und Menschen die Opfer von Mobbing wurden so viel Hilfe anbieten wie möglich. Ich glaube, viele unterschätzen immer noch, was Mobbing in einem Menschen für ein Schaden verursachen kann.

Mr.Christian schrieb:Nein, es sind eben keine Einzelfälle und es wird Zeit, dass wir uns als Gesellschaft mit dem Thema auseinander setzen.

Im Grunde ist es doch so das es in fast jeder Klasse einen Außenseiter gibt bzw. es jemanden gibt der gerne fertig gemacht wird, weil er eben etwas anders ist als der Rest der Klasse.
Oft fängt es mit Kleinigkeiten an, doch grade diese Kleinigkeiten werden gerne mal von den Lehrkräften als Nichtigkeit abgetan oder als normaler Teil der Entwicklung. Das mag vielleicht auch stimmen wenn es sich dabei um eine einmalige Sache handelt, doch sollte es eben öfters vorkommen dann geht es schon in Richtung bewusstes fertig machen einer Person.
Gehen die Lehrer dann zu diesem Zeitpunkt nicht dazwischen wird es schwierig, denn der Grundstein für das permanente fertig machen wurde gelegt und es ist davon auszugehen, dass diese Person kein leichtes Leben mehr haben wird.

Mr.Christian schrieb:Ich glaube, viele unterschätzen immer noch, was Mobbing in einem Menschen für ein Schaden verursachen kann.

Das Vertrauen in andere Menschen wird dadurch negativ beeinflusst und man hat es schwer neue Leute kennen zu lernen, ohne das man automatisch die nach entsprechenden Mustern absucht, die darauf hindeuten dass man eben hinterher wieder fertig gemacht wird.

Mr.Christian schrieb:Man sollte vielleicht in den Schulen ein Sozial-Fach einführen, wo man das Thema Mobbing intensiv bespricht und Kinder darüber aufklärt. Auch sollte man die Konsequenzen, die daraus entstehen können, den Kindern so früh wie möglich beibringen.

Ist das nicht die Aufgaben der Eltern bzw eine Forn der Erziehung?

Und auf deine Idee Menschen die gemobbt werden Hilfe anbieten, es gibt auf Schulen genug Anlaufstellen, auch für erwachsene im späteren Arbeitsleben gibt es Anlaufstellen, der Punkt ist , man muss sich trauen...trauen zu "Petzen" trauen die Bombe platzen zu lassen...mit all den Konsequenzen für den Mitschüler oder dem Kollegen....

Yotokonyx schrieb:Gehen die Lehrer dann zu diesem Zeitpunkt nicht dazwischen wird es schwierig, denn der Grundstein für das permanente fertig machen wurde gelegt und es ist davon auszugehen, dass diese Person kein leichtes Leben mehr haben wird.

Zunächst einmal muss der Lehrer das Mobbing überhaupt mitbekommen. Das wird schon dann schwierig, wenn das Mobbing in den Pausen oder eventuell sogar abseits des Schulhofes stattfindet. Zudem verrichtet ein gewisser Teil der Lehrerschaft schlicht den Dienst nach Vorschrift. Man unterrichtet seine Klasse und Kurse, aber pünktlich mit dem Gong verlässt man den Raum und spätestens nach dem Ende der letzten Stunde interessiert das Geschehen an der Schule kaum mehr. Klassenlehrer müssen sich natürlich um ihre Klassen besser kümmern als die normalen Fachlehrer, aber selbst da ist das Engagement in so manchen Fällen nur spärlich ausgeprägt.

Balumpa schrieb:Das wird schon dann schwierig, wenn das Mobbing in den Pausen oder eventuell sogar abseits des Schulhofes stattfindet.

In der Pause sollten die Lehrer das schon mitbekommen, grade dann wenn immer nur ein gewisser Schüler alleine die Pause verbringt oder als erster oder letzter den Klassenraum verlässt.

Wenn es abseits des Schulhof passiert, dann ist es für Lehrer natürlich schwer das mitzubekommen, aber auch da gibt es Indizien für wenn dem so ist. Oft äußert es sich das über den Schüler abwertend gesprochen wird oder der Schüler generell mal öfters krank ist und sich dann darüber lustig gemacht wird.

Balumpa schrieb:Klassenlehrer müssen sich natürlich um ihre Klassen besser kümmern als die normalen Fachlehrer, aber selbst da ist das Engagement in so manchen Fällen nur spärlich ausgeprägt.

Kommt auch darauf an wer da mobt, ist es jemand der einflussreiche Eltern hat die z.B. in der Elternpflegschaft tätig sind und den Lehrer unterstützen wird der natürlich wenig negatives über das Kind berichten.

Yotokonyx schrieb:In der Pause sollten die Lehrer das schon mitbekommen, grade dann wenn immer nur ein gewisser Schüler alleine die Pause verbringt oder als erster oder letzter den Klassenraum verlässt.

Das ist trotzdem schwierig, wenn zwei Lehrkräfte , in den Pausen auf Ca 300 Schüler aufpassen müssen. In jeder Schule gibt es 'dunkle' Ecken...und nicht jeder ist Opfer wenn er die Pausen alleine verbringt, warum auch. Ich saß immer alleine, hab gegessen und ein Buch gelesen , anstelle irgendwo herumlaufen und mich über die nächste Party zu unterhalten wo ich eh nicht eingeladen werde. Ich bevorzugte es sogar als letztes in den Raum zu kommen, keine Lust auf Gesränge etc...warum auch wir hatten ja unsere Plätze.

Dini1909 schrieb:und nicht jeder ist Opfer wenn er die Pausen alleine verbringt, warum auch

Nicht unbedingt, aber es kann an Anzeichen dafür sein das etwas nicht stimmen könnte und der Schüler keinen Anschluss zur Klassengemeinschaft hat und ein Grund kann Mobbing sein. Ein Lehrer der sich für das Wohlergehen der Schüler interessiert, wird da zumindest mal nachhaken wieso das so ist.

Basti91 schrieb am 23.03.2023:Wäre auch besser wenn Sportmannschaften und Gruppen von den Lehrern zusammen gestellt werden. So Arbeitet jeder Mal mit jedem zusammen und es bleibt für den jenigen die Kränkung aus, der sonst als letztes übrig geblieben wäre.

Wo sie dann den potentiellen Peinigern direkt ausgesetzt sind......

Mr.Christian schrieb:Man sollte vielleicht in den Schulen ein Sozial-Fach einführen, wo man das Thema Mobbing intensiv bespricht und Kinder darüber aufklärt. Auch sollte man die Konsequenzen, die daraus entstehen können, den Kindern so früh wie möglich beibringen.

Gegen Mobber sollte man konsequent vorgehen und Menschen die Opfer von Mobbing wurden so viel Hilfe anbieten wie möglich. Ich glaube, viele unterschätzen immer noch, was Mobbing in einem Menschen für ein Schaden verursachen kann.

Das hat man bei uns eigentlich alles versucht.
Nur hat es keinen der Mobber interessiert und der Rest der nicht Betroffnen fühlte sich gleich garnicht angesprochen.

Petzen ist generell ein Glückspiel.
Ja es kann funktionieren.
Wenn die Mobber noch ein bisschen einsichtig sind.
Es kann aber auch gewaltig nach hinten losgehen wenn die nach dem Motto 'Jetzt erst recht' handeln.

https://www.google.de/amp/s/www.nordbayern.de/region/ansbach/jugendliche-rasten-in-ansbach-vollig-aus-verprugeln-madchen-schlagen-und-beleidigen-lehrer-1.13096182%3fisAmp=true

Hier frage ich mich, ob die beiden sich vom Freudenberger Fall haben inspirieren lassen, nach dem Motto: Wir sind Kinder, wir dürfen das.

Dini1909 schrieb:Ich saß immer alleine, hab gegessen und ein Buch gelesen , anstelle irgendwo herumlaufen und mich über die nächste Party zu unterhalten wo ich eh nicht eingeladen werde. Ich bevorzugte es sogar als letztes in den Raum zu kommen, keine Lust auf Gesränge etc..

bei mir genauso. ich war halt irgendwie anders drauf als die meisten, hatte andere interessen und gedanken. aber zu den "nerds" und außenseitern habe ich auch nicht gepasst.

was ich natürlich bekam waren dumme sprüche und gesten. das macht auch was mit einem in dem alter. aber richtig hartes mobbing, nein. da hatte ich echt glück! im nachhinein kann ich einige reaktionen und verhaltensweisen meiner damaligen mitschüler/innen sogar nachvollziehen. wenn ich so an mich selbst zurückdenke, wie ich gewirkt haben muss. ich hätte mich auch strange gefunden. und wir waren halt pubertierende, aber im normalen rahmen.

worüber ich aber echt froh bin, dass es damals (anfang der 2000er) noch keine smartphones und sozialen medien gab. ich glaube, das verändert die menschen schon ein wenig, und hat einfluss auf bestimmte dynamiken.

neulich gab es eine sehr interessante sendung rund um das thema

https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-23-maerz-2023-100.html

@fluff Ja, Andersartigkeit wird gern angegriffen. Ich hab gerade so einen Fall. Hier sagt sich aver die Person: Pha, ich bin wie ich bin und sein möchte. Ich hab eigene Interessen, meinen eigenen Stil, bin wunderbar. Wer damit nicht klarkommt, hat Pech.

Ich finde diese Einstellung toll. Sie wird gemobbt, aber stellt sich mit dieser Einstellung dagegen und versucht es an sich abperlen zu lassen.

Vesuv schrieb:Ich finde diese Einstellung toll. Sie wird gemobbt, aber stellt sich mit dieser Einstellung dagegen und versucht es an sich abperlen zu lassen.

Das kann aber auch nach hinten losgehen, denn je nachdem wie gemobbt wird und über welchem Zeitraum bleibt das schon an einem hängen. Kleinigkeiten kann man relativ einfach wegstecken. Doch ist es länger und auch subtiler, dann hinterlässt es schon seine Spuren.

Man muss sich immer klarmachen, dass Schulklassen Spiegel unserer Gesellschaft sind.
Mobbing gibt es nicht, weil manche Kinder einfach böse sind. Mobbing gibt es, weil wir auch in unserer Gesamtgesellschaft häufig grausam gegenüber denen sind, die wir als andersartig oder als legitimes Ziel ansehen.

Als Erwachsener macht man das nur (meistens) etwas verdeckter als als Pubertierender.

shionoro schrieb:Als Erwachsener macht man das nur (meistens) etwas verdeckter als als Pubertierender.

Im Erwachsenen Alter ist es vor allem eher das typische Lästern über den Arbeitskollegen oder den Nachbarn.
Je nach Situation grenzt man so jemanden dann eher aus, auch wenn typische verbale Attacken nicht mehr ganz an der Tagesordnung sind.