Antirussische Stimmung durch den Russland/Ukraine Krieg

Tripane schrieb:Ja, das rechtfertigt aber nicht, es beliebig auch mit anderen zu tun.

Macht ja auch niemand. Oder verliert einer der gesperrten Sportler seine Heimat, seine Familie oder sein Leben, wenn sie/er nicht an der Veranstaltung teilnehmen darf?

Tripane schrieb:Auch das ist nicht ganz sachlich, denn es geht ja nicht unbedingt um Millionäre. Die meisten Sportler sind davon sehr weit entfernt. Die Preisgelder, die sie bekommen, reichen gemittelt oft nicht einmal für die Reise- und Hotelkosten.

Zumindest was Tennisprofis angeht, sind diejenigen, die regelmäßig für die großen Turniere qualifiziert sind, in der Regel nicht arm.
Da bekommt der Erstrundenverlierer schon einen Betrag in fünfstelliger Höhe. Bei den Australian Open 2022 waren es sogar 103.000 €.
https://www.vermoegenmagazin.de/preisgeld-australian-open/
Für einen Erstrundenverlierer (!)

Sorry, 103.000 US-Dollar natürlich, nicht Euro. (Leider Editierzeit vorbei)

Rasenmayer schrieb:Macht ja auch niemand. Oder verliert einer der gesperrten Sportler seine Heimat, seine Familie oder sein Leben, wenn sie/er nicht an der Veranstaltung teilnehmen darf?

Im Moment ist mir dahingehend noch nichts bekannt. Würde mich aber auch nicht zu sehr wundern, wenn sich das einige wünschen würden.

Tripane schrieb:Würde mich aber auch nicht zu sehr wundern, wenn sich das einige wünschen würden.

Das ist aber auch schon wieder eine ziemlich üble Unterstellung.

Rasenmayer schrieb:Das ist aber auch schon wieder eine ziemlich üble Unterstellung.

Nein, ist es nicht. Das ist eine Meinungsäußerung, zu der ich stehe.

Ich halte die Diskussion für überflüssig.
Sportler können sich bemühen für andere Länder anzutreten und auf die russische Flagge dadurch verzichten.
Die paar Sportler können sich frei entscheiden. Die haben es leichter wie die Menschen in der Ukraine.

Der Turner Ivan Kuliak schockiert mit seiner provozierenden Aktion die Sportwelt.
Gegen den russischen Turner wird ermittelt, nachdem er am Samstag in Katar ein nationales Kriegssymbol auf seinem Trikot trug, als er neben seinem ukrainischen Konkurrenten auf dem Podium stand.

Quelle: https://de.euronews.com/2022/03/07/russischer-turner-schockiert-mit-kriegssymbol-z-auf-der-brust

Er wurde nur 19 Jahre alt: Biathlon-Jungstar im Ukraine-Krieg getötet

Quelle: https://www.tz.de/sport/wintersport/biathlon-ukraine-krieg-konflikt-yevgeny-malyshev-tot-soldat-russland-putin-news-91382972.html

Zwei Fußballer getötet
Der Krieg der ukrainischen Sportler

Quelle: https://www.n-tv.de/sport/Der-Krieg-der-ukrainischen-Sportler-article23166846.html

Angriff auf Mariupol Kickbox-Weltmeister getötet

Quelle: https://www.rundschau-online.de/news/sport/angriff-auf-mariupol-kickbox-weltmeister-getoetet---trainer-kuendigt-rache-an-39579100?cb=1650664408686&

@shionoro

Antirussische Stimmung durch den Russischen Vernichtungskrieg.
Das klingt so fragend.

Russisches Kriegsschiff, fick dich

Röhrich schrieb:Einige Sportler haben ohne zu sagen warum, die Nationalität gewechselt und treten Wettkämpfe nun unter anderer Flagge an.
Das nennt sich distanzieren

Das halte ich für die konsequenzenste Distanzierung, wie im Fall der Ballerina, die jetzt "für" die Niederlande tanzt.

Tripane schrieb:Ja, das rechtfertigt aber nicht, es beliebig auch mit anderen zu tun.

Durch einen sportlichen Ausschluss verliert aber niemand sein Leben.

Ich finde zwar auch bedenklich, wenn ein ganzes Volk ausnahmslos für ihre Regierung (die noch dazu eine regelrechte Diktatur ist) verurteilt wird, man kann aber die Situation jener Sportler nicht mit zahlreichen Familien die alles verloren haben, vergleichen.

Pallas schrieb:Ich finde zwar auch bedenklich, wenn ein ganzes Volk ausnahmslos für ihre Regierung (die noch dazu eine regelrechte Diktatur ist) verurteilt wird

Es ist einfach nicht richtig, Menschen für etwas zu verurteilen, was sie nicht unterstützen. Rubljow hat in Dubai nicht mit seinem Namen unterschrieben, sondern "No war, please" als Botschaft hinterlassen. Natürlich ist das jetzt inhaltlich nicht bedeutend, schon die Verwendung des Wortes "Krieg" ist letztlich eine Verfälschung der tatsächlichen Ereignisse. Aber da geht auch wahrscheinlich darum, Angehörige nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Somit ist der Ruf nach Frieden zumindest als ein "Statement" einzuordnen.
Weiter werden Spieler, die keine Weltranglistenpunkte erhalten, sportlich benachteiligt. Wird Zeit das sich der Weltverband äußert, um da eine gemeinsame Linie vorzugeben.

Der zitierte Beitrag von Rasenmayer wurde gelöscht. Begründung: Spam, Quelle der Bilder fehlt.

Zunächst danke für die doch recht aussagekräftigen Bilder über Sabalenka. Sind das aktuelle Fotos?

Deswegen habe ich bereits darauf hingewiesen, dass wenn man das Turnier mit russischer Beteiligung ausrichtet, unbedingt ein striktes Reglement eingehalten werden müsste. Dazu würde zB gehören, das Abspielen der russischen Hymne zu untersagen, ebenso ihre Trainingsanzüge in den russischen Farben, keine russischen Flaggen usw.

Tripane schrieb:Naja, man muß es nicht übertreiben. Nur weil jemand in Russland geboren ist, muß er das in meinen Augen nicht verleugnen, nur um nicht als Propagandist zu gelten. Wo ist da die Grenze? Das ist für mich eine hochinteressante, auch philosophische Frage.

Natürlich geht die Entscheidung von Wimbledon, welches bereits Schwarze und Juden in seiner Geschichte ausgeschlossen hatte, weit über den Tennisplatz hinaus. Wir leben hier auch mit befreundeten Russen zusammen. Auf diesen Weg wird vorgelebt, dass "der Russe" an sich auszuschließen ist. Das lädt nicht gerade zur Fahnenflucht ein...

Wer als russischer Sportler weiter an Wettkämpfen teilnehmen will kann ja auf seine Staatsbürgerschaft scheißen und für ein anderes Land auflaufen. Tun sie es nicht, heißt das für mich, dass ihr Nationalstolz so groß ist, dass sie diesen Angriffskrieg zumindest egal finden, wenn nicht sogar unterstützen. Wenn die deutsche Regierung und die deutsche Gesellschaft so drauf wäre wie die russische würde ich mir als Sportler ganz schnell ne andere Nationalität zulegen wollen und Deutschland für immer den Rücken kehren. Würde ich das nicht wollen, würde ich das ja gutheißen und stolz drauf sein was mein Land tut. Ich bin dafür alle russischen Sportler und sonstwas für Leute aus allen möglichen Wettkämpfen auszuschließen. Wir sind doch der böse Westen. Was wollen die also hier. Es will ja auch kein deutscher Sportler nach Russland zu nem Wettkampf fahren, warum sollte es also umgekehrt der Fall sein. Wenn man russische Unternehmen sanktioniert, dann auch alles andere russische. Jeder kann sich dazu entscheiden gegen seine eigene Regierung, die Kinder vergwaltigen und töten lässt, anzugehen und ihr den Rücken zu kehren. Wenn man es nicht macht, ist der Nationalstolz wohl doch recht groß!

leakim schrieb:Wer als russischer Sportler weiter an Wettkämpfen teilnehmen will kann ja auf seine Staatsbürgerschaft scheißen und für ein anderes Land auflaufen. T

Naja, ich sehe keinen eklatanten Unterschied in der Beurteilung der Haltung von einem russischen Spieler und gewissen Verhaltensrichtlinien oder den von dir (oder anderen) präferierten Wechsel zur Staatsbürgerschaft. Beide Maßnahmen können eine Alibifunktion sein. Sowohl die Haltung als auch der kurzfristige Wechsel der Staatsbürgerschaft. Der Mensch dahinter löst sich ja nicht auf, wenn er für Tuvalu an den Start geht. Es bleibt ein Russe. Was wäre also schlimm daran, zB festzulegen, dass man mit der Teilnahme sich von dem Angriffskrieg distanziert und jeglichen Bezug zu Russland aufgrund der Aktualität zu unterlassen hat.

leakim schrieb:Wenn die deutsche Regierung und die deutsche Gesellschaft so drauf wäre wie die russische würde ich mir als Sportler ganz schnell ne andere Nationalität zulegen wollen und Deutschland für immer den Rücken kehren. Würde ich das nicht wollen, würde ich das ja gutheißen und stolz drauf sein was mein Land tut.

Allgemein kommt es mir ein wenig so vor, als würde man das was man in Deutschland lange versäumt hat, nämlich die eigene Vergangenheit entschlossen aufzuarbeiten, auf die Ukraine projiziert. Die ewige Relativierung der Wehrmacht oder der geforderte Schlussstrich waren doch sehr lange gut öffentlich wahrnehmbar. Wäre man mal mit ähnlichem Ehrgeiz vorgegangen, wie das jetzt im Umgang mit Russland der Fall ist, sähe es vor der eigenen Türe etwas sauberer oder aufgeräumter aus. Bitte nicht falsch verstehen, ich begrüße es ausdrücklich an der Seite der Ukrainer zu stehen. Vorbehaltlos. Doch dazu gehört es für mich auch Türen offenzulassen, für diejenigen, die diesen Wahnsinn nicht verantworten wollen.

leakim schrieb:ch bin dafür alle russischen Sportler und sonstwas für Leute aus allen möglichen Wettkämpfen auszuschließen.

Die Frage hatte @Tripane schon mal ins Spiel gebracht. Was sind "sonstwas" für Leute? Dirigenten, Bands, Künstler, Wladimir Kaminer? Wo ist die Grenze?

leakim schrieb:Was wollen die also hier.

Es ist am Beispiel von Wimbledon ihr Job, Tennis zu spielen.

MokaEfti schrieb:Zunächst danke für die doch recht aussagekräftigen Bilder über Sabalenka. Sind das aktuelle Fotos?

Die Bilder waren aus 2020/21 (sind ja jetzt weg, weil "Spam")

Dass eine Frau Sabalenka nicht unbedingt zu den Regimekritischsten gehört, zeigt auch dieser Artikel aus der taz. In dem geht es um die Proteste von Sportlern nach der "Wiederwahl" von Lukaschenko.

Auszug:

Es gibt auch Athleten, die sich recht unverblümt gegen die Proteste stellen. Aryna Sabalenka, elfte der Tennisweltrangliste hat mehrfach erklärt, sie sehe keinen Sinn in den Demonstrationen. Immerhin habe sie in Belarus bisher in Frieden und Wohlstand gelebt. Und wolle auch, dass alles so bleibe. Alena Leu­tschan­ka hat die Aussagen mit den Worten quittiert: „Ich weiß nicht, in welchem Land du leben willst. Auch in Nordkorea leben die Menschen im Frieden.“

kompletter Artikel:
Quelle: https://taz.de/Proteste-in-Belarus/!5728275/

Pallas schrieb:Durch einen sportlichen Ausschluss verliert aber niemand sein Leben.

Ich finde zwar auch bedenklich, wenn ein ganzes Volk ausnahmslos für ihre Regierung (die noch dazu eine regelrechte Diktatur ist) verurteilt wird, man kann aber die Situation jener Sportler nicht mit zahlreichen Familien die alles verloren haben, vergleichen.

Mir geht es darum, dass man sich bei Sanktionen und "Abstrafungen" überlegen sollte, ob eine Maßnahme in irgendeiner Form überhaupt geeignet ist, direkt oder wenigstens indirekt den Krieg zu beenden oder wenigstens zu beeinflussen.
Treffe ich jemanden, der den Angriffskrieg wollte, der ihn aktiv vorantreibt, der vom Erfolg dieses Angriffes profitieren würde, der ihn unterstützt (egal wie) oder der einen Einfluß auf die russische Regierung hat (wenn auch indirekt). All das, und ähnliche Überlegungen, sollten doch in einem halbwegs vernünftigen Maß gemacht werden.

MokaEfti schrieb:Was wäre also schlimm daran, zB festzulegen, dass man mit der Teilnahme sich von dem Angriffskrieg distanziert und jeglichen Bezug zu Russland aufgrund der Aktualität zu unterlassen hat.

In Sachen legaler Steuerhinterziehung durch Hauptwohnsitzverlegung nach Monaco oder in die Schweiz scheißen die Spitzensportler doch auch auf ihre Nation.

Rasenmayer schrieb:Es gibt auch Athleten, die sich recht unverblümt gegen die Proteste stellen. Aryna Sabalenka, elfte der Tennisweltrangliste hat mehrfach erklärt, sie sehe keinen Sinn in den Demonstrationen. Immerhin habe sie in Belarus bisher in Frieden und Wohlstand gelebt. Und wolle auch, dass alles so bleibe. Alena Leu­tschan­ka hat die Aussagen mit den Worten quittiert: „Ich weiß nicht, in welchem Land du leben willst. Auch in Nordkorea leben die Menschen im Frieden.“

Ok, wusste ich nicht... Aber das hört sich mit Verlaub "brunsdumm" und völlig egoistisch an. Dazu passt es dann, dass sie keine Probleme damit hätte ein blau-gelbes Armband zu tragen. Wie der Wind gerade weht... Solche Leute, wie auch der Umgang von Özil mit Erdogan zeigt, gibt es leider massenweise. Obwohl wahrscheinlich Özil mit mehr Herzblut hinter Erdogan steht, denn er würde wohl kaum die kurdischen Farben als Armband tragen.

Das fehlende realistische Politikverständnis in solchen Ländern trägt auch einen Teil dazu bei. Die Leute sollen sich möglichst nicht einmischen und werden darauf abgerichtet, sich möglichst systemkonform zu verhalten. Es gab kürzlich eine Reportage wie die russische Regierung aufkommende Bands sanktioniert, die sich kritisch mit der dortigen Politik auseinandersetzen. Lange vor dem Angriff. Es ist sicher nicht nur der Krieg von Putin, aber man sollte mMn vorsichtig mit der kollektiven Täterbenennung sein.

Tripane schrieb:Mir geht es darum, dass man sich bei Sanktionen und "Abstrafungen" überlegen sollte, ob eine Maßnahme in irgendeiner Form überhaupt geeignet ist, direkt oder wenigstens indirekt den Krieg zu beenden oder wenigstens zu beeinflussen.

Das Argument verstehe ich zwar, aber der Kreml kann einen Turnier-Sieg zB auch für seine Propaganda einsetzen.

https://www.bpb.de/themen/europa/russland-analysen/271462/fussball-wm-in-russland-sport-politik-und-wirtschaft-senzows-hungerstreik/

Es ist zwar schade, dass jetzt Leute, die nichts mit dem Krieg zu tun haben wollen, dies praktisch "ausbaden" müssen, aber ansonsten würde man den Angriffskrieg gegen einen souveränen Staat relativieren.

Tripane schrieb:Mir geht es darum, dass man sich bei Sanktionen und "Abstrafungen" überlegen sollte, ob eine Maßnahme in irgendeiner Form überhaupt geeignet ist, direkt oder wenigstens indirekt den Krieg zu beenden oder wenigstens zu beeinflussen

Es gibt zur Zeit keine Sanktion die den Krieg beeinflussen würde. Putin hat sich das Ziel gesetzt die Ukrainer aus der Geschichte zu radieren und das wird er machen, oder versuchen, egal was kommt. Da wird ihn keine Sanktion dran hindern!

Röhrich schrieb:Einige Sportler haben ohne zu sagen warum, die Nationalität gewechselt und treten Wettkämpfe nun unter anderer Flagge an.
Das nennt sich distanzieren.
Wer das nicht möchte, dem bleibt dann nur zu hoffen, dass sich die Lage der Welt irgendwann wieder ändert, so lange unter russischer Flagge ein Angriffskrieg stattfindet, so lange werden die unter dieser mit Einschränkungen leben müssen.

@Röhrich
Das meine ich mit "gekniffen".

Wenn ein paar Spitzensportler von der Flagge gehen, wird das die russische Führung nicht besonders ärgern.
Das sind ganz einfach Verräter.
Dramatisch würde es, wenn die abhauen, die die Sportler erfolgreich machen: Trainer, Ärzte
Da würde mich interessieren, wie es in den Reihen hinter den Sportlern aussieht. Man sieht sie fast nicht, aber sind um so bedeutsamer.
Die sind wahrscheinlich eingeschworen auf das System.

leakim schrieb:Es gibt zur Zeit keine Sanktion die den Krieg beeinflussen würde. Putin hat sich das Ziel gesetzt die Ukrainer aus der Geschichte zu radieren und das wird er machen, oder versuchen, egal was kommt. Da wird ihn keine Sanktion dran hindern!

Das sehen viele aber anders. Wenn dem so wäre, müßten alle und die Ukrainer logischerweise sofort aufgeben. Ich glaube nicht, dass man das jetzt schon sagen kann.

frauZimt schrieb:Wenn ein paar Spitzensportler von der Flagge gehen, wird das die russische Führung nicht besonders ärgern.
Das sind ganz einfach Verräter.

Das wird die Führung schon ärgern, denn es schwächt die Propaganda.
Und die Bevölkerung nimmt es war, wenn ihre Idole wegen dem Krieg nun nicht mehr Teil dieses Russlands sein wollen.
Solche Systeme nutzen auch den Sport um ihre "Stärke" zu beweisen.