Ozeanwind schrieb:Ich habe leider keine Antwort bekommen. Aber meiner Miezi habe ich damals gesagt, dass sie gehen darf/kann, auch wenn ich sie sehr vermisse. Und danach habe ich auch keine Abdrücke ihres Körpers mehr an ihrem Lieblingsplatz fest stellen können. (Ich schreibe diese Dinge immer noch nicht so gerne, wie ich gerade merke, weil sich das für mich selbst immer so unglaublich liest.)
Ich sage das meinen Tieren auch immer, eigentlich schon, wenn sich ihr Sterbeprozess dem Ende zuneigt. Ich sage ihnen, dass ich sie liebhabe und sie vermissen werde, aber dass es okay ist, wenn sie gehen und dass sie sich ihren Zeitpunkt aussuchen können, wie es richtig für sie ist und dass sie sich keine Gedanken machen sollen. Seitdem ich das mache, war auch keines meiner verstorbenen Tiere mehr anwesend nach seinem Tod bzw. wenn, dann nur heimlich beobachtend. Auch einem sterbenden Menschen würde ich das sagen. Er soll ohne Bürde loslassen können. Ich weiß, ich kriege das geregelt, ist ja nicht das erste Mal, dass ich das durchlebe. Trauer ist zwar schmerzhaft, aber gut, richtig und am Ende auch heilsam. Auch die Trauer kann man irgendwann loslassen und dann bleiben Frieden und Erinnerungen.
Ich glaube, unsere Sterbenden oder Verstorbenen, ganz gleich ob Mensch oder Tier machen sich oft Sorgen und die Hinterbliebenen und das hält sie hier fest. Drum finde ich das Loslassen auch für die Hinterbliebenen so wichtig. Kann man das nicht, wird man keinen Frieden finden.
Ozeanwind schrieb:Ich denke auch, dass es dann noch irgendetwas für sie zu erledigen gibt, wenn die Seelen um uns herum sind.
Bei meiner Schwiegermutter war es wohl so, dass sie erst irgendwie sicher sein musste, dass unser Leben nach ihrem Verlust trotzdem gut weiter geht.
Als dieser Zeitpunkt erreicht war, hat sie ihr Haus verlassen. Das haben wir alle gespürt, als es soweit war, dass sie nun ganz gegangen ist. Ich konnte das an dem Tag selbst schon sagen. Die Atmosphäre im Haus veränderte sich an diesem einen Tag und danach hat auch keiner mehr von uns den Eindruck gehabt, dass sie irgendwie noch um uns ist und nach uns schaut.
Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen. Irgendwie ist das berührend und tröstlich, wenn die Motivation Liebe ist. Schlimm und gruselig wird es wohl nur dann, wenn die Verstorbenen Rachegelüste haben. Auch das habe ich schon einmal wahrgenommen.
Jedes Mal, wenn ich bei einem bestimmten Haus vorbei gegangen bin, hatte ich das Gefühl, da ist irgendwas Schlimmes passiert Es war ein altes, leerstehendes Haus in Wien, das abgerissen werden sollte. Das Haus war schon ganz verfallen, da war niemand drin, trotzdem hatte ich jedes Mal das Gefühl, dass mich jemand von dort aus beobachtet, aber auf sehr unangenehme Weise, es fühlte sich eiskalt, kalkulierend an, ich weiß nicht, wie ich das besser beschreiben soll. Ich habe da ohne Scherz jedes Mal die Straßenseite gewechselt. Das ist schon lange her, irgendwann Anfang der 90er, da konnte ich nicht einfach mal schnell nach der Adresse googeln. Ich fand nie heraus, ob da wirklich mal was passiert ist. Als das Haus dann abgerissen wurde, war das Gefühl nicht mehr da. Ich war jetzt schon sehr lange nicht mehr in der Gegend, sollte ich mal wieder dort vorbeikommen, muss ich schauen, was da dort jetzt ist. Baulücken in Wien werden ja recht flott wieder bebaut.
pattimay schrieb:Aber es ist schon interessant wieviele solche Erfahrungen machen.
Ja, mittlerweile berichten viele Menschen darüber, meist im Internet. Aber auch in persönlichen Gesprächen habe ich schon einiges gehört. Es gibt halt auch immer noch Hemmungen, darüber zu sprechen, weil man da wirklich schnell als spinnert eingestuft wird.