Der Sinn des Lebens

Laura_Maelle schrieb:Die Frage ist nun, ob das jemand will. :D

Es war ja auch eine Drohung. Ernsthaft glaube ich nicht daran, dass die meisten Seelen so wertvoll sind, dass man sie aufbewahren müsste.

@calligraphie
Es sterben ja nicht mal Normale :D Alle waren durchgängig herzensgut.

@calligraphie
Das wenige, was ich hier auf Allmy schrieb, war noch absolut die nette Version. Ich hoffe, mein Schwager ist jetzt glücklich in der geistigen Welt, denn wir haben ihm vergeben. Er selbst wusste nur zu gut, was er alles getan hatte, und er bereute es auch. Er änderte sich, so weit es ihm möglich war. Deshalb ist mein Nachruf zu ihm auch ausgewogen.

Frau.N.Zimmer schrieb:Es sterben ja nicht mal Normale :D Alle waren durchgängig herzensgut.

Der Lebenslauf von Verstorbenen setzt den Fokus auf die Sichtweise der Verstorbenen, nicht auf das, was andere von ihnen halten. Aber wenn jemand dafür bekannt war, widersprüchlich gewesen zu sein, dann ist es ratsam, dies im Lebenslauf zu erwähnen, damit es dann nicht zu geschönt erscheint.

@calligraphie


Mein Schwager ist sehr jung gestorben und war unheimlich bekannt und beliebt. Zur Trauerfeier hat er ein Strandfoto von sich aufstellen lassen, mit dem Text, " Schaut nicht so blöd, ICH läge jetzt auch lieber am Strand"

Es gab niemanden, dem das kein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Das fand ich wirklich groß.

Frau.N.Zimmer schrieb:Ernsthaft glaube ich nicht daran, dass die meisten Seelen so wertvoll sind, dass man sie aufbewahren müsste.

Vielleicht ganz gut, dass nicht wir das entscheiden. :)

Ich finde es immer so verlogen, dass bei einer Beerdigung die Verstorbenen in den Himmel gelobt werden, als seien es Heilige gewesen, auch dann, wenn das Gegenteil der Fall war. Dann soll man doch besser gar nichts sagen wenn es nichts positives zu sagen gibt (was ja oft genug vorkommt), aber diese Verlogenheit geht mir total gegen den Strich!

-VOLLSTRECKER- schrieb:aber diese Verlogenheit geht mir total gegen den Strich!

Geht mir auch so. Ich konnte auch noch nie was mit dieser Redewendung - über die Toten nichts schlechtes... anfangen. Wenn eine Person im Leben ein Arschloch war, wird sie (in meinen Augen) nicht dadurch rehabilitiert, nur weil sie jetzt tot ist.

@-VOLLSTRECKER-
Finde ich ebenfalls, aber die meisten Menschen weisen auch positive Seiten auf. Ich habe im Lebenslauf meines Schwagers nichts beschönigt, sondern nur das Gute von ihm erwähnt, was wirklich zutraf. So hatte er immer wieder Konflikte mit seinen Kindern, aber er betete gleichzeitig für sie. Also erwähnte ich allgemein seine Widersprüchlichkeit aufgrund seiner Überforderung als schwer erkrankter Vater, aber auch, dass er seine Kinder in seine Gebete einschloss.

@Photographer73

Volle Zustimmung!

Was mich auch richtig schon fast wütend gemacht hat: Auf der Beerdigung einer Familienangehörigen habe ich vom Pfarrer während der Sterbemesse und der Beisetzung ca. 50 Mal den Namen Jesus Christus gehört, aber nur ganze 2 (in Worten: zwei) Mal den Namen der Verstorbenen. Ich war ganz arg in Versuchung zu sagen: Wir alle sind nicht hier um von Jesus Christus Abschied zu nehmen, sondern von Frau xy!

Laura_Maelle schrieb:Finde ich ebenfalls, aber die meisten Menschen weisen auch positive Seiten auf.

Die kann man ja auch erwähnen. Nur wir das, was nicht so positiv war immer komplett totgeschwiegen.

-VOLLSTRECKER- schrieb:Nur wir das, was nicht so positiv war immer komplett totgeschwiegen.

Nun, das passt ja zum Tod.

Warum sollten diese alten Themen denn nicht losgelassen werden? Vergeben und loslassen.

Ich habe die negativen Seiten mit "widersprüchlich und schwierig" durchaus erwähnt. Das reicht doch.

Nun gut, wenn er ein verurteilter Mörder gewesen wäre, hätte ich es vermutlich erwähnt. Aber warum private Konflikte in die Öffentlichkeit der Beerdigung tragen, wodurch auch das Privatleben der daran Beteiligten verletzt werden würde? Eine Beerdigung ist keine Anklagebank. Der oder die Verstorbene könnte sich nicht mal verteidigen. Das wäre sonst eine posthume Rufschädigung.

Laura_Maelle schrieb:Ich habe die negativen Seiten mit "widersprüchlich und schwierig" durchaus erwähnt. Das reicht doch.

Das ist richtig. Ich habe ja auch nicht von dir gesprochen, sondern ganz allgemein von Beerdigungen. Du hast nichts falsch gemacht.

Laura_Maelle schrieb:Eine Beerdigung ist keine Anklagebank.

Ein Freispruch aber auch nicht, deswegen kann man den Mist auch gänzlich lassen. Ich dachte du bist gläubig? Dann weiß du doch, dass irdische Freisprüche nicht gelten.


aber wenn das der Sinn deines ganzen Leben ist, dann ist es traurig aber es ist dann halt so.

Laura_Maelle schrieb:Mein Wunsch wäre, meinen Lebenslauf noch so zu entwickeln, dass am Ende meine krankheitsbedingten Defizite vergessen werden und stattdessen meine Leistungen zugunsten meiner Familie ein überzeugendes Gut-Gemacht und Alles-in-Ordnung-Gebracht erbringen mit Gottes Hilfe, so wie ich meine Eltern bis zum Schluss gut begleitete und nicht im Stich ließ. Ich hoffe, dass ich meine Familie nicht belasten werde, sondern sie stattdessen entlasten kann, so dass sie ihren Weg einmal ohne mich weitergehen kann, ohne dass ich mir Sorgen machen muss.

@Frau.N.Zimmer
Wunderbar… so sollte es sein. Dem Menschen angemessen, der da verstorben ist.

Irgendwo habe ich mal gelesen, wenn manche Angehörige sich zu Lebzeiten, nur halb so bemüht hätten, um das Wohl des Verstorbenen, wäre ihnen warscheinlich mehr geholfen zu Lebzeiten , als irgendeine Rede vor einem Sarg. Aber gut, es gibt warscheinlich Menschen, die dran glauben, dass der teure Verstorbene die Worte am Sarg sozusagen mitverfolgt. Da will man ja dann warscheinlich gut dastehen.
Ich habe hier Freunde, die betreiben sehr erfolgreich ein „ modernes junges“ Bestattungsinstitut bzw Institute. Die haben richtig tolle freie Trauer Redner unter Vertrag. Alles sehr anders, als man es sonst so kennt.

@Laura_Maelle
Also ehrlicherweise finde ich es höchst merkwürdig, dass eine Schwägerin ihrem Schwager einen Nachruf erstellt. Er hat doch eine Frau und hat er nicht sogar einen Sohn, deinen soggn Neffen?
Wieso schreibt die Ehefrau nichts. Wenn sie gerade an ihrem eigenem Lebenslauf schreibt, wieso nicht für ihren Mann. Schließlich hat sie mit ihm ein Bett geteilt im Gegensatz zu dir.
Er hatte Konflikte mit den Kindern? Und durch seine Gebete wurden die Konflikte quasi beseitigt? Du hast mal erwähnt, er wäre körperlich übergriffig auf die Familie gewesen, und das hat er mit Gebeten ausgebügelt? Wie praktisch.
Und dann überlässt es man es dir, seinen Nachruf kritisch aber ausbalanciert zu verfassen?
Vielleicht fehlt mir ja der Intellektuelle Zugang zu so etwas. Aber bei einer so schrecklich netten Familie mit so vielen Baustellen ( inclusive deiner eigenen) hätte ich als Schwager auf einen Nachruf von dir verzichtet.

Es scheint eher so, als wolltest du gerne die Kontrolle behalten über alle. Na ja, jeder wie er will und der Verstorbene ( dein Schwager RIP) kann sich ja sowieso nicht mehr dagegen wehren.

-VOLLSTRECKER- schrieb:Das ist richtig. Ich habe ja auch nicht von dir gesprochen, sondern ganz allgemein von Beerdigungen. Du hast nichts falsch gemacht.

Ah, okay. :)

Frau.N.Zimmer schrieb:aber wenn das der Sinn deines ganzen Leben ist,

Das wäre jetzt auch wieder übertrieben, aber es ist durchaus ein wichtiger Aspekt. Ich habe allerdings jetzt im Gespräch mit meiner Schwester über den eigenen Lebenslauf gemerkt, dass meine Sorge unbegründet ist. Sie liebt mich genug, um mir zu vergeben, auch wenn ich ihre überhöhten Erwartungen nicht vollends erfüllen kann. Sie hat meine Signale verstanden.

Frau.N.Zimmer schrieb:Ich dachte du bist gläubig? Dann weiß du doch, dass irdische Freisprüche nicht gelten.

Wer gläubig ist, der weiß gar nichts, der glaubt nur. Man sollte Glauben nicht mit Wissen verwechseln.

calligraphie schrieb:Irgendwo habe ich mal gelesen, wenn manche Angehörige sich zu Lebzeiten, nur halb so bemüht hätten, um das Wohl des Verstorbenen, wäre ihnen warscheinlich mehr geholfen zu Lebzeiten , als irgendeine Rede vor einem Sarg.

Wahre Worte! Meine Schwestern und ich haben einen Deal, wenn wir uns besuchen, bringen wir immer ein Blümchen mit, da das durchaus öfter in der Woche vorkommt, oft tatsächlich nur eins.
Es sind unsere Beerdigungsblumen, denn bei der Trauerfeier hat ja eine nichts mehr davon.

calligraphie schrieb:dass eine Schwägerin ihrem Schwager einen Nachruf erstellt. Er hat doch eine Frau und hat er nicht sogar einen Sohn, deinen soggn Neffen?
Wieso schreibt die Ehefrau nichts.

Mein Neffe ist nur sein Stiefsohn.
Meiner Schwester geht es psychisch zu wenig gut. Ich schlug ihr vor, wenigstens den Entwurf zu schreiben, sodass ich diesen nur noch hätte verfeinern müssen, aber sie schaffte nur gerade die Grunddaten, die ich nicht alle so genau wusste. Danach schrieb ich den 4-seitigen Lebenslauf und gab ihn ihr zur Kontrolle. Eine Sache musste ich ändern, danach sandte ich den Lebenslauf an den Pater.

Ich habe auch den Lebenslauf & Nachruf für die Beerdigung meines Vermieters geschrieben, da meine Vermieterin überfordert war. Der kam gut an. Also das geht schon, wenn man den Verstorbenen selbst gekannt hat.

Meine Schwester und ich werden unsere Lebensläufe nicht jetzt schreiben, sondern erst im Laufe des neuen Jahres. Ich werde sowieso noch länger darüber nachdenken, denn dieses Thema regt mich an, über die Sinngebung meines Lebens nachzudenken, ob ich neue Prioritäten setzen soll und welche.

Laura_Maelle schrieb:Ich habe auch den Lebenslauf & Nachruf für die Beerdigung meines Vermieters geschrieben, da meine Vermieterin überfordert war. Der kam gut an. Also das geht schon, wenn man den Verstorbenen selbst gekannt hat.

Als ich heute mit meiner Vermieterin über die Beerdigung meines Schwagers sprach, erwähnte ich, dass ich auch diesmal den Lebenslauf & Nachruf geschrieben habe, so wie bei ihrem Mann vor 3 Jahren. Da sagte sie mir, wie sehr ich ihr damals damit geholfen habe und ich genau die richtigen Worte gefunden hatte. Noch heute lese sie manchmal nach, was ich schrieb. Es sei so tröstlich. Das zeigt, wie hilfreich und sinnvoll ein solches Dokument für die Hinterbliebenen sein kann.

@Laura_Maelle

Du schriebst, dass dein Schwager am 10. gestorben wäre, das sind bereits 8 Tage. Wann ist denn eigentlich mal die Beerdigung?

Photographer73 schrieb:Wann ist denn eigentlich mal die Beerdigung?

Am 20. Dezember.

Der Friedhof ist sehr schön gelegen beim Wald, auf einer Anhöhe, wie ein Park angelegt. Heute Abend war meine Schwester mit meiner Nichte dort. Der ganze Stress hat sich bei meiner Schwester in einem Rheumaschub bemerkbar gemacht. Gut, dass wir die Abdankung gleich vor Ort beim Friedhof wollten und nicht in der Kirche, sonst wäre das ein langer Weg geworden.