Der Rattenkönig

@Gaap
Im Bezug auf unterirdische Bauten und Nester sollte es möglich sein das durch rasch gefrierende Niederschläge so etwas begünstigt wird.
Es gibt aber zumindest einen Fall in Estland wo der Rattenkönig in dem Hohlraum einer Holzwand in einem Kuhstall entstanden ist.

Da ist jetzt im nachhinein schwer drüber zu urteilen.

Zum einen mag man ja meinen das ein Kuhstall so stark nicht auskühlen dürfte, der Kühe zuliebe..
aber theoretisch ist es halt durchaus denkbar das sich auch in einem Holzbau solche Kältezonen kurzfristig bilden.

@nyarlathotep

Vielleicht haben sich die Ratten in dem Kuhstall so verheddert dass sie nicht mehr rauskamen und verhungert sind?

@Gaap

Vielleicht, ja.
Ist halt alles schwer nachzuprüfen. Die Anwohner wußten ja nicht einmal mehr das genaue Jahr des Fundes. Auf jeden Fall muß es selbst für diese Region ein sehr strenger Winter gewesen sein:


The rat king of Rıika was observed by many inhabitants of that village. When asked in 1986, however, no one was able toremember the exact year of the find.

They said that it was an extremely cold winter about 15 years ago.
This rat king was found inside the wooden wall of a cowshed.
It consisted of 18 live rats that were killed and hung outside for people to see.

Hier nochmal die grobe Übersetzung:

Der Rattenkönig von Riika wurde von vielen Bewohnern des Dorfes bestaunt.
Bei einer Befragung im Jahr 1986 war niemand mehr in der Lage sich an das genaue Jahr des Fundes zu erinnern.

Sie sagten dass es vor etwa 15 Jahren war, in einem extrem kalten Winter.

Dieser Rattenkönig wurde in der Holzwand eines Kuhstalls gefunden.

Er bestand aus 18 lebenden Ratten, die getötet und außerhalb aufgehängt für die Menschen zu sehen waren.

komischen phänomen :D

@nyarlathotep

Moment mal, heißt das, die Ratten lebten noch als man sie fand?

Erinnert mich stark an die "Ratten-Romane" von James Herbert ...

Gaap schrieb:Moment mal, heißt das, die Ratten lebten noch als man sie fand?

In dem Fall schon.. das ist aber von Fund zu Fund anders.

Wikipedia weiß dazu:

Bei ihrer Entdeckung wurden Rattenkönige stets aus Furcht und Aberglauben schnell getötet. Dennoch kam es gelegentlich zu Funden von abgestorbenen und in der Folge mumifizierten Rattenkönigen.

[...]

Funde

1725 vom Müller Berger in Dorndorf/Werra, 11 lebende Individuen auf dem Dachboden, mit Gehilfen gejagt und im Mühlgraben ersäuft, einzelne hatten sich zuvor noch losgerissen.

1748 vom Müller Johann Heinrich Jäger in seiner Mühle: 18 lebende Individuen.

1772 in Erfurt, Schlössergasse, beim Abbruch eines Kornspeichergebäudes – 11 Individuen, ein Erfurter Arzt versuchte das Exemplar zu konservieren, was ihm misslang.

Dezember 1822 in Döllstedt, gleich zwei Rattenkönige: einer aus 14 und einer aus 28 Individuen.

1828 in Buchheim bei Eisenberg (Thüringen): Beim Abriss eines Kamins fand ein Müller eine Gruppe von 32 toten, ausgetrockneten und felllosen Individuen, die heute im „Mauritianum“ in Altenburg ausgestellt sind.

1895: 10 Individuen, heute zu sehen im Zoologischen Museum der Stadt Straßburg.

1899: 7 Individuen, heute zu sehen im Museum in Châteaudun.

23. März 1918 in Bogor auf Java: 10 Individuen von Reisfeldratten.

Februar 1963, vom niederländischen Landwirt P. van Nijnatten in Rucphen: 7 Individuen.

10. April 1986, in Maché in Frankreich: 9 Individuen, heute zu sehen im Museum in Nantes.

16. Januar 2005, in Võrumaa in Estland: 16 Individuen, davon fünf bis neun lebend.

Präparate

Mauritianum, Altenburg: 32 mumifizierte Individuen, gefunden 1828

Hamburg, Zoologisches Institut der Universität Hamburg, (Alkoholpräparat)

Göttingen, Zoologisches Museum der Universität Göttingen, (Alkoholpräparat und Röntgenaufnahme)

Stuttgart, (Alkoholpräparat)

Museum von Nantes: 9 Individuen, gefunden 1986

Museum von Straßburg: 10 Individuen, gefunden 1895

Museum von Châteaudun: 7 Individuen, gefunden 1899

x-ray-2 schrieb:Erinnert mich stark an die "Ratten-Romane" von James Herbert ...

Ist lang her aber die hab ich auch mal alle verschlungen.. ^^

@nyarlathotep

Hier das habe ich noch gefunden:


Entgegen unserer Vorstellung ist der Rattenkönig nicht der König der Ratten, sondern eine Anzahl an den Schwänzen verknoteter oder zusammengewachsener Tiere.

Der bekannteste Fund ist der Rattenkönig von Buchheim in Thüringen von 1828. 32 Ratten sind hier an den Schwänzen verklebt und zusammengewachsen. Der Rattenkönig wird heute im Museum von Altenburg ausgestellt.

Entgegen dem Wortlaut handelt es sich beim Rattenkönig nicht um ein Individuum, sondern um das Phänomen wenn mehrere Ratten zusammenwachsen. Die Bezeichnung Rattenkönig geht darauf zurück, daß geglaubt wurde, der König der Ratten throne auf einem Haufen seiner Untergebenen.

Ein weiterer Volksglaube besagt, der Fund eines Rattenkönigs sei ein sehr schlechtes Vorzeichen und bedeute Hunger, Krankheit und Tod. Diese Ansicht ist garnicht so weit hergeholt, denn Ratten gelten als Zwischenwirt der Pest (übertragen von Rattenflöhen). Je mehr Ratten, desto größer die Krankheitsgefahr – und ein Rattenkönig entsteht nur bei extremer Überbevölkerung unter Ratten.

Rattenkönige wurden häufiger im deutschen Sprachraum entdeckt, weshalb sie in vielen anderen Ländern immer noch als deutscher Mythos gelten. Sämtliche Funde (ausgenommen einer auf der Insel Java) bestehen aus Hausratten.

Der Altenburger Rattenkönig klebt allerdings durch Mumifizierung zusammen, bei allen anderen Funden könnte es sich genausogut um nachträglich vom Menschen verknotete Rattenschwänze handeln, weshalb es keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege für natürlich entstandene Rattenkönige gibt.

Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts werden kaum noch Rattenkönige gefunden (letzter Fund wird berichtet vom 16. Januar 2005, in Võrumaa, Estland: Ein Rattenkönig bestehend aus 16 Ratten, davon 5-9 die noch gelebt haben sollen.). Die Seltenheit der Funde heutzutage könnte zwei Bedeutungen haben, nämlich im Falle daß Rattenkönige natürlich entstehen, daß die Hausratte erstens durch die weit widerstandfähigere Wanderratte verdrängt wurde, und generell weniger Ratten in unseren Städten leben.
Für den Fall, daß der Rattenkönig ein künstliches Phänomen ist… naja, vielleicht gibts weniger Perverse, die in ihrer Freizeit Ratten zusammenknoten…

Wie auch immer, der Rattenkönig, alleine das Wort schon, war stets Inspiration für Horror- und Fantasyliteratur. Sowohl (selten) als zusammengewachsener Haufen Ratten, als (häufiger) als böser Gegenspieler. Beispielsweise im Nussknacker tritt der Ratten- bzw. Mäusekönig als Antagonist auf.

Fallout 2 - MaulwurfsratteAuch im Computerspiel Fallout 2 tritt der Rattenkönig als (mehr oder weniger) intelligente, größenwahnsinnige Maulwurfsratte auf, die einen Sektenführer mimt und nach der Weltherrschaft trachtet (und dabei kaum Ahnung von der Welt hat).


Quelle: http://avanova.at/erebus/tag/aberglaube/

@Gaap
Fein! Ist zwar grob das selbe das in der Wikipedia steht, nur bissel umgeschrieben.
Aber das mit den Perversen fand ich gut, das steht so nicht im Wiki! :D

@nyarlathotep

Wäre dann nur die Frage, ob wirklich alle echt sind oder schlicht und einfach alle ( oder die meisten, wie manche annehmen ) so zusammengeschustert wurden. Leider kann man das nicht nachweisen, aber interessant wäre das auf jeden Fall.

Ich frage mich auch: Wieso nur Ratten? Wieso nicht auch Mäuse?

Vielleicht nicht Mäuse, weil die ihren Schwanz anders benutzen als Ratten? Ratten halten den unter Spannung, beim Laufen schleift der auch nicht auf dem Boden. Vielleicht sind Mäuseschwänze "entspannter" und dadurch löst sich so ein Knoten eher, als dass er entsteht.

@Ilvareth

Das könnte sicherlich ein Grund sein, danke.

Ich könnte mir folgende Entstehung eines Rattenkönigs vorstellen: viele junge Ratten in einem Nest. Durch Kälte ziehen sich die Gefäße am Ende des Schwanzes zusammen, das Ende stirbt ab (ist ein bekanntes Phänomen und heißt Ring tail oder Schwanznekrose). Das abgestorbene und nicht mehr von Körperwärme beheizte Ende friert am Boden fest, die Ratten versuchen sich zu befreien und springen dabei durcheinander, so verknoten sie sich.
Schwanznekrose kommt wohl bei Mäusen nicht vor, warum auch immer. Es wird nur bei Ratten beschrieben.

Gaap schrieb:Wäre dann nur die Frage, ob wirklich alle echt sind oder schlicht und einfach alle ( oder die meisten, wie manche annehmen ) so zusammengeschustert wurden.

Wahrscheinlich eher letzteres. Darum interessieren mich ja die Fälle aus Estland so sehr.
Das Phänomen war dort zu der Zeit im Gegensatz zu Deutschland gänzlich unbekannt und die Finder hatten auch finanziell gesehen keinen Anreiz das ganze zu fälschen.
Ich zitiere da noch mal aus dem verlinkten PDF:


In the case of the Estonian rat kings there is no reason to suspect falsification.
At the moment of finding the finders had never heard of rat kings,
and received no profit for their finds.

Gaap schrieb:Ich frage mich auch: Wieso nur Ratten? Wieso nicht auch Mäuse?

Ratten und Mäuse haben in der Natur unterschiedliche Verhaltensweisen, auch wenn sie sich äußerlich ja sehr ähneln. Es wurde jedoch auch schon von einem Mäusekönig berichtet.
Insgesamt scheint das aber durchaus seltener aufzutreten.

Laut Wikipedia:

Ähnliche Phänomene werden jedoch gelegentlich auch bei anderen Arten beschrieben, so wurde im April 1929 eine Gruppe junger Waldmäuse (Apodemus sylvaticus) in Holstein entdeckt.

Ilvareth schrieb:Schwanznekrose

klingt fies, aber durchaus einleuchtend! ;)

Schwanznekrose klingt schon für mich fies, für den männlichen Leser hat es mit Sicherheit einen noch viel böseren Klang....😄
Ich hatte früher selbst Ratten, daher ist mir das auch ein Begriff.
Sich einen Rattenkönig selbst zu zimmern, der ja als böses Omen galt, macht in meinen Augen nicht so viel Sinn, außer, man weiß, dass in naher Zukunft alles den Bach runter geht und kann es dann auf den Rattenkönig schieben.
Außerdem lassen sich auch bei töten Ratten die Schwänze nicht so leicht verknoten. Je kleiner das Gelenk, umso schneller setzt nach dem Tod die Totenstarre ein. Auch Rattenschwänze bleiben da nicht geschmeidig flexibel. Um so einen Knoten hinzubekommen, müsste man schon einen relativ großen Aufwand betreiben. Fangen, töten, kunstvoll zusammenflechten ohne äußere Verletzungen...
Und lebende Ratten hat damals wohl kaum jemand verknotet. Die hat man erschlagen, so schnell man konnte.

Ich hab eben, als ich das Foto gesehen hab, gedacht, dass wäre ne riesige Ingwerknolle oder sowas :D

@Asuka88

Wird alles andere als angenehm und bekömmlich sein wenn du dir davon ne Ecke abraspelst! O0