Ist Grau das neue Bunt?

Syndrom schrieb:Auch Häuser, ob Neubauten oder "gehabekte" Fachwerkbauten- vorher mit Ziegel behängt, oder mit bunten Klinkern gemauert- werden nach der Isolierung einfach mit Betongrauen Plasteplatten verkleidet!

Hab ich in meiner Heimatstadt bisher nicht beobachten können.
Ich habe direkt drei Häuser in der Nachbarschaft (wohne mitten in der Stadt) die kürzlich neu isoliert wurden, das eine ist nun hellgelb, eines hellblau und eins cremefarben.
Auch wenn ich an Neubauten hier denke, ist da nichts graues dabei.
Mit fällt da eher auf, dass es immer mehr Fenster in vielen Variationen gibt und die oft in cremefarbenen Mauern.

Syndrom schrieb:das ein Zeichen mentaler Ausweglosigkeit, oder ein unterschwelliger Protest gegen Grün und

Ich sehe hier immer häufiger begrünte Dächer und eine begrünte Fassade fällt mir auch gleich ein, bei einem Neubau der letzten Jahre, mitten in der Stadt.

Mir fällt das sehr bei den Kinderwagen auf: alles grau und schwarz. Aber den Trend gibts schon länger. Klar, alles Geschmackssacke, aber auf mich wirkt das sehr traurig und trostlos. Für die heutigen Muttis sicher ganz normal aber wenn man noch die farbenfrohen Wagen der 90er und 2000er kennt, dann fällt das halt auf.

Syndrom schrieb:Oder einen Porsche Taycan, sowie VW Campingbusse und Minies, die von ca.20 jährigen Mädels gefahren werden- durch die Bank alles Grau, Mal heller, Mal dunkler-aber kein Farbtupfer!

Auch ich mag keine silbernen, grauen und braunen Autos.

Syndrom schrieb:Häuser, ob Neubauten oder "gehabekte" Fachwerkbauten- vorher mit Ziegel behängt, oder mit bunten Klinkern gemauert- werden nach der Isolierung einfach mit Betongrauen Plasteplatten verkleidet!

Diese Farben finde ich auch trostlos, obwohl mir einige modere Bauformen gut gefallen

Syndrom schrieb:Ist das ein Zeichen mentaler Ausweglosigkeit, oder ein unterschwelliger Protest gegen Grün und Regenbogenfarben/Flaggen und Alles was damit zusammenhängt?

Nein!
Das ist nichts anderes als ein Trend. Genau wie Work-Life-Balance und "Weniger ist mehr" und die Ernährungshysterie Trends sind, die irgendwann wieder verschwinden

Die Farben die uns umgeben sind meist ein Trend.
Farbe und Material einer Oberfläche drückt ein Lebensgefühl aus, das nach einiger Zeit wieder abklingt und Platz macht für andere Designs. Jede Zeit hat ihr eigenes Farbgefüge und präsentiert neue Materialien.

Weißtöne sind dabei fast zeitlos und finden sich überall. Sei es, weil sie gut kombinierbar sind, oder mit allen anderen Farben einen neutralen Hintergrund für alles andere Dekor abgeben.
Mit der Farbe grau verhält es sich ähnlich.

Trendfarben sind immer nur eine bestimmte Zeit erträglich und verschwinden wieder, so schnell wie sie gekommen sind.

Grau ist sicherlich eine Umkehr zur inneren Ruhe. Einer kontemplativen Lebensweise. Klare Linien, wenig Farbe, nichts ist bunt und grell überladen. Die Konzentration ist auf das Wesentliche gerichtet.

Ob und wie wir Farbe wahrnehmen, ist immer selektiv. Ist mein Fokus auf rote Autos ausgerichtet, fallen mir vermehrt Autos mit der Farbe rot auf.
Konzentriere ich meinen Fokus auf Grau, sehe ich vermehrt grau. Selbst wenn um mich herum Grün, Weis, Rot, Blau, Gelb etc. vorherrschend sind.

Ich hatte mir im Mai eine neue Küche bestellt, auch diese ist in grau/anthrazit gehalten und die Arbeitsplatte in Betonoptik.
In der engeren Auswahl standen noch weiß und karminrot - in diesen Farbtönen sah sie aber irgendwie nach "Low Budget-Küche" aus, obwohl die gewählte Küchenmarke nobilia keine Billigmarke ist. Ich weiß nicht warum, aber in grau/anthrazit wirkte sie deutlich stylischer, moderner und vor allem hochwertiger. Und sie sieht laut Küchenberater wohl auch dann noch halbwegs sauber aus, wenn sie eigentlich schon längst mal wieder gründlich geputzt werden müsste. Ich schätze mal, aus ähnlichen Gründen erfolgt diese Farbwahl auch bei Autos, Möbelstücken etc.
Naja, auch an diesem Farbtrend werden sich die Leute irgendwann sattgesehen haben. 🤷🏻‍♂️

Grau im Trend? Ich nehme momentan Pink und Lila als Trend wahr.

Ich hatte einmal graue Möbel im Wohnzimmer und wollte das Wohnzimmer von den Accessoires
sehr in Grau halten, da es Produktivität ankurbeln soll und mit Seriosität und Erfolg assoziiert
wird. Ich fand es doof.

Fröhliche Farben sind besser.

Mich macht Pink sehr glücklich.

Syndrom schrieb:Auch Häuser, ob Neubauten oder "gehabekte" Fachwerkbauten- vorher mit Ziegel behängt, oder mit bunten Klinkern gemauert- werden nach der Isolierung einfach mit Betongrauen Plasteplatten verkleidet!
Oder halt Bushaltestellen, ehemals in Naturtönen, werden neuerdings einfach Unigrau übergetüncht- selbst ehemals grüne oder gelbe Mülleimer an Haltestellenschildern werden Grau gepinselt.

Kann ich nicht bestätigen.
Dort, wo ich mich rumtreibe, ist das definitiv nicht so.

Editierzeit abgelaufen:

VitaVonni schrieb:Ob und wie wir Farbe wahrnehmen, ist immer selektiv. Ist mein Fokus auf rote Autos ausgerichtet, fallen mir vermehrt Autos mit der Farbe rot auf.
Konzentriere ich meinen Fokus auf Grau, sehe ich vermehrt grau. Selbst wenn um mich herum Grün, Weis, Rot, Blau, Gelb etc. vorherrschend sind.

Da hast du völlig recht. Mir war bspw. nie aufgefallen, wie viele Zwillinge es gibt - bis ich selbst mit Zwillingskinderwagen unterwegs war.

Muss also mal auf grau achten, vielleicht gibt es davon in meiner Umgebung doch mehr, als ich bisher wahrgenommen habe.

Wir hätten gern das aschgrau (Ödipussi)

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Wir hätten dann gerne das Aschgrau
Loriot hat sich auch schon mal Gedanken darüber gemacht. Im Film Ödipussi 😄
Mausgrau Steingrau Staubgrau

FerneZukunft schrieb:Das ist nichts anderes als ein Trend

Ich denke es ist mehr als ein Trend, möglicherweise geben dunkle Farben, harte Formen... Schotter vorm Haus etc etwas Stabilität in einer sich immer schneller drehenden Welt.

Die Autofarbe schwarz war zum Beispiel in den 70ern fast nur für hohe Ränge bzw wurde von denen gefahren... der Käfer war halt einfachal blau, gelb rot oder grün. .. heute kann sich jeder Hans eine E-Klasse in die Garage stellen im tiefsten schwarz.

sowas wird es nicht mehr geben:


Original anzeigen (0,6 MB)

https://www.spiegel.de/stil/autolackierungen-in-deutschland-grauzone-a-1298523.html#fotostrecke-5c613475-0001-0002-0000-000000171795

behind_eyes schrieb:Schotter vorm Haus etc etwas Stabilität in einer sich immer schneller drehenden Welt.

Schotterbeete werden vor allem aus Bequemlichkeitsgründen gewählt.
Sind halt pflegeleicht.

Also mein Auto ist rot und das finde Ich auch toll so. Ich hab mir die Farbe aber nicht ausgesucht, er stand eben in der Farbe quasi zum mitnehmen beim Händler.

Wenn man mal durch Neubaugebiete fährt, die in den letzten 20 Jahren entstanden sind, sieht man auch immer nur noch weisse Häuser. Mein Nachbar hat vor ein paar Jahren sein Haus neu verputzen und streichen lassen. Es ist nun dunkelgrau mit einem breiten dunkelroten Streifen. Wems gefällt...

Als meine Eltern sich vor 20 Jahren ein neues Auto gekauft haben, war das silbermetallic. Auch so eine Trendfarbe damals.

Oder das Badezimmer meiner Eltern aus Ende der 80er Jahre: Froschgrün! Bekannte von uns haben aus einer ähnlichen Zeit ein curryfarbenes Bad und wieder andere Bekannte eines in brombeerfarben. War halt damals so der Trend.

Ich bin aber auch ein Fan der bunten 7oer Jahre Ära und versuche meine Wohnung in so einem ähnlichen Stil einzurichten. Ich sammele auch alte Renovierungs- und Einrichtungsbücher aus dieser Zeit. Toll was die da damals aus der kleinsten Bude für ein farbenfrohes Paradies gezaubert haben.

Grau ist ja eine sehr abwechslungsreiche Farbe. Musste auch spontan an Loriots 28 Shades of Grey denken. :)

In Städtebau und Architektur werden wahrscheinlich oft minimalistische und neutrale Farbschemata bevorzugt, weil diese gut mit verschiedenen Baustilen und Materialien harmonieren.

Philipp87 schrieb:Oder das Badezimmer meiner Eltern aus Ende der 80er Jahre: Froschgrün! Bekannte von uns haben aus einer ähnlichen Zeit ein curryfarbenes Bad und wieder andere Bekannte eines in brombeerfarben. War halt damals so der Trend.

Nicht zu vergessen, das damals beliebte Bahama-Beige mit der obligatorischen Musterkachel pro Quadratmeter 😁

Damals war mehr Farbe und Muster.
Meine Großeltern hatten noch Tapeten mit riesigem Monstera-Blatt-Motiv 🙈

fischersfritzi schrieb:Schotterbeete werden vor allem aus Bequemlichkeitsgründen gewählt.
Sind halt pflegeleicht.

Das denke ich auch. Genauso wie ich mir das bei weißen Wänden oder weiß gelassenen Raufasertapeten vorstellen kann - so kann ich mir das bei Schottergärten vorstellen.
Da gibt es aber Gott sei Dank auch unterschiede. Nicht jeder Schottergarten macht beim Anblick depressiv.

Ps.

Ich liebe manche Fototapeten (gibt teilweise so wunderschöne Motive) oder auch Tapeten in Holzimitierung. Bei Wandfarben mag ich es besonders wärmer ins Orange und Terra Cotta gehende.

Gartenmöbel sind auch oft grau.

Mein Nachbarwohnhaus, Neubau 2022, ist auch in Dunkelgrau gehalten. Mit Schwarzen Fensterrahmen!
Der Kasten sieht aus wie ein Flakbunker aus WW II.

Neutrale Farben haben im Wohnbereich den Vorteil, dass man sie gut mit bunten Farbtupfern kombinieren kann.

Das habe ich gemerkt, als ich in meine jetzige Wohnung gezogen bin. Ich bin eine Person, die Farben mag und das wollte ich damals auch in der Wohnung ausleben. Immerhin, von einer im Nachhinein betrachtet, doch sehr wilden Fuchsia-Smaragd-Farbkombi im Wohnzimmer habe ich dann doch Abstand genommen, aber jeweils zwei Wände sind jetzt im Wohnzimmer Eisblau und im Schlafzimmer Pastellgrün.

Leider bin ich dadurch vor allem im Wohnzimmer total eingeschränkt, was die weitere Farbgebung angeht. Möbel, Deko, Bilder, Blumen.... alles muss zur auffälligen Wandfarbe passen. Eine weitere Kontrastfarbe geht da vielleicht noch, aber ansonsten muss dann alles in neutralen Farben gehalten sein, wenn es nicht völlig zusammengewürfelt aussehen soll.

Das hat z.B. dazu geführt, dass ich eine riesige leere Wandfläche habe, vor der nur Sitzmöbel und ein Beistelltisch stehen, weil ich bislang kein Bild, das mir gefällt, gefunden habe, dass sich vor dem eisblau gut machen würde. Und einen Teppich habe ich auch noch nicht gekauft, weil ich mir eigentlich nur einen weißen holen kann (zu allem Überfluss habe ich als Bodenbelag auch noch hässliche 80er Jahre Fliesen in beige-dunkelbraun), ohne das wieder alles aussieht, als ob eine Fünfjährige für die Farbgestaltung zuständig war und wei0ße Teppiche, naja, ich wollte eigentlich nie sowas pflegeintensives auf dem Boden haben.

Ich überlege daher sogar bereits, die Wände wieder weiß zu überstreichen und sicherlich wäre auch hellgrau eine Option. Dann hätte ich nämlich viel mehr Freiheiten in der weiteren Farbgestaltung.

Syndrom schrieb:Seit diesem Jahr fällt mir immer mehr auf, wie trist meine Umwelt wird.

Für mich ist die Welt ein Leichenschauhaus. Tag für Tag frage ich mich, wie all diese Menschen da draussen ihr Leben meistern. Und ob sie am Leben sind, ich bins nicht, die Welt IST grau.

Ich liebs.

Tapeziert Euch Eure Wohnräume doch im Siebziger-Dekor. Dann braucht man kein LSD mehr zu nehmen und Augenkrebs ist garantiert.

Ach ja, hier habe ich früher mal Besprechungen mit KollegInnen abgehalten. Heute findet sich dieser Design-Alptraum im Museum wieder.





Mehr dazu: Wikipedia: Spiegel-Kantine


Dann doch lieber 50 Shades of Grey!