Habt ihr was gegen Homosexualität?

itsnat schrieb:Aber deshalb finde ich es wichtig dass sich möglichst große Teile unserer Bevölkerung daran beteiligen das zu ändern.

Auch als Homosexueller selbst kann man dazu beitragen, indem man sich nicht versteckt, sondern offen damit umgeht, auch wenn einem das von einigen Leuten angekreidet wird, die es lieber hätten, wenn man die eigene Beziehung möglichst versteckt nur zuhause lebt.

Bone02943 schrieb:Ich denke es geht dabei vielen nicht nur um Enkel sondern auch vorallem darum "was die Nachbarn sagen".

Genau dieser Satz fiel auch, als ich mich bei meiner Mutter geoutet habe und ihr alles aus dem Gesicht gefallen ist :D Sie war erstmal geschockt und hat geheult. Das ist aber nun auch schon etwa 15 Jahre her. Ich komme ursprünglich aus einem kleinen Kuhdorf mit 2000 Einwohnern. Zum Zeitpunkt meines Outings habe ich aber schon nicht mehr dort gelebt. Aber ich war definitiv einer oder der erste aus dem Dorf, der sich geoutet hat. Mittlerweile hat meine Mutter es natürlich verdaut und überhaupt keine Probleme mehr damit.

Ich habe lange gebraucht mir selbst einzugestehen ein Homo zu sein. Man ist, vor allem in so einer ländlichen Umgebung, stark darauf konditioniert gefälligst Hetero zu sein. Das hat mich sehr viel Überwindung und Kraft gekostet mir die Homosexualität einzugestehen und auch vor anderen dazu zu stehen.

martenot schrieb:Auch als Homosexueller selbst kann man dazu beitragen, indem man sich nicht versteckt, sondern offen damit umgeht, auch wenn einem das von einigen Leuten angekreidet wird, die es lieber hätten, wenn man die eigene Beziehung möglichst versteckt nur zuhause lebt.

Das ist sicher richtig. Jedoch finde ich es manchmal auch etwas anstrengend immer damit so offen umzugehen. Auf der Arbeit habe ich auch einige Zeit verstreichen lassen, bevor ich mich geoutet habe.

Dasdeeeeniz schrieb:Jedoch finde ich es manchmal auch etwas anstrengend immer damit so offen umzugehen.

Klar, und es ist auch nicht immer ganz unproblematisch. Gerade im Arbeitsumfeld kann man sich ja auch nicht ohne weiteres zurückziehen, wenn die Kollegen Ärger machen oder mit Mobbing anfangen. Es ist immer eine Gratwanderung, ob und in welchem Umfeld man sich outet oder nicht.

Dasdeeeeniz schrieb:Ich habe lange gebraucht mir selbst einzugestehen ein Homo zu sein. Man ist, vor allem in so einer ländlichen Umgebung, stark darauf konditioniert gefälligst Hetero zu sein.

Das ist mir auch so ergangen. Als Jugendlicher war es im sozialen Umfeld noch gang und gäbe, Homosexuelle als pervers oder minderwertig zu bezeichnen. Da muss man schon sehr selbstbewusst sein, um trotzdem selbstbewusst zu sich stehen zu können.

martenot schrieb:Als Jugendlicher war es im sozialen Umfeld noch gang und gäbe, Homosexuelle als pervers oder minderwertig zu bezeichnen.

Ist es ja teilweise heute noch. Wenn Menschen nicht bewusst ist, dass da ein Homosexueller unter ihnen ist, fallen doch immer noch hin und wieder abwertende Kommentare über Homos. Heute ist mir das egal und manchmal macht es mir dann auch Spaß mich in solchen Situationen zu outen. Als Jugendlicher war es grausam und man hat sich völlig hinterfragt und "falsch" gefühlt.

Dasdeeeeniz schrieb:Als Jugendlicher war es grausam und man hat sich völlig hinterfragt und "falsch" gefühlt.

Ja, so ist es. Wenn man solchen Kommentaren häufig ausgesetzt ist, entwickelt sich oft ein Gefühl der eigenen Minderwertigkeit bzw. Unzulänglichkeit (bei mir war es so). Ich habe damals gedacht, ich wäre völlig unzureichend und insgesamt als Mensch zweitklassig. Die Zeit von meiner Pubertät bis zum Outing als ich bereits 22 war, waren Jahre voller Selbstzweifel und Depressionen.

Ich glaube, darüber denkt normalerweise niemand nach, wenn er abwertende Sprüche über Homosexuelle (oder andere Minderheiten) raushaut: dass da womöglich unter den Zuhörern jemand ist, dem das tierisch nahe geht.

Dasdeeeeniz schrieb:. Heute ist mir das egal und manchmal macht es mir dann auch Spaß mich in solchen Situationen zu outen

Das mach ich auch "gerne" als Transfrau, wenn abwertende Kommentare über Transgender kommen.
Wenn derjenige noch nicht Bescheid über mich wusste und ihm dann alles aus dem Gesicht fällt, ist das schon ganz witzig.
Meistens setzt dann eine ziemliche Verlegenheit ein, ich bin dann durchaus ein kleines bisschen schadenfroh.

Aber da es ja um Homosexualität geht: Ich verstehe einfach nicht, wie man etwas dagegen haben kann, wie andere Menschen ihr eigenes Liebesleben leben.
Das betrifft einen selbst doch kein Stück.
Und was wäre auch die Alternative? Jemanden dazu zwingen, eine Lüge
e zu leben?
Will man als Hetero für sich selbst ja auch nicht, also hat man auch verdammt nochmal kein Recht, das von anderen zu verlangen.

martenot schrieb:Ja, so ist es. Wenn man solchen Kommentaren häufig ausgesetzt ist, entwickelt sich oft ein Gefühl der eigenen Minderwertigkeit bzw. Unzulänglichkeit (bei mir war es so). Ich habe damals gedacht, ich wäre völlig unzureichend und insgesamt als Mensch zweitklassig. Die Zeit von meiner Pubertät bis zum Outing als ich bereits 22 war, waren Jahre voller Selbstzweifel und Depressionen.

Genauso erging es mir auch. Ich habe mich auch erst mit anfang 20 geoutet, meine Depressionen sind mir dann aber erst mit Ende 20 bewusst geworden, waren aber sicherlich auch schon in meiner Jugend da. Das ist mir erst in der Therapie so richtig bewusst geworden.

RachelCreed schrieb:Meistens setzt dann eine ziemliche Verlegenheit ein, ich bin dann durchaus ein kleines bisschen schadenfroh.

Genau so! ;-)

RachelCreed schrieb:Will man als Hetero für sich selbst ja auch nicht, also hat man auch verdammt nochmal kein Recht, das von anderen zu verlangen.

Ich glaube, dass viele Heteros in einer Denkwelt leben, in der sie die eigene Lebensweise als höherwertig und grundsätzlich richtig sehen. Und weil es sich für sie selbst als richtig anfühlt, geht man davon aus, dass es auch für jeden anderen Menschen genauso richtig sein muss. Und wer sich anders verhält, macht es falsch bzw. ist auf dem falschen Weg.

@martenot
Echt gruselig, wie wenig Empathie manche Leute an den Tag legen.

martenot schrieb:Ich glaube, dass viele Heteros in einer Denkwelt leben, in der sie die eigene Lebensweise als höherwertig und grundsätzlich richtig sehen.

Über sowas hab ich mir als Hetero nie Gedanken gemacht.
Jeder muss so Leben, wie er glücklich ist / wird.
Es steht mir garnicht zu, andere in Ihrer Lebensweise zu kritisieren.

Kokolores82 schrieb:Es steht mir garnicht zu, andere in Ihrer Lebensweise zu kritisieren.

In meinem Leben sind mir halt schon allzu viele Menschen begegnet, die genau das gemacht haben. Je weiter entfernt von der eigenen Lebensweise man sich befunden hat, umso stärker bin ich dafür dann kritisiert worden - nach dem Motto "so macht man das doch nicht". Früher (in meiner Jugend) kam meistens noch eine Schippe drauf, im Sinne von "das ist sündhaft", "nicht von Gott gewollt", "schädigt die Gesellschaft", etc.

Es gab auch die Reaktion des Nicht-darüber-Redens. Wenn jemand, z.B. ein Nachbar, vermutlich schwul war, wurde drum herum gedruckst. Es hieß dann z.B. "Mit dem stimmt was nicht" oder "der findet keine Frau". Oder man fing vermeintlich wohlmeinend mit Kuppelversuchen an und dachte womöglich, der Person einen Gefallen zu tun, wenn man ihm potentielle Partnerinnen aufdrängte. Das habe ich auch noch erlebt, dass die Verwandtschaft mir irgendwelche "netten Mädchen" empfohlen hatte, die ich doch bitte näher kennenlernen sollte, damit ich endlich "normal" werde.

martenot schrieb:Wenn jemand, z.B. ein Nachbar, vermutlich schwul war, wurde drum herum gedruckst. Es hieß dann z.B. "Mit dem stimmt was nicht" oder "der findet keine Frau". Oder man fing vermeintlich wohlmeinend mit Kuppelversuchen an und dachte womöglich, der Person einen Gefallen zu tun

Ohja, sowas ist mir auch bekannt. Find ich furchtbar, wie übergriffig das ist. Vorallem das die Leute sich nicht dafür schämen, unfassbar!
Die sollten alle mal vor Ihrer eigenen Tür kehren.

Meine Erfahrung als Hetero mit vielen homosexuellen Freunden und Verwandten ist, daß sich Männer häufig bedroht fühlen, bzw Angst haben. Nur wovor? Ich meine, seit wann heißt homosexuell sein, das sie alles und jeden ambaggern? Und gerade die Männer, die am lautesten schreien sind manchmal die, die alle Frauen "ambaggern", die nicht bei 3 auf dem Baum sind. Also schließen sie meiner Meinung nach von sich auf andere.

Schade, daß sie so kleingeistig sind. Schade, daß das eigene Selbstvertrauen scheinbar so gering ist, daß man sich in seiner eigenen geschlechtlich en Identität so bedroht fühlt

Desperadoo schrieb:Meine Erfahrung als Hetero mit vielen homosexuellen Freunden und Verwandten ist, daß sich Männer häufig bedroht fühlen, bzw Angst haben. Nur wovor? Ich meine, seit wann heißt homosexuell sein, das sie alles und jeden ambaggern?

Das habe ich auch nie verstanden. Manche Heteromänner scheinen zu denken, dass schwule Männer unterschiedslos jeden anderen Mann "ins Bett kriegen wollen" und dabei hemmungslos vorgehen. Deswegen denken sie, man müsse sich davor schützen, indem man mit einem schwulen Mann am besten gar nicht erst in Kontakt kommt oder eine gewisse Distanz wahrt, damit sowas nicht passiert.

Komischerweise kommen solche Befürchtungen manchmal ausgerechnet von Männern, die ihrerseits eigentlich keine große Augenweide und auch nicht übermäßig charmant sind.

In einer Pension in Niederösterreich sind homosexuelle Gäste und entsprechende Aktivitäten unerwünscht. Das wird explizit auf der Webseite unter "Preise/Konditionen" erwähnt:

In der Pension "M-Quartier" in Aggsbach Markt sind homosexuelle Gäste unerwünscht. Man wolle nichts mit "AIDS oder Syphilis zu tun haben", heißt auf der Website. Die Antidiskriminierungsstelle ist machtlos.

https://www.queer.de/detail.php?article_id=41134

Unter "Warum wir ein Anti-Homo-Haus sind" gibt es eine Reihe von Begründungen. Darunter Moral und Kampf für die persönliche Freiheit (das Recht auf Diskriminierung) und Kampf gegen die Indoktrination der LGBT Bewegung.

Diese Einschränkung auf Heteros und Cis-Gender ist in Österreich legal.

Ein schönes Beispiel, warum die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung gesetzlich verboten sein sollte.

Ich hatte mal ein Erlebnis. Ich habe mal in einer Klasse einer Grundschule gearbeitet. Dort gab es in der 3. Klasse Aufklärungsunterricht. Alles soweit normal, bis es um das Thema Homosexualität ging. Jedenfalls war es so, dass die Lehrerin erklärte, dass nicht nur Mann und Frau zusammen sein können, sondern auch Mann und Mann und Frau und Frau (natürlich gibt es mehr Formen der Geschlechter und auch der Lebensmodelle, aber das war erstmal das grundsätzlichste und unkomplizierteste). Jedenfalls wusste kein Kind, was das bedeutet, dass auch 2 Frauen zusammen sein können, wie "Mann und Frau". Und auch kein Kind wusste, dass zwei Männer zusammen sein können wie "Mama und Papa". Es kam auch die Frage auf, wie die Kinder bekommen können.
Ich finde es interessant, dass die Eltern der Kinder anscheinend nie ein Wort darüber verloren haben, dass es auch andere Lebensmodelle gibt, als das, was das Kind kennengelernt hat, oder worin das Kind lebt.
Darin sehe ich im übrigen auch das Problem. Kinder sollten in meinen Augen auch darin geprägt werden, dass es viel mehr gibt, als nur das, was sie kennen. Jedoch sind meist die Eltern, wenn nicht homosexuell, ebenso begrenzt und können nicht dafür sorgen, dass das Kind mit Weitblick aufwächst.

Somit könnte ein weiteres Problem entfallen. Im meinen Augen, ist das sogenannte
"outen" eine absolute Respektlosigkeit. Es sollte normal sein, so wie ein Junge sein Freundin mitbringt, dass auch ein Junge seinen Freund oder ein Mädchen seine Freundin mitbringen kann, ohne dass es heißt "äh, Mama, Papa, ich bin Homosexuell".

Bishamon schrieb:Pension in Niederösterreich sind homosexuelle Gäste und entsprechende Aktivitäten unerwünscht. Das wird explizit auf der Webseite unter "Preise/Konditionen" erwähnt:

Schwer erträglich, so etwas zu lesen (in der heutigen Zeit!!!).

Cherymoya schrieb:Ich finde es interessant, dass die Eltern der Kinder anscheinend nie ein Wort darüber verloren haben, dass es auch andere Lebensmodelle gibt, als das, was das Kind kennengelernt hat, oder worin das Kind lebt.
Darin sehe ich im übrigen auch das Problem. Kinder sollten in meinen Augen auch darin geprägt werden, dass es viel mehr gibt, als nur das, was sie kennen. Jedoch sind meist die Eltern, wenn nicht homosexuell, ebenso begrenzt und können nicht dafür sorgen, dass das Kind mit Weitblick aufwächst.

Aber da seh ich im Aufklärungsunterricht eh viel Aufholbedarf.
Ich mein ich bin schon lange aus der Schule raus, aber der Aufklärungsunterricht war früher ein Witz.
Gefühlt war es den Lehrern auch peinlich sowas zu erzählen

Cherymoya schrieb:Darin sehe ich im übrigen auch das Problem. Kinder sollten in meinen Augen auch darin geprägt werden, dass es viel mehr gibt, als nur das, was sie kennen.

Mir wurde das als Kind auch nicht vermittelt, ich habe es dennoch nie in Frage gestellt.

Cherymoya schrieb:Jedoch sind meist die Eltern, wenn nicht homosexuell, ebenso begrenzt und können nicht dafür sorgen, dass das Kind mit Weitblick aufwächst.

Ist es nicht egal, welche Lebensform ein Kind kennenlernt, was die Fragen anbelangt? Für Kinder homosexueller Paare können heterosexuelle Beziehungen ebenfalls Fragen aufwerfen.
Finde, das nimmt sich nichts.

Kokolores82 schrieb:aber der Aufklärungsunterricht war früher ein Witz.

Zumindest in meinem Umkreis ist er nicht gut genug.
Ich hab einige Teenager über Safer Sex, Pille danach und Verhütungsmittel aufgeklärt. Und das sogar nach einem Besuch beim Frauenarzt oder Apotheker: "hab ich nicht verstanden".

"Kann ich während der Menstruation schwanger werden?" und "wann kann ich die Pille danach nehmen?" nicht nur einmal beantwortet/erklärt.