abberline schrieb:Schon vorher. Gegner des eigenen Systems, gleichzeitig Fans eines Systems, gegen das eigentlich verteidigt werden soll - das geht in einer Armee irgendwie nicht zusammen, sondern ist völlig destruktiv
Genau, schon vorher. Das ist ja nicht nur beim Einzug in die Streitkräfte ein Problem - es ist ja der Nährboden für viele dieser "Wegwerf-Agenten", die ggf. nicht nur in Wort das liberale System unterminieren wollen sondern auch per Tat.
blueavian schrieb:Das macht keine Sinn. Da gerade Leute mit wenig Bildung das Land eher verteidigen wollen.
Das sind vermutlich aber nicht die gleichen Leute, die die Bundesrepublik und das politische System oder die letzte/jetzige Regierungskoalition als "DDR 2.0" betiteln. Ich möchte nicht "Bildungsferne" an sich kritisieren. Thematisch gesehen ist theoretisch jeder irgendwo/irgendwann bildungsfern (fern davon, in dem Bereich gebildet zu sein). Und auch jemand der allgemein oder spezifisch nicht so viel weiß, kann charakterlich usw. sein Herz am rechten Fleck haben, sinngemäß ausgedrückt.
Zugleich denke ich, dass Leute die unironisch von DDR 2.0 reden und das wirklich so meinen und nicht nur mal als vereinzelte plakative Überspitzung, irgendwo in einer Filterblase leben oder eben relativ bildungsfern sind weil aus meiner Sicht bei nüchterner Betrachtung dieses Narrativ nicht belastbar ist.
blueavian schrieb:Generell ist die Mehrheit auch nicht bereit für Deutschland zu kämpfen.
Was schade ist, so divers auch die individuellen Gründe sein mögen. Dass überbordender Patriotismus aufgrund historischer Aspekte jetzt nicht da ist, kann ich teils nachvollziehen.
Andererseits denke ich mir: Es muss ja nicht immer der stumpfe oder klischeehafte Patriotismus als potenzielle Vorstufe zum Nationalismus sein der Leute anregt, tätig zu werden. Was ich sagen will ist, ich glaube das ist mehr als nur dieses Patriotismus-Thema. Man müsste auch definieren, was man darunter versteht.
Man sieht ja einerseits sehr viele Leute die sich ehrenamtlich engagieren und was für die Gesellschaft tun. Also irgendwo einen Glauben an diese haben, im Kern. Natürlich ist das nicht automatisch vergleichbar mit Wille, physisch zu kämpfen oder sich in Gefahr zu begeben, klar. Aber ich will sagen: Es gibt da draußen Leute die sich nach ihren Fähigkeiten und Präferenzen für andere einsetzen. Dass nicht jede/r Bock auf militärischen Kampf und Lebensgefahr hat, kann ich sehr wohl nachvollziehen.
Aber ich frage mich bei manchen Umfrageergebnissen, die mau sind, ob wir nicht auch irgendwo gesellschaftlichen Zusammenhalt verlernt haben. Ob der Kitt, der die Gesellschaft relativ zusammenhält, erodierte. Antwort: Ja, teils durch schleichende Trägheit nach vielen Jahrzehnten Frieden (ich weiß es klingt paradox) und relativem Wohlstand für viele (augenscheinlich ist es zumindest so gut, dass es auch aus dem Ausland viele Leute anlockt). Teils durch gesellschaftliche Teilung. Und ja, vielleicht auch in Teilen durch politische Akteure die falsche Prioritäten gesetzt haben oder schlecht ihr Handeln kommuniziert haben.
Die Frage ist: Wie erhöht man wieder allgemeines Vertrauen in eine heterogene Gesellschaft mit Gruppendenken und Gräben, teils von außen (Desinformation aus dem Ausland) gezogen, teils intern entstanden. Würde der gesellschaftliche Kitt wieder stärker, so würden sich generell auch mehr Leute wieder "für ihr Land" (bzw. die Leute darin) einsetzen. Zivil wie militärisch.
Dazu gehört für mich auch alte naive eher linksneigende Dogmen abzulegen wie "Militär böse" - ja, aber nur wenn man damit böse Dinge tut. Zur Verteidigung legitim. Das wurde die letzten Jahre immerhin besser, teils auch leider dem Zwang geschuldet, sich in unsicheren Zeiten ggf. wieder mehr verteidigen zu müssen.