Menschliche Störungen: z.B. Doppelgängersyndrom

Es gibt ja schon seltsame und seltene psychische Störungen, mit denen menschliches Leben belastet sein kann. Unter Umständen sind sie so selten, dass sie dann auch mysteriös sind.

Zum Beispiel die Doppelgängerstörung, besser bekannt unter Capgras-Syndrom. Eine seltene Erkrankung, die oft im Zusammenhang mit verschiedenen neurologischen Bedingungen wie Schlaganfall, Demenz oder Trauma auftritt.

Es ist gekennzeichnet durch die Überzeugung einer Person, dass eine nahestehende Person oder ein beliebter Gegenstand durch einen Doppelgänger oder einen Betrüger ersetzt wurde oder dass sich die Identität der Person verändert hat.

Der Ursprung, erstes beschriebenes Auftreten:

Madame M. heiratet im Jahr 1898 im Alter von 29 Jahren. Viele ihrer Kinder sterben in den folgenden Jahren jung an Krankheit oder Unterernährung. In dieser Zeit stellt ihr Mann fest, dass seine Frau plötzlich sehr nervös ist. Bis auf exzessiven Kaffeegenuss, sagt er, sei sie bis dato aber ganz normal gewesen. Kurz darauf erklärt Madame M. ihrem Ehemann, er sei nicht ihr wirklicher Gatte, sondern ein Doppelgänger.
Nach und nach deklariert die junge Frau auch die anderen Mieter im Haus, den Hausmeister, ihre Kinder und schließlich sogar sich selbst zu Duplikaten – die Originale seien entführt worden. Am 3. Juni 1918 meldet Madame M. beim Kommissariat in Paris mehrere Raubfälle von bekannten Personen in ihrer Umgebung. Einen Tag später wird sie in die psychiatrische Klinik Saint Anne in Paris eingewiesen. Fünf Jahre später diagnostiziert der Psychiater Joseph Capgras bei ihr ein Syndrom, das im Folgenden nach ihm benannt wird: Das Capgras-Syndrom.

Quelle: https://www.dasgehirn.info/wahrnehmen/truegerische-wahrnehmung/welt-der-doppelgaenger#:~:text=Capgras%2DSyndrom,-Doppelg%C3%A4ngerillusion%2F%2D%2FCapgras&text=Wahrnehmungsst%C3%B6rung%2C%20in%20der%20nahestehende%20Verwandte,Doppelg%C3%A4nger%20oder%20Roboter%20ersetzt%20worden.

Patienten mit Capgras-Syndrom demnach glauben oft, dass ihre nahestehenden Personen durch Identitätstäuschung durch Fremde oder durch Aliens ersetzt wurden. Sie können das Aussehen der Person, ihre Stimme, das Verhalten oder sogar ihre Gedanken als Beweis für die Identitätstäuschung betrachten. Einige Patienten mit Capgras-Syndrom können auch das Gefühl haben, dass Tiere oder Gegenstände beseelt oder lebendig sind.

Ärzte diagnostizieren das Capgras-Syndrom oft durch klinische Beurteilung und unter Verwendung von Bildgebungstests wie Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT), um mögliche strukturelle Schäden im Gehirn und in anderen neurologischen Abnormalitäten auszuschließen.

Es gibt keine spezifische Behandlung für Capgras-Syndrom, aber die Behandlung konzentriert sich darauf, die zugrunde liegende Erkrankung zu behandeln, von der die Person betroffen ist.

Es gibt einige Studien, die versucht haben, das Capgras-Syndrom zu untersuchen. Eine Studie ergab, dass das Capgras-Syndrom mit der Herabregulierung von Dopaminrezeptoren in bestimmten Teilen des Gehirns in Verbindung gebracht werden könnte. Eine andere Studie deutete darauf hin, dass das Problem bei der Verarbeitung emotionaler Signale im Gehirn liegen könnte.

Ein Fall aus neuerer Zeit: 11jährige aus Rom fürchtet nach Urlaub, ihre Eltern wären durch Betrüger ausgetauscht

https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/illusion-maedchen-fuerchtet-eltern-wurden-durch-betrueger-ausgetauscht-a-869954.html?sara_ref=re-xx-cp-sh

Das stell ich mir wirklich unheimlich und grausig vor. 😱

Dieser Thread ist für den Austausch über solche Extremfälle des Wahnes gedacht (keine Arztberatung)

Habt ihr sowas schon mal gehört oder selbst Erfahrungen mit dieser kuriosen Krankheit gemacht?

Habt ihr andere Erfahrungen mit sonderbaren
psychischen Störungen gemacht?

Wie stellt ihr es euch vor, wenn man plötzlich denken muss, dass eigene Kind wurde durch einen Roboter ersetzt?

Weiterführende Links: Wikipedia: Capgras-Syndrom

Oder hier - genauso ungewöhnlich. Wie kann das passieren?
Der Zusammenstoss beim Rugby-Training stellte das Leben von Chris Birch auf den Kopf. Zuvor spielte er nicht nur diese Körper betonte Sportart, er ging auch mit seinen Kumpels gerne auf ein Bier weg und stand kurz vor dem Zusammenzug mit seiner Freundin. Der Unfall beförderte ins Koma, als er aufwacht ist er schwul.

Quelle: https://mag.dbna.com/leben/nach-koma-ploetzlich-schwul-14927

Gruselig ist auch Folie à deux. Auch als gemeinsame Psychose oder induzierte wahnhafte Störung bekannt, ist eine seltene psychische Störung, bei der eine Person ihre Wahnvorstellungen mit jemand anderem teilt, zu dem sie eine enge Beziehung haben. Dies kann ein Ehepartner, ein Geschwister oder jeder andere enge Freund oder Familienmitglied sein.

Die gemeinsamen Wahnvorstellungen können paranoide, Größenwahn oder bizarre Natur haben. Die Person, die die Wahnvorstellungen initiiert, wird als primärer Fall bezeichnet, während die Person, die die Wahnvorstellungen übernimmt, als sekundärer Fall bezeichnet wird.

Folie à deux wird auf eine Kombination von genetischen, Umwelt- und psychologischen Faktoren zurückgeführt. Die Behandlung umfasst in der Regel Antipsychotika und Psychotherapie.

Hier ein besonders schwerer Fall: Die Erikson-Zwillinge

The Psychotic Twins Who Ran Into Traffic and Stabbed a Man to Death

Externer Inhalt
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Siehe hier: Wikipedia: Ursula und Sabina Eriksson

altesgemäuer schrieb:Der Unfall beförderte ins Koma, als er aufwacht ist er schwul.

Und das führst du hier auch unter "psychische Störungen" auf?

coronerswife schrieb:Und das führst du hier auch unter "psychische Störungen" auf?

Für ihn scheint es ja eine Störung zu sein, wenn man vorher hetero war, nicht war? Eine physische Störung kanns ja nicht gewesen sein.
Das soll jetzt keine Grundsatzdiskussion werden.

altesgemäuer schrieb:Für ihn scheint es ja eine Störung zu sein, wenn man vorher hetero war, nicht war? Eine physische Störung kanns ja nicht gewesen sein.
Das soll jetzt keine Grundsatzdiskussion werden.

Genauso wäre aber denkbar, dass er schon immer schwul war, sich nicht getraut hat, sich zu outen und sein Nahtoderlaubnis dann als "Ausrede" benutzt hat. Das kann außer ihm niemand wissen.

Aber selbst wenn nicht: So what? Ja, er hat sich dann wohl von seiner Freundin trennen müssen, aber es gibt sicherlich Schlimmeres, insbesondere angesichts eines so schweren Unfalls. So etwas fällt für mich definitiv nicht unter das Stichwort "psychische Störung", es ist höchstens ein ungewöhnlicher Sachverhalt.

Unter richtigen psychischen Störungen leiden die Betroffenen und das zum Teil massiv. Wenn sie unter einer seltenen Störung leiden kommt dann zudem meistens noch erschwerend hinzu, dass es im Normalfall einige Zeit dauern dürfte, bis diese korrekt diagnostiziert wird und dann entsprechend behandelt werden kann. Manchmal ist es dann auch schon zu spät.

Jason Padget und andere Fälle

Sterntänzerin schrieb:Aber selbst wenn nicht: So what? Ja, er hat sich dann wohl von seiner Freundin trennen müssen, aber es gibt sicherlich Schlimmeres, insbesondere angesichts eines so schweren Unfalls. So etwas fällt für mich definitiv nicht unter das Stichwort "psychische Störung", es ist höchstens ein ungewöhnlicher Sachverhalt.

Ich denke, dass das Wort "Störung" hier das Problem ist.

Es ist erst einmal ein psychologisches Phänomen, wenn eine Person nachweislich heterosexuell ist und direkt
nach einem Koma aus dem Nichts sich dann plötzlich als homosexuell erlebt.

Kann auch sein, dass die Person diesen Teil in sich vorher unterdrückt hat, aber dass es schon immer da war
oder dass die Person nach diesem Erlebnis dann den Mut gefasst hat sich zu outen oder dieses als Grund
oder Vorwand in einem vielleicht religiösen/konservativen Umfeld nutzt, damit er weniger dafür verurteilt wird
oder so.

Gab auch Fälle, wo jemand plötzlich eine andere Sprache nach einem Koma fließend sprechen kann,
obwohl die Person die Sprache vorher nicht konnte.

Und ein Fall, in dem jemand mit einer Eisenstange auf dem Kopf geschlagen worden ist und danach
war der Mann plötzlich hochbegabt und ein Mathe-Genie.

Das muss für einen Betroffenen schlimm sein, diese Hilflosigkeit. Das Krankheitsbild kenne ich noch nicht, erinnert mich aber ein wenig an das, wo Menschen keine Gesichter erkennen - Prosopagnosie genannt.

Mich würde aber einmal interessieren, ob du aus dem medizinischen Bereich kommst und dich mit den fachmed. Begriffen, die du erwähnst, wie MRT, CT, Bildgebungsverfahren und auch Befundung dieser Bilder, auskennst?

Das Gehirn ist sehr komplex, ein einziger kleiner, unscheinbarer, weißer oder schwarzer Fleck, den man auf nativen (ohne Kontrastmittelgabe) Schichtaufnahmen kaum erkennt (weshalb viele Erkrankungen erst sehr spät diagnostiziert werden), kann bedeutungslos, im Extremfall aber auch eine nicht bedeutungslose Auswirkung auf das komplexe Zusammenspiel des gesamten Körpers haben.

Ein schweres Thema für Laien, denke ich mal. Aber trotzdem schon mal gutes Gelingen.

altesgemäuer schrieb:Capgras-Syndrom

Kenne ich tatsächlich vom Podcast "BlackBox - Der PsyCrime Podcast". Ich meine mich zu erinnern dass bei dem vorgestellten Fall ein Mann seine Mutter für eine Doppelgängerin hielt uns sie schlussendlich ermordet hat. Es ist die Folge 88 und es werden der Fall, Symptome und mögliche Behandlungsmethoden besprochen. Sehr interessant wenn man an den psychologischen Hintergründen interessiert ist.

altesgemäuer schrieb:Gruselig ist auch Folie à deux. Auch als gemeinsame Psychose oder induzierte wahnhafte Störung bekannt, ist eine seltene psychische Störung, bei der eine Person ihre Wahnvorstellungen mit jemand anderem teilt, zu dem sie eine enge Beziehung haben. Dies kann ein Ehepartner, ein Geschwister oder jeder andere enge Freund oder Familienmitglied sein.

Eines der wohl bekanntesten Beispiele sind die Slender Man Stabbings.

https://www.latimes.com/nation/la-na-wisconsin-stabbing-20140604-story.html

Oder auch die Morde der Papin Schwestern

https://anymystery.com/papin-sisters-christine-and-lea-papin/

Scheint, dass die psychischen Probleme von Morgan Geyser ausgingen.

Die Rolle ihrer Freundin ist noch nicht ganz klar, obwohl einige Experten wie die amerikanische Psychiaterin Laura Davies (in einem Artikel in der Chicago Tribune) über einen Fall von Folie à Deux (gemeinsame Störung) sprechen.

Quelle: https://de.yestherapyhelps.com/the-scary-drawings-of-a-12-year-old-murderous-girl-11017

Prinzipiell sind eine Magersucht oder andere Essstörungen ja auch so etwas. Bei uns im Ort gab es eine Frau, die trotz mehrerer Klinikaufenthalte am Ende an den Folgen ihrer Unterernährung starb: Sie wog so um die 30kg.

altesgemäuer schrieb:Es ist gekennzeichnet durch die Überzeugung einer Person, dass eine nahestehende Person oder ein beliebter Gegenstand durch einen Doppelgänger oder einen Betrüger ersetzt wurde oder dass sich die Identität der Person verändert hat.

Das ist mit das verrückteste was ich je gehört hab in diesem Kontext.

Es gibt auch noch das mit dem Capgras-Syndrom verwandte Cotard-Syndrom. Menschen, die unter diesem leiden, denken, sie wären tot bzw. würden bei lebendigem Leibe verwesen oder gar nicht erst existieren.

Ist wohl zum Glück auch sehr selten, geht aber logischerweise mit einer sehr großen Gefahr, dass Betroffene sich dann tatsächlich umbringen, einher.

https://www.t-online.de/gesundheit/kindergesundheit/id_73105890/cotard-syndrom-haley-17-dachte-sie-sei-tot.html

Schreckliche Vorstellung.
Ich han mal einen Artikel rausgesucht, in dem eine Betroffene ihr Leiden beschreibt.

Sterntänzerin schrieb:Es gibt auch noch das mit dem Capgras-Syndrom verwandte Cotard-Syndrom. Menschen, die unter diesem leiden, denken, sie wären tot bzw. würden bei lebendigem Leibe verwesen oder gar nicht erst existieren.

Ich bin noch mal auf die Suche gegangen.

1. Koro-Syndrom: Eine Störung, bei der Menschen glauben, dass ihr Penis (oder bei Frauen die Brustwarzen) schrumpft und in den Körper zurückgezogen wird.

2. Trumanomie-Syndrom: Eine Wahrnehmungsstörung, bei der Menschen glauben, dass ihre Leben in Wirklichkeit Teil eines Films oder einer TV-Show sind und dass alle um sie herum Schauspieler sind.

Ich denk mal, der Name kommt vom Film (Trumanshow). Ich war aber überrascht, dass es ne derartige Krankheit gibt.

3. Stendhal-Syndrom: Eine psychische Störung, bei der Menschen so überwältigt von Kunst oder Schönheit sind, dass sie Ohnmachtsanfälle oder Panikattacken erleiden.

(Na gut, Panikattacken sind nicht so schön, aber das ist ja - gutmütig gesagt - ja ein fast "nette" Störung)

4. Pibloktoq-Syndrom: Eine Erkrankung, die hauptsächlich bei Inuit- und Eskimovölkern auftritt und bei der Menschen für kurze Zeit gedankenlose und animalische Verhaltensweisen zeigen.

5. Fregoli-Syndrom: Eine Wahrnehmungsstörung, bei der Menschen glauben, dass Personen, die ihnen bekannt sind, sich in verschiedene Personen verwandeln oder dass sich Personen, die ihnen unbekannt sind, als bekannte Personen verkleiden.

6. Alice-im-Wunderland-Syndrom: Eine Erkrankung, die hauptsächlich bei Kindern und jungen Erwachsenen vorkommt, bei der Menschen ihre Körpergröße, Raum- und Zeiterfahrung und den Sinn für die Realität als Ganzes verändern.

Sterntänzerin schrieb:Ist wohl zum Glück auch sehr selten, geht aber logischerweise mit einer sehr großen Gefahr, dass Betroffene sich dann tatsächlich umbringen, einher.

Das ist was, was ich nicht verstehe. Sie halten sich doch sowieso für tot, warum haben siendann suizidale Absichten?

janedoe95 schrieb:Eines der wohl bekanntesten Beispiele sind die Slender Man Stabbings.

Danke für die Links.

janedoe95 schrieb:Eines der wohl bekanntesten Beispiele sind die Slender Man Stabbings.

Hier litt eine der beiden Mädchen unter Schizophrenie und hat das andere Mädchen extrem unter Druck
gesetzt und manipuliert.

Ich weiß nicht, ob ich das wirklich als "Folie à deux" bezeichnen würde.

Generell sind viele dieser hier genannten Begriffe ziemlich romantisierend oder auch eher
Trivialnamen.

Ich wäre damit vorsichtig und meistens sind das nicht die wirklichen, wissenschaftlich genannten Begriffe.

"Folie à deux" ist z.B. schon sehr romantisierend.

altesgemäuer schrieb:6. Alice-im-Wunderland-Syndrom: Eine Erkrankung, die hauptsächlich bei Kindern und jungen Erwachsenen vorkommt, bei der Menschen ihre Körpergröße, Raum- und Zeiterfahrung und den Sinn für die Realität als Ganzes verändern.

Im Zuge von Migräne und Migräne-Attacken.

SuiGeneris schrieb:Folie à deux

Dies ist aber der offizielle Fachbegriff für geteilte Paranoia.

janedoe95 schrieb:Eines der wohl bekanntesten Beispiele sind die Slender Man Stabbings.

Da gibt es hier sogar einen eigenen Thread zu:

Versuchter Mord fuer den Slenderman

altesgemäuer schrieb:Das ist was, was ich nicht verstehe. Sie halten sich doch sowieso für tot, warum haben siendann suizidale Absichten?

Ich kann mir vorstellen, dass Betroffene durchaus dazu tendieren könnten, sich oder anderen zu beweisen, dass sie wirklich tot sind und sich dann z.B. die Pulsadern aufschneiden. Dass sie damit falsch liegen, ist ja gerade das, was sie nicht erkennen können. Andere wiederum denken "nur", sie würden bei lebendigem Leibe verrotten. Da will manch einer seinem Leben vielleicht auch einfach nur ein Ende setzen, vor allem wenn er oder sie das Gefühl hat, dabei auch noch vom Umfeld so gar nicht ernst genommen zu werden.

altesgemäuer schrieb:Das ist was, was ich nicht verstehe. Sie halten sich doch sowieso für tot, warum haben siendann suizidale Absichten?

Diese Menschen haben (aus ihrem Blickwinkel) nicht primär suizidale Absichten, aber vernachlässigen alltägliche Dinge die für einen Toten nicht mehr anfallen (essen etwa) oder üben gefährliche Dinge aus (da sie der Meinung sind, da tot, ist es für sie irrelevant dass diese lebensgefährlich sind).