Fachkräftemangel in Deutschland?

rhapsody3004 schrieb:Wäre irgendwie Zwangsrekrutierung durch die Hintertür.

Tja, bis jetzt hat keiner erklärt woher das Geld für die üppigen Handwerkergehälter kommen soll.

Zwang ist Attraktivität, zB haut der Staat nicht Steuern auf Sprit damit die E Autos attraktiv sind? oder streicht die Testkosten damit Impfen attraktiv wird? Das ist alles sehr attraktiv für den Bürger, der freut sich ja nur noch.
Auch das Anheben des Rentenalters macht Arbeit attraktiv :D

Seegurke schrieb:Diese Studienabbrecher muss man dann fürs Handwerk begeistern und da sind die Handwerkskammern und Betriebe gefragt

Die größte Motivation entsteht durch das Gehalt.

Ich sehe es gerade bei mir, dass für die einfachen Tätigkeiten in der Logistik schon ähnliche Stundenlöhne gezahlt werden, wie die Handwerksbetriebe für Ihre einfachen Mitarbeiter. Die rennen reihenweise den Handwerkern weg, wenn Sie nicht selbst am Lohngefüge drehen.

Auf einer kalten Baustelle mit Plumpsklo an wechselnden Standorten zu arbeiten ist weniger attraktiv als ein fester Standort mit Heizung und adäquaten Sozialräumen.

Ich sehe schwarz für das Handwerk.

SvenLE schrieb:Ich sehe schwarz für das Handwerk.

Och... ich sehe dann allerdings auch schwarz für die Menschen die dann in kalten Wohnungen sitzen müssen oder im dunklen, weil der vermaldeite Handwerker einfach nicht mehr da ist um Reparaturen durchzuführen.

Das Gehalt rsp. der Lohn ist eigentlich als Geselle nicht mal wirklich unattraktiv. Das körperliche Arbeiten schreckt halt ab.
Keiner will sich den Buckel krumm machen.... das sollen andere tun. Tja... andere kommen heute gerne zum handwerkeln aus dem Osten Europas zu uns... oder ( wie von @Doors schon beschrieben ) aus dem Flüchtlings-/Migrantenpool in dem man scheinbar noch
andere Werte lebt.

SvenLE schrieb:Die größte Motivation entsteht durch das Gehalt.

Sehe ich anders, denn die Entscheidung zu einem Beruf ensteht in meinen Augen eher aus Gründen von Lust und Interesse auf die Tätigkeit, Spaß am Beruf und seinen Spezifikationen. Das Gehalt ist eher an 2. oder 3. Stelle. Wichtiger als das Gehalt ist vielen auch die gesellschaftliche Anerkennung
Und so schlecht verdient das Handwerk auch nicht. Hier ausgewählte Berufe: https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/grosse-lohnunterschiede-das-verdienen-handwerker-in-engpassberufen-94627/

Seegurke schrieb:Sehe ich anders, denn die Entscheidung zu einem Beruf ensteht in meinen Augen eher aus Gründen von Lust und Interesse auf die Tätigkeit, Spaß am Beruf und seinen Spezifikationen. Das Gehalt ist eher an 2. oder 3. Stelle. Wichtiger als das Gehalt ist vielen auch die gesellschaftliche Anerkennung

Sehe ich ähnlich. Darum wird einfach nur eine finanzielle Aufwertung all jener Berufe, in denen Fachkräftemangel herrscht und das ist nicht nur das Handwerk, nichts bringen. Zumindest das Problem nicht vollständig lösen. Vielleicht werden einige, die schon jetzt in den jeweiligen Berufen tätig sind, mit mehr Lohn zum bleiben motiviert, wenn gleichzeitig auch die Arbeitsbedingungen für den einzelnen angenehmer werden, aber ausreichend benötigter Nachwuchs wird das den jeweiligen Branchen nicht bescheren - u.a. aus den von dir oben genannten Gründen.
Kurz: Auch mit mehr Geld fehlt einfach das Interesse an gewissen Berufen und Tätigkeiten. Auch mit mehr Geld bleiben bestimmte Berufe insbesondere für die junge Generation unattraktiv.

Geld ist allerdings nach wie vor ein starker Motivationsfaktor sich für etwas zu entscheiden. Aufstiegschancen und Angebot auf dem späteren Arbeitsmarkt ebenso.

Die junge Generation von heute, so nur mein Eindruck und daher subjektiv und nichtssagend, möchte ein lukratives Komplettpaket: Ein möglichst gesellschaftlich angesehener Beruf (oder ein sexy oder hipper Beruf) mit hohem Gehalt oder zumindest die Möglichkeit darauf bei gleichzeitig angenehm-warm-gemütlichem Arbeitsplatz und sie wollen wenn überhaupt nur noch geistig gefordert werden aber nicht mehr körperlich - ohne zu wissen, dass langes Sitzen den Körper genauso belasten und schädigen kann wie tatsächliches Malochen.

Also ich befürchte, dass man das Problem des Fachkräftemangels mit einfach nur besser Bezahlung nicht in den Griff kriegen wird. Auch nicht bei gleichzeitiger Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, denn die ändern nur im Detail etwas, nicht das grundsätzliche, was Berufe ausmacht einschließlich der anfallenden Aufgaben/Arbeiten/Tätigkeiten.


Handwerk
Pflege
Kinderbetreuung/Kindererziehung
Gastronomie (Köche, Kellner)
Polizei/Privater Sicherheitsdienst
Berufskraftfahrer...
(und wahrscheinlich wird auch noch der Einzelhandel irgendwann folgen und es wird an Verkäufern und Kassierern fehlen)

... all jene Bereiche haben schon jetzt das Problem des Fachkräftemangels und das wird sich in Zukunft auch noch verstärken, schaut man sich um, wo die Interessen bzw. die Schwerpunkte (aus verschiedenen Gründen) bei der jungen Generation nur noch liegen.


Ps.
Aus einem Studentenforum weiß ich auch, weil entweder offen zugegeben oder das zwischen den Zeilen herauszzulesen war, dass Interesse an der Thematik an sich auch nicht immer ausschlaggebender Faktor ist gerade nur Studiengang X oder Y zu studieren, sondern die späteren möglichen Verdienstmöglichkeiten
(Dabei vergessen viele aber auch, dass es wenn überhaupt wirklich nur die besten der besten schaffen bzw. reich werden können)

Übrigens scheint mir das Problem zumindest hier im Forum noch nicht wirklich angekommen zu sein und man ist vermutlich noch nicht persönlich davon betroffen, bei nur 65 Beiträgen insgesamt seit Erstellung des Threads.

Eines nochb

Mit Reinigungspersonal habe ich fast jeden Tag zu tun und diese Branche (glaube Glas und Gebäudereinigung) würde vermutlich auch längst über Fachkräftemangel klagen, gebe es keine ausländischen Arbeitskräfte.

Gebe es keine ausländischen Reinigungskräfte, würde sich vielerorts oder in Büros der Müll wohl nur so stapeln und auch stinken (etwas provokant ausgedrückt).

Einige von ihnen beklagen auch fehlende Wertschätzung und wie sie es hassen als Selbstverständlich angesehen zu werden und manchmal sogar wie ein Sklave behandelt zu werden.

Gwyddion schrieb:Das Gehalt rsp. der Lohn ist eigentlich als Geselle nicht mal wirklich unattraktiv.

Hast du mal Zahlen? Wie gesagt, der Einstieg scheint nicht so zu wirken bei der hiesigen Jungend.

Gwyddion schrieb:andere kommen heute gerne zum handwerkeln aus dem Osten Europas zu uns... oder ( wie von @Doors schon beschrieben ) aus dem Flüchtlings-/Migrantenpool in dem man scheinbar noch
andere Werte lebt.

Ohne die Kräfte aus Osteuropa wäre hier schon längst Schicht im Schacht. Auch die Migranten kommen in den Berufen unter.

trotzdem hat man unter Migranten eben auch die Probleme der Ursprungsländer im Betrieb. Da geht man sich auch im neuen Heimatland an die Gurgel...

Negev schrieb am 01.03.2018:In Wahrheit ist der:
Fachkräftemangel = Ein Mangel an Menschen die zu einem bestimmten Gehalt arbeiten wollen.

Sehe ich anders.
Jobs im Handwerk und der Industrie (Lehrberufe) werden gut bezahlt und dort ist ein sehr großer Mangel angezeigt.
Das liegt meiner Meinung nach am Wandel der Attraktivität solcher Jobs:

Arbeitszeiten
"sich schmutzig machen"
Gesellschaftliches Standing hat sich geändert.

Ich sehe da auch einen Bezug zum Siegeszug der sozialen Netzwerke, in denen Heranwachsende ja eher in einer Scheinwelt groß werden und die Realität solcher Jobs kontrastreich dem gegenüber steht.

SvenLE schrieb:Hast du mal Zahlen? Wie gesagt, der Einstieg scheint nicht so zu wirken bei der hiesigen Jungend.

Jupp, also die Ausbildungsgehälter sind schon recht niedrig im Vergleich zum Bankerjob. Auch ein Grund warum so wenige Jugendliche sich für einen Handwerksberuf entscheiden. Als Geselle hat man durchaus sein Auskommen, als Meister natürlich wesentlich mehr Geld zur Verfügung.
M.E. sind die Gehälter/Löhne immer noch attraktiver wie z.B. im Einzelhandel oder bei Mäcces :)

Beispielzahlen:

https://www.stern.de/wirtschaft/job/gehaelter-im-vergleich--das-verdienen-handwerker-und-techniker-8684210.html

SvenLE schrieb:trotzdem hat man unter Migranten eben auch die Probleme der Ursprungsländer im Betrieb. Da geht man sich auch im neuen Heimatland an die Gurgel...

Naja.. das sehe ich bisher noch nicht wirklich. Allerdings kann ich natürlich nicht für alle Betriebe sprechen sondern erfahre wenn, auch nur an der Großhandelstheke von den Kollegen entsprechendes.

Gwyddion schrieb:Naja.. das sehe ich bisher noch nicht wirklich. Allerdings kann ich natürlich nicht für alle Betriebe sprechen sondern erfahre wenn, auch nur an der Großhandelstheke von den Kollegen entsprechendes.

Ich hab einige Fälle in unserer Firma mitbekommen. Waren die Ausnahmen, aber trotzdem vorhanden. Vor allem war der Auslöser tatsächlich meist die Herkunft des Gegenübers. Daran erkennt man immer wieder, wie gut wir es in der EU haben.

@SvenLE

Komplikationen kann es immer geben. Das sehe ich erst einmal nicht so eng. Ob der Auslöser nun im Bereich der politischen oder religiösen Gesinnung liegt, oder einfach nur in der Arbeitsmoral bzw. Symphatie untereinander... wird wohl immer unterschiedlich sein.
Die Osteuropäer mit denen ich viel zusammenarbeite wulachen wie die Kesselflicker, allerdings nicht in einem Standard den ich am Bau
erwarte und oftmals müssen wir nacharbeiten. Dafür malochen sie halt auch wesentlich günstiger wie ortsansässige Baufirmen mit
supergut ausgebildetem Personal.

behind_eyes schrieb:Ich sehe da auch einen Bezug zum Siegeszug der sozialen Netzwerke, in denen Heranwachsende ja eher in einer Scheinwelt groß werden und die Realität solcher Jobs kontrastreich dem gegenüber steht.

Das glaube ich auch. Das sind aber meist die, so auch nur eine Vermutung von mir, die am liebsten gar nicht arbeiten wollen würde (höchstens als Modell oder Influenza, lach) aber trotzdem Kohle ohne Ende haben wollen bzw. einen üppigen Lebensstil pflegen wollen.


Zum anderen sind sicherlich auch Schulen, Elternhäuser, verschiedene Medienblätter und Teile von Politik mitschuldig an dem Wandel, da gefühlt immer mehr den Menschen eingeredet wurde und weiterhin wird etwas anständiges (unabhängig von der eigentlichen Systemrelevanz) zu lernen oder am liebsten gleich zu studieren und das insbesondere nur noch ein Studium (wenns dann auch noch das richtige ist) etwas wert ist und aus Menschen etwas macht bzw. besonders gesellschaftlich anerkannt dastehen lässt und auch finanzielle Sorgen dadurch in den Hintergrund treten können, wenn fertig studiert.

SvenLE schrieb:Hast du mal Zahlen? Wie gesagt, der Einstieg scheint nicht so zu wirken bei der hiesigen Jungend.

Weil die andere Kriterien anlegen

Als würde 0815 Büromensch exorbitant bezahlt.

Gwyddion schrieb:Jupp, also die Ausbildungsgehälter sind schon recht niedrig im Vergleich zum Bankerjob.

Aber etwas längerfristig gedacht? Ich habe neulich mal nachgelesen, die Einstiegsgehälter liegen in der Bank bei 2200 -2500 brutto, der Filialleiter hat etwa 3.200 brutto und wie viele werden das? Die steckt ein Handwerksmeister doch locker in die Tasche, denke ich, da würde selbst ich, aus der Pflege, die Gehaltsabrechnung nicht tauschen wollen.

Frau.N.Zimmer schrieb:bei 2200 -2500 brutto, der Filialleiter hat etwa 3.200 brutto und wie viele werden das? Die steckt ein Handwerksmeister doch locker in die Tasche, denke ich, da würde selbst ich, aus der Pflege, die Gehaltsabrechnung nicht tauschen wollen

Das ist eher so die Wahrheit

@Fedaykin


Ich hatte Banker verdammt viel höher eingeschätzt. Überleg mal was die noch in Klamotten investieren müssen, ein T-Shirt von H&M geht ja da nicht. Kein Wunder, dass man da kaum fröhliche Gesichter sieht :D

Sollte man öfter mal gucken was andere so verdienen, nach oben wie nach unten, das holt einen wieder auf den Teppich.

Frau.N.Zimmer schrieb:Ich hatte Banker verdammt viel höher eingeschätzt. Überleg mal was die noch in Klamotten investieren müssen, ein T-Shirt von H&M geht ja da nicht. Kein Wunder, dass man da kaum fröhliche Gesichter sieht

Das war einmal.

Naja Hemd halt...

Frau.N.Zimmer schrieb:Sollte man öfter mal gucken was andere so verdienen, nach oben wie nach unten, das holt einen wieder auf den Teppich

Ja etwas um sich von Klischees und Vorurteilen zu lösen

Fedaykin schrieb:Das war einmal.

Naja Hemd halt...

Bei uns tragen sie noch Anzüge und bestimmt keine von C&A, ist vielleicht auch son Gruppenzwang.

Der Zwang zu markenklsmotten ist mir nicht so bekannt.

Anzug etc ist klar.. Aber die meisten haben mit "Endverbrauchern" zu tun.

Die beeindruckt das heute immer weniger wenn 2 % Renditen schön gerechnet werden.