jorkis schrieb:Wenn ich das tue, bestrafe ich nämlich genau die Menschen, welche sich entgegen dieser Rollenbilder verhalten wollen - und stärke die "alten" Rollenbilder, die man überwinden will.
Dieses Argument passt hier für mich nicht.
Nicht, solange die Strukturen so sind, dass ueberwiegend Frauen die Care-Arbeit leisten und als Konsequenz weniger Lohn für ihre Leistung sowie erschwerte Karrierebedingungen haben.
Wieviele Paare kennnst Du denn, die sich beide gleichermassen um ihre Kinder kümmern?
Bei mir sind es zwei Paare, die beide auf 70 Prozent gegangen sind. Eine Frau hat dann für kurze Zeit eine Projektleitung übernommen - und hat diese nach ein paar Monaten abgegeben, weil sie ihren Aufgaben in Teilzeit nicht gerecht wurde.
Und ein einziges Paar, bei denen er sich um die Kinder gekuemmert hat (und nebenbei ein bisschen selbstständig war), während sie sich beruflich in einem technischen Beruf in leitender Position etabliert hat. An einer staatlichen Institution, nicht in der freien Wirtschaft.
Inzwischen sind die Kinder größer und er ist auch wieder in Vollzeit angestellt.
Solange Teilzeit sich negativ auf Karriere und Gehaltserhoehungen auswirkt und es zahlenmässig weit mehr Frauen als Manner sind, die zugunsten der Familie weniger Erwerbsttätigkeitszeiten und damit Abstriche in Kauf nehmen, macht es m. A. nach keinen Sinn, Frauen noch durch eine Wehrpflicht-Zeit zusätzlich zu belasten.
Was wäre für Dich denn eine Überwindung 'alter Rollenbilder'?
Wie soll Frau denn Job und Kinder unter einen Hut bekommen? Dafür braucht es Strukturen, das geht über die individuelle Lebensplanung hinaus.
Wenn Männer sich gleichermassen wie Frauen um ihre Kinder kümmern und Arbeitgeber auch Mitarbeiter fördern, die über einige Jahre nur zu 70% arbeiten möchten, dann kann man auch gern über eine Wehrpflicht für Frauen reden.
Aber derzeit sind wir davon weit entfernt.
Dann bleibt noch das Fruchtbarkeitsfenster, welches bei Frauen schneller abläuft als bei Maennern.
Frauen mit langer Ausbildungszeit, sprich Akademikerinnen, bleiben häufiger kinderlos
als andere Frauen. Die Zeit läuft und eine späte Schwangerschaft ist nicht allen gegeben:
Bei den jüngeren, nach 1982 geborenen Frauen war im Jahr 2022 das Kinderlosigkeitsniveau zwischen den Akademikerinnen und Nichtakademikerinnen noch sehr unterschiedlich. Dies liegt vor allem daran, dass die Akademikerinnen durchschnittlich später ihr erstes Kind bekommen als die Nichtakademikerinnen. Ihre temporäre Kinderlosigkeit bis zum Alter von 40 Jahren ist deshalb höher.
Quelle:
https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/sozialbericht-2024/553065/kinderlosigkeit/Und da dann nochmal ein Jahr oder so fur Wehrpflicht abzuknapsen, macht es nicht besser.
Der Staat hat viele Aufgaben offen, Massnahmen einzufuehren, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie foerdern.
Angefangen mit einem verlässlichem Kinderbetreuungsangebot - wie lange versprochen, aber praktisch nicht gegeben.
Und worin siehst Du eine 'Bestrafung derjenigen, die alte Rollenbilder überwinden möchten', wenn eine Wehrpflicht nur fuer Männer käme und nur fuer Frauen fakultativ bleibt?