Wozu dient Religion?

@mitras

mitras schrieb:Also, Religion ist was gutes, man muss sie nur der Macht entreißen, sie gehört jedem einzelnen für sich.

Das ist die Frage.
Die postmodernen Varianten mit der Überschrift: "Ach, ich mach mir meine Religion selbst" sind zwar anschmiegsam und kuschelweich für der Ego, leider verlieren sie aber genau dadurch auch ihre Heilkraft, weil man aus dem Köcheln im eigenen Saft nicht hinauskommt.

@RoseHunter

RoseHunter schrieb:Die postmodernen Varianten mit der Überschrift: "Ach, ich mach mir meine Religion selbst" sind zwar anschmiegsam und kuschelweich für der Ego, leider verlieren sie aber genau dadurch auch ihre Heilkraft, weil man aus dem Köcheln im eigenen Saft nicht hinauskommt.

Das glaube ich nicht und im eigenen Saft köcheln tun auch die institutionalisierten Religionen, die ihre Lehren nur immer wiederholen und welcher Gläubige lebt schon ernsthaft danach?

@mitras

Die köcheln als Institution, nicht als Ich.
Das ist auch noch mal ein Unterschied.
Religionen verlangen wenigstens dem Buchstaben nach noch so etwas wie Engagement für andere, wenngleich man sagen muss, häufig die anderen des gleichen Vereins.

RoseHunter schrieb:Die köcheln als Institution, nicht als Ich.
Das ist auch noch mal ein Unterschied.

Mag sein, sie haben ja auch ein anderes Ziel, nämlich ihr Produkt zu verkaufen, kostenlos ist das ja nicht. Darum ist auch das Marketing bei Religionen wichtig. Das geht so weit, dass auch Yoga-Kurse in evangelischen Kirchen angeboten werden.

RoseHunter schrieb:Religionen verlangen wenigstens dem Buchstaben nach noch so etwas wie Engagement für andere, wenngleich man sagen muss, häufig die anderen des gleichen Vereins.

Das Leben in und mit der Gemeinschaft entspricht einem ureigenstem Bedürfnis des Menschen. Das können auch die Kirchen heute nicht mehr richtig abholen. Durch Kriege sind die Stammesstrukturen in Germanien zerbröselt und die Folge davon war u.a. die industrielle Revolution, die nicht zufällig von Großbritannien ausging, da waren liberale Strukturen vorhanden und von da ausgehend hat sich dann der Kapitalismus weiterentwickelt.

Nun liegt es an den Menschen aus freier Wahl wieder Gemeinschaften aufzubauen ohne den Druck durch die Autorität von oben.

@mitras

mitras schrieb:Mag sein, sie haben ja auch ein anderes Ziel, nämlich ihr Produkt zu verkaufen, kostenlos ist das ja nicht. Darum ist auch das Marketing bei Religionen wichtig. Das geht so weit, dass auch Yoga-Kurse in evangelischen Kirchen angeboten werden.

Was soll's, du kannst ja aus der Kirche austreten.

Durch Kriege sind die Stammesstrukturen in Germanien zerbröselt und die Folge davon war u.a. die industrielle Revolution, die nicht zufällig von Großbritannien ausging, da waren nämlich liberale Strukturen vorhanden, die dies ermöglichten. Nun liegt es an den Menschen aus freier Wahl wieder Gemeinschaften aufzubauen ohne den Druck durch die Autorität von oben.

Konsumkritik oben und ein Feiern des Liberalismus unten, den Widerspruch muss man innerlich erst mal hinkriegen. ;)

@Puppemspieler

Was bringt Religion dem Menschen?

die Behauputung, dass im nächsten Leben alles besser wird, bringt einigen wenigen unheimlich viel Geld in diesem Leben

RoseHunter schrieb:Was soll's, du kannst ja aus der Kirche austreten.

Kann ich nicht.

RoseHunter schrieb:Konsumkritik oben und ein Feiern des Liberalismus unten, den Widerspruch muss man innerlich erst mal hinkriegen. ;)

Das ist kein Widerspruch und gefeiert wurde auch nichts.

Direkt zur Ausgangsfrage:
Religion war das Werkzeug, mit dem der intelligenteste Primat die Herrschaft im Rudel vom stärksten Primaten übernommen hat.

Eines Tages (vor ein paar tausend Jahren) entdeckte jemand, dass Blitze bevorzugt in hohe Stellen einschlugen. Aus dieser Beobachtung bastelte er sich die Legende zusammen, mit seinem Freund, dem Donnergott sprechen zu können.
Der aktuelle Rudelführer wird sich - wahrscheinlich - geweigert haben, dem imaginären Freund zu huldigen.
Mit ein paar beeindruckenden Geschichten und Ritualen bewegte der Protagonist den Rudelführer, sich bei einem Gewitter auf einen Felsen zu stellen, und dort dem Donnergott mit dem Speer zu drohen.

Blitz und Donner beendeten die Herrschaft des Stärksten und führten dazu, dass die Priesterkaste der Schamanen entstand.
Der Rest ist Evolution von Memen.

Optimistisch formuliert diente Religion immer als Instrument, um alle Phänomene, die beobachtbar, aber nicht erklärbar waren, zu deuten. Meta-Physik - als Physik, jenseits der aktuell, wissenschaftlich erklärbaren Physik war über Jahrtausende Kernaufgabe der Religion - und über diese Funktion stiftete Religion gesellschaftlichen Nutzen. Sei es in Form von Speisevorschriften, die in heissen Ländern sinnvoll sind, oder Verhaltenskodizi für entlaufene Sklaven (10 Gebote).

Religion ist tödlich. Ach, wie wäre unser Dasein ohne Religionen?

ich denke Religion dient zur Visualisierung unerklärbarer Dinge

@AgathaChristo

AgathaChristo schrieb:Religion ist tödlich. Ach, wie wäre unser Dasein ohne Religionen?

Tödlich.

@RoseHunter
Ja, das ist mir klar! Ohne Religionen auch keine Unsterblichkeit. Aber sicher keine fanatischen Religionskriege wie heute und annodazumal. Mal so pragmatisch gedacht.

@Puppemspieler
Religion dient als Trost- und Hoffnungsmittel der Menschen,die aber auch Kraft und Freude bringen kann.Aber auch für Unterdrückungs- und Manipulationszwecke kann man sie einsetzen.

@AgathaChristo

AgathaChristo schrieb:Ohne Religionen auch keine Unsterblichkeit. Aber sicher keine fanatischen Religionskriege wie heute und annodazumal. Mal so pragmatisch gedacht.

Ich meinte es profaner. Das Leben endet halt tödlich und was die Gewalt angeht. Einen Grund findet man immer, wenn man jemandem den Schädel einschlagen will. Den -ismus dafür verantwortlich zu machen, bringt nicht so viel.

Du kannst die Geschichte der Religionen immer als eine von Blut, Krieg und Folter schreiben, ein kurzer Blick auf das Werk von Deschner reicht oder als eine der Fürsorge, der Stalität, der Heilserfahrungen usw.

@RoseHunter
empfinde mich als Agnostikerin. Meine Gedankengänge dazu unterscheiden sich warscheinlich von Religionsanhängern, egal welcher Glaubensrichtung.

Klaro, die Menschen bringen sich gegenseitig um die Ecke, ob körperlich oder seelisch, das war schon immer so.
Es war lediglich märchenhaft gedacht von mir, wie würden Menschen reagieren, wenn plötzlich alle Religionen für nichtig erklärt werden würden?

@AgathaChristo

AgathaChristo schrieb:Es war lediglich märchenhaft gedacht von mir, wie würden Menschen reagieren, wenn plötzlich alle Religionen für nichtig erklärt werden würden?

Das würde wohl zu erheblichen Eruptionen führen, da etwas 90% der Menschheit in der einen oder anderen Form religionsgläubig sind.

@AgathaChristo

AgathaChristo schrieb:Es war lediglich märchenhaft gedacht von mir, wie würden Menschen reagieren, wenn plötzlich alle Religionen für nichtig erklärt werden würden?

@RoseHunter

RoseHunter schrieb:Das würde wohl zu erheblichen Eruptionen führen, da etwas 90% der Menschheit in der einen oder anderen Form religionsgläubig sind.

ich glaube es wüde nicht viel daran ändern...
sie würden einfach weiter glauben...

viel eher sehe ich eine "eruption" darin,
wenn man die religion verbieten würde...

@Koman

Ist halt die Frage, was man so unter "nichtig erklären" versteht.

Mit der Religion und dem frühen Spritismus wie er bei Ureinwohnern üblich ist fasst man Überlieferungen, Riten, Bräuche zusammen, die durch einen unantastbaren Mythos zusammen- und am Leben gehalten werden. Dabei bringt einen die möglichst genaue Befolgung der Richtlinien der Religion, der Katechismus am nähesten zum Urquell des jeweiligen Glaubens.

Religion gilt als metaphysischer Lückenfüller für Unbeantwortbare Fragen des Daseins und Vergehens.

Die Menschheit brauchte Religionen, dass dies so ist, bestätigen zahllose voneinader unabhängige Entwicklungen in der Kulturgeschichte.

Für mich ist Religion eine unbesiegbare Kraft, die Menschen zusammenbringt und jedes Geschöpf dieser Erde unterstützt seine Lebensaufgabe auf dieser Erde zu erfüllen, bis die Augen sich für immer schließen.

Das mag sicher nicht dem entsprechen, wie Religion seit Jahrhunderten und auch derzeit in der Welt von den führenden Glaubensgemeinschaften praktiziert wird aber das ist ja auch rein menschliches Handeln, von Menschen die angeblich im Auftrag irgend eines Gottes handeln.

Die göttlichen Wunder (von welchem Gott oder Göttern wir auch immer reden) passieren nach wie vor im kleinen. Es sind Begegnungen die wir haben, nette Worte und Gesten, Gefühle wie Liebe, Hoffnung, Vertrauen und auch die Begeisterung etwas auf dieser Welt zu verändern, sich für etwas einzusetzen auch wenn es noch so unbedeutend und klein scheint. So wie jede Ameise ihren göttlichen Platz und ihre Aufgabe hat (und es ist wirklich spannend diesen wimmelnden Haufen einmal länger zu betrachten) so wimmeln wir genauso offensichtlich planlos über diesen Planeten aber ist das so? Gewinnen wir göttlichen Abstand und schauen mit Abstand auf dieses Gewimmel von Menschen, so ergibt sich Ordnung und Struktur, Netzwerke, Gemeinschaften und Zusammenhalt.

Besonders deutlich wird dies immer wenn eine Katastrophe hereinbricht, ob nun eine Wildschweinherde seine Nase in den Ameisenhaufen steckt oder ein Dammbruch eine ganze Region überflutet. Ameisen wie Menschen halten in solchen Zeiten zusammen und stellen ihre Ordnung und Struktur wieder her. Das zeigt eine göttliche Kraft und die gilt es zu bewahren und zu leben, ob nun als Hindu, Moslem, Christ, Buddhist, Jude oder, oder, oder...auch als bekennender Atheist trägt man zu dieser Ordnung bei, weil man menschlich handelt, weil das Göttliche in jedem wohnt der ein Gewissen hat.

Schön wäre es, wenn diese Erkenntnis zu einer neuen Glaubensbewegung führen würde, die alle Menschen gleichsam aufnimmt und sie Glauben läßt, was sie wollen. Die den Begriff Glauben gemeinsam definieren und auch an die veränderten Lebensbedingungen der Menschen anpassen würde, anstatt einmal festgelegte Rituale und Werte als ewig gültig zu betrachten immer passend auszulegen und mit starrsinn anderen einzutrichtern oder gar mit Waffengewalt zu erzwingen. Glaube sollte immer befreien und niemals unterjochen.

Ich lade ein Glauben neu zu leben unter: dieglaubensgemeinschaft.wordpress.com - es ist an der Zeit etwas zu verändern!