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Droge und Heilmittel.

99 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Drogen, Medizin, LSD ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Droge und Heilmittel.

11.08.2012 um 23:57
@tic


LSD hat mich persönlich im Grunde nie enttäuscht.

Und man kann zwar durchaus verallgemeinernd sagen, daß diese Droge Menschen, die
charakterlich "schwächer" sind, Schaden zufügen kann.

Aber: Als ich vor 20 Jahren intensiv damit experimentierte, sah ich selbst,
wie z.B. ein intelligenter Mensch, der als charakterlich gefestigt halt, plötzlich paranoid wurde.
Und es scheinbar auch blieb, wenn auch nicht mehr so arg wie direkt nach der Einnahme.

In einem anderen Fall drehte ein bis dahin gutmütiger Mensch völlig ab.
Er schlug die Warnung des Dealers in den Wind. Statt des empfohlenen halben Trips
nahm er drei Ganze. Selbst schuld.

Seitdem sieht er überall um sich herum Dämonen. Auch wenn er die Augen schließt.
Seit 20 Jahren.

Aber es gibt auch positive Beispiele von damals:
Ein paar Kumpels, der damalige LSD-Dealer oder ich.

Was den eigenen Konsum betrifft:
Ich selbst kann dagegen absolut nichts sagen. Was für Einblicke und Erkenntnisse!

--------------------------------------------------------------------------------------------------

Nochmal zu den "Horror" Trips:

Ich bin der Ansicht, daß bei den Menschen, bei denen ein Trip voll daneben haut und/oder
im Horror mündet, das Hauptproblem dieser Menschen Angst ist.

Fragt mich nicht, vor was und in welchem Ausmaß diejenige Person Angst hat und sich nicht eingestehen will, weil "...die anderen dürfen nicht wissen, daß ich ausgerechnet jetzt Angst habe, wär doch uncool..."

Was dann die Katastrophe einläutet. Aus Solidärität wirft sich derjenige was ein, und dann...

Also, mal ganz ehrlich: Jeder, der mal LSD eingeworfen hat, weiß genau:

Wenn du vor Einnahme eines Trips irgendwelche Angst (vor was auch immer) hast,
kann deine Angst, die anfangs die Größe eines Stecknadelkopfes hat, zu einem Hochhaus
heranwachsen in kürzester Zeit.

Ich wusste immer genau, wann ich einen Trip werfen konnte.
Und wann nicht. Naja, ich gebe aber zu, damals sagte ich mir fast immer: Ja, kann ich! ;)

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tic Diskussionsleiter
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Droge und Heilmittel.

12.08.2012 um 00:09
@Teutomas
naja ich bin ja der Ansicht das nich unbedingt LSD als Medizin angewendet werden soll, eher das die Forschung daran wieder erlaubt werden soll damit aus LSD Präparate gewonnen werden können die es noch nicht gibt ... Es ist ja ein sehr großes Potenzial vorhanden ...

und zu den Nebenwirkungen von Trip's, es war bei mir mit Sicherheit nich förderlich für meine Psychische Situation jetz ^^


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Droge und Heilmittel.

12.08.2012 um 00:21
@Teutomas

Manchmal hat es nichts mit Angst zu tun. Manchmal ist es einfach zu viel des Guten. Ich hatte nie Horrortrips, hab aber irgendwann mal eine Überdosis 5-Meo-DMT erwischt... hat mit einer Art epileptischem Anfall und einem Nahtoderlebnis geendet. War zwar durchaus interessant, aber ein 2tes Mal muss doch nicht sein. Bei LSD ist überdosieren vllt. schwerer, aber durchaus möglich. Und dann kann man noch so positiv eingestellt sein...


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Droge und Heilmittel.

12.08.2012 um 00:31
@mostellaria
Zitat von mostellariamostellaria schrieb:Bei LSD ist überdosieren vllt. schwerer, aber durchaus möglich. Und dann kann man noch so positiv eingestellt sein...
Ich weiß, darum schrieb ich:
Zitat von TeutomasTeutomas schrieb:In einem anderen Fall drehte ein bis dahin gutmütiger Mensch völlig ab.
Er schlug die Warnung des Dealers in den Wind. Statt des empfohlenen halben Trips
nahm er drei Ganze. Selbst schuld.
@tic

Dann warst du, als du sie einwarfst, nicht wirklich bereit dazu.
Wobei das jetzt nicht bevormundent verstanden werden soll :(


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tic Diskussionsleiter
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Droge und Heilmittel.

12.08.2012 um 00:33
ich würd es anders sagen @Teutomas ... manche werden nie bereit dafür sein ...


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Droge und Heilmittel.

12.08.2012 um 00:35
@tic

Ja, schrieb ich anfangs:
Zitat von TeutomasTeutomas schrieb:Und man kann zwar durchaus verallgemeinernd sagen, daß diese Droge Menschen, die
charakterlich "schwächer" sind, Schaden zufügen kann.
Solche z.B werden nie dazu bereit sein.


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tic Diskussionsleiter
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Droge und Heilmittel.

12.08.2012 um 00:36
^^ ja


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Droge und Heilmittel.

12.08.2012 um 06:25
filze sind toll lööschi's hrhr


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Droge und Heilmittel.

12.08.2012 um 11:10
@tic
In Großbritannien wurde LSD wohl erfolgreich bei Cluster Kopfschmerzen getestet, dem wohl schlimmsten Schmerz, den man so kennt. Ich schaue mal, ob es dazu schon Studien gibt.


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tic Diskussionsleiter
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Droge und Heilmittel.

22.08.2012 um 23:01

Auszüge aus Stanislav Grof's
"LSD-Psychotherapie"


Spoiler Vorwort
Ein Buch über LSD-Psychotherapie, das zu einer Zeit erscheint, da eine psychedelische Forschung praktisch nicht existiert, bedarf einiger Worte der Einleitung und Rechtfertigung. Es gibt viele praktische und theoretische Gründe, dieses in über vierundzwanzig Jahren angesammelte Material zu veröffentlichen. Durch Unterdrückungsmaßnahmen gegen psychedelische Mittel hat die Gesetzgebung auf diesem Gebiet zwar fast jeder legitimen Forschung, nicht aber den unbeaufsichtigten Selbstversuchen Einhalt gebieten können. Für den normalen Wissenschaftler ist es beinah unmöglich, die Genehmigung zu psychedelischen Studien zu erlangen und sich die pharmazeutisch reinen Wirkstoffe zu verschaffen, während Schwarzmarkt-Erzeugnisse, oft von dubioser Qualität, für die heranwachsende Generation leicht erhältlich sind. Hunderttausende – nach manchen Schätzungen Millionen – von Jugendlichen haben allein in den Vereinigten Staaten schon auf eigene Faust mit Psychedelika experimentiert.
Die Informationen in wissenschaftlichen Büchern und Zeitschriften sind schwer zugänglich und meistens auch nicht unmittelbar praktisch von Belang; die Literatur dagegen, die das Publikum direkt beeinflußt hat, war in gegensätzlichen Richtungen stark voreingenommen. Ein Teil dieser Veröffentlichungen, der von unkritischen Proselytenmachern stammt, neigte dazu, einseitig die Vorteile des Drogengenusses zu betonen und die Nennung der Gefahren zu unterlassen. Das Übrige, die Produkte der offiziellen Anti-Drogenpropaganda, war größtenteils so offenkundig im negativen Sinne tendenziös, daß die junge Generation es nicht ernst nahm. Da man eine ähnliche Kampagne früher schon einmal gegen das relativ harmlose Marihuana erlebt hatte, lag es nahe, das Kind mit dem Bade auszuschütten und zugleich mit den demagogischen Sprüchen auch die sachlichen und realistischen Warnungen zu überhören.

Redliche und ausgewogene Informationen über die kurz- und langfristigen Wirkungen des LSD sind nicht nur für diejenigen, die damit Selbstversuche unternehmen, von großer Bedeutung, sondern auch für ihre Angehörigen und Freunde und für andere Menschen, die sich vielleicht mit mancherlei Folgen und Erscheinungen auseinandersetzen müssen, die dabei auftreten können. Ein Verständnis des psychedelischen Prozesses ist besonders wichtig für die Eltern und Lehrer junger Menschen und für Anwälte, die sie gegen Strafverfolgung vertreten. Unabdingbar sind vorurteilslose Informationen außerdem für Psychiater und Psychologen, die bei Störungen, wie sie in Zusammenhang mit der Einnahme psychedelischer Drogen auftreten können, um sachverständige Hilfe gebeten werden. Die Verfahren, nach denen LSD-Notfälle und ihre nachteiligen Spätfolgen heute zumeist behandelt werden, entspringen der Unkenntnis dessen, was dabei seelisch vorgeht, und stiften mehr Schaden als Nutzen. Obwohl in diesem Buch vom kontrollierten klinischen Gebrauch des LSD die Rede ist, kann das Mitgeteilte auch für die Krisenintervention unmittelbar nützlich sein; außerdem werden diese Fragen im Anhang noch einmal gesondert behandelt. Manche Menschen, die an psychedelischen Experimenten weder direkt noch indirekt beteiligt sind, aber selbst schon auf eigene LSD-Erfahrungen zurückblicken können, werden in diesem Buch vielleicht nützliche Auskünfte finden, die im nachhinein manche verwirrenden oder bestürzenden Aspekte ihrer Erfahrungen in ein neues Licht bringen.

Aus den Fehlschlägen der juristischen und administrativen Maßnahmen, die in der Vergangenheit dem Gebrauch des LSD Einhalt gebieten sollten, scheint mangelhafte Kenntnis der einschlägigen Probleme zu sprechen. Gründlichere Informationen über die Wirkungen des LSD und die Wandlungsvorgänge, die es begünstigt, könnten auch dem Gesetzgeber manche interessanten und wichtigen Hinweise geben. In manchen Aspekten betreffen die in diesem Band dargestellten Ergebnisse auch direkt das Verständnis der Vorfälle um jene Experimente, die in verschiedenen Ländern seit einiger Zeit von militärischen Experten und Regierungstellen durchgeführt werden und die kürzlich publik geworden sind.

In diesem Buch wird hoffentlich deutlich werden, wie sehr ich es bedaure, daß Psychologie und Psychiatrie infolge vielfach verwickelter Umstände ein ganz einmaliges Forschungsmittel und einen starken therapeutischen Wirkstoff verloren haben. Ich glaube, es ist wichtig, diese Streitigkeiten und Mißverständnisse zu klären, ob nun im Hinblick auf die mögliche künftige Wiederaufnahme der LSD-Forschung oder im Hinblick auf den Abschluß eines faszinierenden Kapitels in der Geschichte der Psychiatrie. Die Wirkung und Unschädlichkeit psychedelischer Stoffe ist seit Jahrhunderten, ja seit Jahrtausenden erprobt. Viele Zivilisationen der menschlichen Geschichte haben diese Stoffe mit Erfolg im Zusammenhang schamanischer Bräuche, religiöser Riten und Heilungszeremonien verwendet. Es ist möglich, daß auch wir später zur Forschung auf diesem Gebiet zurückkehren werden. Doch selbst wenn es dazu nicht kommt, sind die schon angesammelten Ergebnisse von großem theoretischem und heuristischem Wert.
Viele Ergebnisse der psychedelischen Forschung sind von so fundamentaler Bedeutung und so revolutionärem Charakter, daß sie jeder Forscher, der sich ernsthaft für den menschlichen Geist interessiert, kennen sollte. Sie zeigen ein dringendes Erfordernis an, manche unserer theoretischen Konzepte und selbst manche wissenschaftlichen Grundparadigmen drastisch zu revidieren. Einige dieser neuen Einsichten und Entdeckungen betreffen ein erweitertes Modell der Psyche, machtvolle Mechanismen therapeutischer Änderung und Persönlichkeitswandlung, Strategien und Ziele von Psychotherapie und den Einfluß der Spiritualität im menschlichen Leben. Der Wert dieser neuen Erkenntnisse ist unabhängig von der Zukunft der LSD-Therapie. Sie sind unmittelbar anwendbar auch für erfahrungsorientierte Therapien, die mit verschiedenen nichtmedikamentösen Techniken auf Tiefenschichten der Seele einwirken, wie etwa Gestalttherapie, Bioenergetik und andere neo-reichianische Verfahren, oder wie die Primärtherapie und die verschiedenen Methoden einer inneren Wiedergeburt. Sie alle gehen wesentlich in dieselbe Richtung wie die psychedelische Therapie, werden aber an der vollen Nutzung ihrer Möglichkeiten und an der Weiterentwicklung durch die Zwangsjacke ihrer alten theoretischen Bezugssysteme gehindert. Die neuen Ergebnisse sind auch für andere Arbeitsgebiete von Belang, in denen ungewöhnliche Bewußtseinszustände mit nicht-chemischen Mitteln erzeugt werden. Als wichtige Beispiele wären hier die schöpferische Anwendung der Hypnose zu nennen, die "Mind games", die von Robert Masters und Jean Houston* entwickelt wurden, die neuen Labortechniken der Bewußtseinsveränderung wie Biofeedback, sensorische Isolation und Reizüberflutung oder die Anwendung kinästhetischer Kunstgriffe. Bei dieser Gelegenheit ist auch darauf hinzuweisen, daß die aus der psychedelischen Forschung hervorgegangene neue Kartographie des Geistes bestimmte wesentliche Elemente aus verschiedenen spirituellen Traditionen mit einschließt und in sich aufgenommen hat. Dies ist ein großer Schritt zur Überbrückung der Kluft, die bisher die religiösen Systeme von den verschiedenen Schulen der Psychologie getrennt hat – abgesehen von der Jungschen Richtung und der Psychosynthese Assagiolis.

* Zahlen in Klammern verweisen auf die Bibliographie am Ende des Bandes, hochgestellte Zahlen auf Anmerkungen am Ende des jeweiligen Kapitels.

Die theoretische Tragweite der Ergebnisse aus der psychedelischen Forschung reicht über die Bezirke der Psychiatrie und Psychologie weit hinaus. Sie sind von unmittelbarer oder potentieller Bedeutung auch für ein weites Spektrum anderer Gebiete, unter ihnen die Anthropologie, Soziologie, Politik, Allgemeinmedizin, Geburtshilfe, Thanatologie, Religion, Philosophie, Kunst und Mythologie.

Bei weitem die erstaunlichsten und aufregendsten Verbindungen scheinen aber zwischen den psychedelischen Ergebnissen und der modernen Physik zu bestehen. Einige gewagte Folgerungen aus LSD-Sitzungen, die sich im kartesianisch-newtonschen Weltbild nicht unterbringen lassen, scheinen mit der Sichtweise, die aus der Quanten- und Relativitätstheorie der Physik hervorgeht, vollkommen vereinbar zu sein. Angesichts der rapiden Konvergenz, die in letzter Zeit Mystik, Physik und Bewußtseinsforschung zusammenführt, könnten die LSD-Studien wesentlich zu unserem Verständnis für die Natur der Realität beitragen.

Die Entdeckung des LSD und seiner psychedelischen Wirkungen

Das LSD-25 (Diäthylamid der d-Lysergsäure) wurde erstmals 1938 von Albert Hofmann in den chemisch-pharmazeutischen Laboratorien der Firma Sandoz in Basel synthetisch hergestellt. Wie der Name verrät, war es die fünfundzwanzigste Zusammensetzung in einer systematischen Studie über Amide der Lysergsäure. LSD ist ein halbsynthetisches chemisches Erzeugnis. Sein natürlicher Bestandteil ist die Lysergsäure, die den Grundstoff der wichtigsten Mutterkorn-Alkaloide bildet; im Laboratorium wird die Diäthylamid-Gruppe hinzugefügt. Nach Stoll, Hofmann und Troxlerhat LSD die folgende chemische Zusammensetzung:

Für verschiedene Mutterkorn-Alkaloide gibt es in der Medizin wichtige Anwendungen, da sie die Gebärmutter kontrahieren, Nachgeburtsblutungen stillen und migräneartige Kopfschmerzen lindern können. In der Sandoz-Studie über die Mutterkorn-Derivate ging es darum, die Zusammensetzungen mit den besten therapeutischen Eigenschaften und den geringsten Nebenwirkungen herauszufinden. Nachdem das LSD zusammengesetzt worden war, wurde es von Professor Ernst Rothlin pharmakologisch untersucht. Es zeigte eine merkliche gebärmutterkontrahierende Wirkung und rief bei manchen Versuchstieren Unruhe hervor. Damals erschienen diese Wirkungen als nicht so interessant, daß man sie näher untersucht hätte.

Auf die Besonderheiten der neuen Substanz wurden die Forscher durch eine Reihe von Ereignissen aufmerksam, in denen der Zufall eine Rolle spielte. 1943 sichtete Albert Hofmann von neuem die Ergebnisse der ersten pharmakologischen Versuche mit LSD-25 und beschloß, dessen stimulierende Wirkungen auf das Zentralnervensystem näher zu untersuchen, die sich in den Tierexperimenten gezeigt hatten. Wegen seiner strukturellen Ähnlichkeit mit dem kreislaufanregenden Nikethamid schien LSD als Analeptikum vielversprechend zu sein. In dem Gefühl, daß es sich lohnen würde, gründlichere Studien mit dieser Substanz vorzunehmen, beschloß Hofmann, eine neue Probe herzustellen. Doch selbst mit den raffiniertesten Tierversuchen wären die psychedelischen Wirkungen des LSD nicht zu entdecken gewesen, denn solche spezifisch menschlichen Reaktionen lassen sich nach Befunden an Tieren allein nicht vorhersehen. Ein Laborzufall kam dem Forscher zu Hilfe; und durch eine Laune des Schicksals wurde Albert Hofmann zur unfreiwilligen Versuchsperson in einem der faszinierendsten und folgenreichsten Experimente in der Geschichte der Wissenschaften. Als er an der Synthese der neuen Probe arbeitete, kam es beim Reinigen der Kondensationsprodukte zu einer versehentlichen Intoxikation. Das Folgende ist Hofmanns eigene Beschreibung der Wahrnehmungs- und Gefühlsveränderungen, die er daraufhin erlebte:

Vergangenen Freitag, 16. April 1943, mußte ich mitten im Nachmittag meine Arbeit im Laboratorium unterbrechen und mich nach Hause begeben, da ich von einer merkwürdigen Unruhe, verbunden mit einem leichten Schwindelgefühl, befallen wurde. Zu Hause legte ich mich nieder und versank in einen nicht unangenehmen rauschartigen Zustand, der sich durch eine äußerst angeregte Phantasie kennzeichnete. Im Dämmerzustand bei geschlossenen Augen (das Tageslicht empfand ich als unangenehm grell) drangen ununterbrochen phantastische Bilder von außerordentlicher Plastizität und mit intensivem, kaleidoskopartigem Farbenspiel auf mich ein. Nach etwa zwei Stunden verflüchtigte sich dieser Zustand. (S. 28)

Nachdem er die normale Bewußtseinsverfassung wiedererlangt hatte, vermutete Hofmann, eine zufällige Intoxikation durch die Substanz, mit der er arbeitete, erlitten zu haben. Unverständlich blieb ihm jedoch, wie das LSD in einer Menge, die solche Erscheinungen hervorrufen konnte, in seinen Körper gelangt sein sollte. Auch die Art der Wirkungen irritierte ihn, denn sie waren ganz anders als die bei Mutterkorn-Vergiftungen auftretenden. Drei Tage später unternahm er einen Selbstversuch mit einer abgemessenen Menge LSD, um seine Vermutungen wissenschaftlich zu prüfen. Vorsichtigerweise nahm er nur 250 Mikrogramm ein, was er nach Maßgabe der bei den anderen Mutterkorn-Alkaloiden üblichen Dosierungen für eine winzige Menge hielt. Er konnte damals nicht wissen, daß er mit der stärksten psychoaktiven Droge experimentierte, die uns Menschen bekannt ist. Die Dosis, die er ohne besondere Vorbereitung und ohne irgendein Wissen von psychedelischen Zuständen einnahm, würde man heute als eine hohe Dosis betrachten; in der LSD-Literatur hat man dies eine "einmalige überwältigende Dosis" genannt. Wird sie in der klinischen Praxis verabreicht, so gehen ihr viele Stunden vorbereitender Psychotherapie voraus, und es bedarf eines geschulten erfahrenen Beisitzers, der allen Komplikationen, die dabei auftreten können, gewachsen ist.

Etwa vierzig Minuten nach der Einnahme bemerkte Hofmann ähnliche Erscheinungen wie beim vorigen Mal. Sein Vorhaben, den Verlauf des Experimentes zu protokollieren, erwies sich bald als unausführbar. Das Folgende ist ein Auszug aus einem Bericht, den er später schrieb:

17.00 Beginnender Schwindel, Angstgefühl. Sehstörungen. Lähmungen, Lachreiz.

Die letzten Worte konnte ich nur noch mit großer Mühe niederschreiben ... Ich konnte nur noch mit größter Anstrengung verständlich sprechen und bat meine Laborantin, die über den Selbstversuch orientiert war, mich nach Hause zu begleiten.

Schon auf dem Heimweg mit dem Fahrrad ... nahm mein Zustand bedrohliche Formen an. Alles in meinem Gesichtsfeld schwankte und war verzerrt wie in einem gekrümmten Spiegel. Auch hatte ich das Gefühl, mit dem Fahrrad nicht vom Fleck zu kommen. Indessen sagte mir später meine Assistentin, wir seien sehr schnell gefahren. Schließlich doch noch heil zu Hause angelangt, war ich gerade noch fähig, meine Begleiterin zu bitten, unseren Hausarzt anzurufen ...

Schwindel und Ohnmachtsgefühl wurden zeitweise so stark, daß ich mich nicht mehr aufrecht halten konnte und mich auf ein Sofa hinlegen mußte. Meine Umgebung hatte sich nun in beängstigender Weise verwandelt. Alles im Raum drehte sich, und die vertrauten Gegenstände und Möbelstücke nahmen groteske, meist bedrohliche Formen an. Sie waren in dauernder Bewegung, wie belebt, wie von innerer Unruhe erfüllt. Die Nachbarsfrau, die mir Milch brachte – ich trank im Verlaufe des Abends mehr als zwei Liter – erkannte ich kaum mehr. Das war nicht mehr Frau R., sondern eine bösartige, heimtückische Hexe mit einer farbigen Fratze. Aber schlimmer als diese Verwandlungen der Außenwelt ins Groteske waren die Veränderungen, die ich in mir selbst, an meinem inneren Wesen, verspürte. Alle Anstrengungen meines Willens, den Zerfall der äußeren Welt und die Auflösung meines Ich aufzuhalten, schienen vergeblich. Ein Dämon war in mich eingedrungen und hatte von meinem Körper, von meinen Sinnen und von meiner Seele Besitz ergriffen. Ich sprang auf und schrie, um mich von ihm zu befreien, sank dann aber wieder machtlos auf das Sofa ... Eine furchtbare Angst, wahnsinnig geworden zu sein, packte mich. Ich war in eine andere Welt geraten, in andere Räume mit anderer Zeit. Mein Körper schien mir gefühllos, leblos, fremd. Lag ich im Sterben? War das der Übergang? Zeitweise glaubte ich außerhalb meines Körpers zu sein und erkannte dann klar, wie ein außenstehender Beobachter, die ganze Tragik meiner Lage ...

Der Höhepunkt meines verzweifelten Zustandes war bereits überschritten, als der Arzt eintraf. Meine Laborantin klärte ihn über meinen Selbstversuch auf, da ich selbst noch nicht fähig war, einen zusammenhängenden Satz zu formulieren. Nachdem ich ihn auf meinen vermeintlich tödlich bedrohten körperlichen Zustand hinzuweisen versucht hatte, schüttelte er ratlos den Kopf, da er außer extrem weiten Pupillen keinerlei abnorme Symptome feststellen konnte. Puls, Blutdruck und Atmung waren normal ...
Jetzt begann ich allmählich, das unerhörte Farben- und Formenspiel zu genießen, das hinter meinen geschlossenen Augen andauerte. Kaleidoskopartig sich verändernd drangen bunte, phantastische Gebilde auf mich ein, in Kreisen und Spiralen sich öffnend und wieder schließend, in Farbfontänen zersprühend, sich neu ordnend und kreuzend, in ständigem Fluß. Besonders merkwürdig war, wie alle akustischen Wahrnehmungen, etwa das Geräusch einer Türklinke oder eines vorbeifahrendes Autos, sich in optische Empfindungen verwandelten. Jeder Laut erzeugte ein in Form und Farbe entsprechendes, lebendig wechselndes Bild. (S. 29-33).

Dies war das erste geplante Experiment mit LSD und es bestätigte nachdrücklich, was Hofmann vermutet hatte: Daß dieser Stoff bewußtseinsverändernd wirkte. Die folgenden Versuche an Freiwilligen aus den Laboratorien von Sandoz erbrachten weitere Bestätigungen.

Einer der nächsten Pioniere in der Geschichte des LSD war der Psychiater W. A. Stoll von der Psychiatrischen Klinik in Zürich, ein Sohn von Hofmanns Vorgesetztem. Er nahm an der neuen Substanz großes Interesse und führte die erste wissenschaftliche Untersuchung mit LSD an Menschen durch, sowohl an normalen freiwilligen Versuchspersonen als auch an schizophrenen Patienten. Die Ergebnisse wurden 1947 veröffentlicht. In der Fachwelt machte sein Bericht großen Eindruck und regte zu zahlreichen Laboruntersuchungen und klinischen Studien in vielen Ländern an.
Frühe Laboruntersuchungen und klinische Studien

Zum großen Teil ging die frühe LSD-Forschung von der Annahme aus, daß es sich beim LSD-Zustand um eine sogenannte "Modell-Psychose" handle. Die unerhörte Stärke dieser Droge, die schon in winzigen Mengen die geistig-seelischen Vorgänge in ansonsten gesunden Personen tiefgreifend verändern konnte, gab den Vermutungen neuen Auftrieb, daß endogene Psychosen, insbesondere Schizophrenie, wesentlich biochemisch bedingt seien. Mehrfach wurde beobachtet, daß eine mikroskopisch kleine Dosis LSD, im Bereich von 25 bis 100 Mikrogramm, schon ausreichte, um Wahrnehmungen, Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen hervorzurufen, die den bei manchen Schizophrenen erkennbaren ähnlich waren. Es war denkbar, daß der menschliche Stoffwechsel unter bestimmten Bedingungen solche winzigen Mengen einer dort normalerweise nicht auftretenden Substanz hervorbrächte, die dem LDS ähnlich oder mit ihm identisch wäre. Nach dieser verführerischen Hypothese wären endogene Psychosen wie die Schizophrenie nicht in erster Linie Geistesstörungen, sondern Äußerungen einer Autointoxikation des Organismus und des Gehirns, verursacht durch eine pathologische Veränderung chemischer Vorgänge im Körper. Die Möglichkeit, Symptome der Schizophrenie an normalen Freiwilligen zu simulieren und vielseitige Labor-Tests und Untersuchungen vor, während und nach einer solchen "Modell-Psychose" durchzuführen, schien einen aussichtsreichen Zugang zum Verständnis dieser für die Psychiatrie rätselhaftesten Krankheit zu gewähren.

Viele dieser Untersuchungen zielten in den ersten Jahren nach der Entdeckung des LSD darauf ab, die Hypothese von der "Modell-Psychose" zu beweisen oder zu widerlegen. So stark war deren Einfluß, daß etliche Jahre lang alle LSD-Sitzungen, gleichgültig zu welchem Zweck, als "Experimentalpsychosen" bezeichnet wurden, während man das LSD und ähnliche Substanzen Halluzinogene, Psychotomimetika (die Psychose simulierende Stoffe) oder Psychodysleptika (psychisch verstörend) nannte. Dies wurde erst 1957 berichtigt, als Humphrey Osmond, nach einem wechselseitig anregenden Briefwechsel mit Aldous Huxley, den sehr viel treffenderen Terminus "Psychedelika" prägte (die Seele aufschließende Drogen). In diesen Jahren wurde viel Mühe auf die genaue phänomenologische Beschreibung des LSD-Erlebens und die Erfassung der Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den psychedelischen Zuständen und der Schizophrenie verwendet. Diese beschreibenden Studien hatten ihr Gegenstück in Untersuchungen, die den Parallelen zwischen beiden Zuständen nachgingen, soweit sie sich durch klinische Messungen, psychologische Tests, elektrophysiologische und biochemische Befunde darstellen ließen. Die Bedeutung, die man diesem Forschungsansatz beimaß, fand Ausdruck in der Zahl der Studien, die Grunddaten über die Wirkungen des LSD auf verschiedene physiologische und biochemische Funktionen, auf einzelne Organe, Gewebskulturen und Enzymsysteme erbrachten. Von besonderem Interesse im Hinblick auf die Hypothese von der "Modell-Psychose" waren die Experimente, die den Antagonismus zwischen dem LSD und verschiedenen anderen Substanzen untersuchten. Die Möglichkeit, den LSD-Zustand durch eine andere Droge zu blockieren, die entweder vor Einnahme des LSD oder zum Zeitpunkt seiner vollen Wirkung verabreicht wurde, erschien als vielversprechender Zugang zur Entdeckung neuer Wege in der Pharmakotherapie der psychischen Störungen. Mehrere biochemische Hypothesen zur Schizophrenie wurden damals formuliert, in denen spezifische Stoffe oder ganze metabolische Zyklen als primäre Ursache dieser Krankheit benannt wurden. Die von Woolley und Shaw geprägte Serotonin-Hypothese fand bei weitem die größte Beachtung. Nach diesem Modell verursacht LSD abnorme psychische Vorgänge durch Interferenz mit dem Überträgerstoff Serotonin (5-Hydroxytryptamin) an den Synapsen. Ein ähnlicher Mechanismus wurde als biochemische Ursache der Schizophrenie angenommen.

Diese reduktionistische und simplifikatorische Auffassung der Schizophrenie wurde mehrfach von Biochemikern und von psychoanalytisch oder phänomenologisch orientierten Klinikern kritisiert und schließlich von den meisten Forschern fallengelassen. Es wurde immer deutlicher, daß der LSD-induzierte Zustand viele Sondereigenschaften hatte, die ihn von der Schizophrenie klar unterschieden. Hinzu kam, daß keiner der biochemischen Mechanismen, welche die Ursache der Schizophrenie sein sollten, durch klinische Befunde und Labordaten unzweideutig als solche nachgewiesen wurde. Obwohl aber die "Modell-Psychosen"-Hypothese die Frage nach der Ätiologie der Schizophrenie nicht beantworten und auch keine wundersame "Retorten"-Kur für diese geheimnisvolle Krankheit anbieten konnte, gab sie doch vielen Forschern starke Impulse und leistete einen entscheidenden Beitrag zur neurophysiologischen und psychopharmakologischen Revolution der 50er und frühen 60er Jahre.

Ein anderes Gebiet, in dem sich die ungewöhnlichen Wirkungen des LSD als äußerst nützlich erwiesen, war das der Selbstversuche von therapeutischen Fachkräften. In der Frühzeit der LSD-Forschung wurden didaktisch angeleitete LSD-Erfahrungen als ein unvergleichliches Hilfsmittel bei der Ausbildung von Psychiatern, Psychologen, Medizinstudenten und psychiatrischen Krankenschwestern empfohlen. Die LSD-Sitzungen wurden als kurze, ungefährliche und befristete Aufenthalte in der Welt des Schizophrenen gepriesen. Mehrfach wurde in Büchern und Aufsätzen über LSD behauptet, daß schon eine einzige psychedelische Erfahrung das Verständnis des Lernenden für psychotische Patienten und seine Fähigkeit, sie einfühlsam und erfolgreich zu behandeln, erheblich verbessern könne. Wenn auch die Auffassung von der LSD-Erfahrung als einer "Modell-Psychose" später von den meisten Wissenschaftlern aufgegeben wurde, bleibt es doch eine unbestreitbare Tatsache, daß das Erleben der tiefen psychischen Änderungen, die LSD bewirkt, die Lernerfahrung für alle Kliniker und Theoretiker, die sich mit abnormen Geisteszuständen befassen, von einzigartigem Wert ist.
Die frühen Versuche mit LSD erbrachten außerdem wichtige neue Einblicke in die Natur schöpferischer Vorgänge und halfen, unser Verständnis für die Psychologie und Psychopathologie der Kunst zu vertiefen. Für viele Versuchsteilnehmer, ob professionelle Künstler oder Laien, wurde die LSD-Sitzung zu einer tiefen ästhetischen Erfahrung, die ihnen zu einem neuen Verständnis moderner Kunstrichtungen und der Kunst überhaupt verhalf. Maler, Bildhauer und Musiker nahmen besonders gern an LSD-Versuchen teil, weil sie unter dem Einfluß der Droge oft zu höchst außergewöhnlichen, unkonventionellen und reizvollen Arbeiten angeregt wurden. Manchen gelang es, in ihren Werken etwas von der Eigenart der psychedelischen Erfahrung mitzuteilen, die ansonsten einer zulänglichen sprachlichen Beschreibung entzogen bleibt. Der Tag der LSD-Erfahrung wurde oft zu einem deutlich sichtbaren Wendepunkt in der Entwicklung des einzelnen Künstlers.

Ebenso tief war der Einfluß der LSD-Forschung auf die Psychologie und Psychopathologie der Religion. Sogar unter den verwickelten, oftmals schwierigen Bedingungen der frühen LSD-Versuche hatten manche Teilnehmer tiefe religiöse und mystische Erlebnisse, die eine auffällige Ähnlichkeit mit jenen zeigten, die in manchen sakralen Texten und in den Schriften der Mystiker, Heiligen, Propheten und religiösen Lehrer aller Zeiten geschildert werden. Die Möglichkeit, solche Erlebnisse mit chemischen Mitteln herbeizuführen, löste eine leidenschaftliche Diskussion über den Wert und die Echtheit dieses "mystischen Schnellverfahrens" aus. Obwohl viele führende Wissenschaftler, Theologen und spirituelle Lehrmeister dieses Thema ausführlich erörtert haben, bleibt die Kontroverse über die "chemisch" induzierte im Vergleich zur "spontanen" Mystik bis auf den heutigen Tag unaufgelöst.

Eine Behandlung der verschiedenen Forschungs- und Anwendungsgebiete für das LSD bliebe unvollständig, erwähnte man nicht auch gewisse systematische Erkundungen seiner negativen Möglichkeiten. Aus naheliegenden Gründen wurde über die Ergebnisse dieser Studien, die von geheimpolizeilichen und militärischen Stellen vieler Länder durchgeführt werden, nicht systematisch berichtet, und die meisten Informationen gelten als geheim. Themen, die in diesem Zusammenhang untersucht wurden, sind Hervorlocken von Geständnissen, Eröffnung des Zugangs zu geheimen Informationen, Gehirnwäsche, Hilflosmachen fremder Diplomaten und "gewaltlose" Kriegführung. Bei Einzelpersonen wird mit diesen destruktiven Techniken versucht, den chemisch induzierten Zusammenbruch der Widerstände und Abwehrmechanismen, die gesteigerte Suggestibilität und Anfälligkeit für Einschüchterung und den intensivierten Übertragungsprozeß auszunützen. Setzt man LSD im Rahmen der chemischen Kriegführung als Massenvernichtungsmittel ein, sind die ungeheure Wirkungsstärke des LSD und sein desorganisierender Einfluß auf das zielstrebige Handeln die entscheidenden Variablen. Als Ausstreuungstechniken für eine solche Kriegführung wurden mancherlei Aerosole und Trinkwasserbeimischung empfohlen. Jedem, der auch nur von fern mit den Wirkungen des LSD vertraut ist, wird diese Art chemischer Kriegführung bei weitem teuflischer erscheinen als jede der konventionellen Methoden. Sie als gewaltlos oder human zu bezeichnen, ist eine grobe Entstellung.

Therapeutische Versuche mit LSD

Aus unserem Blickwinkel ist das wichtigste Gebiet der LSD-Forschung die experimentelle Therapie mit Hilfe dieser Substanz. Beobachtungen des dramatischen und tiefgreifenden Einflusses, den schon winzige Mengen LSD auf die inneren Vorgänge der Versuchspersonen ausübten, führten zu der naheliegenden Folgerung, daß es sich lohnen könnte, die therapeutischen Möglichkeiten dieser ungewöhnlichen Substanz zu erforschen.

Die Möglichkeit einer therapeutischen Anwendung wurde zuerst 1949 von Condrau vorgeschlagen, schon zwei Jahre, nachdem Stoll in der Schweiz die erste humanwissenschaftliche Untersuchung über das LSD veröffentlicht hatte. Anfang der 50er Jahre empfahlen mehrere Forscher unabhängig voneinander das LSD als ein Hilfsmittel der Psychotherapie, das den therapeutischen Prozeß vertiefen und intensivieren könne. Die Pioniere dieser Arbeitsweise waren Busch und Johnson und Abramson in den Vereinigten Staaten, Sandison, Spencer und Whitelaw in England und Frederking in der Bundesrepublik Deutschland.

Ihre Berichte weckten viel Aufmerksamkeit und regten Psychiater in mehreren Ländern zu eigenen Experimenten und Behandlungsversuchen an. Viele der in den nächsten fünfzehn Jahren veröffentlichten Berichte bestätigten die anfänglichen Behauptungen, daß LSD den psychotherapeutischen Prozeß beschleunigen und die bei vielen emotionalen Störungen erforderliche Behandlungszeit verkürzen könne. Damit wurde LSD zu einem potentiell wertvollen Hilfsmittel im Rüstzeug der Psychiatrie. Außerdem erschienen immer mehr Untersuchungen, die besagten, daß für die LSD-gestützte Psychotherapie auch manche Kategorien von Psychiatrie-Patienten zugänglich seien, bei denen normalerweise eine Psychoanalyse oder eine beliebige andere Psychotherapie als wenig aussichtsreich galt. Viele einzelne Forscher und Therapeutengruppen berichteten von mehr oder weniger großen Behandlungserfolgen bei Alkoholikern, Narkotika-Süchtigen, Soziopathen, kriminellen Psychopathen und Personen mit verschiedenen Charakterstörungen und sexuellen Abirrungen. Anfang der 60er Jahre wurde ein neues und fesselndes Gebiet für die LSD-Psychotherapie entdeckt: die Pflege von Patienten, die an Krebs und anderen unheilbaren Krankheiten sterben. Untersuchungen an einzelnen Sterbenden sprachen dafür, daß LSD nicht nur eine Linderung ihres emotionalen Leidens und physischen Schmerzes bewirken, sondern auch die Auffassung vom Tod und die Haltung zum Sterben deutlich verändern könne.

Seit Erscheinen der ersten klinischen Anwendungsberichte über LSD ist auf die Untersuchung seiner therapeutischen Möglichkeiten viel Zeit und Mühe verwendet worden, und Hunderte von Aufsätzen wurden über die verschiedenen Typen von LSD-Therapie veröffentlicht. Bei vielen Psychopharmakologen-, Psychiater- und Psychotherapeutentagungen fanden gesonderte Sitzungen über LSD-Behandlung statt. In Europa führten die zunächst isolierten Bemühungen vereinzelter LSD-Forscher zu dem Versuch, ein homogenes Organisationsgefüge zu schaffen. LSD-Therapeuten aus einer Anzahl europäischer Länder schlossen sich zur Europäischen Medizinischen Gesellschaft für Psycholytische Therapie zusammen, und die Mitglieder hielten regelmäßig Tagungen ab, die sich mit der Anwendung psychedelischer Drogen in der Psychotherapie befaßten. Diese Organisation formulierte auch Bedingungen und Kriterien für die Auswahl und Ausbildung künftiger LSD-Therapeuten. Das Gegenstück zu diesem Verband war in den Vereinigten Staaten und Kanada die Association for Psychedelic Therapy. In diesem Jahrzehnt des höchsten Interesses an der LSD-Forschung wurden mehrere internationale Fachtagungen veranstaltet, um den Austausch von Erfahrungen, Beobachtungen und theoretischen Konzepten auf diesem Gebiet zu fördern (Princeton 1959; Göttingen 1960; London 1961; Amityville 1965; Amsterdam 1967; Bad Nauheim 1968).

Die Bestrebungen, LSD für die Therapie psychischer Störungen einzusetzen, umspannen nun eine Periode von fast drei Jahrzehnten. Es würde über die Absichten dieses Buches hinausführen, wollte man all die spezifischen Beiträge zu diesem einzigartigen Kapitel in der Geschichte der psychiatrischen Behandlung darstellen oder allen Einzelnen, die diesen Forschungsweg beschritten haben, die gebührende Beachtung zollen. Die Geschichte der LSD-Therapie war eine Abfolge von Versuchen und Irrtümern. Vielerlei Methoden einer therapeutischen Anwendung des LSD sind im Laufe dieser dreißig Jahre entwickelt und erprobt worden. Ansätze, die nicht die erwartete Wirkung hatten oder in späteren Untersuchungen keine Bestätigung fanden, wurden aufgegeben; was aussichtsreich erschien, wurde von anderen Therapeuten übernommen, weiterentwickelt oder abgewandelt. Statt diesen komplizierten Vorgang durch alle Stadien hindurch zu verfolgen, will ich versuchen, manche Grundtendenzen zu skizzieren und die wichtigsten therapeutischen Gedanken und Konzepte anzugeben. Dreißig Jahre LSD-Forschung reichen aus, klinische Beobachtungen anzusammeln und Untersuchungsergebnisse zu prüfen. Wir können daher versuchen, die klinische Erfahrung auf diesem Gebiet kritisch zu sichten, den heutigen Stand des Wissens über den Wert des LSD als therapeutisches Hilfsmittel in der Psychiatrie zusammenzufassen und die sichersten und wirksamsten Techniken seiner Anwendung zu beschreiben.
Verschiedene Vorschläge zur therapeutischen Anwendung des LSD gingen aus von den spezifischen Aspekten seiner Wirkung. Die Häufigkeit von Euphorien in LSD-Sitzungen mit normalen freiwilligen Versuchsteilnehmern deutete auf die Möglichkeit hin, daß diese Droge bei der Behandlung depressiver Störungen nützlich sein könnte.

Die tiefgreifende, oftmals schockartige Wirkung des LSD sowohl auf die psychischen wie auf die physischen Funktionen schien zu besagen, daß es ähnliche therapeutische Möglichkeiten bieten konnte wie Elektroschocks, Insulin-Behandlung oder andere Formen der Heilkrampftherapie. Diese Auffassung stützte sich auf Beobachtungen dramatischer Änderungen in der klinischen Symptomatologie und der Persönlichkeitsstruktur mancher Versuchspersonen nach Verabreichung einer einzigen Dosis LSD. Ein anderer Aspekt der LSD-Wirkung, der als therapeutisch vielversprechend erschien, war die außerordentliche Fähigkeit dieser Droge, ein intensives emotionales Abreagieren zu begünstigen. Der therapeutische Erfolg von Abreaktions-Techniken wie Hypnoanalyse und Narkoanalyse bei der Behandlung von Kriegsneurosen und traumatischen Gefühlsneurosen regte dazu an, diese Eigenschaft des LSD näher zu untersuchen. Eine weitere interessante Anwendungsmöglichkeit beruhte auf dem aktivierenden oder "provokatorischen" Effekt des LSD. Die Droge kann verfestigte chronische und stationäre klinische Gegebenheiten, die durch nur einige wenige hartnäckig unbeeinflußbare Symptome gekennzeichnet sind, intensivieren und in Bewegung bringen; und es wurde vermutet, daß eine solche chemisch induzierte Aktivierung diese sogenannten oligosymptomatischen Zustände für die herkömmlichen Behandlungsmethoden zugänglicher machen könnte. Bei weitem die wichtigste Anwendung des LSD war seine Verbindung mit den Einzel- oder Gruppenpsychotherapien verschiedener Orientierungen. Seine Nützlichkeit beruht auf einer sehr vorteilhaften Kombination seiner verschiedenen Wirkungsaspekte. LSD-Psychotherapie scheint alle die Mechanismen zu verstärken, die sich auch in den nichtmedikamentösen Therapien auswirken, und bringt außerdem einige neue, starke Mechanismen psychischer Änderung ins Spiel, die von der herkömmlichen Psychiatrie bisher weder berücksichtigt noch erklärt wurden.

In den folgenden Abschnitten will ich die wichtigsten Bereiche therapeutischen Experimentierens mit LSD beschreiben, die dort angewandten spezifischen Techniken und Behandlungskonzepte angeben und ihre empirischen oder theoretischen Grundlagen erörtern. Insbesondere will ich versuchen zu beurteilen, wie gut die einzelnen Methoden der Prüfung dem Zahn der Zeit standgehalten haben.

Untersuchungen über die chemotherapeutischen Eigenschaften des LSD

Die in diesem Abschnitt zu behandelnden Ansätze gehen von unterschiedlichen klinischen Beobachtungen und theoretischen Prämissen aus; ihr gemeinsamer Nenner ist, daß sie LSD ausschließlich als ein chemotherapeutisches Agens betrachten, das allein aufgrund seiner pharmakologischen Eigenschaften bestimmte heilsame Wirkungen ausübt. Den Urhebern dieser Techniken war die Bedeutung außerpharmakologischer Faktoren entweder unbekannt oder sie zogen daraus keinen vorsätzlichen Nutzen. Wenn im Rahmen dieser Behandlungen überhaupt eine Psychotherapie erfolgte, war sie nur unterstützend und von der oberflächlichsten Art, ohne jede organische Verknüpfung mit dem LSD-Erlebnis.

Studien zur euphorisierenden und antidepressiven Wirkung des LSD

Als Condrau die Anwendung des LSD gegen Depressionen empfahl, weil es bei manchen Personen eine euphorisierende Wirkung hatte, hielt er sich an das Vorbild der Opium-Behandlung. Er verabreichte kleine, allmählich gesteigerte Tagesdosen LSD an depressive Patienten und erwartete eine Linderung der Depressionen und positive Stimmungsänderungen. Nach Condraus Bericht waren die Ergebnisse nicht überzeugend, und die beobachteten Änderungen überschritten nicht das Maß der gewöhnlichen spontanen Umschwünge. Er stellte außerdem fest, daß die Einnahme von LSD gewöhnlich eher zu einer Vertiefung der vorherigen Stimmung als zu einer anhaltenden Euphorie führte.

Ähnliche Ergebnisse wurden von anderen Autoren berichtet, die entweder nach Condraus Vorbild Tagesdosen an depressive Patienten verabreichten oder vereinzelt mittlere Dosen ausgaben, in der Absicht, die Depression zu zerstreuen. Über negative oder unschlüssige klinische Erfahrungen berichteten Becker, Anderson und Rawnsley , Roubíček und Srnec und andere.

Im großen und ganzen rechtfertigten die Ergebnisse dieser Form von LSD-Therapie keine Fortsetzung der Untersuchungen in der gleichen Richtung. Die klinischen Studien besagten deutlich, daß LSD per se keine zuverlässige pharmakologische Wirkung auf die Depression hatte, die sich therapeutisch hätte nutzen lassen, und dieses Verfahren wurde aufgegeben.

Schockauslösende Eigenschaften des LSD und seine Wirkung auf die Persönlichkeitsstruktur

In der Frühzeit der LSD-Forschung vertraten mehrere Autoren die Ansicht, daß das aufwühlende Erlebnis, das durch LSD induziert werde, auf manche Patienten eine positive Wirkung haben könne, ähnlich wie eine Krampfbehandlung nach Methoden wie denen des Elektroschocks, des Insulin-Komas, des Kardiazol- und Acetylcholinschocks. Ab und zu wurde von unerwarteten und dramatischen klinischen Besserungen bei Psychiatrie-Patienten nach einer einzigen LSD-Sitzung berichtet. Solche Beobachtungen wurden mitgeteilt in Aufsätzen von Stoll, Becker, Benedetti, Belsanti und von Giberti, Gregoretti und Boeri.

Außerdem schienen immer mehr Berichte dafür zu sprechen, daß manchmal schon eine einzige LSD-Dosis einen tiefen Einfluß auf die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen, seine Werthierarchie, seine Grundeinstellungen und seinen ganzen Lebensstil ausüben könne. Die Änderungen waren so dramatisch, daß man sie mit psychischen Bekehrungen verglich. Vielen LSD-Forschern, die Ähnliches beobachteten, wurde der mögliche therapeutische Wert solcher Wandlungserlebnisse bewußt. Das größte Hindernis für ihre systematische Nutzung zu therapeutischen Zwecken war die Tatsache, daß sie meist in elementarer Form auftraten, ohne erkennbare Regelmäßigkeiten und oft zur Überraschung sowohl des Patienten wie des Therapeuten. Da man nicht wußte, von welchen Variablen diese Reaktionen determiniert seien, waren therapeutische Wandlungen dieser Art nicht leicht wiederholbar. Es war jedoch diese Kategorie von Beobachtungen, mit systematischen Versuchen ähnliche Erlebnisse in besser steuerbarer und vorhersagbarer Weise zu induzieren, die schließlich zur Entwicklung einer wichtigen Behandlungsmodalität führte, der sogenannten psychedelischen Therapie. Die Prinzipien dieses therapeutischen Verfahrens sind später zu erörtern.

Zusammenfassend ist zu sagen, daß LSD ohne Zweifel bei Patienten oder Versuchsteilnehmern einen tiefen emotionalen oder vegetativen Schock bewirken kann. Der Schockeffekt ist jedoch eher verwirrend und verstörend als therapeutisch, wenn er nicht in einer bestimmten Rahmensituation mit vielseitiger psychologischer Stützung und nach sorgfältiger Vorbereitung eintritt. Der Vorgang einer Bekehrung ist allzu elementar, unvorhersagbar und unzuverlässig, um per se als therapeutisches Wirkprinzip dienen zu können.

Therapeutische Nutzung des Abreaktions-Effektes

Viele Beobachtungen der frühen LSD-Forschung besagten deutlich, daß diese Droge das Nacherleben emotional folgenreicher Episoden aus dem Säuglings- und Kindesalter oder aus dem späteren Leben begünstigt. Waren diese Reminiszenen traumatisch, so kam es vorher und gleichzeitig mit ihnen zu einer Katharsis und starkem emotionalen Abreagieren. Es schien daher nur logisch, das LSD daraufhin zu untersuchen, ob es sich als Mittel in der Abreaktionstherapie gebrauchen ließe, ähnlich wie man früher bei gleicher Indikation Äther, kurzzeitig wirkende Barbiturate oder Amphetamine verordnet hatte.

Historisch und theoretisch betrachtet läßt sich der Mechanismus des Abreagierens bis zu den ersten Konzepten von Freud und Breuer zurückverfolgen. Ihnen zufolge bewirkt die unzulängliche emotionale und motorische Reaktion eines Patienten auf ein früheres traumatisches Erlebnis eine "Einklemmung" des Affekts. Der eingeklemmte Affekt liefert später die Energie für neurotische Symptome. Die Behandlung besteht nun darin, die traumatisierende Erinnerung unter Bedingungen nachzuerleben, unter denen diese emotionale Energie nachträglich zu Peripherie hin umgelenkt werden und dort über perzeptive, emotionale und motorische Kanäle abgeführt werden kann. Unter praktischem Aspekt erwies sich die Abreaktions-Methode als besonders nützlich bei der Behandlung hysterischer Konversionen, wie sie vielfach in Gefechtssituationen auftraten.

Kaum ein LSD-Therapeut wird bezweifeln, daß LSD in hervorragender Weise ein Abreagieren begünstigt. Es wäre jedoch eine zu starke Vereinfachung, die LSD-Behandlung nur als Abreaktions-Therapie aufzufassen. Klar nachgewiesen wurde dies in einer kontrollierten Untersuchung von Robinson. Nach heutiger Ansicht ist Abreagieren zwar eine wichtige Komponente der LSD-Psychotherapie, aber doch nur einer von vielen therapeutischen Faktoren, die aus der komplexen Wirkung dieser Droge resultieren.

Aktivierungseffekt des LSD auf chronische und verfestigte Symptome

Diese Auffassung ging von der klinischen Erfahrung aus, daß LSD auf manifeste und latente psychopathologische Symptome eine mobilisierende und intensivierende Wirkung ausübt. Der Österreicher F. Jost entwickelte daher das theoretische Prinzip einer Aktivierungs- oder "Provokationstherapie", die er auch praktisch erprobte. Sein Konzept beruhte auf klinischen Beobachtungen, die ein interessantes Verhältnis zwischen Art und Verlauf des psychotischen Prozesses einerseits und der Krankheitsprognose andererseits aufzeigten. Es ist eine bekannte klinische Tatsache, daß Episoden von akuter Schizophrenie mit dramatisch bunter und vielseitiger Symptomatologie eine sehr gute Prognose haben. Sie enden oft von selbst, und die Therapie dieser Störungen ist gewöhnlich sehr erfolgreich. Hingegen haben schizophrene Zustände mit undeutlichem und schleichendem Einsatz, einigen wenigen stagnierenden, hartnäckigen Symptomen und stationärem Verlauf die schlechteste Prognose und sprechen auf die herkömmlichen Behandlungsformen sehr wenig an.

Nachdem er eine große Anzahl psychotischer Episoden auf ihre Verlaufsbahnen hin untersucht hatte, kam Jost zu dem Ergebnis, daß es möglich ist, im natürlichen Verlauf der Psychose einen bestimmten Kulminationspunkt zu finden, jenseits dessen die Krankheit zur Spontanheilung tendiert. In der Schizophrenie ist dieser Kulminationspunkt gewöhnlich durch halluzinatorische Erlebnisse von Tod oder Vernichtung, körperlichem Verfall, Rückbildung oder Verwandlung gekennzeichnet. Auf diese negativen Sequenzen folgen dann Phantasien oder Erlebnisse einer Wiedergeburt.

Die Annahme eines solchen Kulminationspunktes im Spontanverlauf der Krankheit könnte, so vermutete Jost, manche irritierenden Beobachtungen bei der Elektroschock-Therapie erklären. Da diese den spontanen Verlauf der Krankheit auf ihrer vorgezeichneten Bahn zu beschleunigen scheint, macht es einen großen Unterschied aus, zu welchem Zeitpunkt man sie anwendet. Werden Elektroschocks verabfolgt, ehe die Psychose den Kulminationspunkt erreicht hat, so kommt es zu dramatischen Erscheinungen und zur Intensivierung der klinischen Symptome. Werden sie nach Erreichen des Kulminationspunktes verabfolgt, so führt dies zur raschen Beruhigung des Patienten und zum Rückgang der Symptome.

In ihrem praktischen Verfahren wollten Jost und Vicari den spontanen Verlauf der Krankheit durch eine Kombination chemischer und elektrophysiologischer Mittel beschleunigen, welche die autonomen Heilkräfte und Heilprozesse im Organismus mobilisieren könnten. Sie verabreichten LSD, und wenn unter seinem Einfluß der klinische Zustand aktiviert wurde, wendeten sie die Elektrokrampfbehandlung an. Die Autoren berichteten von einer erheblichen Verkürzung der schizophrenen Episoden, von einer zahlenmäßigen Verringerung der bis zur klinischen Besserung erforderlichen Elektroschocks und von einer oftmals gründlicheren Heilung.

Nach einem ähnlichen Prinzip verfuhren Sandison und Whitelaw, zwei britische Pioniere der LSD-Forschung: Auch sie wendeten eine herkömmliche Behandlungstechnik an bei Patienten, deren klinischer Zustand durch LSD aktiviert worden war. Statt des Elektroschocks nahmen sie jedoch den Beruhigungseffekt des Chlorpromazins (Thorazin) zu Hilfe. In ihrer Untersuchung erhielten psychotische Patienten aus verschiedenen diagnostischen Kategorien LSD und dann zwei Stunden später eine intramuskuläre Injektion des Beruhigungsmittels. Obwohl die Resultate vielversprechend zu sein schienen, gaben die Autoren selbst später den Gedanken auf, daß die Chlorpromazin-Injektion bei diesem Verfahren positiven Einfluß gehabt habe.

Allgemein hat der Gedanke einer Provokationstherapie mit LSD in der klinischen Praxis keine weitere Verbreitung gefunden und ist auf die genannten Versuche beschränkt geblieben. Josts theoretische Überlegungen enthalten jedoch mehrere interessante Ideen, die sich als sehr fruchtbar erweisen können, wenn man sie schöpferisch und auf dynamischere Weise anwendet. Sein Grundprinzip, verfestigte Symptome durch LSD zu aktivieren, läßt sich im Zusammenhang intensiver Psychotherapie anwenden; eine einzige LSD-Sitzung kann oft die Stagnation in einem langwierigen psychotherapeutischen Prozeß überwinden helfen. Auch Josts Annahme, der psychotische Prozeß habe eine vorgezeichnete Verlaufsbahn und es sei nützlich, diesen Verlauf zu beschleunigen, befindet sich in grundsätzlicher Übereinstimmung mit manchen modernen Auffassungen der Schizophrenie, wie sie in den Schriften von R. D. Laing, John Perry, Julian Silverman und Maurice Rappaport vertreten werden. Ebenso ergibt Josts Feststellung eines Kulminationspunktes und der besonderen Erlebnisse, die während dieses Umbruchs im schizophrenen Prozeß auftreten, einen neuen Sinn, wenn man sie im Zusammenhang dynamischer Muster im Unbewußten, statt im Hinblick auf Josts mechanisches Modell betrachtet. Wir werden diese Frage eingehender in bezug auf die perinatalen Matrizen und die therapeutische Bedeutung des Erlebnisses vom Tod und der Wiedergeburt des Ich behandeln.

...

Verlauf der LSD-Psychotherapie

Die folgende Darstellung des Therapieverlaufs beruht weitgehend auf Beobachtungen während einer Untersuchung, die von 1960 bis 1967 am Psychiatrischen Forschungsinstitut in Prag durchgeführt wurde. Dieses klinische Projekt diente dem Zweck, die Eignung des LSD zur Persönlichkeitsdiagnose und als Hilfsmittel zur Psychotherapie zu erkunden. Die Orientierung in den ersten Phasen dieser Untersuchung war psycholytisch, doch wurden im Verlauf der klinischen Arbeit mit dem LSD auch viele von jenen Prinzipien erkannt und in das Behandlungsverfahren eingegliedert, die heute für die psychedelische Methode charakteristisch sind. Die wichtigsten davon waren die höhere Dosierung, die Verinnerlichung des Erlebens, Verwendung von Musik und die Einsicht in die Heilkraft perinataler und transpersonaler Erlebnisse. Das Ergebnis dieser Entwicklung war die in diesem Buch beschriebene therapeutische Methode.

Die meisten Klienten in dieser Studie waren Psychiatrie-Patienten, obwohl gelegentlich außerhalb des therapeutischen Kontextes auch Sitzungsreihen zu Zwecken der Ausbildung, Anregung und Gewinnung von Einsicht für Psychiater, Psychologen, psychiatrische Krankenschwestern, Künstler und Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete stattfanden. Die Auswahl der Patienten für dieses Projekt geschah nach drei Grundkriterien. Wir wollten alle Hauptkategorien psychiatrischer Diagnostik in der Studie vertreten sehen, um die Indikationen und Kontraindikationen dieser Therapieform beurteilen zu können und um festzustellen, ob der LSD-Prozeß besondere Eigenschaften in bezug zur klinischen Diagnose und zur Persönlichkeitsstruktur aufweise. Sodann wurden in der Auswahl Patienten bevorzugt, die schwere chronische und verfestigte emotionale Störungen aufwiesen, die seit mehreren Jahren anhielten und auf die herkömmlichen Therapien nicht angesprochen hatten. Dieser Gesichtspunkt schien eine ethische Rechtfertigung dafür zu sein, daß wir die Patienten einer experimentellen Behandlung mit einer neuen, starken und unzureichend bekannten psychoaktiven Droge unterwarfen. Und schließlich, da eine hohe Qualität der Rückmeldungen über die psychedelischen Erlebnisse und die therapeutischen Resultate für die Studie wesentlich waren, wählten wir bevorzugt Patienten mit überdurchschnittlicher Intelligenz aus, mit guter Allgemeinbildung und einem Talent zur Introspektion.
Über jede LSD-Sitzung und ebenso auch über die Intervalle zwischen den Sitzungen wurden detaillierte Protokolle geführt. Die Informationen kamen hauptsächlich aus zwei Quellen: von den Patienten selbst und von den Therapeuten, welche die LSD-Sitzungen leiteten. Weitere Auskünfte steuerten manchmal die Schwestern und die Mitpatienten bei, die während der letzten Stunden des psychedelischen Erlebens einige Zeit bei dem LSD-Patienten verbrachten. Mit Hilfe zweier Kollegen, die später hinzukamen, sammelte ich die Protokolle der Sitzungsreihen von vierundfünfzig Patienten. Die Dosierung reichte von 150 bis 450 Mikrogramm, und die Zahl der Sitzungen für die einzelnen Patienten lag zwischen 15 und 103.

Die Studie umfaßte also die Behandlung intelligenter Patienten mit vielerlei schweren emotionalen und psychosomatischen Störungen von chronischer und verfestigter Art. Unter den Leiden, die wir mit einer Reihe LSD-Sitzungen behandelten, waren gehemmte und agitierte Depressionen, alle Hauptformen der Psychoneurosen, psychosomatische Erkrankungen wie Asthma, Psoriasis und Migräne-Kopfschmerzen, verschiedene sexuelle Funktionsstörungen und Abirrungen, Alkoholismus und Narkotika-Sucht, Charakterstörungen, psychotische Borderline-Zustände und mehrere Fälle mit manifesten Symptomen von Schizophrenie. Später, als ich das psychedelische Forschungsprojekt am Maryland Psychiatric Research Center in Baltimore leitete, hatte ich auch Gelegenheit, mehrere LSD-Sitzungsreihen mit Krebspatienten durchzuführen. Diese Vielfalt der Klienten und der Behandlungsumstände ermöglichen allgemeine Schlußfolgerungen über den natürlichen Verlauf einer LSD-Psychotherapie und über die therapeutischen Vorgehensweisen, die sie günstig beeinflussen können.

Die Anfertigung detaillierter Protokolle über das psychedelische Erleben und über die Intervalle zwischen zwei Sitzungen ist ein sehr wichtiger Teil der LSD-Psychotherapie. Zu Forschungszwecken, wenn man zu allgemeinen Folgerungen gelangen und die Beobachtungen theoretischen Überlegungen zugrunde legen möchte, sind Protokolle absolut unerläßlich. Aber auch im klinischen Alltag sind gute und detaillierte Protokolle äußerst nützlich. Ein Therapeut, der eine größere Anzahl Patienten in LSD-Sitzungsreihen behandelt, vergißt in der Regel viele Einzelheiten, und auch die Patienten selbst können sich nicht an alle Erlebnisfolgen ihrer früheren psychedelischen Sitzungen erinnern. Manchmal gewinnt Material aus einer viel früheren Sitzung angesichts späterer Episoden unerwarteterweise eine neue Bedeutung; zuverlässige Aufzeichnungen sind dann sehr wichtig. Dies kann noch deutlicher werden, wenn der Patient den Verlauf seiner Therapie mit Bildern und Zeichnungen dokumentiert hat.
Bei meiner eigenen Forschung hat die sorgfältige rückblickende Auswertung der Protokolle viele Zusammenhänge deutlich gemacht, die mir bei der eigentlichen Behandlung, die sich über Monate oder Jahre hin erstreckte, entgangen waren. Während ich anhand der Protokolle den psychedelischen Prozeß rekonstruierte, so wie er sich in den einzelnen Fällen vollzogen hatte, konnte ich bestimmte sich wiederholende Themen und Erlebniskomplexe erkennen, übergreifende Tendenzen, typische Phasen und Wendepunkte. Dies führte zu wichtigen Aufschlüssen über die Natur und den Verlauf der LSD-Behandlung bei bestimmten Personen und erlaubte Vergleiche mit den entsprechenden Ergebnissen bei anderen Patienten, über die ähnliche Daten vorlagen. Daraus wiederum ergab sich eine vorläufige dynamische Topographie der inneren Räume, die durch LSD erschlossen werden, und damit ein erweitertes Modell des menschlichen Unbewußten. Zugleich wurden auch die Grundmerkmale des Veränderungsprozesses erhellt, der durch wiederholte Verabreichung des Medikamentes gefördert wird.

In diesem Kapitel will ich im einzelnen die Prozesse beschreiben, die sich im Verlauf einer LSD-Therapie vollziehen, wobei ich drei wichtige Aspekte herausstelle:

1) Veränderungen im Inhalt der psychedelischen Sitzungen

2) Emotionale und psychodynamische Veränderungen in den Intervallen zwischen den Sitzungen

3) Langfristige Veränderungen in der Persönlichkeitsstruktur, der Weltanschauung und der Hierarchie der Werte.
...




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Droge und Heilmittel.

22.08.2012 um 23:33
Ich darf ankündigen

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http://www.entheovision.de/

@Makrophage
Ich nehm Pilze,aber LSD geht natürlich auch...nur schwer zu dosieren


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Droge und Heilmittel.

22.08.2012 um 23:36
@Warhead wie wäres mit nem rabattcode?


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22.08.2012 um 23:37
@25h.nox
Hab ich auch schon nach gefragt...oder das Ticket via Subotnik abarbeiten


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22.08.2012 um 23:37
Ich würde gerne einmal LSD ausprobieren.
Oder Pilze.


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Droge und Heilmittel.

22.08.2012 um 23:39
@Warhead wäre schon nice, aber ich glaube der vbio wird mir da keinen zuschuß geben aus der tagungskasse...


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22.08.2012 um 23:41
Zitat von TeutomasTeutomas schrieb am 11.08.2012:kann deine Angst, die anfangs die Größe eines Stecknadelkopfes hat, zu einem Hochhaus
heranwachsen in kürzester Zeit.
eine umarmung ist die richtige geste um der person zu sagen das alles cool ist.


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Droge und Heilmittel.

22.08.2012 um 23:44
zu dem cluster kopfschmerz gibt es tatsächlich eine studie, die ich leider in der sekunde nicht finden kann.
ich halte es für sinnvoll weiter zu erforschen, ob und in welchem umfang lsd in der medizin sinnvoll zum einsatz kommen könnte.
vor einem privaten konsum habe ich persönlich immer zurückgeschreckt, da ich die folgen für zu schlecht abschätzbar halte was mich angeht und ich mir unsicher bezüglich dosierung und setting wäre.
aber medizinisch auf jeden fall einen blick wert.


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23.08.2012 um 08:56
da trink ich lieber weiter mein Coca Cola Elexier.

lg


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tic Diskussionsleiter
ehemaliges Mitglied

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23.08.2012 um 12:07
Zitat von SagopaKajmerSagopaKajmer schrieb:Ich würde gerne einmal LSD ausprobieren.
Oder Pilze.
*mit Zeigefinger fuchtel* ... bevor du das wirklich machen solltest, informiere dich gründlich...


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