Russland das Buhland... aber warum?

frauZimt schrieb:Also Indien duckt sich nicht weg.

Die haben halt auch noch eine freie Presse.
Wegducken geht da nicht so einfach.

China kann bei Gräueltaten natürlich auch schlecht das Maul aufreißen.
Das man sich überhaupt dazu geäußert hat, galt eh nur dem Westen.
Ansonsten ist denen das vmtl ziemlich schnurz.

Eine Hoffnung, die ich habe, ist, dass dieser Krieg uns in Erinnerung ruft, dass es andere, ähnlich schreckliche Konflikte auf der Welt gibt. Und wir sollten dort auch hinschauen und tätig werden.

Man muss nicht bis zum äußersten wie einem Energieembargo greifen, um ernsthafter in Konflikten wie im Jemen oder in Myanmar einzugreifen (da spreche ich auch nicht von Militärinterventionen). Es würde schon reichen, wenn man sie ernsthaft thematisiert und sanktionsmäßig- und hilfslieferungsmäßig schaut, was man da denn leisten könnte, oder auch vermittlungstechnisch.

Auf der kleineren Ebene sollte es uns auch in Erinnerung rufen, dass wir unseren Blick im Allgemeinen auf unsere Nachbarschaft lenken könnten, wie den Balkan und Nordafrika, um dort Zivilgesellschaften zu stärken.

Denn eins muss man sagen: Das, was du Ukraine jetzt kann, hätte sie 2013 nicht gekonnt, selbst, wenn sie dieselben Waffen hätte. Damals war das Land wesentlich gespaltener in der Ära Janukovich und über die Jahre wurde erst wirkliche Staatsidentität und eine stärkere Zivilgesellschaft aufgebaut. Und es war wichtig, dass der Westen dabei unterstützt hat.

Auch wir haben da ernsthaftes Geld gezahlt:

Seit der „Revolution der Würde“ auf dem Kiewer Maidan im Winter 2013/2014 hat die Bundesregierung die bereits intensive Zusammenarbeit mit der Ukraine deutlich ausgebaut. So sind 2015 bilaterale Direkthilfen in Höhe von ca. 200 Millionen Euro und in 2016 von ca. 110 Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden (2014 ca. 130 Millionen Euro). Hinzu kommt ein Kreditgarantierahmen mit einem Umfang von 500 Millionen Euro, die u.a. für den ukrainischen Einlagensicherungsfonds und die energieeffiziente Modernisierung von Umspannstationen genutzt werden. Zusätzlich hat die Bundesregierung in den Jahren 2015 und 2016 humanitäre Hilfen in Höhe von über 40 Millionen Euro geleistet. Auch 2017 wird die Bundesregierung ihr großes Engagement in und für die Ukraine fortsetzen.

Quelle: https://kiew.diplo.de/ua-de/themen/willkommen/-/1325304 (Archiv-Version vom 28.05.2022)

Die Schwerpunkte der deutsch-ukrainischen Zusammenarbeit orientieren sich an den Kernthemen des ukrainischen Reformprozesses. Zudem wurde auf Bereiche gesetzt, in denen Deutschland aufgrund eigener Erfahrungen besonders gut unterstützen kann: Energie und Ressourceneffizienz; Wirtschaftsförderung und Infrastruktur; Dezentralisierung und kommunale Selbstverwaltung; Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung sowie Zivilgesellschaft, Bildung, Wissenschaft und Medien.

Damit will ich nicht sagen, dass es vorrangig unser verdienst war, dass die Ukraine jetzt resilient ist. Das ist verdienst der Ukraine. Aber wir haben ernsthaft dabei unterstützt, zusammen mit EU und US, und das war glaube ich sehr wichtig.
Wir sollten das in ähnlicher Ambition auch in anderen osteuropäischen und nordafrikanischen Ländern tun, gerade damit sie resilienter gegen destabilisierungsmaßnahmen sind (die russland ja schon lange vor der invasion versucht hat).

Hier das komplette Sky News Interview mit Kremlsprecher Dmitri Peskow:

Ukraine War: Full interview with Putin's spokesman

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Erstaunlich, dass er sich den unbequemen Fragen überhaupt gestellt hat.
Unterm Strich sind die Antworten natürlich absolut unglaubwürdig.
Bspw. hätten die Einwohner von Mariopol Russland angeblich um Hilfe gebeten.

Der Ukraine Krieg ist längst nicht mehr nur Putins Krieg. Ja es gibt Menschen in Russland, die gegen den Krieg sind, aber ich frag mich, ob die Masse der Menschen (auch der Russen in Deutschland) wirklich so drauf ist, dass sie das was Putin tut, wirklich unterstützen.

Rund 80 Prozent der russischen Bevölkerung unterstützen den Krieg

https://www.spiegel.de/netzwelt/web/ukraine-krieg-wladimir-putin-ist-nicht-das-einzige-russische-problem-kolumne-von-sascha-lobo-a-9f0c129e-a3a0-4e4b-a3ad-00a52825a0d2

@abberline

Ich glaube, dass das sehr schwer zu beurteilen ist. Viele werden schlicht nicht die Wahrheit sagen oder keine Aussage machen aus Angst, dass die Befragung ein Trick ist (z.B. bei Telefonbefragungen).

Aber ich denke schon, dass die mehrheit der Russen zumindest pro "spezialoperation" ist. Vielleicht nicht für einen krieg mit vielen russischen toten, aber ein bisschen landgewinn? Da werden viele dafür sein.

shionoro schrieb:Ich glaube, dass das sehr schwer zu beurteilen ist. Viele werden schlicht nicht die Wahrheit sagen oder keine Aussage machen aus Angst, dass die Befragung ein Trick ist (z.B. bei Telefonbefragungen).

Man denke da mal an die DDR zurück. Die Zahlen müssen ja aus russischer Quelle kommen, oder?

shionoro schrieb:Aber ich denke schon, dass die mehrheit der Russen zumindest pro "spezialoperation" ist. Vielleicht nicht für einen krieg mit vielen russischen toten, aber ein bisschen landgewinn? Da werden viele dafür sein.

Damit beschäftigt sich Sascha Lobo in seiner Spiegel-Kolumne auch. Es mehren sich ja auch Berichte von Menschen aus der Ukraine, die ihren in Russland lebenden Verwandten von den eigenen Erfahrungen mit Gewalt und Zerstörung durch russische Truppen berichten, und denen schlicht nicht geglaubt wird.

Chunchunmaru schrieb:Man denke da mal an die DDR zurück. Die Zahlen müssen ja aus russischer Quelle kommen, oder?

Nicht zwangsläufig, telefonbefragungen können auch andere machen. Die Frage ist nur, ob da Leute sagen, was sie denken.

Landluft schrieb:Damit beschäftigt sich Sascha Lobo in seiner Spiegel-Kolumne auch. Es mehren sich ja auch Berichte von Menschen aus der Ukraine, die ihren in Russland lebenden Verwandten von den eigenen Erfahrungen mit Gewalt und Zerstörung durch russische Truppen berichten, und denen schlicht nicht geglaubt wird.

Ja. Leider. Und da muss man ja noch mitrechnen, dass auch Kriegsgegner durchaus Gründe außerhalb von "es ist falsch" haben können. Viele demonstrierende gegen den jetzigen krieg waren z.b. pro krim annexion.

Alles in allem würde ich denken, dass Putin eher Probleme bekommt weil russische soldaten sterben und die mittelschicht verarmt, als weil Russen Mitleid mit Ukrainern haben. So traurig das ist.

Chunchunmaru schrieb:Man denke da mal an die DDR zurück. Die Zahlen müssen ja aus russischer Quelle kommen, oder?

Dazu gibt es hier einen interessanten längeren Bericht:

https://de.euronews.com/2022/03/18/wollen-die-russen-den-ukraine-krieg-wirklich-das-sagen-die-umfragen

TL-DR: Die Zahlen sehen auch in etwa so aus wie die offiziellen Stellen melden wenn oppositionelle und unabhängige Stellen die Befragung durchführen, die Unterstützung variiert aber sehr stark mit dem Alter, dem Bildungsstand, der gesellschaftlichen Schicht und zwischen Stadt und Land. Es scheint aber nicht so zu sein, dass die Leute primär antworten wie sie meinen dass die Regierung es möchte weil sie Angst haben, die meisten scheinen die offizielle Version mehr oder weniger zu glauben, mit stärkeren Zweifeln je jünger, urbaner, reicher und besser gebildet sie sind.

@Chunchunmaru
Nein, die Zahlen kommen von unabhängiger Seite.

Der US Senat hat jetzt ein Programm aus dem zweiten Weltkrieg quasi neu verabschiedet, dass es erlaubt, dass die USA Waffen unbürokratisch und quasi "kostenlos" (lend and lease) an die Ukraine liefern können. Auf Deutsch heisst das, das die Ukraine deutlich schneller auch mit "kritischen" US Waffen versorgt werden könnte.

es erlaubt die de-facto Schenkung von Ausrüstung

https://www.ukrinform.de/rubric-polytics/3450908-ussenat-verabschiedet-gesetz-uber-lendleaseprogramm-fur-die-ukraine.html

Das ist sehr gut. Diverse Experten denen ich folge sind der Meinung, dass die nächsten 2-3 Kriegswochen absolut entscheidend werden. Wir müssen jetzt alles raushauen was geht. Es könnte bald zu spät sein, je nachdem, wie sich der Krieg in der Ostukraine entwickelt.

Auch Deutschland muss seine zögerliche Haltung aufgeben. Wir müssen auch schwere Waffen liefern, sonst machen wir uns doch vollkommen lächerlich.
Wenn man Waffen an die Saudis schicken kann, an Katar und an Ägypten schicken kann, inklusive schwere Waffen, dann kann man das bei den Urainern auch. Man kann nicht nur, man muss.

Was ist eigentlich mit dem amerikanischen und dem französischen Flugzeugträger, die sich ja beide ins östliche Mittelmeer aufgemacht haben, bewegen die sich Richtung Bosporus?
Hat da zufällig jemand aktuelle Informationen?

Zz-Jones schrieb:Hier das komplette Sky News Interview mit Kremlsprecher Dmitri Peskow:

Besten Dank für das Video. Sehr interessant.
Ich muss ja sagen, ich finde ihn immer noch am sympathischsten (also ihr wisst was ich damit meine…) von allen dort im Kreml. Wenn ich nur an diesen Karton Sacharowa denke…ganz eklige schwierige Frau.
Peskow finde ich interessant, da er immer mal wieder für Überraschungen gut ist. Da er eben zu allem befragt wird, muss er auch recht viel wissen. Und in der Eile der Beantwortungen, passieren ihm immer mal wieder Missgeschicke, wie eben das mit den Verlusten.
Mal sehen was da die nächsten Tage noch raus kommt.

Werden solche Interviews eigentlich auch in Russland gezeigt (natürlich entsprechend geschnitten und vorbereitet…)?

@Seridan

ICh denke, der Hauptgrund für diese Interviews ist nach Innen, nicht nach Außen.
Dass Peskow das sagt, soll meiner Ansicht nach die Russen auf ein neues Messaging vorbereiten.

Seridan schrieb:Ich muss ja sagen, ich finde ihn immer noch am sympathischsten (also ihr wisst was ich damit meine…) von allen dort im Kreml.

Ich weiß wie Du das meinst.
Obwohl er lügt ohne rot zu werden (und jeder normaldenkende Mensch weiß dass er lügt), verkauft er das noch am besten.

shionoro schrieb:Dass Peskow das sagt, soll meiner Ansicht nach die Russen auf ein neues Messaging vorbereiten.

Genau so wird es sein...

Sie sind am Ende! Wenn noch nicht jetzt, dann steht es bevor.

Zu viele sind gestorben, zu viele unverschämte Lügen wurden verbreitet. Irgendwie müssen sie den Weg zurück in die Realität finden.

Zz-Jones schrieb:Was ist eigentlich mit dem amerikanischen und dem französischen Flugzeugträger, die sich ja beide ins östliche Mittelmeer aufgemacht haben, bewegen die sich Richtung Bosporus?
Hat da zufällig jemand aktuelle Informationen?

Gestern hat man den US-Träger im Ionischen Meer Höhe Siderno, Kurs in Südsüdwest/Südwest sehen können.
https://apps.sentinel-hub.com/eo-browser/?zoom=14&lat=38.29661&lng=17.72318&themeId=DEFAULT-THEME&visualizationUrl=https%3A%2F%2Fservices.sentinel-hub.com%2Fogc%2Fwms%2Fbd86bcc0-f318-402b-a145-015f85b9427e&datasetId=S2L2A&fromTime=2022-04-06T00%3A00%3A00.000Z&toTime=2022-04-06T23%3A59%3A59.999Z&layerId=1_TRUE_COLOR

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Der mittlere der drei Punkte am linken Rand des Streifens…

Fichtenmoped schrieb:Gestern hat man den US-Träger im Ionischen Meer Höhe Siderno, Kurs in Südsüdwest/Südwest sehen können.

Danke für die Info.
Das deutet ja jetzt nicht unbedingt unmittelbar auf den Bosporus hin.

Allerdings werden im Hintergrund womöglich gerade Weichen gestellt, damit Erdogan diesen notfalls öffnet:

Biden befürwortet einen F-16 Deal mit der Türkei:

The administration of US President Joe Biden has told Congress in a letter that the potential sale of F-16 fighter jets to Turkey would serve US national security interests and Nato's long-term unity, particularly in the wake of Russia's invasion of Ukraine.

Quelle: https://www.middleeasteye.net/news/turkey-f-16-sale-serves-us-nato-interests-official-says

@Zz-Jones

Flugzeugträger dürfen den Bosporus nicht durchfahren

Wikipedia: Vertrag von Montreux

Übrigens hatte ich gestern einen Artikel gelesen (finde ich leider nicht wieder), bei dem es um eine große Schwachstelle bei den russischen Panzern ging.
Ihr habt euch sicherlich auch schon gewundert, wieso bei den abgeschossenen Panzern oftmals die Türme daneben liegen.
Diese Panzer haben ja nur eine 3-köpfige Besatzung aufgrund eines automatischen Nachladesystems. Der Nachteil dabei ist dass ein Turm-Treffer dann idR zur Folge hat, dass die nächste Ladung dann immer gleich mitexplodiert. Drum gibt es auch so unheimlich viele verbrannte Besatzungen. Da kommt man einfach nicht mehr heil raus.

Bei den Panzern hat der Westen wohl ganz klar die Nase vorn.
Hoffentlich laufen die Schulungen bereits.