Wie findet man "die eine Liebe"?

@Selektiv

Ich will Dir gar nicht Deine Erfahrung absprechen.

Aber ein Hobby, auch eines das einem wichtig ist, kann man einfach so dem Anderen lassen, man kann es ja auch ohne große eigene Begeisterung wohlwollend akzeptieren.
Es kommt wohl auch etwas auf den zeitlichen Aufwand an. Das kann nur klappen, wenn auch noch Zeit als Paar übrig ist.

Bei der Frage Kinder oder nicht kann man schlecht Kompromisse machen und auch schlecht sagen: Krieg Du mal Deine Kinder aber lass mich damit in Ruhe.

Reisen sehe ich oft als Ausdruck von Lebensentwurf an. Meine Ex wollte immer in die gleiche all inclusive Anlage, auch weil ihr Ausländer, die keine Hoteluniform tragen immer gefährlich erschienen und weil sie keinen Bezug zur Natur hat. Ich wollte gerne in einen Naturpark am Amazonas und eine Tour in Westafrika, auch weil ich ein anderes Verhältnis zu Natur und Menschen habe.

Für sie wäre mein Reisewunsch der blanke Horror gewesen, ich hätte mich wenn nach dem Hotelfrühstück der Animateur am Pool zur Polonaise animiert, todgelangweilt.

Und Reisen kosten nun mal einen erheblichen Teil des freien Kapitals und sind oft wichtige Paarzeit, die bei uns aber immer schon vorab einen der beiden unglücklich machte.

sacredheart schrieb:Aber ein Hobby, auch eines das einem wichtig ist, kann man einfach so dem Anderen lassen, man kann es ja auch ohne große eigene Begeisterung wohlwollend akzeptieren.
Es kommt wohl auch etwas auf den zeitlichen Aufwand an. Das kann nur klappen, wenn auch noch Zeit als Paar übrig ist.

Sehe ich genauso.

Selektiv schrieb:Wenn meine Freundin mich dauernd runterzieht, weil ihr Blick bei meiner begeisterten endorphinerfüllten Rede glasig wird und mit den Augen rollt, dann kann ich einfach nichts damit anfangen.

Das ist auch nicht gerade erstrebenswert.
Es gibt aber zum Glück nicht nur Schwarz und Weiß, sondern alle möglichen Graustufen. Ein Partner muss ja nicht gleich genervt auf ein Hobby reagieren, nur weil er/sie nichts damit anfangen kann.
Ich bin zum Beispiel totaler Technik-Doofi, während mein Mann ein absoluter Nerd in dieser Hinsicht ist.
Trotzdem kann er mich mit seiner Begeisterung anstecken, selbst wenn ich nur Bahnhof verstehe. Ich freu mich dann halt einfach, dass er sich freut.

RachelCreed schrieb:Ein Partner muss ja nicht gleich genervt auf ein Hobby reagieren, nur weil er/sie nichts damit anfangen kann.

Das ist zwar richtig. Es kommt aber auch darauf an, wie intensiv sich jemand einem Hobby widmet. Wenn Heinz-Rüdiger z.B. gerne mit seiner Eisenbahn spielt und gleich nach der Arbeit Stunden lang im Keller verschwindet und auch das komplette Wochenende dort zubringt, statt Zeit seiner Familie zu widmen, kann ich verstehen, dass seine Ingelore dann sauer reagiert (oder auch nicht, weil es ihr egal geworden ist).

@nairobi
Das stimmt. So jemand sollte sich dann allerdings überlegen, ob er überhaupt einen Partner will/braucht. Oder der Partner entscheidet das stattdessen für ihn.

nairobi schrieb:Wenn Heinz-Rüdiger z.B. gerne mit seiner Eisenbahn spielt und gleich nach der Arbeit Stunden lang im Keller verschwindet und auch das komplette Wochenende dort zubringt, statt Zeit seiner Familie zu widmen, kann ich verstehen, dass seine Ingelore dann sauer reagiert (oder auch nicht, weil es ihr egal geworden ist).

Genau darum geht's. Wenn etwas mit großer Leidenschaft gemacht wird und dem den Großteil seiner Freizeit widmet, braucht man die richtige Partnerin dafür.
Wobei Eisenbahn ein ziemlich schwacher Vergleich ist gegenüber einem Verein.

RachelCreed schrieb:Das stimmt. So jemand sollte sich dann allerdings überlegen, ob er überhaupt einen Partner will/braucht.

Jeder braucht/will einen Partner. Aber bitte auch jemanden, der zu einem passt.

Selektiv schrieb:Wobei Eisenbahn ein ziemlich schwacher Vergleich ist gegenüber einem Verein.

Wieso? Beides ist zeitintensiv.
Er bastelt halt alleine an seiner Eisenbahn, der Fussballer ist dann halt zum Training bzw. Auswärts/Heimspiel.
Und nach dem Fussballtraining oder Spiel, wird dann halt gerne noch ein Bierchen gezischt ;-)

Ich kenne es vom Reiten, dass ist ein zeitintensives Hobby, wenn man nicht nur alleine die Reiterei betrachtet.
Stall ausmisten, Füttern, Reitunterricht etc.

Kokolores82 schrieb:Wieso? Beides ist zeitintensiv.

Das stimmt. Aber es wäre schon seltsam, wenn man daneben sitzt und seinen Mann anfeuert oder Motivation zuspricht, wenn es beim Eisenbahnenbauen-Training mal etwas hapert, oder Trost zuspricht, wenn man mal vorher als normal aus einem Eisenbahnbau-Turnier ausscheidet.

Kokolores82 schrieb:Stall ausmisten, Füttern, Reitunterricht etc.

Habe ich auch mal gemacht. Kenne das sehr gut.

Selektiv schrieb:Wobei Eisenbahn ein ziemlich schwacher Vergleich ist gegenüber einem Verein.

Findest Du? Es soll Personen geben, die äußerst viel Zeit in einem Hobbykeller zubringen. Sie sind dann zwar zu Hause, aber halt eben mit ihrem Kram beschäftigt und zum Teil auch in "anderen Sphären".
Wenn jemand im Verein tätig ist, ist das Training meist nur an bestimmten Tagen oder zu bestimmten Zeiten.
Genau so doof ist es, finde ich, wenn der Partner Workaholic ist.
Partnerschaft hat ja auch mit gemeinsam verbrachter Zeit zu tun. Daran krankt es dann.

nairobi schrieb:Partnerschaft hat ja auch mit gemeinsam verbrachter Zeit zu tun. Daran krankt es dann.

Ich denke, Partnerschaft bedeutet für mich ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Nähe und Distanz, zwischen "mein Ding", "dein Ding" und "unser(e) Ding(e). Ich kenne "alte Ehen", in denen sich die PartnerInnen bis zur völligen Selbstaufgabe zu einem komplett ähnlichen "wir" verschmolzen haben In einer Beziehung sollte jede/r die nötigen Freiräume haben, auch mal ganz er/sie selbst zu sein.

nairobi schrieb:Wenn jemand im Verein tätig ist, ist das Training meist nur an bestimmten Tagen oder zu bestimmten Zeiten.

Es geht ja darum, dass es mir wichtig wäre, bei Auswärtsspielen oder -Turnieren eine Frau an meiner Seite zu wissen, die sich entweder mit mir freuen kann oder mich wieder aufbauen kann. Wenn sie das alles als "unwichtig" betitelt, ist sie an meiner Seite falsch. Denn dann freut sie sich eher weniger und kann mich umso weniger wieder aufbauen, das Gegenteil ist dann eher der Fall und dann müsste ich sie ja meiden.
Das soll aber nicht Sinn der Sache sein.

Gerade ein Verein ist ja so ein Ding, das auch viel Gemeinschaft beinhaltet. Wenn meine Freundin kein Teil davon ist, ist sie die Falsche.

Selektiv schrieb:Gerade ein Verein ist ja so ein Ding, das auch viel Gemeinschaft beinhaltet. Wenn meine Freundin kein Teil davon ist, ist sie die Falsche.

Meine Frau und ich sind Mitglieder in höchst unterschiedlichen Vereinen, Organisationen und Parteien. Darin sehen wir keinerlei Nachteile, sondern eher so etwas wie belebende Abwechslung. Ich muss nicht mit, wenn meine Frau ein Treffen ihres Unternehmerinnen-Zirkels hat, dafür schleppe ich sie auch nicht zu Partei-Veranstaltungen.

Doors schrieb:Meine Frau und ich sind Mitglieder in höchst unterschiedlichen Vereinen, Organisationen und Parteien. Darin sehen wir keinerlei Nachteile, sondern eher so etwas wie belebende Abwechslung. Ich muss nicht mit, wenn meine Frau ein Treffen ihres Unternehmerinnen-Zirkels hat, dafür schleppe ich sie auch nicht zu Partei-Veranstaltungen.

Von Parteien und Organisationen spricht hier auch keiner. Ich würde meine Frau auch nicht mit in die Bibliothek nehmen. Aber bei dem, was mich wirklich ausmacht, hätte ich gerne moralische, aufrichtige Unterstützung.

Selektiv schrieb:Aber bei dem, was mich wirklich ausmacht, hätte ich gerne moralische, aufrichtige Unterstützung.

Das kann ich gut nachvollziehen.
Mein Freund ist Extremsportler, Höhlentaucher, Bergsportler etc....er ist in seiner gesamten Freizeit damit unterwegs, auch Bergrettung, Höhlenrettung.
Wir haben uns deshalb gegen eine Beziehung miteinander entschieden weil er eine ebenso gestrickte Partnerin braucht, von denen es wenige gibt, das macht sonst keinen Sinn.
Gemeinsame Zeit gäbe es sonst fast keine.

Stradivari schrieb:Das kann ich gut nachvollziehen.
Mein Freund ist Extremsportler, Höhlentaucher, Bergsportler etc....er ist in seiner gesamten Freizeit damit unterwegs, auch Bergrettung, Höhlenrettung.
Wir haben uns deshalb gegen eine Beziehung miteinander entschieden weil er eine ebenso gestrickte Partnerin braucht, von denen es wenige gibt, das macht sonst keinen Sinn.
Gemeinsame Zeit gäbe es sonst fast keine.

Klingt ziemlich spannend. Auch wenn es schade ist, dass es zwischen euch nicht geklappt hat.
Andersrum würde ich genauso gern die Leidenschaft meiner Frau teilen wollen. Denn wenn ich das nicht tun würde, gäbe es ein großes Stück von ihr, dass ich nicht lieben würde. Und dieses Stück ist nicht gerade ohne Bedeutung.

Allerdings ist ein gemeinsames Hobby auch keine Garantie für eine glückliche Partnerschaft.
Seine Exfreundin war sportlich auf Augenhöhe und das funktionierte perfekt aber kaum waren sie aus der Höhle draußen konnten sie wenig miteinander anfangen und es gab nur Streit und gegenseitiges Unverständnis.
Extremsport ist auch kein gutes Beispiel.
Ich könnte mir schon vorstellen, einen fussballverrückten Mann zu haben, obwohl ich mich da nicht auskenne und den auch zu unterstützen.
Man darf sich da halt nicht nur als Anhängsel fühlen.
Da hab ich bei manchen Fussballevents oft den Eindruck wenn ich die Frauen sehe, die dann gelangweilt danebensitzen.
Oder die Streitereien bei Fahrradtouren wenn die Männer ihr Tempo fahren und die Frauen abhängen :-)

Stradivari schrieb:Da hab ich bei manchen Fussballevents oft den Eindruck wenn ich die Frauen sehe, die dann gelangweilt danebensitzen.

Genau das will ich ja nicht. Sie soll jubeln und es nicht als Pflicht sehen. Sie soll es fühlen.

Stradivari schrieb:Allerdings ist ein gemeinsames Hobby auch keine Garantie für eine glückliche Partnerschaft.
Seine Exfreundin war sportlich auf Augenhöhe und das funktionierte perfekt aber kaum waren sie aus der Höhle draußen konnten sie wenig miteinander anfangen und es gab nur Streit und gegenseitiges Unverständnis.

Es ist ja ein großes Puzzle. Es gibt viele Dinge, auf die ich achte. Ganz wichtig ist Kommunikation. Geht die schief, gehen bei mir Alarmglocken an. Beispielsweise bei häufigen Missverständnissen. Ich bin nicht gerade jemand, der unverständlich spricht, daher dürften Missverständnisse nicht so häufig auftreten. Tut es das jedoch, ist da meist irgendwas faul.
So kann man sich streiten, aber kaum versöhnen.

Stradivari schrieb:Ich könnte mir schon vorstellen, einen fussballverrückten Mann zu haben, obwohl ich mich da nicht auskenne und den auch zu unterstützen.
Man darf sich da halt nicht nur als Anhängsel fühlen.

Genau. Wie es eigentlich schon hervorgeht, strebe ich danach: mittendrin statt drangehangen. Heißt nicht, dass sie mit auf dem Feld stehen muss, aber sie wird dennoch Teil der Mannschaft sein. Auf der Zuschauertribüne und bei mannschaftlichen Feten.

Stradivari schrieb:Oder die Streitereien bei Fahrradtouren wenn die Männer ihr Tempo fahren und die Frauen abhängen :-)

:D Das finde ich schon wieder irgendwie klischeehaft schön. :D

Selektiv schrieb:Von Parteien und Organisationen spricht hier auch keiner.

@Doors hat auch von Vereinen gesprochen.
Sieht danach aus, als gäbe es eben unterschiedliche Anforderungen bzw unterschiedliche Erfahrungen hinsichtlich gelingender Partnerschaften.

Deine persönliche Vorstellung wird nun mal nicht von allen geteilt.
Muss ja auch nicht.

Selektiv schrieb:Klingt ziemlich spannend. Auch wenn es schade ist, dass es zwischen euch nicht geklappt hat.

Ich hätte es schon versucht da ich die Bergsportszene ja kenne und da gibt es gerade unter den bekanntesten Bergsteigern sehr viele, deren Frauen sich damit eingerichtet haben dass die Männer oft weg sind.
Die ihm halt daheim den Rücken frei halten und auch ihr Ding machen.
Aber mein Freund will halt Daß seine Freundin dann bei ihm ist wenn er lange weg ist.
Ich kann ja schlecht vor dem höhleneingang im Wald sitzen und Socken Stricken wenn er 100 m tiefer eine Woche zu Gange ist:-)

fischersfritzi schrieb:hat auch von Vereinen gesprochen.

Und von anderen Dingen. Die ich zitiert habe und hervorgehoben habe, dass es mir darum nicht ging.

fischersfritzi schrieb:Deine persönliche Vorstellung wird nun mal nicht von allen geteilt.

Wo steht geschrieben, dass es das muss? Und wo habe ich impliziert, dass ich das gerne so hätte? Es ging um meine Vorstellung, was ich mir von einer Beziehung/Liebe erwarte, die ich hier ausargumentiert habe.

Stradivari schrieb:Aber mein Freund will halt Daß seine Freundin dann bei ihm ist wenn er lange weg ist.
Ich kann ja schlecht vor dem höhleneingang sitzen wenn er 100 m tiefer eine Woche zu Gange ist:-)

Stradivari schrieb:Ich hätte es schon versucht da ich die Bergsportszene ja kenne und da gibt es gerade unter den bekanntesten Bergsteigern sehr viele, deren Frauen sich damit eingerichtet haben dass die Männer oft weg sind.
Die ihm halt daheim den Rücken frei halten und auch ihr Ding machen.
Aber mein Freund will halt Daß seine Freundin dann bei ihm ist wenn er lange weg ist.

Ja, da verstehe ich ihn gut.

Selektiv schrieb:Es ist ja ein großes Puzzle. Es gibt viele Dinge, auf die ich achte. Ganz wichtig ist Kommunikation. Geht die schief, gehen bei mir Alarmglocken an. Beispielsweise bei häufigen Missverständnissen. Ich bin nicht gerade jemand, der unverständlich spricht, daher dürften Missverständnisse nicht so häufig auftreten. Tut es das jedoch, ist da meist irgendwas faul.
So kann man sich streiten, aber kaum versöhnen.

Ein großes Problem ist, wenn man den Partner nicht so akzeptiert wie er ist, und ihn ändern will.
Übertriebene Eifersucht ist auch sowas.
Oder grundsätzliche Sachen, einer will heiraten und der andere nicht.
Oder unterschiedlicher Kinderwunsch.
Das kann man alles nicht erzwingen und ewig unzufrieden sein.
Ich hab ja auch in der Familientherapie gearbeitet und wie oft, nach jahrelangem Kampf und am Ende der Beziehung fällt dann der Satz : du hast mir Jahre meines Lebens gestohlen.