@jorkis
jorkis schrieb:Der Punkt ist. Diese Länder, zumindest Norwegen und Schweden, welche in den meisten wesentlichen Vergleichskriterien (Glück, Lebenserwartung, Armut, Kinder je Frau etc.) besser abschneiden als Deutschland, haben eine Wehrpflicht für beide Geschlechter.
Das wirkt auf mich stark konstruiert. Mir erschließt sich nicht, wie die Wehrpflicht ursächlich zu diesen gesellschaftlichen Kennzahlen beitragen soll. Glück, Lebenserwartung oder Kinderzahl hängen von ganz anderen Faktoren ab (Sozialstaat, Gesundheitsversorgung, Arbeitsmarkt, Bildung, Gleichstellung etc.). Eine Wehrpflicht ist da höchstens eine Randbedingung, kein entscheidender Treiber.
jorkis schrieb:So funktioniert Krieg im Regelfall nicht.
Nein? Wie genau funktioniert er denn dann? Krieg bedeutet immer ein erhebliches Risiko für Leib und Leben, psychische Belastung, Verwundung und Tod, unabhängig vom Geschlecht. Niemand kommt "gesund und munter" zurück, und schon gar nicht "unbelastet", wenn er aktiv an Kampfhandlungen beteiligt war oder Menschen getötet hat. Selbst der Einsatz moderner Technologien wie ferngesteuerte Drohnen schützt nicht vor psychischen Folgen, es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass auch Drohnenpiloten unter massiven Traumata leiden.
Und die Ukraine ist dabei nur ein aktuelles Beispiel. In vielen anderen Konflikten weltweit zeigt sich ebenso, wie brutal und zerstörerisch Krieg tatsächlich ist. Die Vorstellung, man könne das durch Technik oder Organisation "entschärfen", ist schlicht unrealistisch.
jorkis schrieb:Selbst in Israel, mit ihrer Wehrpflicht auch für Frauen, werden Soldaten nicht "verheizt".
Doch, das werden sie. Es gibt zahlreiche Berichte von israelischen Soldatinnen, die traumatisiert oder schwer verletzt zurückkehren, manche ohne Gliedmaßen, andere mit lebenslangen psychischen Narben. Toll, oder? Der große Fortschritt: Militarisierte "Rambo-Frauen", die den Krieg am eigenen Leib erfahren hat, richtig sexy, der Traum eines jedes Mannes und das große Glück für jedes Kind, das sie später erzieht.
jorkis schrieb:Offensichtlich führt eine Wehrpflicht für Frauen nicht zu den befürchteten Verwerfungen in der Gesellschaft.
Das ist eine sehr gewagte Schlussfolgerung. Zwei Länder (Israel, Schweden) können kaum als Beweis dienen, dass es "offensichtlich" keine Probleme gäbe. Gesellschaften sind sehr unterschiedlich aufgebaut, kulturell wie politisch. Daraus eine universelle Folgerung für Deutschland abzuleiten, ist nicht überzeugend.
jorkis schrieb:Stillende Mütter werden nicht an die Front geschickt
Wie gnädig, und was ist mit Müttern allgemein? Aber lassen wir das, Es geht mir um die generelle Verpflichtung von Frauen zum Wehrdienst (nicht nur Schwangere, stillende Mütter usw.).
jorkis schrieb:und nicht jeder Soldat kommt traumatisiert oder tot zurück
Stimmt, aber posttraumatische Belastungsstörungen sind Realität. Wer in den Krieg zieht, trägt ein hohes Risiko, psychisch oder körperlich verletzt zurückzukehren. Das gilt auch für Frauen, und solche Erfahrungen wirken sich später auf Familien und Gesellschaft aus.
Einigen wir uns einfach darauf, dass wir hier zu keinem gemeinsamen Nenner kommen werden. Ich halte jedenfalls eine Ausweitung der Wehrpflicht auf Frauen nicht für einen Fortschritt, sondern einen Rückschritt und … pure Selbstzerstörung. Gesunde Frauen führen zu gesunden Müttern, und gesunde Mütter sind das Fundament einer gesunden Gesellschaft, so jedenfalls seh ich das und niemand wird mich auch von meiner Meinung abbringen können.