Wie wichtig ist Treue?

Wenn ein Mensch tot ist, dann kann ich ihn auch nicht mehr betrügen. Und wenn ich 2 Wochen später jemand neues kennenlerne und mich verliebe, dann ist das eben so.

Alarmi schrieb:Drei Jahre finde ich deutlich ueberzogen

Bettman schrieb:Man kann ja nicht steuern wann man jemanden interessantes trifft. Und warum sollte man an sich selbst versauern statt auf andere Gedanken zu kommen und den vergangenen Lebensabschnitt hinter sich zu lassen?

Ihr denkt wie die Meisten.

Ich würde es aber genau so empfinden:

DeepThought schrieb:Es wäre mir wie ein Betrug an ihm vorgekommen, hätte ich mich relativ schnell wieder gebunden

Becky schrieb:Ich würde sagen, es kommt stark drauf an, wie alt die Beteiligten sind und was eventuell abgesprochen wurde zu Lebzeiten.

Ich habe ja nicht geschrieben, dass man nach dem Tod für immer alleine bleiben soll. Ich persönlich finde mindestens drei Jahre angemessen – aber das empfindet jeder anders.



Ich habe darüber nachgedacht, wieso meine Freunde in langjährigen, treuen Beziehungen sind.

Die Antwort:

Ich mag Menschen lieber, wenn sie strukturiert sind, strebsam, fleißig, zielstrebig, tüchtig, ehrlich, gutmütig, ordentlich (alles sauber und systematisch), durchhaltend und treu sind, sowie ihre Ziele und Pläne durchziehen.

Deshalb sind meine Freunde so, weil ich sie mir unbewusst nach diesen Kriterien ausgesucht habe.

Das heißt aber nicht, dass untreue, sowie flatterhafte, schlampige, faule, chaotische, arbeitsscheue oder ständig ihre Interessen wechselnde Menschen schlechter sein müssen.
Um Missverständnisse auszuschließen: ich meine nicht, dass ein Mensch der zB untreu ist, auch chaotisch oder faul ist. Ich meine Menschen, die irgendeine dieser Eigenschaften haben.

Was ich damit sagen will: jeder bevorzugt ein anderes Umfeld. Ich lebe in keiner Scheinwelt, die nur aus treuen Seelen besteht. Ich kenne auch sehr viele untreue Menschen. Das sind aber nur Bekannte oder Kollegen – keinesfalls Freunde.

FerneZukunft schrieb:Ich habe darüber nachgedacht, wieso meine Freunde in langjährigen, treuen Beziehungen sind.

Bist Du denn sicher, dass sie das sind? Hab ich auch bei einigen meiner Freunde gedacht. Am Ende sah das dann aber wieder ein wenig anders aus! Einen so tiefen Einblick hat man in Beziehungen anderer Leute meistens naemlich gar nicht.

"Treue über den Tod hinaus"? Was für ein Unsinn. Was hätte den der verstorbene und damit Ex-Partner davon, wenn der/die Überlebende jahrzehntelang als Single vor sich hin trauert? Dann könnte man ja gleich die Witwenverbrennung legalisieren.

Doors schrieb:"Treue über den Tod hinaus"? Was für ein Unsinn. Was hätte den der verstorbene und damit Ex-Partner davon, wenn der/die Überlebende jahrzehntelang als Single vor sich hin trauert? Dann könnte man ja gleich die Witwenverbrennung legalisieren.

Man sieht das nach einiger Zeit wieder so. Jahrzehntelang wäre auch übertrieben und irgendwann kommt man zu der Überzeugung, der Verstorbene hätte sich gewünscht, dass ich glücklich und zufrieden mein Leben lebe und nicht einsam und alleine vor mich hintrauere.

Du lebst ja aus voller Überzeugung eine offene Beziehung und es ist jetzt schwer, dir das zu erklären. :D

Aber es war "mein Partner", der verstorben ist, ich glaube an ein Leben nach dem Tod, ich fühle mich dem Mann auch nach dessem Tod noch verbunden, ich hoffe in der Trauerphase, dass ich ihn eines Tages auf der anderen Seite wiedersehe. Wenn dir in einer Beziehung körperliche Treue absolut wichtig ist, wäre es dann auch schwierig auf der anderen Seite deinem verstorbenen Partner wieder gegenüberzutreten.

Lange war es auch meine Überzeugung, keinen Menschen jemals wieder so lieben zu können, wie P. Wäre es denn fair gegenüber dem "neuen" Partner, dass dieser emotional immer die zweite Geige spielt, weil eben der erste noch so in dir eingebrannt ist?

Es dauerte, bis ich diese Sichtweise ablegen konnte.

Alarmi schrieb:Bist Du denn sicher, dass sie das sind? Hab ich auch bei einigen meiner Freunde gedacht.

Sicher bin ich mir, dass sie langjährige Beziehungen haben (das sieht man).

Bei meinen zwei besten Freundinnen bin ich mir sicher, dass sie treu sind. Sie würden es mir erzählen. Ich weiß wie oft sie Sex haben, welche Praktiken sie machen und was sie am Liebsten mögen…..

Von ihren Männern kann ich es nicht 100% wissen, nehme es aber stark an. Ich weiß, dass sie meine Freundinnen über alles lieben und dass sie die meiste Freizeit mit ihren Frauen verbringen.

Ich weiß, dass man für niemanden die Hand ins Feuer legen kann, denn es gibt Fälle, wo der liebe, nette stets hilfsbereite Nachbar von nebenan ein Doppelleben als perverser Massenmörder führt.
Ich glaube aber schon, dass die Männer meiner Freundinnen treu sind.

DeepThought schrieb:und irgendwann kommt man zu der Überzeugung, der Verstorbene hätte sich gewünscht, dass ich glücklich und zufrieden mein Leben lebe und nicht einsam und alleine vor mich hintrauere.

Ich weiß, dass es meinem Partner nicht recht wäre.
Er hat (zum Unterschied von mir) vor mir keine anderen Frauen gehabt. Er hatte und hat die Einstellung, dass er nur dann eine Beziehung eingeht, wenn es die für ihn „Richtige" ist. Er möchte auch (wenn überhaupt) nur eine einzige Beziehung haben, die ein Leben lang hält.

Zuerst konnte ich es gar nicht glauben, aber als ich mir sicher war, dass er das ernst meint, war ich sehr beeindruckt. (natürlich war das nicht der alleinige Grund, dass ich ihn genommen habe).

Er sagte, dass ihm die Männerkontakte die ich vor ihm hatte, schon gewaltig stören, aber er darüber hinwegsehen kann.
Ich musste ihm versprechen, dass es ab sofort nie wieder einen anderen Mann in meinem Leben gegen darf. Dieses Versprechen fiel mir leicht.

Er sagte dann auch noch, dass er Angst hat, dass ich sterbe. Er hat sich auf seinen elterlichen Bauernhof nie wirklich wohl gefühlt (die Herzlichkeit fehlte), deshalb waren seine Tiere (Pferde und ein Hund) vor mir sein Lebensmittelpunkt. Immer wenn er ein Tier besonders gern hatte, ist dieses gestorben.

Er hatte Angst, dass das mit mir auch passiert. Ich habe ihm damals schon gesagt, dass ich unverwüstlich bin und ich ihn ganz sicher überlebe und nicht umgekehrt.
Darauf hat er gesagt, dass für ihn die Vorstellung unerträglich ist, dass ich (auch nach seinem Tod) mit einem anderen Mann zusammen bin.

Ich weiß, dass mit dem Tod die Existenz endet (und er es somit nicht mehr mitbekommen würde) – trotzdem würde ich das niemals übers Herz bringen.
Für mich persönlich geht Treue über den Tod hinaus.

Alarmi schrieb:Dann ist es keine offene Beziehung und wird auf Dauer nicht funktionieren.

Es war doch aber die Rede davon, absolut ehrlich zum Partner zu sein, das hat sich in einer offenen Beziehung mMn erledigt, weil jeder mehr oder weniger das machen kann, was er möchte.

Alarmi schrieb:Woher dieses Misstrauen? Mit der Grundlage ist es ja praktisch unmoeglich, eine Beziehung zu fuehren.

Das ist eine lange Geschichte. Ich jedenfalls glaube nicht an absolute Offenheit innerhalb einer Beziehung.
Nicht, weil ich selbst so eingestellt bin, sondern aufgrund von Erfahrungen.

borabora schrieb:Es war doch aber die Rede davon, absolut ehrlich zum Partner zu sein, das hat sich in einer offenen Beziehung mMn erledigt, weil jeder mehr oder weniger das machen kann, was er möchte.

Nein, da gehts schon sehr stark um Ehrlichkeit und Absprachen. Die muss halt jedes Paar für sich treffen, was geht und was nicht geht, ob man von anderen erzählen soll usw. Ist ne durchaus individuelle Sache. Ich kenne Paare, da ists ok, mit anderen ins Bett zu gehen, aber geredet wird nicht, bei anderen gibts feste Sexpartner, bei wieder anderen wird über alles im Detail geredet usw.

Man sollte immer vorsichtig damit sein, subjektiven Lebenserfahrungen eine Allgemeingültigkeit verleihen zu wollen. Viele Menschen leben in einer offenen Beziehung und sind trotzdem nicht komplett ehrlich zueinander, andere erzählen sich alles und sind sich ihrer eigenen Definition nach trotzdem zu 100% treu. Beziehungen sind nicht schwarz oder weiß.

borabora schrieb:Es war doch aber die Rede davon, absolut ehrlich zum Partner zu sein, das hat sich in einer offenen Beziehung mMn erledigt, weil jeder mehr oder weniger das machen kann, was er möchte.

Das stimmt nicht. Offene Beziehungen haben meistens sehr klare Regeln, sonst koennen sie auf Dauer nicht funktionieren.

Alarmi schrieb:Offene Beziehungen haben meistens sehr klare Regeln

Aber weiß der Partner, ob sich der Andere auch an diese Regeln wirklich hält?

Wenn ich höre oder lese, mein Partner ist absolut ehrlich zu mir u. treu, was er sicherlich glaubt, glauben möchte.. aber ob das auch den Tatsachen entspricht.. naja..^^

@borabora

Weiß man in anderen Beziehungen, ob der Partner einem nicht eins vom Pferd erzählt?

Man muss schon nen gewisses Maß an Vertrauen aufbringen können, um eine gut laufende, dauerhafte Beziehung führen zu können. Kann man das nicht, sollte man einfach keine Beziehung führen.

Becky schrieb:Weiß man in anderen Beziehungen, ob der Partner einem nicht eins vom Pferd erzählt?

Das gilt selbstverständlich für alle Beziehungen.

Becky schrieb:Man muss schon nen gewisses Maß an Vertrauen aufbringen können, um eine gut laufende, dauerhafte Beziehung führen zu können. Kann man das nicht, sollte man einfach keine Beziehung führen.

Warum sollte man Jemanden blindlings vertrauen u. ihm alles glauben, was er erzählt?
Warum sollte man aufgrund dessen beziehungsunfähig sein oder keine Beziehung führen.


Negative Beispiele, wo Vertrauen (im schlimmsten Fall) ins Verderben geführt hat, gibt es ja schließlich.

Vertrauen und Arglosigkeit u. Gutheit wird oftmals ausgenutzt, vielleicht sogar ohne, das es der Andere (gleich) merkt.

@borabora

Man soll nicht blindlings vertrauen. Man soll nur nicht grundlos nicht vertrauen.

Wie führst du Beziehungen und Freundschaften, wenn du der Meinung bist, dass Vertrauen eh nur ausgenutzt wird? Oder vertraust du den Menschen, mit denen du Beziehungen (freundschaftlich und partnerschaftlich) führst, gar nicht erst?

Fehlendes Vertrauen in Beziehungen führt erfahrungsgemäß zu Klammereien, Eifersuchtsattacken, Unterstellungen, Streit usw. Das hält keine Beziehung auf Dauer aus.

@borabora
Es tut mir leid, dass Du so verletzt und enttäuscht wurdest.

Versuche einmal an die positiven Sachen Deiner Beziehungen zu denken:

Auch wenn Dir diese Männer sehr weh getan haben, ohne Sie hättest Du Deine (ich glaube 4?) Kinder nicht.
Die Kinder alleine sind schon jede Beziehung aus der sie entstanden sind wert!

Erinnere Dich auch an die schönen Momente, die es sicher mit jedem Deiner Partner hattest. In diesen (möglicherweise auch kurzen) Zeitspannen warst Du glücklich – hättest Du auf das verzichten wollen? Ich glaube nicht.

Die Beiträge, die ich von Dir gelesen habe, geben mir Den Eindruck, dass Du eine liebenswürdige, realistische, herzliche Frau bist, die mit beiden Beinen voll im Leben steht. Auch auf den Bildern sehe ich, dass Du attraktiv bist, flotte Kleidung trägst und sehr sympathisch wirkst.
Das alles macht Dich natürlich für viele Männer interessant. Einige wenige davon sind auch sicher Dein Typ.
Jetzt stellt sich für Dich die wichtige Frage, welcher dieser Männer (die Dir gefallen) meint es ehrlich und ist treu?

Verlass Dich auf Dein Bauchgefühl. 100% sicher kannst Du nicht sein.

Überlege Dir, ob Du nicht wieder so schöne Momente (die es in Deinen Beziehungen auch gab) haben möchtest? Willst Du darauf – nur aus Angst enttäuscht zu werden – für immer verzichten?

Eines habe ich in meinem (auch schon längeren) Leben erkannt, zwar nicht in meinem Freundeskreis, aber im Umfeld: Es gibt wesentlich mehr untreue Frauen als Männer. Frauen lassen sich nicht so leicht erwischen und geben sich nach außen treuer, als sie sind.

Selbstverständlich sind auch viele Männer untreu, aber es gibt auch treue, ehrliche, liebe Männer, die an einer langfristigen Beziehung interessiert sind.

borabora schrieb:Aber weiß der Partner, ob sich der Andere auch an diese Regeln wirklich hält?Wenn ich höre oder lese, mein Partner ist absolut ehrlich zu mir u. treu, was er sicherlich glaubt, glauben möchte.. aber ob das auch den Tatsachen entspricht.. naja..^^

Wenn man so wenig Vertrauen in einen anderen Menschen hat, sollte man am besten gar keine Beziehung fuehren. Wobei ich auch nicht glaube, dass mein Partner immer 100%ig ehrlich zu mir ist. Niemand ist 100%ig ehrlich in allen Bereichen. Aber das erwarte ich auch gar nicht, nur eben in den wichtigen Bereichen, und da denke ich schon, dass er ehrlich ist. Sein muss, weil er miserabel luegt.

insidiousgirl schrieb:Aber es ist, meiner Meinung nach, das Wichtigste.

Ganz genau!
Was bleibt uns denn außer Treue? Alles andere kann gar nicht so wichtig sein, da Treue und Vertrauen ein Grundbaustein, für jede Beziehung ja gar für jede kleine Freundschaft ist

Becky schrieb:Man soll nicht blindlings vertrauen. Man soll nur nicht grundlos nicht vertrauen.

Ich weiß. Aber hier widerspricht es sich. Man vertraut, weil man keinen Anlass hat u. das kann sich nachteilig auswirken.

Becky schrieb:Wie führst du Beziehungen und Freundschaften, wenn du der Meinung bist, dass Vertrauen eh nur ausgenutzt wird?

Ich habe einen schwierigen Hintergrund. Ich meine ja nur, das eigentlich immer eher berechtigte Zweifel bestehen, was (bedingungsloses) Vertrauen betrifft.

Das sollte auch nicht vordergründig sein, aber im Hinterkopf behalten schon.
Ich muss nicht erwähnen, das das jeder so halten kann, wie er mag.

Becky schrieb:Oder vertraust du den Menschen, mit denen du Beziehungen (freundschaftlich und partnerschaftlich) führst, gar nicht erst?

Ich vertraue nur sehr wenigen Menschen, aber auch nicht in Allem. Basierend auf Erfahrungen.

Becky schrieb:Fehlendes Vertrauen in Beziehungen führt erfahrungsgemäß zu Klammereien, Eifersuchtsattacken, Unterstellungen, Streit usw. Das hält keine Beziehung auf Dauer aus.

Du hast natürlich Recht, sofern es sich um eine normale Beziehung handelt.
Gibt aber auch das Gegenteil.

@FerneZukunft

Vielen Dank für die netten Worte :)
Ich würde Dir gern per PN antworten, hoffe, es ist Dir recht..

borabora schrieb:Ich weiß. Aber hier widerspricht es sich. Man vertraut, weil man keinen Anlass hat u. das kann sich nachteilig auswirken.

Ne, man vertraut nicht ohne Anlass. Und auch nicht vom ersten Augenblick an. Das kommt nach und nach. Man muss nur einfach den Leuten ne Chance geben, einen nicht zu enttäuschen. Ist nicht unbedingt einfach, aber wie gesagt, ohne Vertrauen gehts halt nicht auf Dauer.

Also bedingungslos ist das mit dem Vertrauen zumindest bei mir auch nicht. Es baut sich auf und es wird mehr, wenn nichts passiert, was es kaputt macht.

Vertrauen ist die Basis jeder Beziehung zwischen Menschen. Das gilt nicht nur für Liebes- und Sexualbeziehungen, sondern für jede Form sozialer Beziehungen, vom Arbeitsverhältnis bis zum Freundeskreis oder politischer Arbeit.

Wichtig ist nur, dass sich in einer Beziehung alle Beteiligten darüber im klaren sind, was sie wollen und was nicht und sich verbindlich an Abmachungen halten - womit wir wieder beim Vertrauen als Basis - und bei Kommunikation als Mittel, dieses herzustellen, angelangt wären.