Mörder oder Sterbehelfer?

Watt schrieb:Könnte aber auch eine andere Lösung aufzeigen und das Leben wieder lebenswert machen.

und wenn dir das nicht gelingt, der lebensmüde sich vor den Zug wirft, bist du auch ein Mörder?

Schau, es ist schwierig Menschen in ihrem Willen brechen oder steuern zu wollen. Wenn ein Mensch mental klar ist aber keinen Grund mehr sieht weiter zu leben, ließ bitte das Schicksal vom Sportler oben, dann sollte man das akzeptieren können und ja, sogar Hilfe anbieten die es diesem Menschen ermöglicht in Würde und Anstand aus dem Leben zu scheiden statt so wie du willst mithilfe von Essens und Trinkenverweigern über Tage elendig zu verrecken.

Bist du religiös?
Oder fühlst du dich schuldig am Tod eines Menschen?

behind_eyes schrieb:Quelle: Wikipedia: Noah Yannik Berge

Der Fall ist mir bekannt.
Finde die Lösung aber nicht richtig.

Doors schrieb:Wer nicht mehr will, soll auch nicht wollen müssen. Wenn wir schon nicht beim Anfang unseres Lebens mitreden bzw. mitentscheiden könen, dann sollten wir das wenigstens für das Ende können.

Da bin ich ganz Deiner Meinung.

Es sollte aber kein Recht auf Sterbehilfe geben.
Auch Noah Yannik hätte einen anderen Weg gefunden um endgültig “sanft für immer einzuschlafen “ ohne andere Menschen wissentlich mit einzubeziehen.

Watt schrieb:Finde die Lösung aber nicht richtig.

Es war sein Wille, was hast du dagegen?

Watt schrieb:Auch Noah Yannik hätte einen anderen Weg gefunden um endgültig “sanft für immer einzuschlafen “ ohne andere Menschen wissentlich mit einzubeziehen.

er war vom Hals abwärts gelähmt. Er steuerte seinen Rolli mit der Zunge. Welchen Weg kann er wählen, ohne fremde Hilfe sanft einzuschlafen?

behind_eyes schrieb:Bist du religiös?
Oder fühlst du dich schuldig am Tod eines Menschen?

?

@Watt
Wer einen Kranken tötet, ist normalerweise ein Mörder. Wenn der Patient unheilbar krank ist, Herr seiner Sinne ist und ihn darum gebeten hat, dann ist derjenige ein Sterbehelfer. Sterbehilfe setzt den Wunsch des dann Verstorbenen voraus. Ein Mord geschieht dagegen ohne Einwilligung des Opfers.

Watt schrieb:Warum sollte ein Arzt die Tötung ermöglichen

Zum Beispiel aus Mitleid, weil der Patient entsetzliche Schmerzen leidet und deswegen sterben will, und weil der Arzt als Fachmann weiß, dass das niemals bessser, sondern eher noch schlimmer wird, bis der Tod dann irgendwann sowieso eintritt.

Watt schrieb:Es sollte aber kein Recht auf Sterbehilfe geben.

Meiner Meinung nach schon. Wer etwas nicht allein schafft, hat alles Recht der Welt, sich Hilfe zu holen. Das gilt für mich für das Leben wie für das Sterben.

Watt schrieb:Es sollte aber kein Recht auf Sterbehilfe geben.

Dann sollte es auch kein Recht auf Geburtshilfe geben.
Alle Entbindenden entbinden dort wo sie gerade sind, keiner hilft.
wäre das ok?

Ich war eigentlich auch ein Verfechter der aktiven Sterbehilfe. Bis ich folgende Doku gesehen habe, die mich verunsicherte. Es werden drei Menschen beim Sterben begleitet und man fragt sich, ob das am Ende alles so richtig war.
Nichtsdestoweniger glaube ich, dass Deutschland in der Hinsicht immer noch in der Steinzeit lebt.
Die Niederlande in Panem. Doku Lebensendeklinik

@trevish
kannst du deine Kritik daran kurz zusammenfassen?

Watt schrieb:Ich finde es auch nicht richtig Sterbehilfe zu verlangen, auch wenn ich es in einigen Fällen verstehen könnte.

Das ist meiner Meinung nach das Problem: Dass die Befindlichkeiten von Nicht-Betroffenen oft höher gewertet werden als die Leiden der Betroffenen.

Watt schrieb:Könnte aber auch eine andere Lösung aufzeigen und das Leben wieder lebenswert machen.

Die Frage ist, ob es immer eine Lösung gibt.

Watt schrieb:Da sollte man ansetzen: Depression, Schmerzen, Abhängigkeitsgefühl, Angst?

Bei Angst und Depressionen hilft vielleicht eine Psychotherapie. Bei Stress am Arbeitsplatz kann man die Firma wechseln. Aber bei Schmerzen gibt es nicht immer eine wirkliche Lösung, auch wenn viele Leute das glauben.

Du würdest also von Kranken mit unstillbaren Schmerzen verlangen, auf unbestimmte Zeit weiterleiden zu müssen, auch wenn sie es nicht mehr ertragen können, nur weil du und andere Leute das "nicht richtig" finden würden? Du magst das moralisch finden, ich finde das nicht.

AlteTante schrieb:Wer einen Kranken tötet, ist normalerweise ein Mörder. Wenn der Patient unheilbar krank ist, Herr seiner Sinne ist und ihn darum gebeten hat, dann ist derjenige ein Sterbehelfer. Sterbehilfe setzt den Wunsch des dann Verstorbenen voraus. Ein Mord geschieht dagegen ohne Einwilligung des Opfers.

Das ist die juristische Definition.
Die Sterbehilfe ist juristisch geregelt. Der assistierte Suizid ist juristisch nicht klar geregelt.
Aktive Sterbehilfe ist juristisch nicht erlaubt.
Passive oder indirekte Sterbehilfe ist juristisch erlaubt.
Die moralischen Vorstellungen und Werte können sich von den juristischen unterscheiden.
Wenn man unbedingt die Sterbehilfe befürwortet sollte man sich für eine staatliche Sterbehilfe einsetzen. Z.B. so wie es ausgebildete Sterbebegleiter gibt kann man professionelle ehrenamtliche Sterbehelfer ausbilden, die dann die entsprechenden Medikamente vom Staat direkt erhalten.

AlteTante schrieb:Zum Beispiel aus Mitleid, weil der Patient entsetzliche Schmerzen leidet und deswegen sterben will, und weil der Arzt als Fachmann weiß, dass das niemals bessser, sondern eher noch schlimmer wird, bis der Tod dann irgendwann sowieso eintritt.

Schmerzen müssen nicht erleidet werden, wenn der Tod in Kauf genommen wird.

Watt schrieb:Die moralischen Vorstellungen und Werte können sich von den juristischen unterscheiden.

Nein, es ist meine persönliche Definition.

Watt schrieb:Schmerzen müssen nicht erleidet werden, wenn der Tod in Kauf genommen wird.

Wie soll das dann ohne Sterbehilfe gemacht werden, also von ärztlicher Seite her?

@behind_eyes

Es ist keine Kritik im eigentlichen Sinne. Alle drei Menschen wollten sterben. Kritik an der Doku übe ich nur insofern, als im letzten Fall deutlicher hätte dargestellt werden können, dass die Dame vor Jahren ausdrücklich ihren Wunsch nach Sterbehilfe unter den mittlerweile gegebenen Umständen festgelegt hat.
Es ist schwer nachzuvollziehen, dass sie am Tag vor ihrem Tod selbstständig zu einem Sportevent fährt, sich offensichtlich über eine musikalische Darbietung erfreut und mit ihren Sportfreunden in der Stammkneipe einen trinkt.
In dem Fall des Herrn mit der Zwangstörung ist es so, dass er zwar darlegt, was ihm das Leben zur Hölle macht, aber er wirkt mit 60 locker 10 Jahre jünger, körperlich fit und man fragt sich, ob da wirklich keine andere Lösung möglich wäre.
Dass eine 100 jährige keine Lust mehr zu leben hat, habe ich noch am ehesten verstanden. Aber auch hier schwang mit, dass sie vielleicht anders entschieden hätte, wenn das Leben nicht so "eintönig" wäre. Aber wem will man die Schuld geben? Der Skatrunde, den Nachbarn? Nein.

@trevish
Was ist mit Schwerkranken, die unter grauenhaften Schmerzen leiden, die nur noch bekämpft werden können, wenn man den Patienten in eine Art Dämmerschlaf versetzt? Kamen die auch in der Sendung vor?

AlteTante schrieb:Was ist mit Schwerkranken, die unter grauenhaften Schmerzen leiden

Hatte ich in meinem Familienkreis.
Der Tod zog sich monatelang hin.
Details erspare ich dem Lesenden.

@Fellhase
Genau das meine ich.

@AlteTante

Nein. Das sind Fälle, die in der Niederlanden vom Hausarzt nach vorgeschriebenem Konsil behandelt werden.
Die Lebensendeklinik, die heute "End of Life Clinic" heißt, behandelt nur solche Fälle, wo der Hausarzt die Hilfe versagt, weil er Zweifel hat. Wie in diesen drei Fällen.

@AlteTante

Ich wüsste auch nicht, was dagegen spräche unter diesen und ähnlichen Umständen und wenn der Erkrankte das für sich so
entschieden hat.

@trevish
Ah so, Danke.

@Fellhase
Genau. Warum soll dieser Patient sich gegen seinen Willen weiter herumquälen müssen, nur weil irgendwelche Theologen, Politiker usw. das für seine "moralische Pflicht" halten?

@AlteTante

Sehe ich genauso.
Keine Ahnung, warum sich einige mit dem Thema so schwer tun.

Leiden verkürzen, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.