Wie steht ihr zum Abriss von Lützerath?

Wenn ich den geposteten Artikel lese, empfinde ich die Entschädigung überhaupt nicht angemessen. Ich gehe mal davon aus das der Verkehrswert der Häuser nicht sehr hoch waren, aber es waren immerhin daa Eigentum der Menschen dort. Wenn ich nun eine Entschädigung aufgrund des Verkehrswertes bekomme, die mir ohne hohen Eigenanteil nicht erlauben würde, mir ein Ersatzhaus zu besorgen wäre ich zu Recht angepisst.

Für mich hätte bei einer Entschädigung zumindest ein gewisser erwarteter Gewinnanteil aus dem Kohleabbau gehört so daß ein adequater Ersatz ohne Eigenleistung finanzierbar wäre.

Hier wird für einen Konzern enteignet, nicht für den Staat, da wird es schon ok sein, wenn dieser ein bisschen was on top packt und eventuell eine kleinere Dividende an die Aktionäre zahlt.

Es geht immer um den Verkehrswert. Warum sollte es jetzt anders sein?

Das dorf ansich ist völlig egal, kann abgerissen werden. Kritischer sehe ich den abbau der kohle drunter und den deal mit RWE, der dem konzern ein paar milliarden euro in die kasse spült auf kosten der in der verfassung verankerten klimaziele. Wie soll man da einen staat ernst nehmen, der sich nach aussen hin als musterknabe in sachen klimaschutz darstellt? Ich fürchte das wird uns noch sowohl (aussen)politisch als auch klimamäßig auf die füsse fallen.

@gastric
In welchen Artikeln kann man das nachlesen?

SKlikerklaker schrieb:Es geht immer um den Verkehrswert. Warum sollte es jetzt anders sein?

Weil der Umzug auch was kostet und die nächstpassende Möglichkeit teurer sein könnte.
Auch wenn ich für den Abriss bin, müssen die Leute mehr als der bloße Verkehrswert bekommen.

Abahatschi schrieb:Weil der Umzug auch was kostet und die nächstpassende Möglichkeit teurer sein könnte.
Auch wenn ich für den Abriss bin, müssen die Leute mehr als der bloße Verkehrswert bekommen.

Das sehe ich auch so.
Ohne Abriss wären sie vielleicht dort wohnen geblieben und hatten immerhin ein Eigenheim, was ein Neuerwerb zum Verkaufswert des alten u.U. gar nicht möglich macht. Entsprechend hätte es da mehr Geld geben müssen - angemessen natürlich, aber durchaus mehr als Verkehrswert.

@Abahatschi
Warum sollten die Bewohner von diesem Kaff mehr bekommen als die Leute in der Lausitz? Das müsstest Du mir bitte erklären.

@SKlikerklaker

Hier die Primärquelle:


Spoiler

Abahatschi schrieb:Auch wenn ich für den Abriss bin, müssen die Leute mehr als der bloße Verkehrswert bekommen.

Der allergrößte Anteil der Bewohner hat Grundstücke + Häuser in einer neu angelegten Siedlung erhalten, in die auch Leute aus anderen Orten zogen, die dem Braunkohleabbau weichen mussten. Lag der Neuwert der neuen Gebäude unter dem Verkehrswert mussten die Umgesiedelten teils noch zuschießen, andererseits gab es aber von RWE noch weitere Beihilfen z.B. zu den Umzugskosten.

Das kann man alles wissen wenn man möchte:

https://rp-online.de/nrw/panorama/luetzerath-raeumung-wie-wurden-die-bewohner-entschaedigt_aid-82779027

Interested schrieb:Ohne Abriss wären sie vielleicht dort wohnen geblieben und hatten immerhin ein Eigenheim, was ein Neuerwerb zum Verkaufswert des alten u.U. gar nicht möglich macht. Entsprechend hätte es da mehr Geld geben müssen - angemessen natürlich, aber durchaus mehr als Verkehrswert.

Ist halt die Frage, man darf sich auch keine übertriebenen Illusionen darüber machen wie es praktisch mit der Wertsteigerung oder auch nur dem Werterhalt bei solchen teils Vorkriegsbauten am Arsch der Welt aussieht - auch wenn der Ort so geblieben wäre wie er war ist es eben immer noch ein landwirtschaftlich genutzter Weiler mit unter 100 Einwohnern in einer strukturschwachen Industrieregion, ohne Einkaufsmöglichkeiten usw. im Nahbereich, mit eher schlechter Verkehrsanbindung usw.

Eigenheim schön und gut, aber man muss das schon auch realistisch betrachten.

bgeoweh schrieb:Eigenheim schön und gut, aber man muss das schon auch realistisch betrachten.

Das möchte ich nicht in Abrede stellen. Auch nicht, dass es nur eine kleine Siedlung ist. Dennoch hätte nicht jeder dort sein Eigenheim veräußert vermutlich und es muss möglich sein, ein neues zu erwerben ohne zu hohen Eigenanteil.

SKlikerklaker schrieb:In welchen Artikeln kann man das nachlesen?

Was genau? Die taz hat das mal recht pragmatisch zusammengefasst.
https://taz.de/Fridays-for-Future-ueber-Luetzerath/!5903446/
Insgesamt ein fauler und vor allem unnötiger deal.

@bgeoweh
Das beantwortet meine Frage nicht. Warum sollen die Leute in dem Kaff besser gestellt werden als die Leute in der Lausitz.

Interested schrieb:und es muss möglich sein, ein neues zu erwerben ohne zu hohen Eigenanteil.

Immerhin 2/3 der Bevölkerung haben am Umsiedlungsverfahren in die neuerbaute Siedlung teilgenommen, wie viele irgendwo anders ein Eigenheim erworben haben ist mir jetzt auf die Schnelle nicht geläufig und vermutlich auch nicht bekannt.

Wikipedia: Immerath (neu)

Man sollte vielleicht auch berücksichtigen dass es aufgrund der Struktur der Bevölkerung sicherlich auch eine ganze Reihe von Fällen gibt wo ein Eigentümer z.B. durch Erbschaft ohnehin nicht mehr vor Ort gewohnt hat und einfach nur die Summe einstreichen und das Kapitel abschließen wollte, oder auch ein Einwohner bereits so alt war dass er mit der Entschädigungssumme lieber in ein komfortables Altersheim gegangen ist oder sich übergangsweise noch einige Jahre eine Mietwohnung finanziert hat anstatt noch einmal Wohneigentum zu erwerben.

SKlikerklaker schrieb:Das beantwortet meine Frage nicht. Warum sollen die Leute in dem Kaff besser gestellt werden als die Leute in der Lausitz.

Ich habe mich dazu geäußert und habe dazu auch keine Meinung. Die Lützerather erhalten die Entschädigung nach dem aktuellen Verfahren, wie jeder andere Enteignete auch, das finde ich okay und angemessen. Das Thema ist aber auch schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, durch und abgehakt.

@gastric
Ich meine die Artikel im GG. 🤦‍♀️

SKlikerklaker schrieb:Ich meine die Artikel im GG. 🤦‍♀️

Falls du die Verpflichtung zum Klimaschutz mit Verfassungsrang meinst, die wird laut Ansicht des Bundesverfassungsgericht aus Art 20a GG hergeleitet, es gibt da ein 'berühmtes' Urteil dazu:

https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2021/03/rs20210324_1bvr265618.html

Es gibt dabei natürlich eine ganze Reihe von Einschränkungen über die die Klimaaktivisten gerne mal hinwegsehen :D

Nachdem die Menschen schon umgesiedelt (und entschädigt) wurden, sollte man nun das Areal auch nutzen und irgendwo muss der Strom auch herkommen, ansonsten würde ich eher auf importierte Steinkohle setzen. Renaturiert werden aus ehemaligen Kohlegruben malerische Landschaften.

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/renaturierung-baden-in-der-braunkohlegrube-1.2004029

Zunächst einmal gibt es ein Recht darauf zu demonstrieren. Zum Teil ist es ein wenig lächerlich, wenn Klima Demonstranten dafür bezahlt werden.
Das ist dann zwar immer noch zunächst legal, aber auch absolut erbärmlich.

Wie sind sie denn dahin gekommen, die Demonstranten? Doch nicht etwas in Fahrzeugen, die von fossilen Energieträgern angetrieben worden oder gar als Gipfel der Selbstironie mit Eletrofshrzeugen, deren Batterien mit Braunkohlestrom.geladen wurden. Wo blieben nur die Fotos mit den hunderten von Lastenrädern?

Wäre ein bisschen so, als würde man sich den Weg zu einer Demo gegen privaten Waffenbesitz freischießen.

Ich geh mal davon aus, Greta ist da mit Vielfliegermeilen angereist...

@sacredheart

Noch besser sind so Spezial-Grüne wie Nyke Slawik, erst im Bundestag brav mit der Fraktionsmeinung pro Kohle abstimmen, sich dann in den Tagebau stellen und Widerstand spielen. Heuchelei auf einer ganz neuen Ebene.

sacredheart schrieb:Ich geh mal davon aus, Greta ist da mit Vielfliegermeilen angereist...

Du hast da direkt mehrere falsche vermutungen in deinem Post. Greta kam mit dem Zug. Aktivisten werden nicht zum demonstrieren bezahlt.

Außerdem ist es reichlich unsinnig, Leute quasi als Heuchler darzustellen, wenn sie zu einem schwer erreichbaren Ort mit Shuttlebussen fahren.
Der Nächste Bahnhof von Lützerath ist Erkelenz.

Von da aus muss zur Bushaltestelle laufen und 20 MInuten Bus fahren, von da, wo der Bus dann hält, nochmal 30 Minuten laufen bis nach Lützerath. Heißt man ist vom nächsten Bahnhof mal mindestens 2 Stunden unterwegs, wenn man dazu noch irgendwelches GEpäck hat.

Da man für eine Demo normalerweise Gepäck benötigt, um die zu organisieren, wäre das ohne Busse oder anderweitige LAstenträger überhaupt nicht machbar.

Da jetzt einfach zu erfinden, die aktivisten seien ja ganz schlimme klimaschädlinge und greta sei bestimmt geflogen (obwohl das kompletter quatsch ist), ist einfach echt schlehter stil.

@shionoro

shionoro schrieb:Aktivisten werden nicht zum demonstrieren bezahlt.

https://amp-focus-de.cdn.ampproject.org/v/s/amp.focus.de/panorama/welt/versteuertes-nebeneinkommen-klima-kleberin-bekommt-fuer-ihren-protest-geld-aus-deutschland_id_179456975.html?amp_gsa=1&amp_js_v=a9&usqp=mq331AQKKAFQArABIIACAw%3D%3D#amp_tf=Von%20%251%24s&aoh=16737890524796&referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com&ampshare=https%3A%2F%2Fwww.focus.de%2Fpanorama%2Fwelt%2Fversteuertes-nebeneinkommen-klima-kleberin-bekommt-fuer-ihren-protest-geld-aus-deutschland_id_179456975.html

Offensichtlich wohl doch. Ich hätte auch beliebige andere links mit gleicher Info einstellen können.

Schon ziemlich erbärmlich, wenn man nur gegen Bezahlung fürs Klima demonstriert oder was auch immer der Auftraggeber gerade für demonstrierenswert hält.

Na klar, Greta ist mit dem Zug bis zum Hauptbahnhof Lützerath gefahren.

@bgeoweh

Beim Hambacher Forst haben die Grünen schon das gleiche gemacht nach dem Motto: Setz Dich an die Spitze der Revolution gegen Deine eigene Politik.