Hilfe bei Panikattacken

@Kältezeit

Kommen diese Attacken denn deiner Meinung nach mehr oder weniger aus dem Nichts oder fluten sie direkt immer an, wenn du beispielsweise an Orten bist, die dir unangenehm sind?

Bei mir geht's mittlerweile. Wobei ich das wahrscheinlich nie vollkommen wegkriegen werde. Zudem hängt das bei mir eben auch mit körperlichen Ursachen zusammen.

Aldaris schrieb:Kommen diese Attacken denn deiner Meinung nach mehr oder weniger aus dem Nichts oder fluten sie direkt immer an, wenn du beispielsweise an Orten bist, die dir unangenehm sind?

Früher waren sie Ortsbezogen, das hatte ich dann aber im Griff und es war irgendwann weg.

Jetzt kommen sie, wann sie wollen .. daheim, auf Arbeit, im Auto. Glaube langsam, dass sich die Ängste mittlerweile ein anderes Ventil suchen, denn das alte Muster kenne ich ja schon und dagegen hatte ich - damals noch ohne psych. Hilfe - erfolgreich angekämpft.
Deswegen sind die Symptome auch ein wenig anders.

@warmerfebruar
Kenne ich, gab ne Zeit, da fuhr ich auch ungern Bus und Bahn. Manchmal versuchte ich mir zu einzubilden, er wäre komplett leer oder fragte mich dann: "würdest du auch so reagieren, wenn keiner mitfahren würde"?

Versuch mal, dich abzulenken. Lies ein Buch oder hör Musik und schau währenddessen aus dem Fenster.

Und konzentriere dich nicht so sehr auf die körperlichen Symptome, wenn du in der Berufsschule sitzt. Folge dem Unterricht, versuch, deinen Körper mal kurz auszublenden.

Mir hilft das gerade ungemein und seitdem ich das so mache, sind die Symptome bei einem Anfall auch schwächer geworden. Kein Herzrasen, kein übermäßig erhöhter Puls.

@warmerfebruar
Ich lasse die Anfälle aber auch kommen, wenn sie anklopfen, versuche mich nicht dagegen zu wehren.

Den Tipp gab mir eine liebe Userin hier und auch nach Recherche im Inet, soll das die beste Lösung hierfür sein. Indem du versuchst, es zu unterdrücken, machst du es nur schlimmer und dann reagiert dein Körper gerade panisch.

@Kältezeit
Ich weiss nicht, ob das was anderes wäre, wenn der Bus leer wäre, in der Bahn z.B habe ich das nicht.

Ok, ausser in der Schwebebahn (lebe in Wuppertal).

Ich habe es mal mit Musik versucht, oder im Handy was lesen z.B auf allmystery allerdings macht es das nur schlimmer, weil ich mir dabei ganz bewusst bin, dass es Ablenkung sein soll.

Habe das am Freitag versucht, da war dann in der ersten Stunde Religion, mit dem Thema Tod. Da ich aber wahnsinnige Angst vor dem Tod habe, und Hypochonder bin, das Thema dann auch noch Krebs war, puh da war ich kurz davor nach Hause zu gehen. Dass dieses Thema die nächsten Wochen präsent sein wird, macht es mir nicht leichter, zu dem mein Schwiegervater in spe an Krebs erkrankt ist und ganz wenig Heilungschancen hat.

Aber wenn ich sie kommen lasse, dann merken es die anderen. Bin am ersten Schultag ins Klo gestürmt, als die Attacke kam.

Ich glaube die halten mich jetzt eh für bescheuert, zumal meine Lehrerinnen gesehen haben, dass die Krankmeldung von eine psychotherapeutischen Praxis kam, was mir den Gang in dir Schule nur noch schwerer macht..

@warmerfebruar

warmerfebruar schrieb:Aber wenn ich sie kommen lasse, dann merken es die anderen. Bin am ersten Schultag ins Klo gestürmt, als die Attacke kam.

Nein, du hast die Attacke nicht kommen lassen, du bist (ins Klo) geflüchtet und hast dagegen angekämpft. Du musst versuchen, die Attacken als Teil von dir zu akzeptieren, wenn sie da sind, sind sie eben da, davon geht die Welt nicht unter. Je besser du deine Einstellung dazu verändern kannst, desto seltener treten sie auf und desto schneller verschwinden sie wieder. Und nein, wenn du die Attacke einfach kommen lässt und trotzdem dein Ding durchziehst, merken es die anderen nicht. Ich weiß wie schwer das anfangs ist, aber irgendwann kriegst du es auch hin.

Ich finde es übrigens furchtbar nett von deiner Therapeutin, dass du im Notfall auch ohne Termin zu ihr kommen kannst. Nur glaube ich nicht, dass dir das langfristig gesehen helfen wird.

@Kältezeit
Du wirkst, meiner Meinung nach, extrem reflektiert.
Wenn ich das mit mir vergleich, sind das echt WELTEN!
Bis vor wenigen Monaten konnte ich noch nicht mal erklären, was das sein könnte. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung. Und dass, obwohl ich wegen Depressionen ja schon in Behandlung war.
Ich hab keine Worte gefunden, um meine schwerwiegenden Situationen beschreiben zu können. Nicht mal annähernd.
Auch heute noch, fällt mir das oftmals schwer.

Da bist du mir echt einiges voraus. Denn wenn man Worte findet, um seine Situation erklären zu können, dann kann man einfacher ansetzen. Nicht nur der Therapeut, sondern auch man selbst.
UND- die Chance, dass deine Umgebung dich besser versteht, ist damit auch um einiges besser.

Kältezeit schrieb:Jetzt kommen sie, wann sie wollen .. daheim, auf Arbeit, im Auto.

Ehrlich? Auch Zuhause? Für viele mit Betroffene einer Agoraphobie oder Sozialphobie gilt das Heim noch am ehesten als Rückzugsort, an dem sie noch relativ gut entspannen können.

Ich hoffe mal nicht, dass sich bei dir ein Burn-Out anbahnt und die Panikattacken 'bloß' Ausdruck eines starken Stressmusters sind, das du versuchst, runterschlucken.

Ich habe damals nicht mehr wirklich auf meinen Körper gehört, bin nicht zur Ruhe gekommen, habe mich weiter belastet und dann auch noch andere dumme Sachen gemacht, bis es geknallt hat und dann brauchte ich einen Reboot.

@catgroove

Ja, wir haben ein paar Atemübungen eingeübt, sollte ich machen sobald die Attacke kommt.

Ja die "Flucht" zu ihr könnte quasi als meine neue Vermeidungsstrategie enden, deswegen versuche ich den Gang zu ihr zu vermeiden.

Bin auch erst einmal für heute und morgen krank geschrieben, hoffe dass es am Mittwoch dann ohne Attacke klappt...

@Kältezeit

Arbeitstag gut überstanden? Wie war dein Termin bei der Psychologin?

@warmerfebruar

Es ist leider häufig so, dass Menschen mit Angststörungen hypochondrische Züge haben und selbst die kleinsten Veränderungen des Körpers (Steigender Puls, Schmerzen, leichter Schwindel etc.) zum Anlass nehmen, sich reinzusteigern. Das kommt dann irgendwann automatisch und der Kopf speichert das im Unterbewusstsein, sodass die Attacken auch schneller anfluten.

@Aldaris

Ja das habe ich schon häufig an mir bemerkt.
Meine Therapeutin meinte, dass das "Symptome" meiner Depression sind.

@warmerfebruar

War bei dir die Depression zuerst da?

@catgroove
Gestern habe ich gut überstanden, sitze gerade wieder auf der Arbeit. :) Danke der Nachfrage.

Die Psychologin konnte mir jetzt nichts Neues erzählen. Alles, was sie sagte, habe ich hier auf dne letzten Seiten von euch lesen können. :)
Fazit: Konfrontationstherapie ist das Beste, sich auf die Anfälle einlassen, nur so werden sie schwächer.

Und: von solch einem Anfall stirbt man nicht, es kann nichts passieren. Und sie dauern eben nur solange, bis das Adrenalin ausgeschüttet wurde. Ca. 20 Minuten (natürlich spürt man sie oftmals länger -> "Nachwehen").

Sie kam dann auch mit dem Sympathikus, also was passiert da eigentlich und warum? Das hatte @Gnupf hier mal ganz toll beschrieben.

Nursii schrieb:Bis vor wenigen Monaten konnte ich noch nicht mal erklären, was das sein könnte. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung.

Ich wusste auch nicht. Dachte ja zunächst an etwas Körperliches, da die Symptome so stark waren. Leute aus meinem Umfeld tippten direkt auf Stress, aber darauf ließ ich mich gedanklich erstmal garnicht ein. Hat ne Weile gedauert und kam eigentlich erst so richtig letzten Dienstag, nach dem schlimmsten Anfall.

Irgendwie bin ich im Inet auf "Angststörung" gestoßen und die Symptome, die da beschrieben wurden, passten halt einfach haargenau.

Aldaris schrieb:Ehrlich? Auch Zuhause? Für viele mit Betroffene einer Agoraphobie oder Sozialphobie gilt das Heim noch am ehesten als Rückzugsort, an dem sie noch relativ gut entspannen können.

Ich hoffe mal nicht, dass sich bei dir ein Burn-Out anbahnt und die Panikattacken 'bloß' Ausdruck eines starken Stressmusters sind, das du versuchst, runterschlucken.

Vor einigen Jahren hatte ich einen Kreislaufzusammenbruch daheim. Der Arzt, den ich daraufhin konsultierte (ein Arbeitsmediziner) meinte, ich stünde kurz vor einem Burnout.

Weiss jetzt nicht, wie genau die sich äußern, aber reine Agoraphobie ist es bei mir nicht, da ich ja tagelang auch ein ständiges Unruhegefühl in mir verspürte, egal wo ich mich befand. Muss sagen, heute ist es etwas besser. Aber das war es letzte Woche schon kurzzeitig und dann kam der Rückfall.

Aldaris schrieb:Es ist leider häufig so, dass Menschen mit Angststörungen hypochondrische Züge haben und selbst die kleinsten Veränderungen des Körpers (Steigender Puls, Schmerzen, leichter Schwindel etc.) zum Anlass nehmen, sich reinzusteigern. Das kommt dann irgendwann automatisch und der Kopf speichert das im Unterbewusstsein, sodass die Attacken auch schneller anfluten.

Genau und unterbricht man dies, "programmiert" sein Hirn neu um & lässt sich auf die Anfälle ein, dann kommt es garnicht mehr zu allen Symptomatiken. Ich glaube sogar, der hohe Puls und Herzschlag, den man so richtig heftig spürt, kommt erst von der Panik vor der Panik.

Ich habe ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass es bei negativen Gefühlen jeglicher Art das Beste ist, sich auf sie einzulassen, um sie loszuwerden.

Wenn eine unangenehme Emotion (Angst, Trauer, Wut) in mir hochsteigt dann nehme ich sie an (wertfrei d.h. ohne mir unnötige Gedanken über das "warum" zu machen) und versuche einfach zu akzeptieren das sie gerade da ist.
Meistens kann ich dann regelrecht spüren wie sie sich aufbauscht bis zum Höhepunkt und danach beginnt wieder abzuflachen.

Oftmals bin ich sogar überrascht, wie schnell sich dadurch ein fieses Gefühl verflüchtigt, mit dem ich früher noch eine halbe Ewigkeit beschäftigt gewesen wäre, weil ich es in meinem Gedankenkarussell regelrecht herangezüchtet habe.

Das klappt natürlich nicht immer so toll und easy wie hier beschrieben, aber ich bemerke, es mir damit leichter zu machen und das man es üben und lernen kann.

@Kältezeit

Kältezeit schrieb:Ich glaube sogar, der hohe Puls und Herzschlag, den man so richtig heftig spürt, kommt erst von der Panik vor der Panik.

Ja, da hast du nicht ganz Unrecht. Angst vor der Angst bedeutet ja insbesondere Angst vor den Symptomen der Angst und die bestehen unter anderem aus erhöhtem Puls und Blutdruck. Wer sensibel auf solche körperlichen Veränderungen reagiert, steigert sich auch schneller hinein. Deshalb rät man Betroffenen, also Menschen die eine hohe Vulnerabilität aufweisen ( Wikipedia: Vulnerabilität#Psychologie ), Dinge wie beispielsweise Koffein zu meiden, weil Dieses auch den Puls beschleunigt und so die Gefahr größer ist, wieder eine Attacke zu erleiden. Noch übler ist es da mit Alkohol - allerdings nicht während des Rausches, sondern während des Katers. Selbst Zigaretten können solche Attacken auslösen.

@Aldaris

Die Depression. Ich bin seit meiner Kindheit depressiv. Bin leider auch so veranlagt.

@Kältezeit

Super, freut mich, dass es dir schon besser geht. Dann scheinst du ja das Schlimmste schon überstanden zu haben :-)

@warmerfebruar

Hm, mies. Da kommt ja leider einiges bei dir zusammen. Ich wünsche dir, dass du zunächst mal die Panikattacken weg bekommst. Denn das ist auf Dauer auch eine starke Einschränkung der Lebensqualität.

@Aldaris
Ja versuche das in den Griff zu bekommen, aber im Moment sieht es eher nach einer Verschlechterung, als nach einer Verbesserung aus..

Ich weiss momentan auch gar nicht so recht wie ich damit umgehen soll. Bekomme gerade bei dem bloßen Gedanken Panik..

Vielen Dank, das wünsche ich mir auch :)

@warmerfebruar
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Stärke!

Das schaffst du. Vorallem hast du ja jetzt jemanden an der Hand, der dir auch professionell helfen kann. :)