kaschu1951 schrieb:Ich kann nicht ich selbst sein, weil ich mich nicht erkenne. Erkennen ist immer subjektiv und schränkt mein objektives Bild von mir und der Welt immer ein. Es wird wohl mitnichten einen Menschen geben, der sich selber erkennen kann auch nicht wenn der Spiegel in den ich hineinschaue noch so klar ist. Wir stoßen immer an die Grenzen der Erkenntnis des eigenen Ichs und der Welt, weil wir selber in unserer Erkenntnis nicht objektiv sein können.
Ich hatte es auch weiter oben in einem meiner Beiträge erwähnt: Entfremdung von sich selbst.
Das Ausmaß der Entfremdung ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, aber die Entfremdung ist so weit verbreitet, dass man sie nicht als solche erkennt.
Man erkennt sie auch nicht, weil man selber auch entfremdet ist.
Abgespaltene Gefühle, von denen man nicht im entferntesten ahnt, dass man sie hat.
Welche Bedeutung bekommt Authentizität, wenn man die Entfremdung berücksichtigt?
Jemand, der voller Hass auf die Menschen ist, ist authentisch, wenn er diesen Hass auslebt - trotzdem ist er nicht er selbst, weil Teile von ihm abgespalten sind.
Aus riesiger Angst vor seinen eigenen, abgespaltenen Anteilen heraus tut er etwas, sagt er etwas, ganz dem entsprechend, was er denkt oder glaubt, aber er hat gar keine Ahnung, was in seinem Inneren ist - man wird ihn trotzdem authentisch nennen.
Das Wort "authentisch" verliert an Bedeutung, wenn man die Entfremdung nicht mit berücksichtigt.