Ich habe mir auch schonmal den Kopf darüber zerbrochen (keine Sorge, er ist noch ganz geblieben
:D ) was denn das Jetzt so ganz eigentlich ist... Eine interessante Fragestellung allemal.
Auf der einen Seite bin ich auch eher dazu geneigt, zu sagen, es gibt eigentlich keine Zeit, es gibt weder eine Vergangenheit, noch eine Zukunft, es gibt nur die Gegenwart und die ist immer Jetzt. Denn die Vergangenheit ist ja schon Vergangen, also ist sie nicht mehr da. Wo ist sie denn auch hin? Und die Zukunft ist noch nicht da, denn sie liegt immer in der Zukunft. Sobald sie in der Gegenwart angekommen ist, ist es keine Zukunft mehr, sondern ist es auch wieder jetzt...
Auf der anderen Seite stimme in in Teilen aber auch durchaus den Gedankengängen von
@WangZeDong zu, der wohl eher der Ansicht ist, es gibt die Vergangenheit und die Zukunft, aber das Jetzt gibt es eigentlich gar nicht...
Was also ist dieses Jetzt?
Ist es wirklich ein Zeit-Punkt? Das kann nicht sein, denn das wäre in der Tat ein zeitlich eingefrorener Punkt, wo ein Stillstand herrschen müsste. Und wie kommt man dann ohne zeitliche Bewegung aus diesem eingefrorenen Jetzt wieder raus?
Meiner Ansicht nach ist die Zeit ein Fluss. Sie wird nur von uns getaktet, indem wir sie in Einheiten zerlegen und dadurch zu Zeit-Punkten kommen. Aber in Wirklichkeit gibt es diese Zeit-Punkte nicht, weil sie sind immer Jetzt. Aber dieses Jetzt kann eben nicht statisch sein, sonst kämen wir aus dem Zustand des Zeit-Punktes niemals heraus und wären Ewig im Nichts eingefroren.
Ich tendieren also eher dazu, dass die Zeit fließt. Also ist auch das Jetzt ein fließen und kein Zeit-Punkt. Eben kein Augen-Blick, sondern ein Fließen. Man kann auch sagen, ein Zer-fließen. Nämlich ein zerfließen von Zukunft und Vergangenheit im Jetzt. Ich weiß es nicht, ich philosophiere nur gerne darüber...
Was ist denn ein Augen-Blick? Der Ausdruck hat etwas mit unserer Zeitwahrnehmung zutun. Unsere Augen nehmen eine bestimmte Anzahl von Bildern pro Sekunde auf und aus dieser Geschwindigkeit der inneren Bildverarbeitung entwickelt der Mensch sein Zeitgefühl. Bei einer Fliege sieht das schon ganz anders aus. Wir wissen ja, dass eine Fliege viel mehr Bilder pro Sekunde aufnehmen kann als der Mensch. Mit anderen Worten: Eine Fliege sieht die Patsche sozusagen in Zeitlupe auf sich zukommen und hat dann noch immer alle Zeit der Welt, um in Ruhe wegzufliegen
:DUnd kurios wird es da, wo wir das unterschiedliche Zeitraster der Fliege und des Menschen aber in ein und derselben Zeit einordnen müssen. Denn die Fliege sieht die Welt sozusagen in Zeitlupe für unser Empfinden. Und aus dem Blick der Fliege würde die Welt mit unseren Augen gesehen, im Zeitraffer vergehen... Und trotzdem ist die Zeit die Gleiche !? (Oder doch nicht?)
Das was wir als Jetzt wahr nehmen, also der Augenblick, dürfte jene Zeiteinheit sein, in welcher unser Auge ein Bild auf der Netzhaut gerade verarbeitet hat, bis dann das nächste Bild verarbeitet wird. Und genauso wie unser Gehirn erst aus den unterschiedlichen Sinnesreizen, sprich Bildern auf der Netzhaut eine Bewegung konstruiert, genauso konstruiert unser Gehirn dadurch auch einen zeitlichen Ablauf.
Was wäre, wenn wir unendlich viele Bilder auf einmal sehen könnten? Mal abgesehen davon, dass das nicht geht, aber nur mal in der Vorstellung... Dann hätten wir den gesamten zeitlichen Ablauf auf einen Moment reduziert, damit würde für uns die Zeit scheinbar still stehen. Im umgekehrten Falle, eines einzigen Bildes vom gesamten zeitlichen Ablauf, wäre im Prinzip die gesamte Zeit im Jetzt festgehalten und damit genauso bewegungslos...
Nochmal zur Zeit: Die Zukunft als solche kann es nicht geben, ausser in unserer Vorstellung. Denn sie ist ja immer in der Zukunft, also nie wirklich vorhanden. Die Vergangenheit ist genausowenig vorhanden, ausser in unserer Vorstellung bzw. Erinnerung. Nur die Erinnerung an die Vergangenheit setzt uns ja nicht wirklich in die Vergangenheit zurück, sondern vergegenwärtigt sie wieder im Jetzt. Was an Zeit vorbei gegangen ist, also der Vergangenheit angehört, war zwar mal Gegenwart, aber ist nicht mehr da. Somit bleibt im Grunde nur immer das Jetzt.
Nur, wenn das Jetzt ein Zeit-Punkt wäre, dann wäre dieser auf immer eingefroren und wir hätten überhaupt kein Zeitgefühl, somit kann es das Jetzt im Grunde genommen auch nicht geben. Was ist es aber dann, was wir empfinden, wahr nehmen, erleben im Jetzt???
Eine Antwort habe ich nicht. Ich denke, weil die Zeit auch etwas mit der Unendlichkeit zutun hat, werden wir sie auch nie erfassen können. Das Jetzt ist so etwas wie das Nichts in der Unendlichkeit oder die Unendlichkeit im Nichts. Weil es ist ja immer Jetzt und doch kann das Jetzt im Grunde noch nicht einmal ein Zeit-Punkt sein. Und der Punkt ist ohnehin die kleinste Einheit... Also bleibt nur das Nichts. Jetzt ist Nichts. Und gleichzeitig ist Jetzt immer, also unendlich, ewig ...
:D