Tempolimit auf Autobahnen - wird es kommen?

Ich gehöre sonst zu den 120-Fahrern auf der Autobahn, aber gestern war ich mal eine längere Strecke mit 160 - 180 unterwegs, weil ich es eilig hatte und der Verkehr es hergab.
So ganz ohne ist das nicht. Die Sache verlangt vollste Konzentration und vor allem ein gewisses Vertrauen in die Fähigkeiten der Fahrer hunderter anderer Wagen, die man überholt. Wenn da nur ein einziger der 120-Fahrer rechts neben mir gerade in dem Moment den Bus oder Lastwagen vor ihm überholen will in dem ich heran rausche und nicht in den Rückspiegel schaut oder mich aus einem anderen Grund nicht sieht, wird es eng, sehr eng.
Das Problem sind die großen Geschwindigkeitunterschiede. 60, 80, bei Geschwindigkeiten über 200 mehr als 100 Km/h. Man würde sicherer fahren, wenn die Differenzen nicht so groß wären.
Also entweder radikales Tempolimit und/oder eine Mindestgeschwindigkeit für die zweite und dritte Spur.

frivol schrieb:Dafür spart man dann Zeit. Mit 130 kmh komm ich in 4 Stunden 500km weit, mit 180 kmh bin ich schon ne Stunde früher da.

Das mit dem Einmaleins übst du jetzt aber nochmal.

Ich habe tatsächlich mal auf der Strecke Paderborn München einen Schnitt von 180 kmh rausgefahren. Das war an einem Hl. Abend, fast kein Mensch auf der Autobahn und eigentlich dachte ich, ich sei nie langsamer als 220 kmh gewesen. Da vertut man sich ganz leicht.

6.PzGren391 schrieb:Also mir persönlich wär es egal, da es für mich nichts langweiligeres gibt als mit 300 über die Autobahn zu Hämmern.
Meine Karre hat nur 100ps aber ich habe 3 Mopeds die alle an besagte 300 ran kämen

Hervorhebung aus den Zitat:

ich habe 3 Mopeds die alle an besagte 300 ran kämen

Deine drei Mopeds zusammen kämen nicht mal auf die 130. Was willst du uns da weiß machen. @6.PzGren391
Soviel ich weiß, ist das schnellste zugelassene Moped die Simson Schwalbe; der Nostalgiker wird es dir erklären können, falls anwesend.
Moped mit einer Geschwindigkeit von 300 km/h. mmd :D Frisiert oder was? Na, Lass dich nicht erwischen

@tudirnix
Ich hoffe mal dein Beitrag war nicht ernst gemeint! So kann ich mit lachen!

Ich finde ein Tempolimit auf Autobahnen total unnötig. Die meisten Abschnitte sind ja sowieo gut reguliert. Ich selbst fahr meist auch nicht schneller als 130-140 aber ich hab auch kein Problem damit wenn Leute schneller fahren wollen. Das ist doch nur Aktionismus um zu zeigen: "Seht her, wir tun irgendwas" aber einen wirklichen Sinn hat das nicht. Wer rasen will, der wird auch weiterhin rasen, den stören doch irgendwelche Schilder mit 130 nicht.

Für mich wäre eine Höchstgeschwindigkeit von 150 völlig ausreichend. Ist die perfekte Reisegeschwindigkeit für mein Auto. Alles was drüber ist, könnte man mit Geldbußen belegen, so dass sich die Vermögenden bei bedarf eine höhere Geschwindigkeit kaufen können. So hat jeder was von. ;)

6.PzGren391 schrieb:Ich hoffe mal dein Beitrag war nicht ernst gemeint!

Es ist halt eher ein "Insider", dass Motorradfahrer ihr Fahrzeug "Moped" nennen (und Mopedfahrer gerne ihr Teil "Motorrad").

Schnapspraline schrieb:aber einen wirklichen Sinn hat das nicht

Warum hätte das keinen Sinn (mal rein rational betrachtet)?
Höhere Risiken bei höheren Geschwindigkeitsdifferenzen, höhere Risiken durch höhere kinetische Energie und höherer Energiebedarf sind ja nicht wegzudiskutieren.
Die Frage ist lediglich, ob das sozialadäquat ist oder nicht.

Schnapspraline schrieb:Wer rasen will, der wird auch weiterhin rasen, den stören doch irgendwelche Schilder mit 130 nicht.

Diese Argumentation ist schlicht falsch. Sanktionen regulieren selbstverständlich das Verhalten.
Es sei denn, Du hast hier Zugriff auf völlig neue psychologische Erkenntnisse. Das wäre sehr interessant, dann könnten wir das gesamte Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht streichen und eine Menge Justizressourcen frei geben.

Das Rechtsfahrgebot im Vordergrund zu stellen wäre viel viel wichtiger.

kleinundgrün schrieb:Warum hätte das keinen Sinn (mal rein rational betrachtet)?
Höhere Risiken bei höheren Geschwindigkeitsdifferenzen, höhere Risiken durch höhere kinetische Energie und höherer Energiebedarf sind ja nicht wegzudiskutieren.
Die Frage ist lediglich, ob das sozialadäquat ist oder nicht.

Die CO2 Ersparnis die man in Deutschland durch diese Maßnahme erwarten könnte würde bei 0,14 bis 0,2 Prozent liegen.

https://www.google.com/amp/s/www.br.de/nachrichten/amp/wissen/faktenfuchs-was-bringt-ein-autobahn-tempolimit-fuer-die-umwelt,RGdL00H

Der Anteil der Verkehrstoten in Deutschland, dessen Grundursache Geschwindigkeit auf Autobahnen ist, also jegliche unangepasste Geschwindigkeit, auch in Baustellen, bei schlechtem Wetter und in reglementierten Abschnitten, der liegt bei 5,6 Prozent. (2017) Auch hier wird der Einfluss nicht einmal im einstelligen Prozent Bereich liegen.

Zumal wir im internationalen Vergleich mit anderen limitierten Nationen nicht schlechter dastehen.

https://www.tagesschau.de/faktenfinder/inland/scheuer-faktencheck-101.html (Archiv-Version vom 23.10.2019)

Die beiden Hauptargumente sind meiner Meinung nach reine Augenwischerei und rechtfertigen keine zusätzlichen Verbote.

Das hier ist von vorgestern. Geschehen auf der A4 bei Magdala.
Fahrer eingeklemmt und tot. Geschwindigkeit bei Einschlag in den LKW ist ja noch gut lesbar.
Damit hat man dann Polizisten, Feuerwehrleuten aus zwei Wehren sowie dem beteiligten LKW Fahrer ein frohes Fest bereitet. .
Aber natürlich hat man sein Recht, sich totzufahren voll wahrgenommen.

@Bruderchorge
Die Effekte sind nicht riesig und es geht ja auch ohne Geschwindigkeitsbegrenzung.

Aber es gibt Effekte und die Frage ist, wie gewichten wir sie. Genau das steht hier:

kleinundgrün schrieb:Die Frage ist lediglich, ob das sozialadäquat ist oder nicht.

1% weniger Verkehrstote sind 30 Menschen pro Jahr, die nicht tot sind. Das ist für manche akzeptabel, für andere nicht. Aber es ist ein Fakt, der nunmal so vorhanden ist. Und den man in eine Abwägung einbeziehen muss und nicht ausblenden darf.

Bruderchorge schrieb:Die CO2 Ersparnis die man in Deutschland durch diese Maßnahme erwarten könnte würde bei 0,14 bis 0,2 Prozent liegen.

Das noch kurz aufgegriffen, weil es offen lässt, wovon die Ersparnis erfolgt und was es ausmacht:

wir reden von 0,2% des gesamtdeutschen CO2-Ausstoßes
und 1,6% des CO2-Ausstoßes beim Verkehr in Deutschland
und 1,6 Millionen Tonnen CO2 weniger pro Jahr

Alles gemäß Deinem Link.

Nach wie vor: Das kannst Du als akzeptablen Gegenwert (wofür genau eigentlich?) ansehen. Aber es ist unredlich, das auszublenden. Es ist Teil der Abwägung.
Die Frage ist eben, wie sehr beschneidet es meine Freiheit beim Autofahren und ist der Gegenwert angemessen.

kleinundgrün schrieb:Das kannst Du als akzeptablen Gegenwert (wofür genau eigentlich?) ansehen. Aber es ist unredlich, das auszublenden. Es ist Teil der Abwägung.

Ich sage ja nicht, dass es 0 Effekt hat, aber ein Verbot gegen den Willen von fast 50 Prozent der Bevölkerung einzuführen, obwohl man die Vorteile auch mit anderen Mitteln, die sowieso kommen werden, technischer Fortschritt lässt grüßen, erreichen kann, halte ich nicht für eine sinnvolle Maßnahme.

Angenommen wir stellen den Autoverkehr auf voll elektrisch um und generieren den Strom dazu aus Wind und Sonne (hypothetisch) dann wird das Argument CO2 Ersparnis gar nicht mehr vorhanden sein.

@StUffz
So ein emotionales Argument ist nicht wirklich sinnvoll, finde ich, die Diskussion sollte sachlich geführt werden. Ich sehe diese Bilder wie gesagt auch in echt.

Bruderchorge schrieb:Angenommen wir stellen den Autoverkehr auf voll elektrisch um und generieren den Strom dazu aus Wind und Sonne (hypothetisch) dann wird das Argument CO2 Ersparnis gar nicht mehr vorhanden sein.

Dann nicht. Aber das wird in den nächsten 20 Jahren kein Argument sein.

Der Punkt ist doch, was genau verliert man, wenn das Tempolimit generell bei 130 km/h liegt.
Straßenverkehr ist enorm reguliert. Ich kann nicht fahren wo ich möchte, nicht parken, wo ich möchte - ich habe noch eine klitzekleine Insel: das Tempolimit. Ich darf auf manchen Strecken zu manchen Zeiten fahren, so schnell es das Fahrzeug her gibt.
Das ist unstreitig ein gutes Gefühl.

Aber betrachten wir es mal streng rational: Was gewinne ich dadurch wirklich? Oder anders: Wie sehr leide ich darunter, es nicht zu dürfen?
Wie viel schlechter ist die Lebensqualität des schweizer Autofahrers wegen des Tempolimits?
Aus meiner Sicht ist das keine Frage. Aber ich verstehe auch die andere Sichtweise - nur muss die Argumentation eben faktenbasiert geführt werden.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer ist gegen eine neue Debatte über eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen. "Wir haben weit herausragendere Aufgaben, als dieses hoch emotionale Thema wieder und immer wieder ins Schaufenster zu stellen – für das es gar keine Mehrheiten gibt", sagte der CSU-Politiker.

https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-12/verkehrsminister-tempolimit-debatte-andreas-scheuer-spd

Hoch emotional ist für mich inzwischen die Kostenfrage des Speedmanagements: Die Bezahlbarkeit.
Ich wäge ab, wie schnell für wieviel Geld.
Was habe ich und was kann ich mir leisten?
Wenig!

kleinundgrün schrieb:Wie viel schlechter ist die Lebensqualität des schweizer Autofahrers wegen des Tempolimits?
Aus meiner Sicht ist das keine Frage.

Nun...ich fahre 45k im Jahr fast ausschliesslich auf bayrischen Autobahnen...und wenn ich sehe wie die Eidgenossen Richtung München und zurück Pendeln und mir Ihre Fahrweise anschaue würde ich behaupten das sie in Ihrem Heimatland stark eingeschränkt sind was Ihre Lebensqualität anbetrifft.

Ich persöhnlich fahre so wie es der Verkehr hergibt und wie es mir in dem Augenblick am angenehmsten erscheinnt. Auch mein Auto hat eine Wohlfühlgeschwindigkeit auf die ich Rücksicht nehme.
Ich befürworte kein Tempolimit, vor allem nicht mit Hinblick auf Unfallzahlen. Jemand der aus Unachtsamtkeit oder Sekundenschlaf oder Handynutzung einen Unfall baut oder verursacht tut das mit 130kmh auch.
Es gibt meiner Meinung nach einige andere Äcker auf denen man sich da austoben könnte....da wären zum Beispiel überholende Lastwagen, Lenkzeiten und Tempolimit bei sogenannten Kleintransportern etc....

ransom schrieb:würde ich behaupten das sie in Ihrem Heimatland stark eingeschränkt sind was Ihre Lebensqualität anbetrifft.

Das ist ein falscher Umkehrschluss.
Wie sehr leidest Du in Deutschland darunter, keine Schusswaffe haben zu dürfen zu wie viele würden sich eine zulegen, wenn sie in die USA emigrieren.

ransom schrieb:Jemand der aus Unachtsamtkeit oder Sekundenschlaf oder Handynutzung einen Unfall baut oder verursacht tut das mit 130kmh auch.

Auch ein unsinniges Argument.
Die höhere Geschwindigkeit ist ein ZUSÄTZLICHES Risiko.

ransom schrieb:Es gibt meiner Meinung nach einige andere Äcker auf denen man sich da austoben könnte

Auch nicht besser. Wir machen hier nichts weil dort ist ja auch was nicht gut.

Genau das ist das Problem an der Sache: Die Argumente sind nicht rational.

Es gibt nur zwei Argumente:
1. Es ist eine Einschränkung meines freien Handelns und das muss auf belastbaren Gründen basieren.
2. Ich habe Spaß am schnellen Fahren und möchte mir das nicht wegnehmen lassen. Dafür nehme ich ein paar Tote, eine bestimmte Umweltbelastung etc. in Kauf.

Wenn man diese Diskussion führt, dann ehrlich.
Man kann trotzdem beide Seiten vertreten.

kleinundgrün schrieb:Das ist ein falscher Umkehrschluss.
Wie sehr leidest Du in Deutschland darunter, keine Schusswaffe haben zu dürfen zu wie viele würden sich eine zulegen, wenn sie in die USA emigrieren.

Nein ist es nicht. Würden alle Schweizer das Tempolimit tragen und es als sinnvoll erachten dann würden sie in Deutschland nicht schneller als 130kmh fahren. Das tun sie aber nicht.

kleinundgrün schrieb:Wie sehr leidest Du in Deutschland darunter, keine Schusswaffe haben zu dürfen zu wie viele würden sich eine zulegen, wenn sie in die USA emigrieren.

Schlechte Frage falscher Zeitpunkt, in meinen Laden ist letzte Woche zweimal eingebrochen worden. Von drei Deutschen die ich kenne die in die USA ausgewandert sind besitzen jetzt drei eine oder mehrere Schusswaffen.

kleinundgrün schrieb:Auch ein unsinniges Argument.
Die höhere Geschwindigkeit ist ein ZUSÄTZLICHES Risiko

Nein ist es nicht. Ist Alter dann auch ein zusätzliches Risiko? Oder Schwangerschaft? Oder Krankheit? Oder mangelnde Erfahrung?

kleinundgrün schrieb:Aus meiner Sicht ist das keine Frage. Aber ich verstehe auch die andere Sichtweise - nur muss die Argumentation eben faktenbasiert geführt werden.

Du willst also die Diskussion um eine Emotion faktenbasiert führen oder? Interessant.

Warum verbieten wir nicht Alkohol? Oder Sport? Oder Handynutzung? oder alles was irgendwie Spass macht? Ist rational gesehen alles komplett unnötig.