Ganz offensichtlich sind Reformen von Institutionen nicht nur eine Frage von Organigrammen und Gesetzen. Es geht auch um Haltungen, Einstellungen, um politische Kultur. Das wäre in jedem Land schwierig. Man denke nur an die Hartz-Reformen in Deutschland. In einem Land wie Griechenland mit seiner Geschichte ist es ungleich schwieriger. Der immer wieder erweckte Eindruck, es gehe um Stunden, die entscheidend sein würden, ist absurd. In Wahrheit geht es um eine lange Vergangenheit.http://www.zeit.de/2015/28/griechenland-euro-schulden-europaeische-union-geschichte/seite-3
So betrachtet, haben die griechischen Regierungen seit Ausbruch der Krise Übermenschliches geleistet. Sie haben zum Beispiel die Staatsausgaben nach Eurostat-Angaben von 122 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf 88 Milliarden im Jahr 2014 reduziert. Es wäre die Hölle los in Deutschland bei solchen Einschnitten. Hierzulande sind die Staatsausgaben seit 2008 um 162 Milliarden gestiegen. Relativ zum Haushalt betrachtet, hätten sie seitdem um 309 Milliarden sinken müssen, um Ähnliches wie die Griechen zu erreichen. Doch was hilft das, wenn, wie vor der jüngsten Wahl, viele Menschen keine Steuern bezahlen, weil sie davon ausgehen, dass Syriza sie sowieso entlastet, ganz zu schweigen von den vielen Milliarden Euro nicht entrichteter und gestundeter Steuern sehr reicher Griechen. (Nach den von der Troika geforderten Entlassungen fehlen nun zudem Beamte zum Geldeintreiben.)
Den Sinn für das Gemeinwesen zu retten ist die gesellschaftliche Arbeit, die Griechenland bevorsteht. Syriza hat sich innenpolitisch aber für den Weg der Arbeitsverweigerung entschieden, und darin liegt das wahre Scheitern der Regierung Tsipras – nicht in ihrem Euro-Management. Sie jagen keine Katzen mehr in Griechenland, und schon gar nicht die fetten.
Der Euro war als ein Werkzeug der Vertiefung der Europäischen Union gedacht, aber es erweist sich im Falle Griechenlands nun als ungeeignet. Also sollte man es zumindest zeitweise mal beiseite legen. Denn Europa scheitert nicht, wenn ein Werkzeug mal leer dreht wie ein Schraubenzieher. Es scheitert nicht, wenn der Euro scheitert, wie es Bundeskanzlerin Angela Merkel gesagt hat. Das passiert nur, wenn dieser unsinnige Satz so oft gesagt wird, bis er Wirklichkeit wird und Europas Politiker keine anderen Werkzeuge mehr bemühen, um Europa zu bauen und zu erhalten.
Europa zu erhalten wäre sowohl möglich, wenn Griechenland mit einer Parallelwährung im Euro bliebe, als auch, wenn es ihn verließe. In beiden Fällen ließe sich dem Land, sofern es die Griechen denn mehrheitlich wollen, bei der Verbesserung der Institutionen und auch mit Geld helfen, ohne den Druck der Finanzmärkte. Man könnte sogar was ganz Wildes machen und darüber sprechen, was die Europäer denn wollen, und nicht nur darüber, was sie nicht wollen.
Weil gut gemeinte Ratschläge aus dem Ausland schnell unsympathisch wirken, sei noch ein Papier zweier griechischer Ökonomen empfohlen. Der eine ist George Bitros, der zornige Neoliberale, den wir schon kennengelernt haben, der andere heißt Anastassios Karayiannis. Ihre Arbeit hat die Überschrift "Moral, Institutionen und Wirtschaftswachstum: Lehren aus dem antiken Griechenland". Darin untersuchen die Autoren das antike Athen und das antike Sparta.
Athen hatte weniger Boden und Ressourcen als Sparta, dennoch war es reicher. Es hatte seine Institutionen nämlich darauf ausgerichtet, die Getreideknappheit zu überwinden. Außerdem lehrte es seine Bürger ein Leben lang, zunächst an das Gemeinwesen zu denken und dann erst an sich selbst. So haben die alten Athener ihre Institutionen mit einer Art Moral-Upload versehen. Das machte sie ökonomisch erfolgreich. Und sie sind der Menschheit damit bis heute ein Vorbild.
Deine Schuldengrafik für die Ukraine ist eine Projektion aus dem Jahr 2013 für 2015, diese Schulden haben nichts mitmayday schrieb:...und Schulden sind seit Poroschenkos Zeiten, seitdem man Krieg führt, noch viel stärker angewachsen! Das erwähnst du nicht?
Auch der deutsche Bundestag müsste einem dritten Hilfspaket zustimmen. Ein Ja von Grünen und SPD gilt als sicher - griechischen Reformwillen vorausgesetzt. Viele Linke dürften sich dagegen wie bei früheren Abstimmungen zu Hilfspaketen für ein Nein entscheiden. Unklar ist die Lage bei der Union. Kanzlerin Angela Merkel sagte kurz nach dem Referendum in Griechenland, die Spielräume der Regierungschefs seien kleiner geworden. Nach dem klaren hellenischen Nein zu den Reformvorschlägen der Gläubiger sprechen sich etliche namhafte Unionspolitiker gegen ein drittes Hilfsprogramm aus. Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras muss der Kanzlerin wirklich etwas Neues bieten. Denn sollte die Gefahr bestehen, dass sie ihre Union nicht hinter sich versammeln kann, würde sie die Aufnahme über Verhandlungen zu einem dritten Hilfspaket wohl gar nicht erst zur Abstimmung stellen.Also der Ball liegt jetzt im deutschen Teil des Spielfeldes. Der Tsipras is halt ein Pokerfuchs und verlagert mal schnell die Entscheidung über den Verbleib Griechenlands im EURO nach Berlin.
Kommt mir auch komisch vor, aber es scheint dem Artikel nach wohl so zu sein. :(
Da bist Du bestimmt nich der einzige, denn da wären wir schon zwei. :D
Nope, ich bleibe anonym... :troll:greenkeeper schrieb:vielleicht sollten wir uns mal hier eintragen. :D
Das griechische Parlament hat in der letzte Nacht mehrheitlich ein weiteres Kürzungspaket beschlossen. Die Troika-Mafia hatte die Abgeordneten erpresst: entweder ihr akzeptiert weitere Rentenkürzungen, Privatisierungen und Mehrwertsteuererhöhungen oder ihr fliegt aus dem Euro. Damit hat sich wieder einmal gezeigt: Die Europäische Union wird immer mehr zu einem von finanzmarkthörigen Marionetten gesteuerten demokratiefeindlichen und unsozialen Projekt, das mit aller Macht gegen jegliche Abweichungen vom eingeschlagenen Kurs vorgeht. Merkel, Schäuble und Gabriel agieren als oberste Zuchtmeister. Umso wichtiger ist es, dass wir gerade in Deutschland alles tun, um dringend nötigen Widerstand gegen diesen neoliberalen Machtblock zu mobilisieren. Es geht nicht nur um Protest gegen das Verzocken weiterer Steuergelder, es geht vor allem um ein Nein zu einem demokratiefeindlichen und unsozialen Europa!
